Die Reise beginnt in der märchenhaften Sumpflandschaft, der sogenannten Atchafalayas, im Mündungsgebiet des rund 3.800 Kilometer langen Mississippi. In den heißen Sümpfen von Louisiana, den „Swamps“, wimmelt es von Pelikanen, seltenen Seevögeln und Alligatoren. Die Menschen leben auf Hausbooten oder in hie und da verstreuten Häusern. Dies ist die Heimat der Akadier, wie sich die Nachkommen französischer Einwanderer nennen. Bis heute halten sie die Kultur und Traditionen ihrer Vorfahren am Leben, vor allem deren Musik, Cajun und Zydeko. Im Hafen von New Orleans legen nur noch selten Schaufelraddampfer wie die Natchez ab. „The Big Easy“, wie die Stadt wegen der lockeren Lebensart ihrer Bewohner auch genannt wird, hat trotz der Verheerungen durch den Wirbelsturm Katrina kaum etwas von ihrer Schönheit und ihrem Charme verloren. Nach Einbruch der Dämmerung hört man vor allem in Vororten wie Tremé bis heute ihren legendären Jazz – oft in versteckten, überfüllten Kneipen. In Orten wie diesen wurde er vor hundert Jahren geboren, hier ist er jung und aufregend
geblieben. Flussaufwärts lädt an vier Sonntagen im Oktober „Angola“ zum wildesten Rodeo im Süden der USA. Angola ist eines der größten Gefängnisse der USA, mit über 5.000 zumeist lebenslänglich einsitzenden Häftlingen. Weit über zehntausend Besucher können sich an jedem dieser Wochenenden scheinbar frei in dieser Stadt hinter Gittern bewegen. Gefangene verkaufen an Ständen, was sie in der Haft hergestellt haben, und unterstützen so ihre Angehörigen „draußen“. Für die Gefangenen wiegt der Kick, in der tobenden Arena wilde Bullen zu reiten, das Risiko auf, sich dabei alle Knochen zu brechen. Kaum etwas steht mehr für den Geist des „tiefen Südens“ als die stattlichen Herrenhäuser aus der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich die „Plantations“ entlang des Mississippi auf. Sie erinnern nicht nur an Romanfiguren wie Scarlett O’Hara aus „Vom Winde verweht“, sondern auch an das Schicksal der Sklaven. So sind in der „Evergreen Plantation“ die Hütten der Sklaven und Plantagenarbeiter bis heute beinahe vollständig erhalten geblieben. (Text: arte)