2020, Folge 43–67

  • Folge 43 (30 Min.)
    ‚Heute werden wir mit Klarnamen im Internet beschimpft. Und aus Schulen hören wir, dass Jude wieder ein Schimpfwort auf den Schulhöfen ist‘, erzählt Michael Rubinstein. Er ist Geschäftsführer des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Nordrhein und erlebt, wie sich jüdisches Leben in Deutschland verändert.Autorin Lena Rumler hat Michael Rubinstein und andere Menschen für die WDR-Reportage „Unterwegs im Westen“ begleitet. Darunter: jüdische Kinder und Jugendliche, denen ihre Identität und der Zusammenhalt untereinander wichtig sind. Wie die zwölfjährige Yael, die auf das jüdische Gymnasium in Düsseldorf geht. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.01.2020tagesschau24
  • Folge 44
    Der Essener Bahnhof ist mehr als ein Ort zum Verreisen. Rund 150 000 Menschen gehen hier jeden Tag ein und aus. Und so mancher hat gar keine andere Heimat als den Bahnhof, Rouven zum Beispiel und seine Freunde. Einsamkeit und Alkohol spielen eine große Rolle. In der Bahnhofsmission gibt es Kaffee für sie, Gespräche und Beratung. Die Bahnhofsmission ist offen für alle, auch ohne Fahrkarte. Aber der Bahnhof ist auch ein Ort, an dem Aggressionen ausgelebt werden. Pro Jahr gibt es rund 600 Übergriffe auf Mitarbeiter der Bahn in NRW. Schutzwesten, Codenamen, Kameras am Körper sollen die Sicherheitsteams vor Angriffen schützen.
    Sie patrouillieren rund um die Uhr, checken Schließfächer und sind im Einsatz, wenn Demonstranten unangemeldet durch den Bahnhof ziehen oder jemand in der Bahnhofshalle zusammenbricht. Sie halten auch Ausschau nach Menschen, die zu nah an den Gleisen spazieren. „Es gibt ja immer mal Personen, die vielleicht ein bisschen Kummer haben“, sagt Mario vom Sicherheits-Team. Aber der Mann, dem das Team hinterhergeht, wartet nur auf den Zug. Alles ok, jedenfalls in dieser Nachtschicht am Essener Hauptbahnhof. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.02.2020WDR
  • Folge 45
    „Ich finde das erschütternd, diese niedrige Perspektive, als ich gekniet habe und wie groß dann das Gegenüber auf einmal ist.“ Ein Mittwochabend in der Kölner Südstadt, etwa 20 Frauen und Männer stehen sich in zwei Reihen gegenüber. Eben noch kniete die eine Seite, um die Welt einmal aus den Augen eines Kindes zu sehen. Ruth Habeland steht in der Mitte und fragt, wie sich das anfühlte. Sie ist Präventionstrainerin für das Bistum Köln. Ihr Ziel: Die Zahl der Missbräuche soll zurückgehen, es soll nichts mehr vertuscht werden.
    An diesem Mittwoch in Köln schult sie keine Priester oder andere hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche, sondern Ehrenamtler. Denn jeder, der in der katholischen Kirche mit Kindern arbeitet, muss zu einer Schulung. Nicht immer stößt das auf Begeisterung bei den Ehrenamtlern, die Kommunionunterricht geben oder Spielgruppen leiten wollen. Aber die Regeln der Kirche sind klar und Ruth Habeland schafft es immer wieder, die Widerstände zu überwinden. Ihre Motivation: Jedes 4. Mädchen und jeder 10. Junge erfahren bis zum 18. Lebensjahr sexuelle Gewalt.
    Von Beleidigungen bis hin zur Vergewaltigung. In der Kirche, aber auch im Sportverein oder der Familie. Nur wenn möglichst viele Menschen wissen, was in solchen Fällen zu tun ist, wird weniger verschwiegen und den Kindern schneller geholfen. Die Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche haben noch eine andere Folge: Viele Katholiken hadern mit ihrer Kirche. Kann man noch katholisch sein? Oder macht man sich mitschuldig? Ein erfahrener Priester erzählt, wie schwer es für ihn war, seinen Gläubigen entgegenzutreten, als bekannt wurde, wie massiv die Kirche vertuscht hat.
    Und in der Präventionsschulung mit Anfängern im Priesteramt wird klar, wie groß die Angst ist, verdächtigt zu werden. Den Kindern mit Nähe und Zuneigung zu begegnen, das scheint für junge Priester kaum noch möglich zu sein. Der Film zeigt, wie verschiedene Menschen in der katholischen Kirche mit den Missbrauchsskandalen umgehen und fragt, was passieren muss, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passieren kann. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.02.2020WDR
  • Folge 46
    Karneval steht kurz vor dem Höhepunkt: Eine Woche vor Rosenmontag wappnet sich der Westen für den Ausnahmezustand, denn Millionen Menschen werden in den kommenden Tagen die fünfte Jahreszeit feiern. Doch wie gut sind Veranstalter, Sicherheitskräfte und Jecken für ein friedliches und sicheres Karneval gerüstet? Die „Unterwegs im Westen“-Reporter Vicky Just und Henry Bischoff lieben den Karneval, sehen aber ebenso die Schattenseiten. Denn Karneval ist auch, wenn schon vormittags Promille-Rekorde gebrochen werden und die Sanitäter wieder Schnapsleichen zählen. Vor allem außerhalb der Hochburgen ist der Straßenkarneval verrufen: als belanglose Party inklusive Vollrausch in albernen Kostümen.
