2016, Folge 38–64

  • Folge 38
    Erdogan hat den Putsch überlebt und sitzt fester im Sattel denn je. Viele feiern ihn als „Retter der Demokratie“ – in seinem Heimatland, aber auch bei uns in Deutschland. Wer ist dieser Mann, der von der Hälfte der Türken gewählt wurde? Die Gefängnisse füllen sich mit seinen Gegnern, die Menschenrechte scheinen nicht mehr viel wert in der Türkei. Warum lieben ihn viele Türken dennoch? Der Präsident selbst mochte die „story-Autoren“ nicht empfangen. Deshalb mussten wir uns dem Phänomen Erdogan über die Menschen nähern, die ihn kennen. Die Filmemacher sind Anfang Juli durch die Türkei gereist, als noch niemand etwas vom kurz bevorstehenden Militärputsch ahnte.
    Viele Gesprächspartner trafen sie kurz nach dem Putsch wieder – auch in Deutschland. So wie Cigdem Akyol. Sie hat die einzige Erdogan-Biographie in deutscher Sprache geschrieben und lebt in Istanbul. Sie führt uns durch das einstige Arme-Leute-Viertel. Hier wuchs Erdogan in ärmlichen Verhältnissen auf, hier hat er als Junge Sesamkringel verkauft, um die Haushaltskasse aufzubessern. Hier hat er Fußball gespielt. Wir besuchen die Istanbuler Großbauten, die sich Erdogan gewünscht hat. Aber auch die Stadt Rize am Schwarzen Meer, die Heimat der Erdogans, wo die „Recep-Tayyip-Erdogan“-Universität steht und zwei Fische im Einmachglas der Uni die Namen des Präsidentenpaares tragen.
    Wir sprechen mit einem deutsch-türkischen Unternehmer, der auch einen Firmensitz in Aachen hat, in der Türkei produzieren lässt und international handelt. Er sagt: „Seit Erdogan laufen die Geschäfte deutlich besser.“ Wir sind dabei, wenn in Köln für Erdogan demonstriert wird – wir begegnen hier Erdogans Statthaltern in Deutschland. Aber wir begleiten auch Can Dündar, Chefredakteur einer großen Tageszeitung und Erdogan-Kritiker, an seinem letzten Arbeitstag. Und sprechen mit alten Weggefährten aus der Politik, die sich von ihm abgewandt haben. Wer ist dieser Präsident, der Europa so in Atem hält? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.08.2016WDR
  • Folge 40
    Jochen Wiese aus Hannover wirkt wie ein typischer Geschäftsmann. Er kennt sich gut aus in Südamerika und weiß, wie man mit den Menschen hier umgehen muss. Schließlich ist er seit 30 Jahren hier tätig. Nur nicht als Geschäftsmann sondern als Angestellter der Vereinten Nationen mit der Aufgabe, den Koka-Anbau zu verhindern. Denn Peru ist neben Kolumbien der größte Kokain-Produzent der Welt. Jochen Wiese verweist stolz darauf, dass er 25.000 Bauern dazu gebracht hat, auf den Anbau von Koka zu verzichten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.09.2016WDR
  • Folge 41
    Ganz gleich, was die Bundeswehr für ihre Soldaten will: Heckler & Koch baut es, seit Jahrzehnten gilt die Waffenschmiede aus Oberndorf als Haus- und Hoflieferant der Bundeswehr. Doch das Spitzenprodukt von Heckler & Koch, das G36-Gewehr, erwies sich laut Verteidigungsministerium als Fehlkonstruktion. Einer glaubt das schon seit langem zu wissen: der Beamte und Waffenexperte Dieter Jungbluth. Über Jahre entdeckt der Waffenprüfer Jungbluth immer wieder Mängel an vielen unterschiedlichen Waffen der Firma Heckler & Koch.
    Über Jahre meldet er diese Mängel seinen Vorgesetzten im Verteidigungsministerium. Doch für viele ist er einer, der nervt, ein Erbsenzähler. Schritt für Schritt wird er kaltgestellt, muss sich von einem Psychologen untersuchen lassen. Dann verliert er seinen Job und muss vor Gericht um sein Gehalt kämpfen. Seine Karriere beim Militär ist beendet, und auch andere Störenfriede bekommen Probleme im Ministerium. „die story“ erzählt am Beispiel von Dieter Jungbluth, wie der schwäbische Waffenbauer alles daran setzt, kritische Expertise zu vermeiden und dabei bis ins Verteidigungsministerium hinein willige Helfer hat.
