2017, Folge 176–191

  • Folge 176 (30 Min.)
    In ganz Europa müssen immer mehr Bauern ihre Höfe schließen. Viele Dörfer sind bereits ausgestorben. Kritiker meinen: Viele Landwirte sind selbst daran schuld, dass es ihnen schlecht geht. Denn die Krise ist auch hausgemacht. Viele Bauernfunktionäre haben den Landwirten jahrelang empfohlen, ausschließlich auf Wachstum zu setzen: Zukunftsfähigkeit durch Turbo-Kühe und Massenställe, Produkte auch für den Export. Viele Jahre lang hat Milchbauer Xander van Diggele aus Mecklenburg von seinen Milchkühen gut leben können. Die Molkereien zahlten angemessene Preise. Doch er wollte weiter wachsen, hat seinen Stall mit hohen Krediten vergrößert.
    Dann ist der Markt eingebrochen. Jetzt kann der Bauer die Kredite nicht mehr tilgen, von den geringen Einnahmen nicht mehr leben, seine letzten Kühe müssen zum Schlachthof. So geht es vielen Bauern. Selbst große Betriebe haben Schwierigkeiten zu überleben trotz Subventionen. Die Landwirte produzieren zu viel, überschwemmen den Markt mit ihren Produkten. Die Folge: Die Preise sind im Keller. Nicht nur bei der Milch. Auch bei Fleisch und Getreide. Das Bauernsterben sei nicht nur ein deutsches Problem, meint die EU-Abgeordnete der GRÜNEN, Maria Heubuch. „In den letzten Monaten sind pro Tag etwa 300 Betriebe in Europa verloren gegangen, das ist für mich eine Katastrophe!“ Sie fordert eine gerechtere Subventionspolitik und eine Stärkung der regionalen bäuerlichen Landwirtschaft.
    Weg von der Exportstrategie für den Weltmarkt. So wurden Hochleistungskühe gezüchtet, die in vollautomatischen Melkanlagen ständig mehr Milch abgeben sollen. Ohne Rücksicht auf das Wohl des Tieres. Und auf den Äckern wird in Überdosis Chemie eingesetzt – ohne Rücksicht auf die Natur. Die Folgen spüren auch die Verbraucher: Gülle, Abgase und Antibiotika schädigen Mensch und Umwelt.
    Doch diese Form der Landwirtschaft funktioniert nicht mehr. Der Staat soll jetzt wieder helfen, fordern europaweit die Bauern. Die Länder unterstützen die Landwirte auch mit Hilfe von EU-Subventionen. Doch diese Hilfen sorgen eher für eine Dauerkrise. Die konventionellen Bauern und ihre Funktionäre müssen endlich umdenken, meinen dagegen die Vertreter einer ökologischen Landwirtschaft. Denn mit dem Sterben der Höfe geht auch wertvolles traditionelles Wissen und eine alte bäuerliche Kultur verloren. Anlässlich der „Grünen Woche“ in Berlin sucht die ZDF-Umweltdokumentationsreihe „planet e.“ gemeinsam mit Landwirten nach Auswegen aus der Krise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.01.2017ZDF
  • Folge 177 (30 Min.)
    Verpackungen, Taschentücher, Pappbecher: Die Papierflut nimmt weiter zu. 2015 hat durchschnittlich jeder Bundesbürger über 250 Kilogramm Papier verbraucht. Jeder fünfte Baum weltweit wird für die Papierherstellung gefällt. Umwelt-Experten befürchten: Geht das so weiter, werden nur wenige Urwälder übrig bleiben. Doch Papier sparen wird oft schwer gemacht: Die Bürger bekommen viel unerwünschtes Papier in die Briefkästen. Familie Dreyer aus Bergedorf will im Alltag neu produziertes Papier vermeiden doch das ist nicht leicht: In den meisten Läden gibt es nur wenig Recyclingpapier-Produkte, einen mitgebrachten Becher akzeptieren nur einige Kaffeegeschäfte und es ist auch aufwendig, Papier zu ersetzen.
    Nicht jeder möchte auf Toilettenpapier verzichten und ein Wischtuch aus Textilien benutzen. In „planet e.“ zeigen die Dreyers, wie schwer es ist, im Alltag Papierverbrauch zu verhindern. Mit Protestaktionen wollen Umweltschützer auf die alltägliche Papier-Verschwendung aufmerksam machen. Im Fokus von Robin Wood: die Flut an To-Go-Kaffeebechern aus Pappe. Millionenfach landen diese Becher nach durchschnittlich 15 Minuten Gebrauch im Müll.
    Deutschland ist mit Japan und USA führend, wenn es um Papierverbrauch geht. Doch wo kommt das ganz Papier her? Der WWF testet regelmäßig Papierprodukte und entdeckt dabei immer wieder Spuren von verbotenem Tropenholz. Diese Produkte sind auch in Deutschland verbreitet. Denn es herrscht eine große Nachfrage nach Papier. Das Holz für deutsches Papier wird nur zu geringen Anteilen aus heimischen Wäldern gedeckt. Deutschland importiert viel Zellstoff beziehungsweise Papierprodukte aus Finnland. Dort sind nur noch etwa 3 Prozent Urwald erhalten. Wie Papierverschwendung verhindert werden kann, zeigt „planet e.“ am Beispiel einer IT-Firma in den Niederlanden.
    Decos ist eines der wenigen Unternehmen weltweit, das komplett papierlos arbeitet: keine Papierkörbe, keine Drucker, keine Stifte, alles digital. Alle Partner-Unternehmen wurden gebeten, keine Briefe, Prospekte oder Ähnliches mehr zu schicken. Wer es doch tut, bekommt seine Post zurückgesandt – oder sie wird gescannt. Selbst die Toiletten sind papierlos, durch ein Bidet-ähnliches System. Ergebnis: Etwa 16 Bäume im Jahr sparen sie so ein. Nach fünf Jahren papierloser Arbeit schon ein kleines Wäldchen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.02.2017ZDF
  • Folge 178 (30 Min.)