    Für Andere ist Karneval mehr: Gemeinschaftsgefühl, kollektiver Rauschzustand und voller Tradition, die auch noch heute gelebt wird. Vicky Just und Henry Bischoff schauen voraus auf die Karnevalstage. Sie singen mit bei kölschen Liedern, schauen Sicherheitskräften über die Schulter, ziehen mit Betrunkenen durch die Straßen und mit den Musikern von Brings durch die Säle. Die Reporter setzen sich auch mit umstrittenen Traditionen auseinander – wie den Pferden im Kölner Rosenmontagszug. Dabei sprechen sie mit denen, die feiern, aber auch mit denen, die einen traditionelles Karneval ohne Absturz verteidigen wollen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.02.2020WDR
  • Folge 47
    Der Alkoholkonsum in Deutschland ist gefährlich hoch. Obwohl Trinkende in der Regel wissen, dass Alkohol ein Nervengift ist, das Körper und Geist schädigt, sind Wein, Bier und Schnaps feste Bestandteile unseres (Wochenend-)Alltags. In NRW gelten 18,4 Prozent der Männer und 12,8 Prozent der Frauen sogar als Risiko-Konsumenten. Warum ist das so? Was bedeutet der Rausch für uns als Gesellschaft? Und nach welchen Regeln trinken Alkoholliebhaber und -liebhaberinnen, um nicht in die oft schambehaftete Abhängigkeit zu geraten?Johanna Maria Knothe ist Unterwegs im Westen, um in persönlichen Begegnungen etwas über unsere Trinkkultur und ihre Geschichte zu erfahren. An Kneipenabenden und Trinkliedernachmittagen, zu Besuch auf dem Weingut aber auch in einer Sucht-klinik kommt diese Reportage unserem oft erstaunlich sensiblen Verhältnis zum Thema Alkohol auf die Schliche. Tradition, Rausch und gemeinschaftliche Verharmlosung – eine Reportage über unseren alltäglichen Umgang mit Alkohol. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.03.2020WDR
  • Folge 48
    Ein 47-Jähriger Mann aus dem Kreis Heinsberg infiziert sich mit dem Coronavirus. Nach Bekanntwerden weiterer Covid-19-Infizierten spricht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von einer Epidemie, die es jetzt zu kontrollieren gilt. Von nun an gibt es in NRW Krisenstäbe und Hamsterkäufe. In Gangelt, dem Ort, wo der an Coronavirus erkrankte Mann zuvor noch auf einer Karnevalsveranstaltung war, herrscht seitdem Ausnahmezustand – das öffentliche Leben steht still: Schulen, Kindergärten und Rathaus bleiben geschlossen. Viele Menschen in Gangelt werden unter häusliche Quarantäne gestellt, um die Ansteckungskette zu unterbrechen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann mahnt zur Wachsamkeit und Gelassenheit.
    In anderen Orten in NRW kaufen Menschen die Regale in den Supermärkten leer und hamstern Desinfektionsmittel aus den Apotheken. Inzwischen ist die Zahl der Coronavirus-Fälle in Nordrhein-Westfalen auf über 100 gestiegen. Unsere Reporter*innen Cosima Gill und Henry Bischoff fragen sich, wie gut ist der Westen auf diese Epidemie vorbereitet? Ist das Coronavirus wirklich so gefährlich? Die Reporter*innen fahren nach Gangelt, um zu erfahren, wie die betroffenen Menschen in dem Ort mit dem Virus leben? Was treibt die Menschen in den anderen Städten zu Hamsterkäufen? Wie gehen Ärzte und Unternehmer mit den Lieferengpässen von Schutzmasken und anderen Produkten um? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.03.2020WDR
  • Folge 49
    „Ich bin so dankbar, dass die jungen Leute hier spontan helfen, damit habe ich nicht gerechnet.“ Die 78-jährige Monika G. steht auf dem Kirchplatz in Köln und hält ihre Wochenration Gemüse und Konserven ganz fest in ihren Händen. Früher hat sie als Verkäuferin gearbeitet. Jetzt ist sie froh, dass die Tafel in Köln-Vingst wieder öffnet und ihr (Über)leben sichert. Die Tafel musste wegen des Coronavirus schließen – die meisten ehrenamtlichen Mitarbeiter zählten zur „Risikogruppe“. Aber dann meldeten sich viele junge Leute, die einfach helfen wollten, darunter auch Mitarbeiter vom 1. FC Köln.
    Auch in Meerbusch sind 90 Jugendliche jeden Tag auf den Beinen und machen Erledigungen für ältere Menschen im Ort. „Ich habe ja selbst eine Oma, die ich nicht mehr sehe, und da haben wir uns gedacht, wo jetzt keine Schule mehr ist, können wir ja auch etwas machen.“ Die Jugendlichen schneidern inzwischen mit ihren Familien auch Mundschutz-Tücher für ein Altenheim. Von Tag zu Tag wächst die Zahl der jungen Leute, die in dem Verein „Engagiert“ Verantwortung übernehmen. Solidarisches Verhalten, Geben ohne Gegenleistung – wie verändert sich das Leben von uns allen, wenn wir Hilfe erfahren? Wenn wir auf die Menschen angewiesen sind, deren Arbeit schlecht bezahlt ist, deren Berufe aber auf einmal „systemrelevant“ sind.
    Und was ist mit denen, die so vollkommen uneigennützig helfen? Bekommt das Leben eine neue Qualität? Die Reporterinnen Rebecca Kirkland und Vicky Just sind unterwegs im Westen und erleben Zusammenhalt und solidarisches Verhalten überall in unterschiedlichster Weise: beim gemeinsamen Singen im Netz, auf dem Spargelhof und in der landwirtschaftlichen Genossenschaft, bei der überarbeiteten Verkäuferin im kleinen Supermarkt. Und die Reporterinnen fragen, was bleibt uns von der Solidarität, wenn die Krise irgendwann vorbei sein wird? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.04.2020WDR
  • Folge 50 (30 Min.)