    Besonders brisant: Ausgerechnet in der Ministeriums-Abteilung, die gegen interne Korruption vorgehen soll, versandeten kritische Gutachten. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wollte die Vergabepraxis von Rüstungsprojekten transparenter und effektiver machen. Ob sie gegen die Heckler und Koch-Connection im eigenen Haus eine Chance hat, danach fragt „die story“. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.09.2016WDR
  • Folge 43
    Im Sommer 2015 fand in der Deutschen Botschaft in London ein vertrauliches Gespräch statt. Rechtsanwälte einer internationalen Kanzlei konfrontierten die angereiste Vertreterin des Bundesfamilienministeriums mit bisher unbekannten Unterlagen. Die Archivfunde sollen belegen, dass die Contergan-Opfer durch unrechtmäßige Kooperation von Bundesregierung und Landesregierung NRW mit der Herstellerfirma Grünenthal betrogen wurden. Die Dokumente erzählen davon, wie die Herstellerfirma aus der Verantwortung entlassen wurde. Gesprächsprotokolle und Vermerke dokumentieren einen Skandal, der anders verlief, als man der Öffentlichkeit bislang präsentiert hat. Bis zum Sommer wollen Wissenschaftler der Universität in Münster einen Bericht veröffentlichen, der die Rolle der Politik in dem Skandal beurteilen soll. Aber werden die neuen Unterlagen aus den Archiven überhaupt berücksichtigt? Die Opfer jedenfalls machen sich auf zu einem neuen Kampf um eine gerechte Entschädigung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.09.2016WDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 05.10.2016 angekündigt
  • Folge 44
    Leere Strände und Hotels in der Türkei – keine freies Bett mehr auf Mallorca. Nach den Anschlägen von Paris und Nizza, dem gescheiterten Putsch in der Türkei und den Anschlägen in Istanbul hat sich der Tourismus am Mittelmeer in diesem Sommer stark verändert. In der Türkei, in Paris und in Südfrankreich bleiben die Urlauber aus, verstärkt gebucht sind Mallorca, aber auch das spanische Festland, Portugal und wieder Griechenland. Auch die Kreuzfahrtschiffe haben ihre Routen im Mittelmeer verändert. Die Altstadt von Palma auf Mallorca wird von Touristen regelrecht überrannt, die Mallorquiner sind genervt. In Paris ist die Terrorgefahr an den Touristen-Spots sehr zu spüren. Am Bahnhof stehen schwer bewaffnete Polizisten und vor allem an den Sehenswürdigkeiten patrouillieren Soldaten mit Maschinengewehren. Die Urlauber bleiben aus. „die story“ zeigt – zwischen Sommer- und Herbstferien – welche Länder Touristen durch Terroranschläge und Angst vor Terror verlieren und wer profitiert. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.10.2016WDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 28.09.2016 angekündigt
  • Folge 46
    Deutsche TV-PremiereMi 12.10.2016WDR
  • Folge 48
    Daniel Bartel teilt gerne – seine Wohnung, sein Büro, Autos. Ein eigener Wagen ist für ihn gar nicht mehr vorstellbar. Viel zu teuer in Köln, Parkplätze sind schwer zu finden. So spart er Geld und hilft, die Umwelt zu schonen. Alles per App auf seinem Smartphone. Die Share Economy ist hipp und längst keine romantische Vorstellung mehr. Ob Car to Go, Airbnb, Wimdu oder Uber – die Großen aus der neuen Wirtschaft sind längst Milliarden wert, deren Wachstum offenbar unaufhaltsam. Tanja Reinhard und Jörg Laaks treffen „Anfänger“ wie Steffi und Martin Schleitthof, die ihren Bauernhof mit 60 Menschen teilen, die sie jede Woche mit frischem Gemüse, Eiern und Fleisch versorgen.