    Die Menschheit wird immer dicker. Fast ein Zehntel der Weltbevölkerung gilt heute als übergewichtig. Der Hauptgrund: Industriell gefertigte Lebensmittel erobern die Welt. Ein riesiges Geschäft für die multinationalen Lebensmittelkonzerne, vor allem in den Wachstumsmärkten der Schwellen- und Entwicklungsländer. Kekse, Cola und Fertigprodukte mit viel Zucker, Salz oder Geschmacksverstärkern ersetzen vielerorts traditionelles Essen. Davor warnt Prof. Dr. Carlos Monteiro. Der Brasilianer ist Berater der Weltgesundheitsorganisation, Ernährungswissenschaftler und Kinderarzt.
    Er forscht schon lange zu den Zusammenhängen zwischen Armut und Übergewicht. Gesellschaften, die früher an Mangelernährung und Untergewicht litten, bekommen nun Probleme mit Zivilisationskrankheiten. Bei einer Bevölkerung von 200 Millionen haben in Brasilien rund 40 Millionen Menschen Übergewicht, und 14 Millionen leiden an ernährungsbedingtem Diabetes. Auch Kenia mit der stärksten Volkswirtschaft Ostafrikas haben die Lebensmittelmultis als lukrativen Markt ausgemacht – Ernährungswissenschaftler Clifford Gikunda beobachtet, wie Konzerne ihre Produkte immer mehr in günstigen Kleinstpackungen verkaufen, damit sie auch die Ärmsten als Kunden für sich gewinnen können.
    Viele Kenianer halten Nahrungsmittel, die aus dem Westen kommen, für gesünder als ihr traditionelles Essen, ersetzen Maisbrei und Gemüse durch Nudeln oder Toastbrot. Damit die Menschen wieder mehr frische Lebensmittel konsumieren, hat der Deutsch-Brasilianer Hans Dieter Temp in São Paolo die Idee entwickelt, urbane Gemüsegärten in Favelas, den Armenvierteln, anzulegen.
    Er versucht alte Anbautraditionen aufleben zu lassen und die Menschen an ihr lokales kulinarisches Erbe zu erinnern. Denn oft waren die Vorfahren der Slumbewohner Bauern auf dem Land. Am Beispiel von Brasilien und Kenia wirft die ZDF-Umweltreihe „planet e.“ einen Blick auf die Ernährungssituation von Millionen Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Der Film zeigt, wie multinationale Lebensmittelkonzerne die Armen gezielt als Kunden gewinnen wollen, mit welchen Strategien die Firmen arbeiten und wie engagierte Menschen für gesundes und traditionelles Essen kämpfen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.02.2017ZDF
  • Folge 179 (30 Min.)
    Intakte Moore speichern in ihrem Torfkörper mehr vom klimaschädlichen CO2 als Wälder. Doch der Hunger nach Agrarflächen nimmt darauf keine Rücksicht. Immer mehr Moore werden trockengelegt. Auch in Deutschland liegt die Zukunft der Moore in erster Linie in den Händen der Landwirtschaft. Im Lauf der Jahrhunderte wurden 95 Prozent der Moore entwässert, haben dabei ihren natürlichen Charakter verloren und wurden zu Agrarland. Dabei bekommen Moore in der Klimadiskussion der vergangenen Jahre einen ständig wachsenden Stellenwert. Lebensthema für den Biologen und weltweit anerkannten Moor-Experten Prof. Michael Succow.
    Mit seinem ganzheitlichen Denkansatz gehört er zu den prägenden Figuren der Landschaftsökologie. Seinen Schülern und Absolventen will er so viel Moorwissen wie möglich beibringen. „Aus degradierten Mooren entweichen in Deutschland rund 45 Millionen Tonnen Treibhausgase, rund fünf Prozent der gesamtdeutschen Emissionen“, so Succow. Mit dem Absenken des Wasserspiegels beginnt das Ende eines intakten Moors, es hört auf zu wachsen. Die Torfe mineralisieren, werden zu einem krümeligen Substrat, und der im Torf gespeicherte Kohlenstoff emittiert in die Atmosphäre.
    Solange diese zerstörten Moore als Grün- und Ackerland genutzt werden, lässt sich dieser Prozess nicht stoppen. Trotz aller Bedenken ist in der Landwirtschaftspolitik von EU, Bund und Ländern keine tiefgreifende Änderung für die Nutzung von Moorgebieten zu erwarten. Wirkliche Erfolgsaussichten für die Klimabilanz bietet die Renaturierung von Moorgebieten, wie es das Beispiel der Sernitz-Niederung in Brandenburg zeigt. Als junger Biologe erkundete Michael Succow diese Niedermoorregion im Auftrag der DDR-Staatsführung. Ziel war damals, das Moor für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.
    Heute kann Succow diesem Moor eine Zukunftsperspektive geben. Aufgrund seiner Initiative wurden die Entwässerungsgräben verschlossen, das Moor kann nicht mehr ausbluten. Die typische Niedermoorvegetation kann wieder wachsen, und mit einer kontinuierlichen Torfbildung kehrt die weitgehend ausgeglichene Klimabilanz zurück. Für sein Umwelt- und Natur-Engagement wurde Michael Succow 1997 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet und gründete mit dem Preisgeld die Michael-Succow-Stiftung zum Schutz der Natur. Vor allem setzt er sich international für die Ideen der UNESCO-Biosphärenreservate ein.
    Die Zusammenarbeit der Universitäten Greifswald und Baku in Aserbaidschan ist ein Beispiel für den weitgreifenden Ansatz zum Erhalt natürlicher Umweltressourcen. In Aserbaidschan sind die Ausbeutung der Bodenschätze und die Übernutzung der Landschaft durch die Landwirtschaft das aktuelle Thema. „planet e.“ hat Michael Succow bei seinen Moorschutzprojekten und nach Aserbaidschan begleitet. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, das Verständnis über die Zusammenhänge vom natürlichen Klimaschutzpotenzial der Moore an junge Wissenschaftler weiterzugeben. Damit die Renaturierung der Moorgebiete eine Chance hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.03.2017ZDF
  • Folge 180 (30 Min.)