    „Das ist das Haus, das ich mir leisten kann“, sagt Sabine Müller aus Köln und guckt sich in ihrem neuen Heim um. Noch steht sie in einem Rohbau aus viel Holz, kaum größer als ein Bauwagen, aber Sabine ist glücklich. Die Zahntechnikerin will in einem Minihaus irgendwo in der Nähe von Köln wohnen – abends Lagerfeuer vor dem Haus, morgens mit der Straßenbahn zur Arbeit und nicht jeden Monat teure Miete zahlen. Viel Platz braucht ein „Tiny House“ nicht, eigentlich könnte es fast überall stehen. Deshalb werden die mobilen Minihäuser auf Räder immer beliebter. Dabei gibt es noch keine offiziellen Grundstücke. Tiny-House-Bauerin Sabine nimmt ihr Wohnglück selbst in die Hand und vertraut darauf, dass alles gut geht.
    Laura Kampf wohnt schon in ihrem Minihaus in Köln – und hat noch nie jemanden um Erlaubnis gefragt. Sie setzt auf die Mobilität ihres Hauses. Wenn irgendetwas nicht mehr passt, zieht sie einfach weiter, mit dem Haus, das die 35-Jährige selbst gebaut hat. Als Berufsbastlerin will sie flexibel bleiben. Deshalb steht das Haus einfach in ihrer Werkstatt. Ihr privates Umfeld fordert sie mit ihrer Unabhängigkeit manchmal heraus, denn bei aller Anerkennung für ihren Lebensstil – nur wenige ihrer Freunde würden so leben wollen. Das Minihaus auf Rädern: sinnvolles Wohnkonzept in den immer voller werdenden Städten – oder doch eine Nische für Romantiker und Idealisten? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.05.2020WDR
  • Folge 51
    Gefrustet und enttäuscht kam der Recklinghäuser Musiker Sebel Mitte März von seiner wegen Corona abgebrochenen Tournee nach Hause. Er stellte seinen Koffer und die Gitarre ab und setzte sich ans Klavier. Da entstand ein Lied, das inzwischen um die Welt geht. Ein Lied über die Corona-Krise als Chance für die solidarische Gemeinschaft: „Zusammenstehen“, so der Titel. Es war ein magischer Moment, sagt Sebel heute und der Text sei nur so aus ihm herausgeflossen. Einen Corona-Song zu schreiben und damit auch noch einen Nerv zu treffen, gar einen Hit zu landen, das hätte er gar nicht vorgehabt.
    Inzwischen ist der Song des 39-Jährigen über zwei Millionen Mal bei YouTube angeklickt worden. Und Sebel, der bislang als Singer-Songwriter eine eher überschaubare Fangemeinde hatte, ist ein Star geworden. Aber das ist nicht alles. Sebel hat bei der Veröffentlichung seines Videos alle Musiker*innen aufgefordert, mitzumachen, damit er nicht so allein da sitze am Klavier. Seitdem bekommt er täglich neue Videos und Audios geschickt – aus Frankreich, aus den USA, von bekannten Musikern, singenden Kindern, von Amateursänger*innen, von Dudelsack-Spielern oder Flötistinnen.
    Viele von ihnen hat das Lied gerührt und die meisten haben genau wie Sebel gerade nichts zu tun und sitzen zu Hause. Riccardo Doppio vom Niederrhein zum Beispiel. Er hat den Song in seine italienische Muttersprache umgetextet und Sebel hat daraus eine eigene Fassung gemacht. Die läuft mittlerweile in Italien im Radio.
    Sebel hat versprochen, aus allem, was er an Musik bekommen hat, ein Gesamtkunstwerk zu machen. Einen Song, in dem jeder in irgendeiner Weise vorkommt. Wird es ihm gelingen, rund 200 Tonspuren in einem Song unterzubringen? Der Erlös soll an die Deutsche Orchesterstiftung gehen, die einen Fond für freischaffende Künstler eingerichtet hat. Am 25. Mai 2020 wird das Kunstwerk veröffentlicht. Sebel ist sicher: „Wir können etwas schaffen, wenn wir als Menschen das Große und Ganze sehen, … weil wir zusammenstehen.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.05.2020WDR
  • Folge 52
    „Unsere Wiesen, unsere artenreichen Wiesen, gehen uns weg wie Wasser zwischen den Händen,“ sagt Jürgen Feder. Mit seiner Leidenschaft für Wildpflanzen kämpft der ‚Extrembotaniker‘, wie er sich selbst nennt, auf spezielle Weise für Artenvielfalt. Ihm entgeht kein Mauerblümchen – weder am Rand der Schnellstraße, noch auf der bedrohten Magergraswiese. Sein Credo: „Man muss nur hingucken! Wir müssen wieder lernen, auf die Natur zu hören.“ Die wilden Wiesen und ihre Vielfalt sind Nahrungsquelle für Schmetterlinge und Insekten – ohne Wiesen verschwinden auch die Schmetterlinge. Und die Falter sind in Not: Von den 1.700 Schmetterlingsarten in NRW sind 55 Prozent gefährdet. Der pensionierte Bochumer Arzt Wulf Jaedicke ist einer von 200 Ehrenamtlichen, die für den Naturschutzbund NABU wertvolle Daten über die einheimischen Falter sammeln.
