Von Dakar nach Dschibuti Große Beute für das Musée de l’homme

F 2020 (Dakar-Djibouti 1931, le butin du musée de l’Homme, 58 Min.)
  • Dokumentation
  • Geschichte
Der französische Ethnologe Marcel Griaule hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein „wissenschaftliches Schaufenster“ der Kolonialisierung zu schaffen. – Bild: Musée du quai Branly /​ © Musée du quai Branly
Der französische Ethnologe Marcel Griaule hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein „wissenschaftliches Schaufenster“ der Kolonialisierung zu schaffen.

Am 16. Mai 1931 begeben sich sechs junge Ethnografen – einer von ihnen ist der Schriftsteller Michel Leiris – auf eine Expedition. Zwei Jahre werden sie unter der Leitung von Michel Griaule von Dakar bis Dschibuti quer durch Afrika reisen. Sie wollen neue ethnografische Methoden testen und so der Ethnologie zum Status einer modernen und humanistischen Wissenschaft verhelfen. Außerdem suchen sie Objekte, die die Sammlungen des Pariser Musée d’Ethnographie vervollständigen sollen. Zum Studium des „afrikanischen Menschen“, seiner Lebensweisen, Traditionen und Religionen verfolgen sie ein präzises Programm.

Griaule leitet die Mission nach militärischen, juristischen und medizinischen Prinzipien. Hunderte von Akten begleiten die nach Frankreich überführten Gegenstände. Die gestohlenen Objekte sind „Beweisstücke“, deren „Zusammenführung noch aufschlussreichere und sicherere Archive bildet als die Schriftarchive“. Am Ende bringt die Gruppe von rituellen Masken bis zum handgefertigten Schloss 3.600 Gegenstände nach Frankreich. Hinzu kommen 60m² Wandmalereien, 300 äthiopische Manuskripte, 3.000 Fotografien, 3.600 Meter Filmrolle, 200 Tonaufnahmen, Zeichnungen, 15.000 Akten zur ethnografischen Dokumentation und – für die Anthropologie-Abteilung – 70 Schädelknochen und Gebeine sowie 1.000 Porträts von „Ureinwohnern“.

Auf der Reise führte Michel Leiris ein Tagebuch, das 1934 unter dem Titel „Phantom Afrika“ veröffentlicht wurde. Darin beschreibt er in persönlichen und lebendigen Bildern das Geschehen und umreißt die Grenzen für ein derartiges wissenschaftliches Unterfangen in einem kolonialen Kontext. Aus subjektiver Perspektive blickt er auf die Ethnografie und das Zusammentreffen mit anderen Kulturen.

Außerdem beschreibt und beklagt er als Mittäter die Einschüchterungen und das räuberische Vorgehen beim Beschaffen der Objekte. Marcel Griaule sollte ihm die Veröffentlichung dieses Reisetagebuchs nicht verzeihen. 90 Jahre später zeigt sich, wie sehr Europa vom Diebstahl dieser Gegenstände, die bald in die westliche Kultur integriert wurden, profitierte. In den betroffenen Ländern hinterließ ihr massenhafter Verlust und ihre lange Abwesenheit mindestens ebenso bedeutende Folgeschäden, die jedoch nur schwer zu bemessen sind. Zerstörung und Sammlung sind zwei Seiten derselben Medaille. (Text: arte)

Deutsche TV-Premiere05.04.2022arteDeutsche Premiere29.03.2022arte Mediathek

Originalsprache: Französisch

Sendetermine

Do 16.03.2023
02:10–03:10
02:10–
Di 05.04.2022
23:15–00:15
23:15–

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