2019, Folge 16–29

  • Folge 16
    Der gefährlichste Ort für eine Frau ist das eigene Zuhause. Jede vierte Frau in Deutschland wird Opfer häuslicher Gewalt, allein im Raum Köln gibt es deshalb mehrere Tausend Einsätze im Jahr. Ob psychische, verbale, körperliche oder sexuelle Gewalt – sie geht durch alle gesellschaftlichen Schichten. Aber kaum jemand spricht darüber. Die Opfer schweigen aus Scham, die Täter verdrängen oder entschuldigen die Tat vor sich selbst. Wir erzählen die Geschichten von drei Frauen, die sich trauen, das Schweigen zu brechen. Aber auch die Männer, die Täter, kommen zu Wort. Die Hier und heute-Reporterin Mareike Wilms besucht eine Kölner Therapieeinrichtung „Mann sein ohne Gewalt“. Viele Teilnehmer haben von der Staatsanwaltschaft die Auflage, eine Therapie zu machen, andere kämpfen um den Erhalt der Partnerschaft. Die Hier und heute Reportage gibt Einblicke in die Gedankenwelt von Opfern und Tätern und fragt: Wo fängt Gewalt an und wie kann man die Gewaltspirale durchbrechen? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.01.2019tagesschau24
  • Folge 17
    Konferenz im Jugendamt Solingen – ein Lehrer hat sich gemeldet, weil eine Schülerin mit auffälligen Verletzungen in die Schule gekommen ist. Die Mitarbeiter müssen schnell reagieren und notfalls das Kind in Obhut nehmen. Rund 39.500 Mal im Jahr müssen Jugendämter in Nordrhein-Westfalen darüber entscheiden, ob das Kindeswohl gefährdet ist. Aber wie treffen die Mitarbeiter ihre Entscheidungen und wie nah lassen sie die Fälle an sich heran? Eine Reportage aus dem harten Alltag des Jugendamtes Solingen. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.01.2019WDR
  • Folge 18
    Für den ersten Hunger stehen schon Schüsseln mit Gemüse und Obst bereit. Ein warmes Mittagessen gibt es um 14 Uhr, wenn alle da sind. Viele Kinder haben noch nichts gegessen, bevor sie mittags zur Wuppertaler Kindertafel kommen. Warum ist das so? Warum bekommen Kinder in Deutschland nicht genug zu essen? Bundesweit gibt es etwa 40 Kindertafeln, eine davon befindet sich seit 2007 in Wuppertal, einer Stadt, in der überdurchschnittlich viele Menschen arbeitslos sind und Hartz 4 beziehen. Die Kindertafel liegt gleich neben der Tafel für die Erwachsenen, beide bekommen Lebensmittelspenden von Supermärkten.
    Ehrenamtliche Helfer kümmern sich um die Kinder, geben ihnen zu essen, spielen mit ihnen und machen Hausaufgabenbetreuung. Da ist zum Beispiel der achtjährige Dean, der eigentlich nach der Schule lieber nach Hause als zur Tafel möchte, was seine alleinerziehende Mutter nicht erlaubt. Jasmin ist ebenfalls acht Jahre alt und ein kleines Mathegenie. Wenn sie gefördert würde, könnte sie das Abitur schaffen, sagen die ehrenamtlichen Helfer der Kindertafel. Und Nettmia kommt eigentlich immer ausgehungert bei der Tafel an. „Wuppertal ist relativ strukturschwach, wir haben eine relativ große Arbeitslosigkeit und wir haben dementsprechend ein höheres Armutsrisiko bei Kindern“, erklärt Miriam Kusebauch, die Leiterin der Kindertafel.