    Seit 14 Jahren ist er von April bis September in der Natur unterwegs und hält nach Schmetterlingen Ausschau.“Vor 30 Jahren hatte man noch die Wiesen voll. Heute ist das schon eine Besonderheit, einen Schmetterling an einer Blühpflanze zu sehen,“ sagt Ulla Große-Meininghaus. Das massive Artensterben macht der Schmetterlings- Liebhaberin Sorgen. Sie hat in der Eifel in einer ehemaligen Gärtnerei einen Schmetterlingsgarten mit Tropenhaus geschaffen. Hier erleben die Reporter Jürgen Brügger und Jörg Haassengier die faszinierende „Geburt“ eines Schmetterlings. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.06.2020WDR
  • Folge 53
    Ein Hinterhof in Aachen. Chris Walter und andere Aktivistinnen und Aktivisten durchsuchen mitten in der Nacht Mülltonnen von Supermärkten. Was sie beim „Containern“ finden: original verpacktes Essen, noch genießbar. Für sie ist das ein Skandal. Oft geben sie an Bedürftige weiter, was sie aus den Tonnen holen. Food-Sharing – Lebensmittel teilen – das wollen immer mehr Menschen. Nicole Klaski aus Köln hat sogar einen kleinen Laden gegründet, in dem sie das verkauft, was andere aussortieren: vor allem Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben.
    Wer in Nicoles Laden kommt, kann zahlen, was er möchte. Manche geben nur ein paar Cent. In Nicoles Laden steckt aber viel Arbeit und sie muss davon leben. Und so stellt sich auch bei ihr immer wieder die Frage: Wie viel sind uns Lebensmittel eigentlich wert? Heiner Hannen veranstaltet auf seinem Bio-Hof bei Kaarst mehrmals im Jahr Nachernten:Ganze Familien kommen auf seine Äcker und sammeln das ein, was er an den Handel nicht los wird.
    Ausgebeulte Kartoffeln, krumme Möhren, zu kleiner Fenchel. Alles gut und schmackhaft, nur eben nicht so schön wie im Supermarkt.12 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen, der Löwenanteil in Privathaushalten – im Durchschnitt etwa 75 Kilo pro Person. Was die selbst ernannten Lebensmittelretter tun, ist also nur ein Tropfen auf den heißen Stein, am Ende ist die Politik gefragt. Aber sie verändern unser Bewusstsein für die Frage: Essen für die Mülltonne? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.06.2020WDR
  • Folge 54
    „Das finde ich immer ganz schlimm, wenn Niko auf dem Boden liegt und der Andere haut ihm auf den Kopf oder in den Bauch. Da wird mir einfach schlecht“, sagt Betty Lohmann kurz nach einem MMA-Kampf ihres Mannes. Regelmäßig leidet sie am Rand des Käfigs mit, denn Niko Lohmann alias Karl Stahl (37) ist einer der besten MMA-Kämpfer in Deutschland. Mixed Martial Arts – kaum ein Kampfsport gilt als so brutal und wird gleichzeitig immer beliebter. „Ich trainiere mich selbst und andere. Und ich werde für Kämpfe gebucht“, erzählt Niko Lohmann in seinem Schrebergarten und schaukelt dabei den 2-jährigen Sohn Karl.
    „Und danach bin ich wieder Ehemann und Papa. Das ist auch manchmal ein Kampf.“ Lukas Achterberg (21) steht noch ganz am Anfang seiner Karriere. Zwar ist er ein erfolgreicher Kickboxer, aber da er eines Tages mit Kampfsport sein Geld verdienen möchte, setzt er jetzt auf das boomende MMA. „Das reizt mich schon sehr. Beim MMA zeigt sich, wer der komplettere Kämpfer ist,“ sagt er. Doch sein erster Kampf wurde kurzfristig abgesagt, weil der Gegner einen Rückzieher gemacht hat.
    Jetzt muss Lukas einen neuen Gegner finden, aber das ist bei seiner Größe – Lukas ist zwei Meter groß – nicht so leicht. Lukas Mutter ist das ganz recht, denn sie sieht es gar nicht gerne, wenn ihr Sohn blutend oder mit gebrochenen Zehen nach Hause kommt: „Neulich nach einem Kickbox-Kampf konnte er nur noch an Krücken gehen. Und wenn ich dann frage: Hat sich das gelohnt, sagt er: Ja, auf jeden Fall,“ erzählt Manuela Achterberg. Unterwegs im Westen erzählt die Geschichte vom Anfang und vom Ende zweier Kämpfer-Karrieren. MMA-Profi Niko Lohmann verändert im Laufe des Films seine Einstellung zur Gewalt.
    Stellt er sich zu Beginn noch begeistert dem ersten Bare-Knuckle-Duell Deutschlands – Boxen mit bloßen Fäusten – kommt er Monate später vor seinem WM-Titelkampf ins Grübeln. „Langsam muss Schluss sein. Du denkst anders übers Kämpfen, wenn du Familie hast.“ Anfänger Lukas Achterberg hingegen wird wieder ein MMA-Kampf in Aussicht gestellt und er will sich dafür in Topform bringen. Einen harten Monat verbringt er in einem Trainingslager für Kampfsportler in Thailand. Doch als er zurückkehrt, wartet eine Überraschung auf ihn. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.06.2020WDR
  • Folge 55
    Es ist kurz vor 7 Uhr im Bergischen Land. Noch liegen die Schwimmbecken im Waldfreibad Much ruhig zwischen den sattgrünen Rasenflächen. Josef fegt jedes Blättchen weg, Marita macht die Kasse auf und Wilfried prüft die Wasserqualität. Sie und dutzende andere Freiwillige bereiten sich auf einen harten Tag vor. Es soll richtig heiß werden – über 1.000 Badegäste werden kommen. Wie jeden Tag auch der 14-jährige Yannick und seine Freundin – wird er in diesen Ferien den doppelten Salto vom Einer schaffen und seine Sommerliebe beeindrucken? Rettungsschwimmer Patrik macht sich schon mal fertig für den Tag. Er ist der Star bei den Kids. Bei ihm haben sich viele das erste Mal vom Dreier getraut – heute wird es der sechsjährige Oliver versuchen.
