Will und Plasberg necken sich zwischen den Zeilen

Wenn man eine neue Talksendung konzipiert, muss man sich ein paar Dinge einfallen lassen, um sich von ähnlichen Sendungen abzuheben. Besonders beim speziellen Genre der politischen Talkshow ist das sicherlich eine größere Herausforderung als anderswo, da es einfach so viele davon gibt.

Das war auch 2001 schon so, als Frank Plasberg und seine Redaktion sich den Kopf über das Konzept ihres neuen Polittalks „Hart aber fair“ zerbrachen. Zu ihren besonderen Stilmitteln gehören u.a. die direkte Zuschauerbeteiligung an der Live-Sendung per Telefon, Internet und E-Mail, der „Faktencheck“, bei dem nach der Sendung strittige Behauptungen von Diskussionsteilnehmern auf ihre Richtigkeit geprüft werden und das Ergebnis umgehend im Internet veröffentlicht wird – und die berüchtigte so genannte „Schlussrunde“.

In jener wird am Ende der Sendung allen Gästen eine meist humorvolle Frage gestellt, auf die sie möglichst kreativ und schlagfertig antworten müssen.

Vor kurzem stand das Team von „Anne Will“ ebenfalls vor der Frage, was man in deren neuer Talkshow denn so veranstalten könne, um sie gegenüber anderen Kollegen abzugrenzen. Neben einem separaten Sofa für Gespräche mit besonderen Gästen außerhalb der üblichen Politikerrunde entschied man sich u.a. für eine „Schlussrunde“, in der am Ende der Sendung allen Gästen eine meist humorvolle Frage gestellt wird, auf die sie möglichst kreativ und schlagfertig antworten müssen. Falls sich der letzte Teil wiederholt hat, dann war das Absicht.

Am vergangenen Sonntag nun beschloss Anne Will ihre Sendung mit der, so wörtlich, „noch immer nicht urheberrechtlich geschützten Schlussrunde“, womit sie zwischen den Zeilen auf keinen anderen als Frank Plasberg reagiert haben dürfte. Am gestrigen Mittwoch konterte dieser dann wiederum mit den Worten „Jetzt hier bei ‚Hart aber fair‘ die ORIGINAL-Schlussrunde …“, wobei er das „Original“ besonders originell betonte.

Man darf gespannt sein, ob und wie dieses öffentlich ausgetragene Insider-Neck-Spielchen am Sonntag fortgesetzt wird. Jedoch sollten keine bösartigen Absichten in die Sache hineininterpretiert werden, wie das gelegentlich bei der Schlagzeilensuche für Boulevardzeitungen geschieht. Einen „Schlussrunden-Krieg“ sollte man Will und Plasberg wirklich nicht unterstellen.