    Manchmal seien den Eltern oder alleinerziehenden Müttern die Verpflegungskosten in der Schule einfach zu hoch oder aber sie haben keinen Platz in der Ganztagesbetreuung der Schule bekommen. Daher müssen sie zur Kindertafel gehen. Autorin Diana Ahrabian zeigt in ihrer Reportage eindrücklich, welche Probleme die Kinder der Wuppertaler Kindertafel haben und was sie sich vom Leben wünschen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.02.2019WDR
  • Folge 19
    Dem kalten Winter in NRW entfliehen und für ein paar Monate nach Marokko: ein Traum für Sabrina und Oli aus Paderborn. Regelmäßig packt die beiden das Fernweh. Dann reist das Ehepaar aus dem Westen gemeinsam mit Hund Sam im Wohnmobil in den sonnigen Süden. Diesmal wollen sie für ein halbes Jahr auf den afrikanischen Kontinent. Was sie in die Ferne zieht? „Die besonderen Begegnungen. Man wächst an jeder Reise, die man macht“, sagt Sabrina. Sie arbeitet unterwegs als Online-Texterin und Buchautorin. Oli ist gelernter Betriebswirt, hat seinen Job gekündigt und vermietet jetzt zwei Wohnungen in seinem Haus. Auf diese Weise können die beiden die monatelange Reise finanzieren. Unterwegs im Westen begleitet das Ehepaar aus Paderborn auf seiner Abenteuerreise nach Marokko. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.02.2019WDR
  • Folge 20
    Eine Reportage über Speeddating für Senioren im Ruhrgebiet Edelgard aus Moers hatte in ihrem Leben nicht viel Glück mit den Männern. Jetzt, mit 67, wünscht sie sich nochmal ein Happy End in der Liebe mit einem Mann, der die See liebt und gute Manieren hat. Günter aus Essen ist mit 60 Jahren früh Witwer geworden, nachdem seine große Liebe vor drei Jahren starb. Nach der Trauer kam die Langeweile und nun sucht er eine Frau, um gemeinsam was zu unternehmen. Christa aus Düsseldorf hat zwei unglückliche Ehen hinter sich und jetzt, mit 62, könnte der Richtige doch endlich mal bei ihr anklopfen – am besten groß und rothaarig.
    Und für den Witwer Eckhard, 80, ist man sowieso nie zu alt für irgendwas, auch nicht für die Liebe. Wenn er sich noch einmal verliebt, dann sollte die Frau sportlich und aktiv sein. Zusammen mit anderen Frauen und Männern, die eine neue Liebe suchen, sitzen Edelgard, Günter, Christa und Eckhard an einem Freitagabend in einem Café in Essen und machen mit beim ‚Speeddating für Senioren‘, das Irmingard Degen im Ruhrgebiet für Singles ab 55 Jahren anbietet.
    Es ist ein ‚Bäumchen-wechsele-Dich -Spiel‘. Jede Frau spricht mit jedem Mann. Acht Minuten zum ersten Kennenlernen. Dann klingelt ein Glöckchen und der oder die nächste ist dran. Hoffnungen, Skepsis, schlechte Erfahrungen und hohe Ansprüche sitzen mit am Tisch, wenn sich die Suchenden mal freundlich, mal zaghaft und manchmal ungeschickt annähern. Oder sich acht quälende Minuten mit dem fremden Gegenüber langweilen. Was die Protagonisten bei ihrem Abenteuer Speeddating erleben und ob sie sich und der Liebe eine Chance geben – davon erzählt diese Reportage. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.03.2019WDR
  • Folge 21
    „Fleisch hat für mich früher einfach nach Nichts geschmeckt“, sagt Susanne Schulte aus Gummersbach. Dann wurde sie mit ihrem Partner Peter Schmidt selbst zum Fleischproduzenten. Zusammen züchten sie alte Nutztierrassen wie das fast ausgestorbene rote Höhenvieh, Bergschafe mit langem Schwanz und Schlappohren oder die massigen Mechelner Hühner. Ihr Hof ist einer von knapp 20 sogenannten Archehöfen in NRW. Susanne und Peter füttern ihre Tiere von Hand und haben jedem Rind einen Namen gegeben. Natürlich fällt da die Schlachtung schwer – aber so ist das Arche-Prinzip nun einmal: „Erhalten durch Aufessen“. Und am „Aufessen“ hat auch Susanne Gefallen gefunden: „ Unser Fleisch schmeckt intensiv, man muss richtig kauen – und eine Soße brauche ich nicht.“ Ursprünglich und vor allem ganz lokal schmeckt es auch Tine Knauft aus Köln am besten: „Wir brauchen kein Super-Food wie Chia-Samen vom anderen Ende der Welt – unsere Brennnessel kann das auch!“ Sie mag die besondere Wildkräuter-Note, die meistens bitterer und intensiver ist als die von Supermarkt-Gewürzen.