    Monika ist im Anmarsch: Die Rentnerin wird im 3-Stunden-Schichtwechsel den Kiosk und die Fritteuse klarmachen; zusammen mit den Anderen vom Freibadverein. Denn eigentlich wäre das Traditionsbad längst zu, aus Kostengründen. Gerettet haben es die Mucher Bürger. Jetzt schuften hier nur noch Freiwillige. Sie müssen dafür sorgen, dass es genug zahlende Gäste gibt, denn ein ganz schlechter Sommer könnte dem Schwimmbad das Aus bescheren. Die Freiwilligen kämpfen für ihr Traditionsbad. Kein Aqualand, keine Loopingrutsche, keine Animation – und trotzdem der beste Ort für den perfekten Sommer! Hinweis: Die Reportage wurde vor der Corona-Pandemie gedreht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.07.2020WDR
  • Folge 56 (30 Min.)
    Restaurantküchen haben ihre eigenen Gesetze mit brutalen Arbeitszeiten, extremer Belastung und Schlafmangel für das Personal. Es herrscht ein rauer Ton, wer in der Hierarchie weiter unten steht, muss viel einstecken können. Sind das die Gründe, warum vor allem in der Spitzengastronomie, wo der Druck am größten ist, noch immer kaum Frauen am Herd stehen? Immerhin: Langsam wandelt sich die Branche – auch dank aufstrebender Jungköchinnen, die einen neuen Ton in der Spitzenküche anschlagen. Reporterin Maike von Galen hat drei Frauen am Herd begleitet: Julia Komp erkochte sich in Kerpen als jüngste Frau Deutschlands einen Stern, entschied dann aber: Das reicht ihr nicht.
    Ein Jahr lang reiste sie um die Welt, ist nun zurück in Köln, um ihr erstes eigenes Restaurant zu eröffnen. Ihr ehrgeiziges Ziel: Zwei Sterne. Erika Bergheim kocht bereits seit vielen Jahren im Schloss Hugenpoet in Essen auf Sterneniveau – sie kennt Spitzenküchen noch aus einer Zeit, als „die Töpfe flogen“, wie sie selbst sagt. Tess Ebner macht im Düsseldorfer Sternerestaurant „Fritz Frau Franzi“ ihre ersten Schritte in die Spitzengastronomie: Die Auszubildende ist dort die einzige Frau in der Küche. Was motiviert diese drei Frauen, warum haben sie sich diesen Job ausgesucht? Und warum ist Kochen privat zwar häufig noch Frauensache, aber in den Spitzenküchen Männerdomäne? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.07.2020WDR
  • Folge 57
    Wahl für Wahl wiederholt sich eine Art demokratische Katastrophe in Köln-Chorweiler, dem sogenannten „Problem-Stadtteil“ im Kölner Norden, andere nennen ihn „Stadtteil der Stimmlosen“: Von den fast 7.000 Wahlberechtigten geht im Schnitt nur ein Drittel wählen. „Das soll bei der Kommunalwahl im September endlich anders werden“, sagt Roman Friedrich, der als Streetworker in Chorweiler arbeitet und seit anderthalb Jahren CDU-Mitglied ist. Im Wahlkampf will er die Menschen in Chorweiler davon überzeugen, dass es bei der Kommunalwahl am 13. September auf ihre Stimme ankommt und politische Beteiligung wichtig ist.
    Dafür sucht er zusammen mit Taner Erdener, ebenfalls CDU-Neuling, das intensive Gespräch, auch bei den Menschen zuhause: Wie im Wohnzimmer von Mario C. etwa, der aus Überzeugung noch nie gewählt hat. „Die meisten Politiker machen doch nur kurz vor Wahlen Versprechungen, danach tauchen die ab. Und wir, die Kleinen, müssen es ausbaden. So fühle ich das jedenfalls“, sagt Mario C. Wie überzeugt man so jemanden, dass Politik nicht nur verspricht, sondern tatsächlich etwas bewirken kann – auch in Chorweiler? WDR-Reporter Ulf Eberle beobachtet diesen außergewöhnlichen Wahlkampf in einem spannenden Stadtteil.
    Stimmt es, dass manche Parteien Chorweiler schon aufgegeben haben, weil man hier eh keine Stimmen holt? Werden die Grünen versuchen, in Chorweiler mit Umweltthemen zu punkten, obwohl 20% der Menschen keine Arbeit und damit ganz andere Sorgen haben? Die SPD setzt voll auf den Kölner OB-Kandidaten Andreas Kossiski, der Stadtbezirksvorsitzender in Chorweiler war, ohne hier je gewohnt zu haben.
    Ist er dann für die Wählerinnen und Wähler nicht auch nur einer von „denen da oben“? Und wie kommt es, dass die AfD bei den letzten Wahlen hier überdurchschnittlich gut abgeschnitten hat? Lag es vielleicht daran, dass sie Wahlkampfflyer auch auf Russisch übersetzt und damit bei den vielen Russlanddeutschen in Chorweiler gepunktet hat? Sollten die etablierten Parteien davon lernen oder andere Konzepte finden, um die Demokratie in Chorweiler zu retten? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.09.2020tagesschau24
  • Folge 58
    Seit einigen Tagen sind die Bordelle in NRW wieder geöffnet. Die Coronakrise hat die meisten Prostituierten im Westen direkt in wirtschaftliche Not gebracht. Über ein halbes Jahr war Sex gegen Geld bei Strafe untersagt. Viele Prostituierte haben in den letzten Monaten ihre Ersparnisse aufgebraucht oder illegal weiter gearbeitet. Rund 10.000 Prostituierte hatten sich Ende 2019 offiziell registriert in NRW, doch die Dunkelziffer soll hoch sein. Wie geht es den Frauen jetzt? Was macht die Coronazeit mit der Branche? Johanna Maria Knothe ist unterwegs im Westen, um denen nahe zu kommen, die sonst für viele unsichtbar bleiben: selbstbestimmte Sexarbeiterinnen genauso wie Armutsprostituierte aus Deutschland und dem europäischen Ausland.