    Ein vergessener Hygiene-Skandal: Weltweit müssen rund 2,6 Milliarden Menschen ohne Toiletten auskommen. Nur eine Folge: Täglich sterben fast 1000 Kinder durch fäkalienverseuchtes Wasser. Die deutsche Nichtregierungsorganisation BORDA hat sich vorgenommen, die hygienische Situation in den Slums zu verbessern. Sie errichtet dort kleine, dezentrale Abwassereinheiten, die das Schmutzwasser mechanisch und mikrobiologisch klären und filtern. Sauberes Trinkwasser, sanitäre Anlagen und eine hinreichende Aufbereitung verschmutzten Wassers sind die Voraussetzungen für ein würdevolles und gesundes Leben.
    Wo WCs fehlen und das Abwasser nicht gereinigt wird, entstehen erhebliche Gesundheitsgefahren. Oft treten Durchfallerkrankungen auf, die zum Tod führen können. Gerade in den ärmeren Ländern der Welt fehlt es an Einrichtungen, die die Bevölkerung mit frischem Wasser versorgen und das Abwasser reinigen. So haben allen Millenniumszielen der UN zum Trotz immer noch rund 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung rapide. In Afrika zum Beispiel werden im Jahr 2050 schätzungsweise 2,4 Milliarden Menschen leben doppelt so viel wie heute.
    Bis Ende des Jahrhunderts könnte sich die Bevölkerungszahl auf diesem Kontinent sogar vervierfacht haben. Auf der Suche nach Arbeit zieht es immer mehr Menschen in die Städte, in deren Randbezirken ungeplante, dicht bebaute Siedlungen entstehen, so genannte Informal Settlements. Meist werden diese Slums von den Behörden geduldet, aber nicht versorgt. Niemand fühlt sich verantwortlich, eine Infrastruktur fehlt. Ohne die flächendeckende Versorgung mit Wasser und die Einrichtung sanitärer Anlagen kann es nicht gelingen, aus der Armut herauszukommen.
    Denn wer durch sauberes Wasser und eine funktionierende Kanalisation gesund bleibt, ist produktiver. Sinkt die Armut, sinkt auch die Geburtenrate. Das wäre für Tansania mit derzeit fünf bis sechs Kindern pro Familie ein erheblicher Fortschritt, wie die BORDA-Experten vor Ort berichten. Anlässlich des Weltwassertages begleitet „planet e.“ die Arbeit der gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation BORDA (Bremen Overseas Research and Development Association) nach Daressalam, der Hauptstadt Tansanias.
    Dort bauen und betreiben die Mitarbeiter zusammen mit einheimischen Kräften sanitäre Anlagen. Zum Beispiel leeren kleine Unternehmen wie die „Sanitation on Wheels“ die Fäkaliengruben der Hütten und transportieren die Exkremente per Handwagen zur Kläranlage. Zudem kann das aufbereitete Wasser zum Bewässern von Pflanzen, das entstehende Biogas zum Kochen verwendet werden. Öffentliche Toiletten, manchmal mit Duschen, werden wie kleine Mikrounternehmen geführt, bieten so Arbeitsplätze. Die verbesserte Hygiene führt zu besseren Wohnbedingungen und ermöglicht den Bewohnern ein würdevolles Leben in einer Umgebung, die endlich nicht mehr stinkt.
    Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März begangen. Er steht in jedem Jahr unter einem anderen Thema. Der Weltwassertag ist ein Ergebnis der UN-Weltkonferenz über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Die UN-Generalversammlung hat den Weltwassertag in einer Resolution vom 22. Dezember 1992 ausgerufen. Im Jahr 2017 beschäftigen sich Veranstaltungen rund um den Weltwassertag sowie der Weltwasserbericht mit den Themen Abwasser und Abwassernutzung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.03.2017ZDF
  • Folge 181 (30 Min.)
    Plastikflaschen belasten weltweit die Umwelt. Zwar gibt es in Deutschland ein Pfandsystem, doch die Flut an Einwegflaschen ist damit nicht zu stoppen. Rund 17 Milliarden Einwegplastikflaschen wurden hierzulande im Jahr 2015 verbraucht. Die Industrie verweist darauf, dass diese recycelt werden können. Umweltschützern reicht das nicht. Sie fordern ein generelles Verbot von Einweg und wollen Mehrwegflaschen fördern. Jennifer Timrott ist Umweltaktivistin und sammelt jede Woche Dutzende Einwegplastikflaschen im Wattenmeer bei St. Peter-Ording. Der Plastikmüll kommt aus aller Herren Länder. Es sind auch zahllose Flaschen aus deutscher Produktion darunter.
    Was Jennifer Timrott am Strand findet, ist nur ein winziger Bruchteil der Plastikflaschen, die noch im Meer schwimmen. Dort werden sie von vielen Meerestieren aufgenommen, die dann oft qualvoll verenden. Schätzungsweise 450 Jahre brauchen die Flaschen, um zu verrotten. Deswegen plädieren viele Umweltschützer für ein komplettes Verbot der Einwegplastikflaschen. Aus Umweltsicht sind Mehrwegflaschen sowieso die bessere Lösung. Sie können bis zu 50 Mal wiederbefüllt werden. Außerdem werden alte Mehrwegflaschen aus Glas eingeschmolzen; es entstehen neue Glasflaschen daraus.
    Es spricht also eigentlich alles für Mehrweg. Trotzdem setzen die Konzerne auf Einwegplastikflaschen. Schon längst hätte die Bundesregierung eingreifen müssen, klagen Umweltverbände. Doch es geschieht nichts. Im Gegenteil: Man glaubt den Beteuerungen der Industrie, dass die Einwegplastikflaschen sogar umweltfreundlich seien. Mittlerweile haben einige Kommunen und Bürger den Einweg-Irrsinn erkannt und die Sache selbst in die Hand genommen. In Hamburg zum Beispiel hat der Senat seit Sommer 2016 alle Einwegplastikflaschen aus der öffentlichen Verwaltung verbannt. Zum regelrechten Industrieschreck sind die Bürger des US-Städtchens Concord geworden.