    Ihre Begeisterung über heimische Kräuter teilt Tine in Kursen und Kräuterwanderungen. Was Tine, Peter und Susanne vereint: Ihnen geht es nicht um den nächsten Schritt zur Optimierung. Stattdessen wollen sie ursprüngliche und vielfältige Genüsse erhalten, ganz einfach – oder? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.03.2019WDR
  • Folge 22
    Die Sehnsucht nach Natur-Idylle, kurzen Wegen, echter Gemeinschaft Evelies Schürg und David Ries haben einen Traum: Sie wollen ein Dorf gründen. Doch noch lebt das Paar mit den zwei kleinen Kindern in Köln: ‚In der Stadt bin ich ständig unterwegs zwischen Kitas, Supermarkt und Job. Und gleichzeitig bin ich irgendwie einsam‘, sagt Evelies Schürg. Deshalb will das Paar mit Mitstreitern 50 Kilometer östlich von Köln ein leerstehendes Seminargelände mit verschiedenen Häusern kaufen. Direkt neben einem Naturschutzgebiet sollen 50 bis 60 Menschen leben. Interessenten gibt es viele, aber immer wieder springen einige ab. Am Ende müssen sie alle zusammenlegen, um die 1,5 Millionen Euro für den Kauf aufzubringen – sonst platzt der Traum.
    Auch Steuerfachkraft Elena und Lagerlogistiker Andreas Biermann träumen vom Landleben, doch noch wohnen sie in einer kleinen Wohnung in Herford bei den Eltern. Denn nicht nur in Köln oder Düsseldorf ist es schwer geworden, eine bezahlbare große Wohnung zu finden. Elena und Andreas wünschen sich eine große Familie und dafür brauchen sie Platz. Also haben sie sich für das Projekt „Jung kauft alt“ der Gemeinde Hiddenhausen beworben. Der umtriebige Bürgermeister will junge Familien in leerstehende Häuser locken, damit der Ortskern nicht ausstirbt. Dafür gibt es Geld von der Gemeinde und Kindergärten und Betreuung vor Ort. Die Biermanns kaufen so ein altes Haus und müssen viel renovieren – werden sie sich im Dorf einleben? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.03.2019WDR
  • Folge 23
    Lorenz Eberhardt aus Solingen steht vor den Trümmern seines einst sehr erfolgreichen Lebens: Sein Haus hat er verloren, seine Gesundheit steht auf dem Spiel. Er ist schwer herzkrank, kann sich aber eine normale ärztliche Behandlung nicht leisten, weil er nicht mehr krankenversichert ist – seit 11 Jahren schon. Wie ihn gibt es Hunderttausende in Deutschland die trotz gesetzlicher Pflicht ohne Versicherungsschutz leben. Durchs Raster unseres Versicherungssystems gefallen, heißt es. Immer häufiger sind das Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft: Selbstständige, wie Lorenz Eberhardt, die sich die Beiträge irgendwann nicht mehr leisten konnten und nun auf Schuldenbergen sitzen, die sie unmöglich an die Kassen zurückzahlen können.
    Menschen, die aus eigener Kraft nicht wieder aus der Misere herauskommen, weil sie nicht richtig beraten und allein gelassen werden mit ihrem Problem. Mit welcher Perspektive leben diese Menschen? Wer hilft ihnen? Und welche Ängste und Herausforderungen begleiten sie bei ihrem Kampf, zurück zu kommen in die Krankenversicherung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.04.2019WDR
  • Folge 24
    Es ist Freitag, 11 Uhr, und hunderte Schüler ziehen durch Düsseldorf zum Landtag. Eigentlich müssten die meisten von ihnen gerade in der Schule sein, aber sie demonstrieren und rufen: „Wir bleiben laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“. Ihr Vorbild ist die 16-jährige Greta Thunberg aus Schweden. Seit vergangenen Sommer zieht sie jeden Freitag vor das schwedische Reichstagsgebäude. Sie schwänzt die Schule, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Tausende Schüler und Studenten – auch aus NRW – machen es ihr mittlerweile nach. Jeden Freitag streiken sie unter dem Motto „Fridays for future“ für einen früheren Kohleausstieg und eine bessere Zukunft.