    Wie kann es weitergehen in der Sexbranche? Schon nutzen die ersten Politiker die Coronazeit, um wieder ein grundsätzliches Prostitutionsverbot zu fordern. Wie gehen wir als Gesellschaft mit den Frauen um, die sich bewusst für Prostitution entscheiden? Woran erkennen wir, dass eine Frau gezwungen wird? Und wie gehen wir damit um, dass Deutschland ein Billigsexarbeiterinnenland ist? In Köln gehen die Prostituierten auf die Straße.
    In Essen, Hagen und auch anderen Orten im Ruhrgebiet macht die Zwangspause unter Corona deutlich sichtbar, wo die altbekannten Probleme liegen und wohin ein Sexkaufverbot führen kann: Sexarbeit findet dann im Verborgenen statt. Ohne Schutz, ohne Anerkennung, ohne Wahl. Und auch wenn die Bordelle jetzt wieder öffnen: Ist damit alles wieder gut in der Prostitution in NRW? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.09.2020WDR
  • Folge 59
    Plastik – ein Stoff ist zum Problem geworden. Plastikinseln in den Weltmeeren, Berge an brennendem Plastikmüll auf illegalen Deponien und Mikroplastik in unseren Körpern. Und Deutschland? Ist Plastikmüll-Europameister! Neu ist diese Erkenntnis nicht, und das lässt Reporterin Stefanie Vollmann keine Ruhe. Wenn doch seit Jahren alle wissen, wie schädlich Plastik für die Umwelt und uns ist, warum ist es dann trotzdem noch überall? In ihrer Reportage geht sie der Frage nach, warum es auch für uns hier in NRW so schwierig zu sein scheint, vom Plastik loszukommen. Dafür hinterfragt sie nicht nur ihren eigenen Konsum, sondern trifft zum Beispiel Jenny und Jannik Wetzel aus Dormagen.
    Mit ihren handgemachten Wachstüchern haben sie eine Alternative zu Klarsichtfolie entwickelt – hat ihr Geschäft Zukunft? Die Reporterin recherchiert auch auf der größten Kunststoffmesse der Welt in Düsseldorf. Sie spricht mit Unternehmen aus NRW, die mit Plastik ihr Geld verdienen, besucht diejenigen, die dazu forschen und die, die den Plastikmüll für uns entsorgen. Immer wieder geht es um die Frage: Was können wir ganz konkret tun, um nachhaltiger zu leben, und hat Corona unseren Plastikkonsum erhöht, weil Hygiene auf einmal wieder viel wichtiger geworden ist? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.09.2020WDR
  • Folge 60
    Aufträge weg, Einnahmen weg – von dem einen auf den anderen Tag hatte Britta Pätzold ein dickes Problem. Der selbstständigen Grafikerin aus Wuppertal sind seit März alle Einkünfte weggebrochen. Ihr und ihrer Tochter bleibt nur Hartz IV – doch sie müssen nicht nur Monate auf das Okay vom Amt warten, sondern fürchten auch noch ihr Haus zu verlieren – Altersabsicherung und Lebenstraum. Mehr als 60.000 Menschen in NRW sind durch die Pandemie binnen weniger Monate zusätzlich in Hartz IV gekommen. Und das sind nur die Anträge, die auch bewilligt wurden. Für rund zwei Millionen nicht Angestellte – von der Minijobberin über den Fotografen bis zur Cafébesitzerin – gibt es kein Kurzarbeitergeld, nur 432 Euro Grundsicherung.
    Können die Jobcenter die Flut an Neuanträgen stemmen? Ist Hartz IV tatsächlich das richtige Mittel in der Krise? Und wie schauen die vorherigen Bezieher auf ihre neuen Schicksalsgenossen, denen immerhin ein „vereinfachter Zugang“ versprochen wurde? Anny Hartmann sollte jetzt auf irgendeiner Bühne stehen. Oder vor den Fernsehkameras der ZDF-Sendung „Neues aus der Anstalt“. Stattdessen sitzt sie mit ihrem Mann über Stapeln von Formularen und beide raufen sich die Haare.
    Mit Hartz IV hatte sich die Kabarettistin bis jetzt nur auf der Bühne beschäftigt. Durch Corona sind sie und ihr Mann, ein Künstleragent, nun selbst betroffen. Hartz IV, das sind nicht mehr nur „die Anderen“. Die „Unterwegs im Westen“-Reporterin Caroline Wiemann besucht jene, die Corona wirtschaftlich besonders hart trifft. Sie spricht mit Angestellten im Jobcenter über den permanenten Ausnahmezustand und geht der Frage nach, was sich am Sicherungsnetz Hartz IV ändern muss, um im größten Wirtschaftseinbruch seit Jahrzehnten zu halten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.09.2020WDR
  • Folge 61 (30 Min.)
    Schon vor Corona ging es vielen Kindern nicht gut. Laut einer DAK-Studie zeigte jedes vierte Schulkind in Deutschland psychische Auffälligkeiten. Mit Corona hat sich ihre Belastung noch verschärft. Viele Kinder leiden still. Deshalb ist es wichtig, schon die Anzeichen zu kennen und richtig zu deuten. Was sind die Alarmzeichen, wenn mein Kind in eine seelische Schieflage gerät? Was mache ich dann? „Wir hatten plötzlich den Zugang zu unserem Kind verloren. Das war für mich beschämend, gebe ich ganz ehrlich zu, mir einzugestehen, da läuft etwas schief.“ Diese ehrlichen Worte einer Mutter können Eltern ängstigen.