    Die Kleinstadt im Nordosten der USA hatte vor fünf Jahren gegen den vehementen Widerstand der Plastik-Lobby den Handel und Verkauf von Einwegplastikflaschen in einem Bürgerentscheid verboten. Wenn wir heute nicht die Einwegflut stoppen, müssen spätere Generationen das teuer bezahlen. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe warnt vor allem vor der Gefahr, dass so oder so der Plastikmüll und das recycelte Plastik in der Umwelt landen. Über Flüsse und den Schiffsverkehr gelangt es in die Meere. „planet e.“ geht der Frage nach, wie wir der Einweg-Flut entgegensteuern können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.03.2017ZDF
  • Folge 182 (30 Min.)
    Immer mehr Handys, immer mehr WLAN-Netze: Elektrosmog ist überall. Die meisten Menschen empfinden das nicht als Belastung. Doch manche sind davon überzeugt: Elektrosmog macht krank. Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Atemnot. All diese Symptome werden dem Elektrohypersensibilitäts-Syndrom zugeordnet (EHS), einer rätselhaften Krankheit. Neue Studien scheinen zudem einen alten Verdacht zu bestätigen: Handystrahlung könnte Krebs verursachen. Mario Babilon spürt die gesundheitlichen Auswirkungen von Elektrosmog am eigenen Leib. Die Leidensgeschichte des Stuttgarter Physik-Professors begann vor mehr als zehn Jahren.
    Damals litt er vor allem nach langen Meetings an starken Kopfschmerzen. Für den Physiker begann eine Odyssee von Arzt zu Arzt, keiner konnte helfen. Erst ein Zeitungsartikel brachte Mario Babilon auf die Idee, es könne sich um EHS handeln und um eine Reaktion auf das neu installierte WLAN-Netzwerk in den Besprechungsräumen. Daran glauben wollte der Wissenschaftler zunächst nicht, doch schon bald merkte er: Ohne WLAN-Netze in seiner Umgebung geht es ihm deutlich besser. Der Physik-Professor ist kein Einzelfall. Laut einem Bericht des Bundesumweltministeriums an den Deutschen Bundestag bezeichnen sich in Deutschland etwa eine Million Menschen als elektrosensibel.
    Hanna ist 15 Jahre alt. Die Gymnasiastin litt vor zwei Jahren plötzlich an starken Schmerzen und Atemnot. Im vergangenen Jahr konnte das Mädchen kaum zur Schule gehen. Mittlerweile ist sie bei dem Umweltmediziner Dr. Harald Banzhaf in Behandlung, der als Ursache für die Beschwerden Elektrosmog vermutet. Er hat es immer öfter mit Menschen zu tun, denen die klassische Schulmedizin nicht helfen kann. Oft lautet die Diagnose EHS. Umweltmediziner setzen auf Entgiftungstherapien.
    Mit den Kosten für diese Behandlung werden die Patienten alleingelassen. Viele fühlen sich nicht ernst genommen. Denn in Deutschland ist die Krankheit nicht anerkannt. Das für den Schutz der Bevölkerung zuständige Bundesamt für Strahlenschutz hat jahrelang versucht, das Phänomen EHS in Studien nachzuweisen, ohne Erfolg. Mittlerweile gilt das Krankheitsbild als ausgeforscht, weitere Studien sind vom Bundesamt zurzeit nicht geplant. Auch einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Mobilfunkstrahlung ist laut Bundesamt für Strahlenschutz nicht nachweisbar.
    Demgegenüber stehen Forscher wie der schwedische Onkologe Prof. Lennart Hardell, der in verschiedenen Studien einen Zusammenhang zwischen Krebs und Handynutzung herstellte. Der Krebsforscher glaubt nicht nur daran, dass Handystrahlung vor allem bei Vieltelefonierern das Risiko von Hirntumoren erhöht, er ist auch davon überzeugt, dass kritische Forschungsergebnisse systematisch ausgeblendet werden. Die ZDF-Umweltdokumentation „planet e.“ über eine mysteriöse Krankheit, die der Wissenschaft Rätsel aufgibt, und über Forschung, die daran scheitert, eindeutig zu klären, ob der Mobilfunk uns schadet oder nicht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.04.2017ZDF
  • Folge 183 (30 Min.)
    Produzieren, konsumieren, wegschmeißen: Das muss nicht so sein. Immer mehr Menschen sind davon überzeugt: Eine Welt ohne Müll ist möglich. Der Chemiker Michael Braungart ist einer von ihnen. Seine Vision: Alles, was wir wegwerfen, kann als Rohstoff wiederverwendet werden. Abfalldeponien und Müllverbrennung waren gestern. Braungart ist ein Querdenker, will unsere Wegwerfgesellschaft völlig umkrempeln. Seine Idee nennt er Cradle to Cradle: von der Wiege zur Wiege. Gemeinsam mit Unternehmen konzipiert er Produkte, die am Ende ihrer Nutzung vollständig wiederverwertet werden können.
    Abfall als Nahrung für Neuware. Doch können große Unternehmen wirklich auf 100-Prozent-Kreislaufwirtschaft umstellen? Die Umweltdokumentationsreihe „planet e.“ besucht einen innovativen Teppichhersteller in den Niederlanden, der die Ware nach Gebrauch zurücknimmt und recycelt. Gezeigt wird auch eine Hightech-Anlage in Slowenien, wo Plastikabfälle aus ganz Europa gesammelt und eingeschmolzen werden. Mithilfe einer neuen Technologie werden daraus synthetische Garne für die Textilindustrie produziert.
    Deutschland hinkt mit solchen Initiativen noch hinterher, kritisiert Michael Braungart. „Wir perfektionieren Mülltrennung und Müllverbrennung, anstatt Anreize für die Herstellung nachhaltiger Produkte zu schaffen“, meint er. Dabei könnte vor allem das ressourcenarme Deutschland auch wirtschaftlich davon profitieren. Oliver Schübbe will nicht warten, bis sich die Industrie umstellt. Er ist ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen die Müllflut, ein Pionier der Aus-Alt-mach-Neu-Bewegung.