    Mit dabei die 16-jährige Lucy aus Düsseldorf, die sich vegan ernährt und Plastikmüll vermeidet, und der 15-jährige Mathis aus Schwalmtal, der sich für einen besseren Schutz der heimischen Vogelarten einsetzt. Auch Carla, eine Studentin aus Münster, ist in der FFF-Bewegung aktiv und organisiert die Proteste in NRW. Unterwegs im Westen begleitet Schüler und Studenten bei ihren Aktionen in Düsseldorf, Münster und Berlin. Der Film zeigt, wie und warum junge Menschen die Welt verbessern wollen und wie sie das im Alltag leben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.04.2019WDR
  • Folge 25
    Egal wie viele BHs Julia anprobiert, keiner passt. Selbst die kleinsten Größen sind für die 25-Jährige zu groß. Sie fühlt sich wie ein Mann. Seit der Pubertät träumt Julia von größeren Brüsten und obwohl sie viel Angst davor hat, möchte sie sich ihre Brust vergrößern lassen. Die Zahl solcher Eingriffe nimmt in Deutschland kontinuierlich zu – auch bei ganz jungen Menschen, das bestätigt die aktuelle Statistik der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Eine kleinere Nase mit 19 Jahren, größere Brüste mit 16, diese Anfragen kommen in den Schönheitskliniken in NRW immer öfter vor. Doch was treibt junge Frauen wie Julia, lange bevor das Älterwerden überhaupt eine Rolle spielt, zu einer kosmetischen Operation? Woher kommt das Streben nach dem perfekten Körper und wer definiert Schönheit für sie? „Unterwegs im Westen“ hat Julia begleitet und fragt, ob junge Frauen nur mit OP schön sein können? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.04.2019WDR
  • Folge 26
    Schülersprecher Kaan Hira steht vor seiner Schule und ärgert sich. Um das Gebäude herum steht seit knapp vier Jahren ein Bauzaun, der verhindern soll, dass Fassadenteile auf die Schüler fallen. „Die Brocken, die da runterfallen, werden immer größer“, erklärt der Schülersprecher. Ein Schüler wurde schon von einem Stein getroffen. „Wann das Gebäude endlich saniert wird, ist noch immer nicht klar. So lange müssen wir mit dem Zaun leben“, so Kaan Hira. Und nicht nur die Fassade des Dreikönigsgymnasiums in Köln bröckelt. Auch im Inneren ist vieles baufällig. Im Physiksaal ist die Decke wegen eines Wasserrohrbruchs kaputt.
    In anderen Räumen können Fenster nicht geöffnet werden und die Schüler schwitzen. „Im Informatikraum werden es auch schon mal 35 Grad im Sommer“, erklärt Kaan Hira. „So kann man sich kaum konzentrieren.“ Warum müssen Schüler unter solchen Bedingungen lernen? Schulleiterin Barbara Wachten sagt dazu: „Die Planungen der Stadtverwaltung für die Sanierung laufen schon seit Jahren. Aber bis bestimmte Genehmigungen erteilt werden, dauert es ewig. Und dann kommt auch noch das Veto anderer Behörden. Das ist sehr frustrierend.“ Wie kaputt sind unsere Schulen? Die Reportage ist dabei, wenn Eltern vor Kölns Rathaus demonstrieren und Lösungen fordern.
