Auf eine Melange mit Musalek Folge 39: Woran leiden wir und warum – und was können wir dagegen tun?
Folge 39
39. Woran leiden wir und warum – und was können wir dagegen tun?
Folge 39
Prof. Musalek unterscheidet beim Begriff „Leiden“ zwei unterschiedliche Verwendungen: Wenn wir über Leiden sprechen, dann gibt es einerseits das Leiden als Synonym für Krankheit und zum anderen als Bezeichnung für einen bestimmten Gefühlszustand, den alle schon einmal erlebt haben und der aber nicht leicht zu beschreiben ist. Wir liegen in diesem Fall oftmals auch dem Irrglauben auf, dass wir wegen einer Tatsache – also z.B. wegen einer Erkrankung oder einer Beziehungsproblematik leiden, doch in der Realität entsteht der Leidensdruck meistens aufgrund der Relevanz des Faktums, die wir ihr beimessen.
Das bedeutet, dass wir im Falle einer schlimmen Erkrankung wie z.B. eines Karzinoms, sofort zu leiden beginnen, sobald wir erfahren, dass wir es haben und nicht zum Zeitpunkt des Entstehens. Auch nicht erst dann, wenn physische Beschwerden bzw. Schmerzen auftreten. Wir leiden nicht so sehr
am Faktum, sondern an der Bedeutung, die wir ihm geben. Hier kann Gesprächs- und Psychotherapie sehr gut bei der Leidensminimierung helfen, da mittels ihr Bedeutungsveränderungen herbeigeführt werden können. Das Leiden wird verstärkt, wenn wir schlechte Erfahrungen hinsichtlich des früher Erlebten gemacht haben.
Fehlen Coping Mechanismen, dann fällt uns schwer eine Lösung zu finden. Ein zweiter wichtiger Aspekt für die Fähigkeit mit einem belastenden Ereignis bzw. mit Leiden umzugehen, ist der körperliche und psychische Allgemeinzustand, in dem wir uns bei Ereigniseintritt befinden. Wenn wir uns insgesamt in einem schlechten psychischen Zustand befinden, haben wir keine Valenzen zur Bewältigung zur Verfügung und das Leiden wird verstärkt und nicht selten auch prolongiert, womit die Gefahr besteht, dass das chronische Leiden in eine psychische Erkrankung mündet. (Text: ORF)