    Der Designer baut Regale, Sessel und Tische aus weggeworfenem Mobiliar. Seine Devise: Schrott gibt es genug, da muss nicht alles neu produziert werden. „planet e.“ geht Frage nach, wie der Einstieg in ein neues, umweltfreundliches Wirtschaftssystem ohne Müll gelingen kann. Gezeigt werden innovative Vordenker, die ihre Unternehmen vollständig auf Kreislaufwirtschaft umstellen wollen und kreative Querdenker, die gegen die Zwänge der Wegwerfgesellschaft mobilmachen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.04.2017ZDF
  • Folge 184 (30 Min.)
    Der letzte Krieg in Deutschland ist mehr als 70 Jahre her. Doch noch immer liegen mehr als 100 000 Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden. Diese sind gefährlich für Mensch und Umwelt. Auch alte Munitionsfabriken und verlassene Militärgelände verbergen Kriegs-Altlasten. Sie müssen in mühsamer Kleinarbeit entsorgt werden. In englischen Luftbildarchiven werden jeden Tag neue Fotos aus den 40er Jahren aufbereitet. Sie liefern wertvolle Hinweise. Selbst die Altlasten des Ersten Weltkrieges sind noch nicht beseitigt: Den Behörden machen vor allem chemische Kampfstoffe zu schaffen.
    Sarin und Senfgas sind nur einige der tödlichen Substanzen, die auch heute noch an vielen hundert Orten in Deutschland im Boden schlummern. Inzwischen setzen die vergrabenen und vergessenen Granaten deutlich Rost an, Chemikalien treten aus. Anders als bei den Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg sind die Standorte von ehemaligen Abfüllanlagen oder späteren Zerlegebetrieben von Kriegsmunition längst in Vergessenheit geraten. Die größte Altlast des Ersten Weltkrieges befindet sich wohl in Munster in der Lüneburger Heide.
    1916 wurde hier eine Produktionsstätte für chemische Kampfstoffe eingerichtet. 1919 kam es dort zur Katastrophe: Bei einer gewaltigen Explosion gingen 1000 Tonnen Kampfgas, fast eine Million Gasgranaten, eine Million Zünder und Kartuschen, 230 000 Minen und 40 Kesselwagen mit Kampfgas zeitgleich in die Luft. Chemische Munition wurde kilometerweit in die umliegende Gegend verteilt. Hinzu kommen noch Tausende Giftgranaten, die die britische Armee nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Munster vergraben ließ.
    Bis heute ist das Gebiet gesperrt und kann nur nach und nach geräumt werden. Ein Sonderkommando der Bundeswehr sucht das Gelände ständig mit Metall-Detektoren nach Granaten und anderen Kleinteilen ab. Dabei ist höchste Vorsicht geboten: Die Munition muss ausgegraben und in einem gasdichten Spezialbehälter direkt zur Vernichtungsanlage gebracht werden. „planet e.“ war bei den Räumungen dabei und geht der Frage nach, welche Auswirkungen die Altlasten der Kriege heute noch bundesweit für Mensch und Umwelt haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.04.2017ZDF
  • Folge 185 (30 Min.)
    Metalle aus der Tiefe der Meere: Mangan, Kupfer, Kobalt. Rohstoffressourcen, interessant für die Industrie. Aber Tiefseebergbau ist teuer und schädigt das Ökosystem. Dennoch: Die Schatzsuche läuft. Wissenschaftler und Industrie arbeiten fieberhaft daran, neue Rohstoffquellen zu erschließen. Um den wachsenden Bedarf zu decken und um sich von Importen unabhängig zu machen. Auf dem Meeresgrund werden sie fündig. In verschiedenen Regionen des Pazifischen und Indischen Ozeans lagern Manganknollen. Schwarze, über Jahrmillionen gewachsene Klumpen, die zu einem hohen Anteil aus Mangan, Kupfer, Nickel und Kobalt bestehen und deshalb eine potenzielle Rohstoffquelle für unsere hochtechnisierte Gesellschaft darstellen.
    Problem nur: Die Lagerstätten befinden sich in einer Tiefe von 4000 bis 6000 Metern. Ihr Abbau stellt nicht nur eine große Herausforderung für die Rohstoffindustrie dar. Er würde auch in ein Ökosystem eingreifen, das nahezu unerforscht und daher kaum verstanden ist. Durch den Tiefseebergbau droht unbekannten Arten das Aus. Meeresbiologen befürchten sogar, dass der Abbau einen ähnlich desaströsen Eingriff in die Natur darstellen könnte wie das Abholzen der Regenwälder. Trotzdem halten Deutschland und viele andere Länder an dem Plan fest, Manganknollen vom Grund des Meeres zu bergen.
    Ihre Claims haben sie bereits abgesteckt. Mit dem deutschen Forschungsschiff „Sonne“ reisen Wissenschaftler in ein Gebiet, das Kollegen schon vor 26 Jahren aufgesucht hatten. Damals hatten diese Wissenschaftler Furchen in den vier Kilometer tiefen Meeresgrund gezogen. Die Forscher auf der „Sonne“ gehen nun der Frage nach, ob die Spuren im Schlamm noch sichtbar sind. Und ob sich das Leben um sie herum regeneriert hat. Sie hoffen mit ihren Erkenntnissen zumindest die schlimmsten Auswirkungen des Tiefseebergbaus verhindern zu können. Ihre bisherigen Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass Eingriffe in solchen Tiefen schwerwiegende Folgen für die Umwelt haben werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.05.2017ZDF
  • Folge 186 (30 Min.)
    500 000 Riesenschlangen werden jährlich zu Modeartikeln verarbeitet. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. In einigen Regionen ist die Python selten geworden. Besonders illegale Wildfänge sind ein Problem. Deutschland spielt in diesem Geschäft eine wichtige Rolle. Der Biologe Mark Auliya sucht Lösungen, kämpft für mehr Kontrolle. Dafür entwickelt er den „Python-Code“. Auliya und sein Team wollen den genetischen Fingerabdruck des Erbgutes der Pythons nutzen. Über die nächsten Jahre soll eine Art „Barcode für die Schlange“, der „Python-Code“, entstehen.