    Wir zeigen Schulen in Köln und Geldern, die so marode sind, dass die Schüler komplett ausziehen müssen, bevor saniert werden kann und sehen, was das für ihren Unterricht bedeutet. Wir begleiten einen Mitarbeiter des Gebäudemanagements der Stadt Geldern, der versucht, die vielen Baustellen in den Schulen im Griff zu bekommen. „Es gibt einen riesigen Sanierungsstau“, so Felix van Huett. „Wir gehen das jetzt an. Aber es ist eine große Herausforderung.“ Damit es schneller geht, sollen Eltern, die Stadt und das Gebäudemanagement nun Lösungen erarbeiten – was könnte das sein und inwieweit ist das auch eine Lösung für andere Schulen in NRW? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.04.2019WDR
  • Folge 27
    Über 20 Jahre hat Hans-Josef Dederichs gegen den Braunkohletagebau und für den Erhalt seines Heimatdorfes Kuckum gekämpft. Jetzt hat er den Kampf aufgegeben und zieht mit seiner Familie in die Neubausiedlung in der Nähe. Doch plötzlich reden einige in Kuckum und den anderen vier Dörfern davon, dass die Abrissbirne vielleicht doch nicht kommt! Der politische Wind habe sich gedreht, hoffen einige, eine Demo von Klimaschützern und betroffenen Dorfbewohnern soll das unterstreichen.So kommen sie mit Bussen und Zügen, von überall her und wollen kämpfen: Für den Ausstieg aus der Braunkohle und den Erhalt von fünf Dörfern, die verschwinden sollen, wenn es nach dem Willen von RWE geht.
    „Alle Dörfer bleiben!“ heißt die Bewegung, in der sich auch Norbert Winzen engagiert. Er lebt mit seiner Großfamilie – drei Generationen, auf ihrem über 100 Jahre alten Hof in Keyenberg, der ebenfalls weggebaggert werden soll. Mit mindestens 4.000 Demonstranten rechnen Winzen und seine Mitstreiter.Keine 200 Meter entfernt von Norbert Winzens Hof streifen sich Monika und Bernd Pieper Signalwesten über. Auch sie wollen protestieren – allerdings gegen die Scharen der Auswärtigen.
    Für die sei doch der Kampf um den Erhalt der Dörfer nichts weiter als eine weitere Schlacht nach den Kämpfen um den Hambacher Forst. Auch Bernd Pieper hat sein ganzes Leben in Keyenberg verbracht, war dreimal Schützenkönig und hofft, dass die alte Dorfgemeinschaft sich wieder einstellen wird, wenn alle umgesiedelt sind nach „Keyenberg (neu)“. „Völliger Unsinn, die alte Dorfgemeinschaft ist doch längst kaputt!“ ist sich Norbert Winzen sicher. „Da ist einfach zu viel auf der Strecke geblieben.
    Jetzt sollte jeder das Recht haben, zu gehen oder zu bleiben, ganz wie er will!“ So geht ein Riss mitten durch die Dörfer am Rande des Braunkohletagebaus. Er zieht sich quer durch Vereine und Freundeskreise, manchmal sogar durch Familien. Dass der Streit um Verschwinden oder Verbleib der Orte von BUND, Greenpeace & Co.längst ideologisch aufgeladen ist, macht die Sache nicht besser. An Ruhe ist vorerst jedenfalls nicht zu denken. Einig sind sich alle nur in einem: Dass RWE hier überall Tatsachen schafft, Brunnen baut und Wälle aufschüttet, geht gar nicht! Und der Bericht der Kohlekommission? Für Manager des Energieriesen enthält er offenbar eine eindeutige Bestätigung: Die Dörfer müssen weg! Für einige Dorfbewohner aber lässt sich dieser Bericht auch anders verstehen: Wenn Braunkohle nicht mehr Energiesicherung für die Zukunft garantiert, dann kann man sich doch nicht mehr auf das „Gemeinwohl“ berufen, um dafür ganze 5 Dörfer wegzubaggern!Zwei Monate lang haben wir in den Dörfern beobachtet, wie sich das Leben verändert hat und wie nah persönliche, lebenslange Beziehungen und die Fragen der großen Politik beieinander liegen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.05.2019WDR
  • Folge 28
    Das Abenteuer kostet 3,20 Euro. So viel zahlt Werner Wosch für das Busticket, mit dem er von der Arbeit in die Eifel fährt. Nach einer halben Stunde ist er mitten im Wald und schlägt sein Nachtlager auf. „Der Schlaf ist leichter als zuhause. Trotzdem ist er erholsam und die Gerüche sind genial, wenn man mal aufwacht“, sagt der Aachener, der seit seiner Kindheit immer wieder eine Nacht im Wald schläft: „Manchmal ist im Wald zu sein für mich mehr „Zuhause“ als im Wohnzimmer zu sitzen.“ Doch der 56-Jährige sucht nicht nur Ruhe. Er will wieder einmal 100 Kilometer am Stück wandern.
