Onkel Wanja

SU 1971 (Дядя Ваня, 98 Min.)
  • Drama
  • Familienfilm
  • Literaturverfilmung

Es ist heiß und alle langweilen sich zu Tode. Ein schrottreifer Kombi kreist wie in Zeitlupe um die Spielfläche und die illustre Sommergesellschaft auf dem russischen Landgut versucht sich verzweifelt die Zeit zu vertreiben, mit Federball spielen und Tee trinken. Hin und wieder schlägt der alte Professor mit seinen Monologen alle in die Flucht, während seine junge Frau Elena wie ein schönes Raubtier lasziv über die Bühne tigert. Wanja und der Arzt sind maßgeblich mit Rauchen oder Trinken beschäftigt, schwelgen in Erinnerungen über die gute alte Zeit. Letztendlich kreist alles, wie immer bei Tschechow, um den Erhalt des Gutes, eigentlich aber geht es um einsame Menschen, darum, dass jeder jemanden liebt, nur leider nicht reziprok.

Wanjas kleine Nichte Sonja liebt den Arzt, alle anderen lieben Elena. Und der Professor denkt nur daran, wie er weiterhin Geld aus dem Gut pressen kann und kommt letztlich zu dem Schluss, es zu verkaufen. Wanja und Sonja sehen sich um ihre Heimat beraubt. Die Situation eskaliert, Schüsse fallen. „Ein Stück über Zeit und Licht. Über die Schönheit und die Flüchtigkeit des Augenblicks.“ (Robert Borgmann). Der junge Regisseur Robert Borgmann schafft es auf unvergleichliche Weise, die trostlose Ausweglosigkeit der Figuren und die Hitze eines quälend ereignislosen Sommers für den Zuschauer fast körperlich spürbar auf die Bühne zu bringen.

Gedehnte Zeit wechselt mit eruptiven Ausbrüchen der Figuren aus ihrer Lethargie ab. Bei aller Depression bleibt aber immer noch Platz für das Tschechow’sche Augenzwinkern. Eine Bühne ganz aus Licht und einlullende Klänge zaubern auf einer weitgehend kargen Bühne den russischen Sehnsuchtskosmos ohne den üblichen Samowar-Kitsch. Er nimmt sich Zeit, das Beziehungsgefüge aus den Fugen geraten zu lassen, entschleunigt, ohne je zu langweilen. (Text: ZDF)

„Onkel Wanja“ (1897 entstanden) ist eines der bedeutendsten Theaterstücke Anton Tschechows. In einem Brief an Tschechow schrieb der russische Schriftsteller Maxim Gorki: „Ich erzittere vor Begeisterung über Ihr Talent und vor Entsetzen über die Menschen, über unser farbloses Bettlerdasein. Wie haben Sie da so kräftig auf die Seele geschlagen und wie treffsicher“. Anton Pawlowitsch Tschechow (29.1.1860 – 15.7.1904) gilt als Meister der Kurznovelle. Lebensangst und seelisches Leid waren seine Hauptthemen (u.a. „Die Steppe“, „Die Möwe“, „Onkel Wanja“, „Der Kirschgarten“), schlichte Sprache und wehmütige Stimmung Stilmerkmale. Regisseur Andrej Michalkow-Kontschalowski (u.a. „Der erste Lehrer“, „Asjas Glück“, „Ein Adelsnest“) hat es meisterhaft verstanden, Atmosphäre, Stimmungen und Haltungen der Tschechow-Vorlage filmisch einzufangen und ihr – auch Dank hervorragender Darsteller – eigenes Profil zu geben. Kontschalowski siedelte 1980 in die USA über und nennt sich nun Konchalovsky. (Text: MDR)

Originalsprache: Russisch

DVD & Blu-ray

Sendetermine

Di 13.07.2004
00:15–01:55
00:15–
Mo 24.01.2000
23:25–01:05
23:25–

Cast & Crew

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Onkel Wanja online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.