    Erste Erfolge können sie nun aufweisen. Mark Auliya ist kein Umweltschützer der klassischen Art. Er versucht, auch die Interessen der Industrie zu wahren, wagt einen Spagat zwischen Naturschutz und Wirtschaft. Dabei geht er in Gebiete, die auch für ihn lebensgefährlich werden können. Trotz teils krimineller Strukturen wagt er sich in den Dunstkreis der Fänger und Händler, besucht Schlachthäuser und Lagerräume, in denen Python-Häute im Wert von mehreren Millionen Euro lagern.
    „planet.e.“ hat ihn auf einer dieser gefährlichen Reisen nach Singapur und Malaysia begleitet. Weit über 100 000 Schlangen werden alleine in Malaysia in der freien Wildbahn gefangen. Sie enden als exklusive Taschen, Schuhe oder Gürtel für die europäische Modeindustrie. Obwohl das CITES-Abkommen (Washingtoner Artenschutzabkommen) Import- und Exportquoten für den internationalen Handel mit Schlangenhäuten festlegt, ist dieser immer noch völlig unübersichtlich.
    „Es wird alles gehandelt, auch wenn es verboten ist“, meint Biologe Mark Auliya. Neben dem drohenden Verlust dieser Arten warnt Auliya auch vor den ökologischen Folgen in den ursprünglichen Lebensräumen. „In vielen Regionen treten bereits echte Rattenplagen auf, und Krankheitserreger könnten sich ausbreiten, weil Pythons als natürliche Jäger wegfallen.“ Denn Pythons stehen am Ende der Nahrungskette und nehmen damit eine Schlüsselrolle im Ökosystem ein. Der Handel mit Schlangenhäuten ist, bis auf einige Ausnahmen, grundsätzlich legal.
    Aber er unterliegt einem bestimmten Genehmigungsverfahren und einer Quotenregelung. Es muss ein Exportrecht im Ursprungsland und ein Importrecht im Empfängerland bestehen. Das Problem: Keiner weiß genau, aus welchen Regionen und Ländern die exportierten Schlangenhäute stammen. Die Zöllner müssen den Aufschriften auf den Kisten glauben. Will man jedoch den Handel mit Wildressourcen nachhaltig gestalten und nicht Gefahr laufen, dass eine spezielle Population ausstirbt, dann muss genau kontrolliert werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.05.2017ZDF
  • Folge 187 (30 Min.)
    Mehr als 400 Millionen Euro Umsatz macht die Aalmafia jedes Jahr mit dem illegalen Export von Jungtieren. Die Margen sind ähnlich hoch wie im Drogen- oder Waffenhandel. Seit 2010 ist der Export von jungen Aalen aus der Europäischen Union verboten. Doch der illegale Handel nach Asien blüht. Denn aus einem einzigen Kilo Mini-Aale lässt sich eine Tonne Aalfilet züchten. Die bringt in Asien bis zu 15 000 Euro ein. Bevor sie zu Schmuggelware werden, absolvieren die Jungtiere eine lange Reise. Aale schlüpfen in der Sargassosee in der Nähe der Bahamas.
    Etwa drei Jahre brauchen die Larven, um bis nach Europa zu treiben. Dort wandeln sie sich zu Glasaalen. So genannt, weil sie fast durchsichtig sind. In Schwärmen schwimmen sie anschließend von den europäischen Küsten in die Binnengewässer. Auch nach Deutschland. So war es zumindest früher. Mittlerweile sind die Aale aber immer seltener geworden. Seit Anfang der 80er Jahre ist der Aalbestand allein in Brandenburg um 95 Prozent zurückgegangen. Fischer Mario Weber bekommt seine Jungaale aus Frankreich. Er setzt sie dann in den heimischen Gewässern aus.
    Ohne den künstlichen und teuren Besatz wäre der Aal in Deutschland vermutlich schon längst ausgestorben. Warum es heute nur noch so wenige Aale gibt, will Florian Stein herausfinden. Er arbeitet für die Organisation „Sustainable Eel Group (SEG)“, die sich für den Erhalt von Aalen in Europa einsetzt. Die ZDF-Umweltdokumentationsreihe „planet e.“ begleitet Florian Stein nach Frankreich an die Loire-Mündung. Dort kommen nach ihrer Reise über den Atlantik noch mehr Jungtiere unversehrt an als in Deutschland. Deshalb gibt es in Frankreich auch legale Fangquoten für Glasaale, unter anderem für den Besatz in deutschen Gewässern.
    Doch viele Jungtiere verschwinden in den Händen von dubiosen Händlern. Wohin genau werden sie gebracht und wer profitiert davon? Über San Sebastian im spanischen Baskenland führt die Spur nach Madrid. Anfang 2016 haben spanische Ermittler bei einer Razzia 700 Kilogramm lebende Glasaale entdeckt. Ihr Wert: über eine Million Euro. Florian Stein ist mit Kommissar Juan Antonio Jimenez Pais verabredet. Von ihm erfährt er, dass die Schmuggler speziell präparierte Koffer für den illegalen Aaltransport eingesetzt hatten.
    Ihr Ziel war Asien. Der Wissenschaftler reist weiter nach Hongkong, der Hauptumschlagplatz für die illegale Ware „Aal“. Von hier aus werden die Glasaale an große Zuchtfarmen in China weiterverkauft, wo sie zu bis zu sechs Kilogramm schweren Fischen heranwachsen. Abnehmer für die ausgewachsenen Aale sind Gourmetrestaurants in ganz Asien. „planet e.“ begibt sich auf Spurensuche. Wie arbeitet die Aalmafia? Wie können die illegalen Händler überführt werden? Und wie kann man das Aussterben des Aals noch abwenden? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.06.2017ZDF
  • Folge 188 (30 Min.)
    Quallen sind die Schrecken der Strände. Massenhaft breiten sie sich aus. Wissenschaftler in aller Welt sind alarmiert. Fieberhaft versuchen sie, das Geheimnis der Quallen zu entschlüsseln. In vielen Urlaubsgebieten sind Quallen zu einer echten Plage geworden. Meist bleibt es bei Verbrennungen der Haut. Doch einige exotische Arten haben sogar tödliche Gifte. Rettungsschwimmer David Ariza kennt die Folgen von Quallenstichen sehr genau. Er arbeitet mit seinen Kollegen am Strand von Ibiza. 80 Prozent der Badeunfälle, die er behandelt, sind Verbrennungen durch Quallen. „Ein Stich fühlt sich erst an wie eine Art Krampf nach einem elektrischen Schlag“, berichtet David.