    Regelmäßig geht er solche etwa 24-stündigen Touren: „Es macht unheimliche Freude, wenn man merkt, man hat die Kraft und die Ausdauer, der Körper macht mit, der Geist macht mit.“ Begleiten will ihn sein Sohn Florian, der noch nie so weit gewandert ist. Auch elf Kursteilnehmer im Teutoburger Wald wollen lernen, sich im Wald ganz natürlich zu bewegen. Im „Wildnisbasis-Kurs“ lernen sie, Feuer zu machen ohne Streichholz und Feuerzeug oder sich nur aus Laub und Ästen einen Unterschlupf für die Nacht zu bauen.
    „Ich bin viel zu wenig in der Natur. Und ich merke oft, dass ich gestresst bin – obwohl ich Yogalehrerin bin“, erzählt Eva Franke. Der 20-jährige Adrian Ruiz saß als Jugendlicher lieber vor dem Computer als rauszugehen. Doch ihm fehlte etwas. „Da wird man mit künstlichen Emotionen von außen vollgepumpt“, sagt er, während er Werkzeuge fürs Feuermachen schnitzt. „Das ist sehr echt. Ich kann mich schneiden, ich hab etwas in der Hand.“ Warum suchen viele Menschen wieder so stark die Nähe zur Natur? Und wie viel Abenteuer kann man schon im Wald direkt um die Ecke erleben? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.05.2019WDR
  • Folge 29
    Ein Dorf in der Eifel. Daniel und Vanessa, beide Mitte 20, haben sich entschlossen Porno-Darsteller zu werden. Vanessa hat gerade ihren Job in einem Hotel gekündigt, Ehemann Daniel ist unzufrieden mit seiner Stelle als Steuerbeamter. Pornos sehen sie als normalen Job – mit dem Vorteil, flexibel überall auf der Welt zu arbeiten. Vanessa chattet per Webcam mit Zuschauern, die pro Minute zahlen. Daniel dreht und schneidet Clips. Noch wissen nur die engsten Freunde davon. Doch einer ihrer Pornos macht im Dorf die Runde. Freunde und Verwandte brechen den Kontakt ab und Daniel verliert seinen Job.
    Sie suchen die Flucht nach vorn – Vanessa soll international bekannt werden. Jede achte Website, die in Deutschland aufgerufen wird, ist eine Porno-Seite – der weltweit höchste Wert. Gleichzeitig spricht man im Porno-Weltmeisterland nicht darüber. Was bedeutet dieses Tabu für diejenigen, die tatsächlich Sexfilme produzieren? Warum geben sie Intimstes preis? Und ist ein normaler Alltag trotzdem möglich? Wie reagieren Familie, Freunde und Nachbarn? Ein ehemaliger Supermarkt in Düren: Hier haben Gabi und Hajo Frings ein großes Porno-Studio für Amateur-Drehs aufgebaut.
    Büro, Frauenarzt, Billard-Ecke – sie verfilmen viele Phantasien. Auch die inzwischen erwachsene Tochter arbeitet als Kamerafrau und Cutterin mit – dabei hatten ihr die Eltern lange verheimlicht, womit sie Geld verdienen. „Wir haben die Familie erst nach und nach eingeweiht. Meine Eltern und Hajos Eltern kommen aus einer ganz anderen Generation“, erzählt Gabi Frings, „aber das ist unser Einkommen, das ist unser Job und dann haben es alle akzeptiert.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.05.2019WDR

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