    Denn wenn sich das eigene Kind plötzlich verändert, sich zurückzieht, die Noten schlechter werden, und es sich einfach anders als gewohnt verhält, fühlen sich Kind und Eltern oft hilflos. Der Stresspegel in den Familien steigt. Bei Jugendlichen sei der Übergang vom üblichen pubertären Seelenschmerz zu ernsthaftem Leiden fließend, sagen Psychologen. WDR-Reporterin Stefanie Gromes, selbst Mutter, geht der Frage nach, weshalb Kinder und Jugendliche in psychische Schieflagen geraten und wie man ihre seelische Gesundheit fördern und stärken kann.
    Unterwegs im Westen begegnet sie unter anderem einer Selbsthilfegruppe betroffener Eltern, spricht mit Psychotherapeuten und Ärzten. Sie besucht eine Schule, die die seelische Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler auf kreative Weise stärken möchte. Und sie trifft einen renommierten Soziologen, der einen ganz überraschenden Blick auf die Thematik hat und für mehr Gelassenheit plädiert. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.10.2020WDR
  • Folge 62 (30 Min.)
    „Du kannst nicht verstehen, was ich erlebt habe. Du hattest eine ganz andere Kindheit als ich, weil du ja nicht die Hautfarbe hast, die ich habe!“ So beschreibt es der Schaffner Darun Jegathan. Er ist in Dortmund aufgewachsen. Seine Eltern stammen aus Sri Lanka. Wegen seiner Hautfarbe wird er seit seiner Kindheit immer wieder beleidigt oder abwertend angeschaut. „Als ich noch ein Kind war, gab es ein Wort für unsere ethnische Abstammung. Das wurde in der Schule oft zu mir gesagt. Oder ich habe Spitznamen bekommen, mit denen ich beleidigt wurde.“ Grundlos von der Polizei kontrolliert werden, seltener zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, seltener eine Empfehlung für das Gymnasium bekommen – von solchen und anderen rassistischen Erfahrungen berichten viele Menschen in Deutschland.
    Darun Jegathan sagt, Rassismus werde es immer geben. Aber lässt sich gegen rassistische Strukturen in unserer Gesellschaft wirklich nichts unternehmen? Und wie schwer ist es für weiße Menschen, Rassismus-Erfahrungen nachzuvollziehen? Reporter Fritz Sprengart versucht es. Bei der Sozialpädagogin Emilene Wopana Mudimu aus Aachen besucht er einen Anti-Rassismus-Workshop. Er will herausfinden, ob er sich rassistisch verhält, ohne es zu beabsichtigen. Und wenn ja, wie kann er das ändern? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.10.2020WDR
  • Folge 63 (30 Min.)
    Sie haben Angst um ihre Gesundheit, fühlen sich von der Gesellschaft ausgegrenzt und sind wütend: Impfkritiker. Spätestens seit Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes im März 2020 rufen Menschen, die sich und ihre Kinder nicht impfen lassen wollen, zum öffentlichen Widerstand auf. Denn jetzt müssen sie. Dabei sind die Fronten so verhärtet, dass der Schutz der Gesundheit zum Glaubenskrieg wird. In der Unterwegs im Westen-Reportage stellt Reporter Manuel Möglich die Frage: Welche Kritik am Impfen ist berechtigt? Dabei geht er als erstes dorthin, wo die Kritiker am lautesten sind: Auf die Demonstration „Tag der Freiheit.
    Das Ende der Pandemie“ im August in Berlin. Hier trifft er verschiedene Demoteilnehmer und die impfkritische Ärztin Carola Javid-Kistel. Doch der Film führt den Reporter weg von den Extremen, hinein in den Alltag der Menschen in NRW. In Rheda-Wiedenbrück trifft Manuel Möglich eine junge Mutter, die für ihr Kind jede Impfung ablehnt. Sie selbst leidet an einer Autoimmunerkrankung. Die, sagt sie, stamme aus ihrer Jugend – von einer HPV-Impfung. In Detmold besucht Möglich eine gelernte Osteopathin, die sich nach einer Kinderwunschbehandlung vom Impfen verabschiedet hat.
    Mehrere Impfungen führten bei ihr nicht zu einer Antikörperbildung. Außerdem verabredet sich der Reporter mit dem Kinderarzt Dr. Burkard Lawrenz aus Arnsberg, der sich an die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) hält und darüber hinaus zu weiteren Impfungen rät, zum Beispiel gegen die Folgen von Zeckenbissen. Reporter Manuel Möglich lässt auch seinen Impfpass begutachten. Welche Impfungen sollte ein gesunder Mensch haben? Und wo verläuft die Grenze zwischen nachvollziehbarer Impfskepsis und unter Umständen gefährlichem Verschwörungsglauben? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.10.2020WDR
  • Folge 64 (30 Min.)
    „Mittlerweile wird auch meine Frau bedroht“, sagt Andreas Hollstein, Bürgermeister in Altena im Sauerland. „Einmal hat sogar jemand vor ihr ausgespuckt.“ Hassmails oder Drohungen und Beleidigungen per Post gehören für den Lokalpolitiker seit Jahren zum Alltag. 2017 wird Hollstein in einem Imbiss mit einem Messer angegriffen. Das hat Spuren hinterlassen. „Das Urvertrauen in die Menschen ist verloren gegangen“, sagt der CDU-Politiker. Trotzdem macht er weiter, kandidiert 2020 als Oberbürgermeister in Dortmund und muss Wahlkampf weitere Anfeindungen erleben. Seit Jahren verzeichnet das Innenministerium einen Anstieg der Gewalt gegen Politikerinnen und Politiker.