    „Dann brennt die Haut wie Feuer.“ Weltweit kommen nach Schätzungen der amerikanischen National Science Foundation pro Jahr etwa 150 Millionen Menschen mit Quallen in Berührung. Gerade für die Mittelmeerregion, die von ihren Feriengästen abhängig ist, ist die Invasion der Quallen ein wirtschaftliches Problem. Strände müssen vorübergehend geschlossen werden, Touristen bleiben dann aus. Der Mensch ist für das gewaltige Ausmaß der globalen Quallen-Population mitverantwortlich: Das Meer wird überfischt, und durch den globalen Schiffsverkehr werden fremde Quallen eingeschleppt.
    Auch in der Ostsee tummeln sich schon einige dieser Arten. Für deutsche Wissenschaftler wie Cornelia Jaspers ein Grund zur Sorge. „planet e.“ begleitet die Quallen-Expertin bei ihren Forschungen in der Ostsee. Jaspers untersucht dabei auch die Auswirkungen auf unsere Speisefische. Arten wie die eingeschleppte Rippenqualle fressen bevorzugt Dorschbabys, die sogenannten Dottersacklarven. Breiten sich die Rippenquallen weiter aus, ist der Nachwuchs bestimmter Fischarten ernsthaft bedroht.
    Hinzu kommen die globale Erwärmung und damit einhergehend höhere Wassertemperaturen in den Ozeanen. Und je aufgeheizter das Wasser ist, desto produktiver sind die Quallenpolypen, die sich unentwegt weiter vermehren. Durch die Überfischung fehlt den Quallen ein regulierender Nahrungskonkurrent. Je weniger Fische, desto mehr Futter bleibt für die Quallen übrig. „planet e.“ geht auf eine bildstarke Reise zu den Hotspots der Quallenforschung in Mittelmeer, Atlantik, Nord- und Ostsee. Die wissenschaftliche Spurensuche taucht tief ein in die geheimnisvolle Welt der Quallen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.06.2017ZDF
  • Folge 189 (30 Min.)
    Im Kampf gegen multiresistente Keime müssen Mediziner immer öfter auf Reserveantibiotika zurückgreifen. Ausgerechnet diese Notfallmittel setzen Tierärzte auch in der Massentierhaltung ein. Das Problem: Je öfter diese Mittel eingesetzt werden, desto eher verlieren sie ihre Wirkung. Und schon jetzt erkranken allein in Deutschland jedes Jahr etwa eine halbe Million Menschen an multiresistenten Keimen. Was, wenn die Antibiotika nicht mehr helfen? Der ehemalige Tierarzt Rupert Ebner kämpft seit Jahren gegen den Einsatz von Reserveantibiotika in der Tiermast.
    Doch weil den Bauern das Wasser bis zum Hals steht und die Veterinäre mehr Geld durch den Verkauf von Medikamenten als durch ihre Diagnose verdienen, steckt der Fehler für ihn im System. Dabei wäre es möglich, in der Tiermast ohne die Notfallmittel auszukommen. Wie das geht, zeigt unser Nachbarland Dänemark. Nachdem Wissenschaftler dort nachgewiesen hatten, dass Keime aus der Tiermast für mindestens vier Todesfälle im Land verantwortlich waren, hat der Druck aus der Bevölkerung zu einem Umdenken bei den dänischen Schweinemästern und Fleischverkäufern geführt.
    Sie versuchen weltweit einen neuen Markt zu schaffen für Fleisch von Schweinen, die zwar nicht nach Ökorichtlinien, aber garantiert ohne Antibiotika großgezogen wurden. Zwar sind noch nicht alle dänischen Schweinemäster von dem Modell überzeugt, aber alle haben sich zusammen mit den Tierärzten verpflichtet, auf den Einsatz von Reserveantibiotika zu verzichten. In Deutschland dagegen ist der Verbrauch von Antibiotika in der Tiermast in den vergangenen Jahren zwar deutlich zurückgegangen, doch gerade der Einsatz der für den Menschen wichtigen Reserveantibiotika ist seit 2011 kaum weniger geworden.
    Mit verheerenden Folgen: Resistente Keime können aus den Ställen in die Umwelt gelangen und für Menschen tödlich sein. Mittlerweile ist ein Großteil unseres Schweine- und Hähnchenfleischs mit solchen Keimen besiedelt. Doch selbst Gemüse ist nicht mehr sicher. Denn die Bakterien breiten sich immer weiter aus. Über die Gülle gelangen sie vom Stall auf die Felder, und Menschen können sich infizieren. Nur mit neuen Antibiotika oder mit Alternativtherapien – wie der Ansatz aus Georgien, Bakterien mit bestimmten Viren zu bekämpfen -, ist die Lage in den Griff zu bekommen.
    Noch allerdings ist diese Therapieform in Deutschland verboten. Obwohl sie seit 100 Jahren erfolgreich angewandt wird. Grund sind die strengen Zulassungsbestimmungen der EU. Anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg, bei dem Deutschland als diesjähriger Gastgeber erstmalig die weltweite Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen auf die Agenda gesetzt hat, zeigt „planet e.“ den erschreckenden Ist-Zustand im eigenen Land. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.07.2017ZDF
  • Folge 190 (30 Min.)
    Produkte, die als „regional“ verkauft werden, haben manchmal schon eine weite Reise hinter sich. Das Problem dabei: Es gibt keine einheitlichen Kriterien, was als „Regio“ gehandelt werden darf. Für die einen ist „regional“ die Bundesrepublik, für andere wiederum ein Bundesland. Jeder Händler kann sich seine eigene Definition machen. Für die Kunden sind die verschiedenen Labels ein unübersichtlicher Wust. Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Niedersachen ist mit „planet e.“ auf Recherchereise gegangen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: So manches Lebensmittel, das als Regio-Ware vermarktet wird, stammt eben nicht aus der Nachbarschaft.