    Sie besuchen „Profis“ wie Ursula Westkott, die ein Zimmer an Touristen vermietet und sich damit einen Job ins Haus geholt hat. Teilen, das neue Wirtschaften. So können Probleme weltweit gelöst werden, sagen die Propheten der Share Economy. Tauschbörsen und Leihportale sind beliebt wie nie – doch genauso umstritten. Reisende lieben Airbnb und den Taxi-Anbieter Uber, doch sind die Portale nicht längst ganz gewöhnliche Wirtschaftsunternehmen, die amerikanischen Rambo-Kapitalismus verbreiten und dabei glauben, die geltenden Gesetze seien veraltet und gelten für sie nicht? „die story“ wagt einen Blick in die Zukunft eines Wirtschaftszweigs, der längst das Leben von Millionen Menschen verändert hat. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.10.2016WDR
  • Folge 49
    Diese jungen Männer treffen sich jeden Montag um sechs. Wer mehr als einmal unentschuldigt fehlt, geht in den Knast – keine Gnade. Sie sind zwischen 17 und 22 Jahre alt und sitzen hier auf richterliche Anordnung. Sie haben brutal zugeschlagen und andere schwer verletzt – auch mit Tritten gegen den Kopf. Die meisten von ihnen sind Mehrfach-Täter. Ihre letzte Chance, einer Haftstrafe zu entgehen, ist dieses „Anti-Aggressivitäts-Training“. Anfangs ist das auch ihr einziges Motiv, hier zu erscheinen. Sie haben jede Menge Ausreden, warum sie nicht anders konnten, und dass alles nicht so schlimm gewesen sei.
    Schuld war im Zweifel der Alkohol. Und nichts scheint ihnen unangenehmer, als sich mit sich selbst und ihrer Tat auseinanderzusetzen. Aber nach und nach wird die Gruppe zum Spiegel, denn sie alle sind Experten im Aufspüren der Schwächen des anderen. Dieser schmerzhafte Prozess dauert fast ein Jahr: Hochemotionale Gruppensitzungen, gezielte Provokationen, Konfrontation mit den Verletzungen von Gewaltopfern, Grenzerfahrungen in schwindelnder Höhe und Abstürze in die eigene, oft verletzte Seele – dieser Film ist reines Psychodrama. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.10.2016WDR
  • Folge 52 (50 Min.)
    NRW ist Spitzenreiter – und das ist das Problem: Wir sind bundesweit das Stauland Nummer 1. Die Zahlen sind erschreckend: Im vergangenen Jahr staute sich der Verkehr auf nordrhein-westfälischen Autobahnen auf 322.000 Kilometern. 104.000 verdammt lange Stunden standen wir einfach nur rum. In Nordrhein-Westfalen gehört der Stau zum Leben. Wenn es ihn nicht gäbe – wer weiß: vielleicht würden wir ihn sogar vermissen. Im Stau passieren die verrücktesten Geschichten: Babys werden geboren, Partys werden gefeiert, Chancen werden verpasst, Freundschaften werden geschlossen, Ideen werden entwickelt, es gibt Herzinfarkte und Liebesgeschichten, Dramen und Tragödien- sozusagen alles aus dem Stand heraus. In NRW ist der alltägliche #monsterstau ein identitätsstiftendes Phänomen.
    Wir sind das Land der Pendler. Wir pendeln zwischen Stop and Go. Was tun, wenn man im Stau steht? Twittern zum Beispiel, oder posten. Was dabei rauskommt, wollen wir zeigen. Wir erklären die Ursachen, wir suchen nach Lösungen, wir zeigen Alternativen. Wir präsentieren überraschende Zahlen und sprechen mit interessanten Menschen, die eine ungewöhnliche Beziehung zum Thema #monsterstau haben. Wir beleuchten den verkehrspolitischen Aspekt genauso wie die zwischenmenschliche Komponente. Wir stellen brisante Fragen. Zum Beispiel: Ist der Name Ruhrschnellweg ironisch gemeint? „#monsterstau – Stillstand ist unsere Leben!“: Ein munterer Film über ein nerviges Thema von Christian Dassel und Clemens Gersch. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.10.2016WDR
  • Folge 54
    Sie will die erste Präsidentin der USA werden: Hillary Clinton. Nachdem sie angekündigt hat, am Rennen um das höchste Staatsamt teilzunehmen, war sie ihrem Ziel ein gutes Stück nähergekommen – bis zum Desaster-Monat September. Durch ihren Schwächeanfall bei der 9/​11-Gedenkfeier verlor sie erst einmal den Vorsprung, den sie viele Wochen vor ihrem Rivalen Donald Trump gehalten hatte. Wird sie es schaffen, am Ende siegen? Oder verlieren, wie damals, gegen ihren Parteikollegen Barack Obama? Der Film von William Karel zeichnet den Weg Hillary Clintons nach, politisch wie privat.