    Das betrifft vor allem die, die sich lokal engagieren. Denn sie sind vor Ort, bekommen die Wut als erstes zu spüren. Andreas Hollstein sieht die Schuld dafür auch bei der AfD: Durch ihre Wortwahl hetze die Partei Menschen auf. Martin Schiller weist diesen Vorwurf zurück. Er sitzt in Münster für die AfD im Stadtrat. Und auch er ist Ziel von Gewalt: Sein Laden in Münster wurde mehrfach mit Farbe besprüht. Einmal rissen Angreifer seine Autotür auf und kippten saure Milch über ihn und seine Frau.
    Hollstein und Schiller sind nur zwei Beispiel für viele Kommunalpolitiker in NRW, die täglich beleidigt oder bedroht werden. Die Gründe sind vielfältig, manchmal banal: Corona-Maßnahmen, Flüchtlingspolitik, ungeliebte Bauprojekte. Der Hass, der ihnen entgegenschlägt, scheint grenzenlos. Auch Morddrohungen sind längst keine Ausnahme mehr. Was macht das mit unseren Politikern? Können sie die Anfeindungen ertragen oder will ihren Job bald niemand mehr machen? WDR-Reporterin Anett Selle ist unterwegs im Westen und trifft bedrohte Kommunalpolitiker von CDU, AfD und Die Linke. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.10.2020WDR
  • Folge 65 (30 Min.)
    Eine Bluse für 20 Euro, eine um 70 % reduzierte Hose, beim Stadtbummel mal eben schnell mitgenommen. Fast Fashion verführt eben – das kennt wohl beinahe jeder. Was jedoch kaum jemand weiß: Jede Menge Kleidungsstücke werden jedes Jahr zwar produziert, schaffen es aber gar nicht erst in unsere Kleiderschränke – weil der Sommer vielleicht zu kühl war oder die Trendfarbe des Sommers gewechselt hat. Corona hat dieses Problem noch verschlimmert – die Firmen sind auf ihren Kleidungsstücken sitzengeblieben, sogenannte „Überhänge“, oder „Restanten“. Manche Experten schätzen, es sind jedes Jahr mehrere Hundert Millionen.
    Die Modefirmen reden nicht so gerne darüber. „Das ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Branche“, so Stefan Grimm, Leiter einer Online-Handelsplattform für Restposten. „Überhänge sind für die Firmen nicht gerade sexy.“ Und nicht nur das: Sie sind sogar ungeheuer lästig. Die Firmen wollen diese Ladenhüter einfach nur schnell und vor allem diskret loswerden – denn Einlagern lohnt oft nicht, und offensiv verramschen wollen die Firmen ihre Kleidung auch nicht – zu groß die Gefahr, dass sie damit ihre eigene Marke kaputt machen.
    Was passiert also damit? Unsere Reporterin Rebecca Kirkland macht sich auf die Spur dieser Kleidung, die keiner will. Und es gibt noch eine Kehrseite von Fast Fashion: Unsere Kleiderschränke platzen aus allen Nähten. Über eine Million Tonnen Kleidung landet jedes Jahr in Deutschland in den Altkleider-Containern. Diese Kleiderberge werden in riesigen Anlagen sortiert und ebenfalls in alle Welt verschifft – allerdings ist die Qualität mittlerweile so schlecht, dass sie oft noch nicht mal mehr zur Produktion von Putzlappen taugen. Das Altkleidersystem, so wie wir es kennen, steht kurz vor dem Kollaps, schätzen Insider. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.11.2020WDR
  • Folge 66 (30 Min.)
    Gewalt bei Schwerpunktkontrollen, tausende ‚Querdenker‘, die auf der Straße demonstrieren, und Missverständnisse, weil man die Anderen hinter der Maske schlechter versteht: Die Maske bietet für so ein kleines Stück Stoff ganz schön viel Stoff für Streit. Und das, obwohl sie eigentlich vor allem eins tun soll – uns gegenseitig schützen. Was treibt die „Querdenker“ auf die Straße? Was können wir von Japan lernen, wo die Maske längst zum Alltag gehört? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.01.2021tagesschau24Deutsche Online-PremiereMi 11.11.2020ARD Mediathek
  • Folge 67 (30 Min.)
    „Seit sie denken kann, fühlt sich Simone Ottersbach (42) zu dick. „“Mit 18 habe ich meine erste Diät gemacht““, sagt sie. Obwohl sie vor kurzem 30 Kilo abgenommen hat, beschäftigt sie sich immer noch ständig mit dem eigenen Gewicht. Von der Unzufriedenheit mit ihrem Körper möchte sie jetzt endlich weg. Deshalb hat Simone dieses Jahr zum ersten Mal in ihrem Leben einen Bikini gekauft. Sich darin zu zeigen, sei ihr „“persönlicher Endgegner““. Woher kommt das? Wieso sind so viele Menschen unzufrieden mit ihrem Körper? Sara Wendhack ist Unterwegs im Westen und trifft Menschen, die mit ihrem Aussehen hadern, Diäten machen, sich unters Messer legen.
    Aber auch solche, die ihren Körper gerne zeigen: Marika Nagy zum Beispiel; Sie wurde als Kind wegen ihrer Pigmentstörung gemobbt. Heute startet sie als Model durch, ist das Gesicht einer internationalen Kampagne. Was macht ein gutes Körpergefühl aus? Kann man lernen, seinen Körper zu lieben? Es gibt mittlerweile eine Industrie rund um die Body Positivity-Bewegung. Selbsthilfe-Kurse, die eine positivere Einstellung zum eigenen Körper versprechen, sind ein Verkaufsschlager. Was macht es so schwierig, sich einfach so zu akzeptieren, wie man ist?“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.12.2020WDR

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