Schocken – Der Selfmade-Man

IL / D 2021 (Schocken, Al Gvul HaKonsensus, 85 Min.)
  • Portrait
  • Dokumentation
  • Geschichte
Vor 90 Jahren, am 1. April 1933, wurden in Deutschland auch seine Kaufhäuser boykottiert. Später wurden sie von den Nazis „arisiert“. Da war der Unternehmer und Mäzen Salman Schocken schon geflohen. Der Film setzt sich erstmals mit dem spannenden Leben dieses engagierten Kulturkämpfers auseinander und verfolgt die Spuren seines Wirkens in Deutschland und Israel heute. – Chemnitz, SMAC – von Mendelsohn gebautes Kaufhaus, Foto aus 2020. – Bild: rbb/​Noemi Schory
Vor 90 Jahren, am 1. April 1933, wurden in Deutschland auch seine Kaufhäuser boykottiert. Später wurden sie von den Nazis „arisiert“. Da war der Unternehmer und Mäzen Salman Schocken schon geflohen. Der Film setzt sich erstmals mit dem spannenden Leben dieses engagierten Kulturkämpfers auseinander und verfolgt die Spuren seines Wirkens in Deutschland und Israel heute. – Chemnitz, SMAC – von Mendelsohn gebautes Kaufhaus, Foto aus 2020.

Der jüdische Unternehmer Salman Schocken gründet 1904 eine Kaufhauskette mit einer bahnbrechenden Geschäftsidee: Er will den Lebensstil der „kleinen Leute“ mit modernem Design revolutionieren – und verbindet modernes Management mit sozialen Leistungen für seine Angestellten. Erich Mendelsohn baut für ihn Gebäude in Nürnberg, Stuttgart und Chemnitz. Bald gehören 22 Kaufhäuser und 6.000 Mitarbeiter zu Schockens Imperium. Den wirtschaftlichen Erfolg nutzt Schocken, um einer humanistischen Vision zu folgen, die die Kultur in den Mittelpunkt der menschlichen Entwicklung stellt – und jüdischen Menschen eine kulturelle Heimat gibt.

Als Autodidakt wird er zum profilierten Literaturkenner und Buchsammler. 1929 gründet er das „Schocken Institut zur Erforschung der hebräischen Poesie“, 1931 in Berlin den Schocken Verlag, in dem u.a. das Werk Franz Kafkas erscheint. Als Mäzen fördert er zahlreiche jüdische Schriftsteller und Gelehrte. Er folgt einer größeren Mission: Er möchte dem jüdischen Volk eine kulturelle Heimat geben.

Eine liberale, säkulare Identität, die sich über die reichhaltige Tradition jüdischer Literatur und Kunst, unabhängig von territorialen Grenzen, definiert. Im Deutschland der Weimarer Zeit war Salman Schocken eine allseits bekannte Größe: Hannah Arendt nannte ihn den „jüdischen Bismarck“ – er selbst sah sich als „Kulturpapst“. Die Nazis entreißen ihm erst seine Warenhäuser, dann den Verlag. Schocken selbst floh schon 1934 nach Palästina. Doch für den Freigeist Schocken war es schwer, hier Wurzeln zu schlagen.

Sein Engagement im Rahmen von Brit Shalom, einer Aktivistengruppe meist europäischer Immigranten, die sich für die Koexistenz von Juden und Arabern einsetzte, hatte keinen Erfolg. Er kauft die liberale Tageszeitung Haaretz, die heute von seinem Enkel Amos weitergeführt wird. Die USA und die Schweiz waren weitere Fluchtorte, aber Schockens Vision einer liberalen, an der jüdischen Tradition orientierten geistigen Offenheit und Identität war gebrochen. Als „wandernder Jude“ starb er 1959 in der Schweiz. Unternehmer, Intellektueller, Büchermensch, Verleger, Mäzen, Ästhet – in ihrem Film „Schocken – Ein deutsches Leben“ spürt Noemi Schory dem Leben und Werk einer der visionärsten und kulturell engagiertesten Unternehmer-Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts nach.

Exklusive Archivaufnahmen illustrieren eine historische Reise von Zwickau über Chemnitz, Crimmitschau und Berlin bis nach Jerusalem; Zeitzeugen und Schocken-Kenner berichten über die Bedeutung des Entrepreneurs für die jüdische Kulturgeschichte. Ein vielschichtiger Porträtfilm, der eine Brücke von frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart schlägt.

Salman Schockens Wirken in Deutschland erforscht der Film in Berlin, Zwickau, Chemnitz und Crimmitschau mithilfe von Zeitzeugen und Schocken-Kennern und spannenden unveröffentlichten Archivschätzen. Diese erstmalige filmische Auseinandersetzung mit Schockens Leben ermöglicht es, sowohl die überraschend vitalen Wurzeln der deutsch-jüdischen Kultur zu entdecken als auch ein anderes Verständnis für eine jüdische Heimat abseits von geografischen Grenzen zu reflektieren. (Text: rbb)

Deutsche TV-Premiere29.03.2023rbbDeutscher Kinostart04.11.2021

Originalsprache: Hebräisch

DVD & Blu-ray

Streaming & Mediatheken

Sendetermine

Mo 11.09.2023
01:10–02:30
01:10–
Mi 29.03.2023
23:25–00:45
23:25–

Cast & Crew

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