    Die schwere Krise in ihrer Ehe mit Bill Clinton – die sogenannte Lewinsky-Affäre – kommt ebenso zur Sprache wie ihre eigenen Skandale, etwa die Mail-Affäre oder die Frage nach ihren hohen Gagen für Reden vor dem reichen Establishment des Landes. Natürlich wird es auch um den Schlagabtausch mit der Konkurrenz gehen, mit Donald Trump, den „die story“ bereits portraitiert hat. Autor William Karel beobachtet seit Jahren erfolgreich die US-Politik. Seine Filme wurden mit dem Emmy-Award und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.11.2016WDR
  • Folge 56
    Sie sind zur Zeit der Renner unter den Herzmedikamenten. Eine Gruppe Blutverdünner, erst seit ein paar Jahren auf dem Markt, mit denen Konzerne Milliarden verdienen. Sie sollen Schlaganfälle verhindern und dabei für Patienten komfortabler sein, als die Standardtherapie mit Marcumar. Doch nachdem mehrere Menschen in Deutschland und den USA verblutet sind, gibt es immer mehr Zweifel an den neuen Blutgerinnungsmitteln. In den USA klagen zurzeit etwa 14.000 Menschen gegen Bayers Medikament Xarelto. Das bestätigte der Leverkusener Konzern bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen am 26. Oktober. Boehringer Ingelheim hat in einem Vergleich bereits eine halbe Milliarde Euro gezahlt an Patienten, die das Medikament Pradaxa nahmen.
    Der Vorwurf: schwere Blutungen bis hin zu Todesfällen. In einer gemeinsamen Recherche versuchen zwei Reporter von Handelsblatt und WDR herauszufinden, woher der Boom der neuen Medikamente kommt. Sie sprechen in ganz Deutschland, in England und den USA mit betroffenen Patienten und Angehörigen, mit Ärzten und Wissenschaftlern und fragen: Wie kann es sein, dass die Medikamente ohne Gegenmittel gegen plötzlich auftretende Blutungen auf den Markt kommen durften? Wie groß ist der Einfluss der Pharma-Industrie auf die Ärzte und Kontrollbehörden? Und wie sehr entscheiden die Firmen mit, wie die Patienten am Ende behandelt werden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.11.2016WDR
  • Folge 58
    „Ich habe mein Leben lang hart gearbeitet und werde trotzdem in die Altersarmut gehen“, sagt die Putzfrau Susi Neumann bei „Sandra Maischberger“. Es ist die vierte Talkshow, in der sie sitzt, seit sie den SPD-Parteichef Sigmar Gabriel öffentlich abgewatscht und gefragt hatte: „Warum bleibt ihr denn bei den Schwatten?“ Damit hatte sie offenbar den Nerv vieler WählerInnen getroffen. Susi Neumann wohnt in Gelsenkirchen-Horst. Ihre Türklingel hängt schief, die Zimmer haben keine eingebaute Heizung, das ganze Haus ist abgesackt und hat Risse.
    Als wir sie zum ersten Mal treffen, ist die Reinigungskraft seit zwei Wochen neues Mitglied und medialer Shootingstar der SPD. „Das macht mir richtig Angst, dass die Leute jetzt eine Hoffnungsträgerin in mir sehen“, meint sie und gießt ihre Blumen. „Ich habe doch nur meine Meinung gesagt, so wie ich das immer tue.“ Ihre Meinung: Die SPD ist schon lange nicht mehr Partei der Arbeiter, sie hat den Kontakt zu den Geringverdienern verloren.