    Wurst wird über Hunderte Kilometer durch die Republik gekarrt und dann als regionales Produkt angepriesen. Käse aus Mecklenburg-Vorpommern wird in Niedersachen geschnitten und verpackt und in Hamburg als „regional“ verkauft. Mit einer unüberschaubaren Zahl von Begriffen und Bezeichnungen wird für Regio-Produkte geworben: „Unser Norden“, „Von hier“, „Unsere Heimat“, „Landaktiv“ oder „Landmarkt“. Für Hersteller und Händler ist „Regio“ ein verlockendes Geschäftsmodell.
    Nach der Umfrage von „planet e.“ kaufen bereits 34 Prozent aller Verbraucher regionale Waren. Und: Sie sind bereit, dafür deutlich höhere Preise zu bezahlen. Ein wenig Transparenz in diesem undurchsichtigen Geschäftsfeld schafft das „Regionalfenster“. Hier sind auf der Verpackung Herstellungsort und der Anteil der regionalen Zutaten erkennbar. Doch das „Regionalfenster“ ist noch nicht weit verbreitet, viele Kunden kennen dieses Label nicht. Manche größere Lebensmittelhändler haben das Problem erkannt, wollen ihren Kunden Produkte verkaufen, die tatsächlich aus der näheren Region stammen.
    Auch sie kommen bei „planet e.“ zu Wort, genauso wie kleinere Bauern, denen der Regio-Boom oft nichts nützt. Die Recherche macht deutlich: „Regio“ muss nicht zwangsläufig besser sein als andere Produkte. Und die unzähligen Labels helfen oft nicht weiter. Verbraucherschützerin Britta Schautz fordert eine staatlich definierte Kennzeichnung für regionale Produkte. Doch solange es die nicht gibt, müssen Verbraucher im Supermarkt nachfragen, woher Fleisch, Gemüse & Co. tatsächlich kommen. Wer Gutes für sich, die Umwelt und heimische Landwirtschaft tun will, muss also noch auf Nummer sicher gehen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.07.2017ZDF
  • Folge 191 (30 Min.)
    Talsperren und Staudämme gelten als Jahrhundertbauwerke und als sicher. Doch mit dem Klimawandel und neuen Überschwemmungen drohen Gefahren für die Bauwerke, auch in Europa. Nicht erst nach einem Beinahe-Dammbruch in Kalifornien bewerten Ingenieure und Behörden weltweit die Risiken neu. Sie lassen Mauern verstärken und planen Szenarien für den „Worst Case“. Wie sicher sind die meist über 100 Jahre alten Bollwerke hierzulande? Sie sind die Giganten des Ingenieurbaus: Talsperren und Staudämme, die für die Energieerzeugung Flüsse und Seen aufstauen.
    In den nächsten Jahren stehen sie vor großen Herausforderungen: Der Klimawandel lässt Gletscher schmelzen, sintflutartige Regenfälle sind zu erwarten. Bis zu 500 neue Gebirgsseen sollen allein in der Schweiz entstehen. Die neuen Wassermassen gefährden die Menschen in den Tälern unterhalb der Staumauern. Felsstürze können in den kommenden Jahren sogenannte Schwallwellen auslösen, die tsunamiähnlich bis zum Rhein zu spüren sein könnten, warnt Professor Wilfried Haeberli, einer der renommiertesten Gletscherforscher in Europa. Er sieht die Gefahr, dass künftige Generationen zu wenig für den Erhalt von Talsperren tun.
    Doch Staudämme müssen laufend überwacht und gewartet werden. So wie die „Grande Dixence“ in der Schweiz, mit etwa 285 Metern die höchste Gewichtsstaumauer der Welt, so hoch wie der Eiffelturm. Das Schmelzwasser von 35 Walliser Gletschern rund um Zermatt staut sich vor dem Mammutbauwerk. Dr. Georges Darbre vom Schweizer Umweltministerium hat in den vergangenen Jahren die Betreiber angewiesen, einige Talsperren wegen der Erdbebengefahr baulich zu verstärken.
    Er verlangt Notfallpläne und Alarmketten. Nicht nur wegen des Klimawandels, sondern auch mit Hinblick auf mögliche Vandalismus- oder Terrorakte. Welche verheerenden Folgen eine Überflutung durch einen Talsperren-See haben kann, zeigt das Unglück von Vajont in den italienischen Alpen, eine der größten Naturkatastrophen, die sich je in Europa ereignet hat. Dort sind 1963 mehr als 25 Millionen Tonnen Wasser über die Mauerkrone geschwappt. Eine 160 Meter hohe Flutwelle stürzte ins Tal, fast 2000 Menschen verloren ihr Leben. „planet e.“ besucht Micaela Coletti, eine der wenigen Überlebenden.
    Sie glaubt, dass damals übereifrige Politiker aus Geltungsdrang die Risiken verharmlost haben. Deshalb fordert Micaela mehr Sicherheit für die Staumauern in Europa. Auch in Deutschland gibt es trotz genauer Kontrollen ein Restrisiko: Viele Anlagen sind mehr als 100 Jahre alt. Der beim Bau verwendete Trass-Kalk-Mörtel wurde im Lauf der Jahrzehnte immer weiter ausgewaschen. „Langfristig ein Stabilitätsproblem“, sagt Prof. Volker Bettzieche von der Ruhr-Universität Bochum. Den deutschen Talsperrenbetreiber ist das Problem bekannt.
    Sie haben zusätzliche Betonschichten vergossen, Kontrolltunnel in die Staumauern gezogen und modernste Alarmsysteme installiert. Doch eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Die Autoren Volker Wasmuth und Patrick Zeilhofer fragen in „planet e.“ nach: Wie sicher sind Europas Talsperren wirklich? Reichen die vorhandenen Alarmsysteme aus? Brauchen wir solche Jahrhundertbauwerke überhaupt? Ist womöglich sogar ein komplettes Umdenken nötig, um die neuen Klimagefahren durch schmelzende Gletscher, Bodenerosion und schwere Unwetter in den Griff zu bekommen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.07.2017ZDF

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn planet e. online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…