Folge 11
Folge 11 (2019/2020)
Folge 11Tschechien: was aus der Freiheit wurde
Autor: Danko Handrick
Rund 4.000 DDR-Bürger flüchteten 1989 in die Prager Botschaft. Der Prager Arzt Frantisek Chaloupka erlebte mit, wie der Botschaftsgarten immer voller wurde, wie immer mehr Menschen die Polzeiabsprerrungen durchbrachen. Er brachte Essen an den Zaun, half, wo er konnte. „Sie machen sich keine Vorstellung, wie wir die Flüchtlinge damals beneidet haben. Die haben jetzt die Freiheit und wir?“, erzählt er. Chaloupka hörte den Jubel der Menschen, als der damalige Außenminister Deutschlands Hans-Dietrich Genscher auf den Botschaftsbalkon trat.
Die Entschlossenheit so vieler DDR-Bürger ermutigte viele Tschecheslowaken und so gingen auch sie auf die Straße und forderten das Ende des Kommunismus. In der sogenannten Samtenen Revolution erkämpften sie sich nur wenige Wochen nach dem Mauerfall dann ihre Freiheit und jubelten selbst. Aber was wurde aus den Träumen von 1989? Frantisek Chaloupka ist besorgt, längst ist aus dem Jubel Frust geworden. Laut einer aktuellen Umfrage findet nur ein Drittel der Tschechen, dass sich ihr Leben seit der Wende verbessert hat.
Polen/Deutschland: Kämpferin für die deutsch-polnische Freundschaft
Autorin: Friederike Witthuhn
Mit dem Mauerfall vor 30 Jahren hat sich nicht nur das Leben für die Ostdeutschen geändert. Auch die Beziehungen Deutschlands zum Nachbarland Polen wurden immer offener. Vor 15 Jahren trat Polen der Europäischen Union bei. Dank Schengener Abkommen gibt es keine Grenzkontrollen mehr. Viele Polen sind nach Deutschland gezogen. Mehr als 600 leben heute in dem rund 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Dorf Löcknitz, nur ein paar Kilometer von der polnischen Metropole Stettin entfernt. Dazu gehört auch Katarzyna Werth. Sie spricht Deutsch und Polnisch, gehörte zu den Ersten, die Ende der 1990er-Jahre ihr Abitur am Deutsch-Polnischen Gymnasium in Löcknitz ablegten. Ihr Ehemann ist Deutscher, die Kinder wachsen zweisprachig auf. Heute sieht sich die 39-Jährige als Vermittlerin zwischen beiden Ländern, die immer noch auf dem Weg sind, zueinander zu finden.
Polen: die Werte der Solidarnosc heute
Autor: Olaf Bock
Sie haben die Wende in Polen vorangetrieben und waren Vorbilder für viele DDR-Bürger: die polnischen Gewerkschafter der Solidarnosc. Mit der Gründung der Gewerkschaft und ihrem mutigen Kampf für freie Wahlen hat in Europa eine Freiheitsbewegung begonnen. Nicht nur Polen sagen heute, dass es ohne die Solidarnosc womöglich keinen Mauerfall gegeben hätte. Doch die Helden von einst, die Vertreter der Gewerkschaft Solidarnosc, sind imheutigen Polen verfemt. Lech Walesa, der damalige Anführer der Arbeiterbewegung und Friedensnobelpreisträger, ist für die herrschende PiS-Partei Persona non grata. Vieles von den einstigen Idealen ist 30 Jahre nach dem großen Umbruch vergessen und begraben.
Ungarn: Schlupfloch in den Westen
Autor: Tilmann Bünz
Am kleinsten Grenzübergang zwischen Österreich und Ungarn sollte große Geschichte geschrieben werden: Sopron am Neusiedler See. Der ungarische Oberstleutnant Bella hatte an jenem Augusttag 1989 Dienst, als das Paneuropäische Picknick am Fuße seines Wachturmes stattfand. Eigentlich war das Treffen zwischen Ungarn und Österreicher als Friedensgeste zwischen Ungarn und Österreich gedacht. Das Grenztor wurde symbolisch für drei Stunden geöffnet. Tausende Menschen spazierten zwischen den beiden Ländern hin und her.
Wenn der damalige Grenzkommandant Bella heute davon spricht, glänzen seine Augen: „Das war genau der Moment, die ersten Sekunden, wo der Durchbruch war. Sie gingen nicht, sie rannten.“ Hunderte DDR-Bürger und -Bürgerinnen nutzen nämlich die kurzzeitige Öffnung des Eisernen Vorhanges als Gelegenheit zum „Rübermachen“. Bella und seine kleine Truppe standen bewaffnet am Grenzübergang, aber sie schauten ganz einfach in die andere Richtung. Kein Schuss, keine Festnahme. Eine erste Massenflucht von Ost nach West.
Estland: die Generation 89
Autor: Kristopher Sell
Wer 1989 in Estland geboren wurde, kann auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Unabhängigkeit zurückblicken. So auch Helena Korge. Sie ist gerade 30 Jahre alt geworden und erwartet bald ihr erstes Kind. „Ich kann es mir heute nicht vorstellen, dass man nicht mal die eigenen Gedanken äußern kann und dass man dafür ins Gefängnis gesteckt wird. Ich habe großes Glück gehabt im Vergleich zu meinen Eltern.“ Helena Korge ist ihren Eltern sehr dankbar. Denn auch sie waren 1989 wie Millionen andere Menschen auf die Straße gegangen, um für die Unabhängigkeit der baltischen Länder zu kämpfen.
Viele aus ihrer Familie nahmen an der sogenannten Baltischen Kette teil, einer 600 Kilometer langen Demonstration von Tallinn bis Riga für Freiheit. In Estland war sie der Auftakt der sogenannten Singenden Revolution, die das Land zwei Jahre später in die Unabhängigkeit führte. Heute sind die Esten aus der EU nicht mehr wegzudenken. Als Studentin ging Korge wie viele junge Esten in den Westen. Seit einigen Jahren ist sie zurück in Tallinn und blickt voller Optimismus in die Zukunft: „Ich weiß, dass mein Baby in eine freie und demokratische Gesellschaft geboren wird und ich muss wegen nichts Angst haben.“. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Di. 05.11.2019 NDR
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Sa. 09.11.2019
07:45–08:15
07:45– Fr. 08.11.2019
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00:30– Do. 07.11.2019
01:45–02:15
01:45– Di. 05.11.2019
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