    Susi Neumann ist zum Sprachrohr der kleinen Leute geworden. Für ihre Nachbarin, für die Kolleginnen, für die Biertrinker am Kiosk ist sie die Frau, die „denen da oben“ mal sagt, was sonst keiner hören will. In die SPD trat sie ein, weil sie gegen befristete Arbeitsverträge, Niedriglöhne und kleine Renten kämpfen will. „Das muss alles in das Parteiprogramm, die SPD muss Hackengas geben, sonst sehe ich schwarz“, sagt sie, bevor sie zum ersten Mal eine Ortsverbandssitzung der SPD besucht.
    Wird Susi Neumann tatsächlich etwas verändern können in der Partei? Die Gelsenkirchener Putzfrau hat ein spannendes halbes Jahr vor sich, das der Film begleitet: Mit ihren Putzkolleginnen fährt sie in einer Kutsche vor die SPD-Zentrale in Gelsenkirchen und macht der Landtagsabgeordneten Dampf. Wenig später kündigt Sigmar Gabriel seinen Besuch in Gelsenkirchen an. Er will mit Bürgern diskutieren – Susi Neumann ist nicht eingeladen von der SPD. Ein Affront, findet sie, und geht trotzdem hin.
    Susi Neumann erlebt auch Tiefschläge: Ihre Krebserkrankung kehrt zurück, sie muss wieder zur Chemotherapie. „Das ist vielleicht der Grund, warum ich immer schon gestern alles fertig haben wollte“, vermutet sie. Trotzdem macht sie immer weiter. Zwischen Talkshows und SPD-Terminen sitzt sie mit ihrer Nachbarin im Treppenhaus und hört sich deren Sorgen und Nöte an: 2.000,00 € netto als Doppelverdiener für vier Personen, keine Ahnung, wie man die Zahnspange der Tochter zahlen soll, und in den Urlaub fahren geht nicht, die Kinder waren sowieso noch nie im Ausland.
    Der Film begleitet die resolute Putzfrau bei ihrem Versuch, die SPD abzustauben und liefert dabei auch ein Portrait von Gelsenkirchen-Horst und seinen Bewohnern – über 50% von ihnen sind arbeitslos. Im Windschatten der mitreißenden Susi Neumann untersucht „die story“ den Grund für die Krise der SPD. Ist sie Opfer politischer Entwicklungen, für die sie nichts kann? Oder ist die Misere hausgemacht? Ein Blick von unten auf eine Partei, die einst als Arbeiterpartei gegründet wurde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.11.2016WDR
  • Folge 61
    Annika S. ist das Opfer eines Rasers. Vor fünf Jahren knallte er in das Taxi, in dem sie gerade saß. Der Täter hatte Rennfahrer gespielt, ohne Rücksicht auf das Leben anderer, das Leben von Annika. Sie und ihre Freundin wurden schwer verletzt. Knochenbrüche, Blasenriss, Wirbelsäule angeknackst – mit Glück überlebten sie, ihre Freundin und der Fahrer des Taxis den Crash. Lange hat Annika überlegt, ob sie Ihre Geschichte erzählen will. Zu viele Bilder, die dann wieder hoch kommen, zu viele quälende Gedanken an den Unfall, der kein Ende hat.
    Der Raser wurde damals erwischt. Er bekam sechs Monate auf Bewährung und zwei Jahre Führerscheinentzug. Die Strafe wirkt niedrig dafür, dass er am Ende fünf Menschen schwer verletzt hat. Warum gibt es so oft für Raser höchstens Bewährungsstrafen und drei Monate Führerscheinentzug? Die Richter sagen, so sind die Gesetze. Die Länder NRW und Hessen haben gerade einen Vorstoß im Bund für härtere Strafen gemacht. Die Reaktionen aus der Politik sind bisher eher ablehnend.
    Aber es gibt Bewegung. In Berlin wird gerade gegen einen Raser, der einen anderen Fahrer getötet hat, wegen Mordes verhandelt. Führen härtere Strafen zu weniger Raserei? Die Schweiz hat die Strafen vor Jahren drastisch erhöht und in der Tat gibt es dort weniger Unfälle durch illegale Autorennen als früher. die story fragt, warum es in Deutschland nicht längst härtere Gesetze gegen Raser gibt? Die Opfer fordern dies, denn sie glauben, dass die illegale Renn-Szene durch hohe Geldstrafen und langen Führerscheinentzug kleiner würde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.11.2016WDR
    ursprünglich für den 12.10.2016 und 09.11.2016 angekündigt
  • Folge 63
    „Sie standen plötzlich nachts in meinem Zimmer. Einer hielt mir den Mund zu, der andere kam zu mir ins Bett.“ Lydia (der Name ist geändert) denkt, sie ist endlich in Sicherheit. Dann wird sie vergewaltigt. In einem deutschen Flüchtlingsheim. Fast 70 Prozent der Flüchtlinge in Deutschland sind Männer. Immer wieder ist zu hören, man solle erst einmal hilflosen Frauen und Kindern helfen, statt den vielen jungen Männern. Aber schützen wir überhaupt Frauen und Kinder, die es hierher schaffen? Und warum kommen so wenige Frauen in Deutschland an? Was ist anders für Frauen auf der Flucht? „die story“-Reporter Naima El Moussaoui und Lukas Roegler machen sich auf in Flüchtlingsunterkünfte im ganzen Land.
    Sie treffen Frauen, die zwar in Deutschland angekommen sind, sich aber immer noch nicht sicher fühlen – auch weil deutsche Heimleitungen, so scheint es, wissentlich die Sicherheit von Frauen und Kindern aufs Spiel setzen. In größten Flüchtlingslagern in Jordanien erleben die Autoren, dass sich physische und sexuelle Gewalt wie ein roter Faden durch die Flüchtlingserlebnisse von Frauen zieht. Sie treffen mutige Zeuginnen, die von unmenschlichen Übergriffen in syrischen Gefängnissen berichten. Frauen, die nach ihrer Flucht auch noch ihre minderjährigen Töchter an reiche Golf-Araber verheiraten müssen, um zu überleben.
    Und Frauen, denen der Weg nach Europa versperrt ist. Macht sich die deutsche Asylpolitik am Schicksal dieser Frauen mit schuldig? Welche Möglichkeiten gibt es, diesen Frauen zu helfen? Der Film schaut ausschließlich auf das Thema Flucht aus der Perspektive von Frauen, die fast überall durch das System fallen, die aber nicht länger schweigen wollen. Durch ihre persönlichen Geschichten wollen sie anderen Frauen Mut machen, und sie wollen Aufmerksamkeit auf ihre spezielle Situation hier in Deutschland lenken. Deshalb reden sie. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.12.2016WDR
  • Folge 64
    Quer durch das Ruhrgebiet führt die A40. Auf den ersten Blick bloß eine Autobahn, beim Blick auf die Bevölkerungsdaten eine Trennlinie: Nördlich dieser Strecke leben die meisten Hartz IV-Empfänger und die meisten Migranten, viele von ihnen nicht freiwillig. Aber hier sind die Mieten billiger – im Süden sind sie unerschwinglich. „Im Essener Süden zu leben ist schön“, sagt eine Abiturientin. „Aber es ist auch wie unter einer Käseglocke. Tennisclub, Reitunterricht und nach dem Abi erst mal ein Jahr ins Ausland – das ist hier normal.“ Tatsächlich ist das Abitur hier die Regel. An Grundschulen im Essener Süden wechseln 85 Prozent der Schüler aufs Gymnasium. Im Norden sind es an einigen Grundschulen gerade mal 15 Prozent.
    „Wer unter solchen Bedingungen lebt, der resigniert“, sagt Prof. Klaus Peter Strohmeier, der auch die Landesregierung in Sachen Sozialpolitik berät. Für ihn ist der „Sozialäquator A40“ längst eine feste Größe: „Früher war sozialer Aufstieg ein Versprechen an alle, heute gibt es dieses Versprechen nicht mehr.“ Es gibt wohl kaum eine Metropolregion in Europa, die von einer solchen Kluft durchzogen ist wie das Ruhrgebiet um die A40. story-Autor Marko Rösseler beschreibt an der A40 ein Thema, das wir kennen, dessen Bedeutung uns aber noch nicht ausreichend klar geworden ist: Das Heranwachsen einer Generation, kaserniert nicht durch eine Mauer, sondern durch die Verhältnisse, in die sie hineingeboren werden. Diese Generation wird Deutschland verändern. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.12.2016WDR

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