Wegen Streik: Amazon streicht zwei zuvor verlängerte Serien

„Peripherie“ und „Eine Klasse für sich“ enden nach einer Staffel

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 19.08.2023, 11:22 Uhr

Chloë Grace Moretz als Flynne Fisher in „Peripherie“ – Bild: Sophie Mutevelian/Prime Video
Chloë Grace Moretz als Flynne Fisher in „Peripherie“

Der anhaltende Streik sowohl der amerikanischen Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA als auch der Drehbuchautoren-Gewerkschaft WGA, in dem für eine fairere Bezahlung und eine größere Gewinnbeteiligung gekämpft wird, hat bittere Auswirkungen auf die Serienwelt und fordert nun erste konkrete Opfer: Wie Deadline Hollywood berichtet, hat der Streaminganbieter Amazon Prime Video bei gleich zwei Serien den Stecker gezogen: Sowohl die ambitionierte Sci-Fi-Serie „Peripherie“ als auch die Serienadaption des Kultfilms „Eine Klasse für sich“ enden nach nur einer Staffel – und das, obwohl zuvor bereits grünes Licht für jeweils zweite Staffeln gegeben wurde.

Deadline Hollywood berichtet von Quellen, denen zufolge die Einstellung der beiden Serien auf die Planungsunsicherheit aufgrund der anhaltenden Streiks zurückzuführen ist. Die geplante Produktion habe sich bereits massiv verzögert und die eigentlich vorgesehenen Veröffentlichungstermine der Serien hätten nicht eingehalten werden können. Während dies derzeit auf so gut wie alle US-Serien zutrifft, handelt es sich bei „Peripherie“ und „Eine Klasse für sich“ nun um die ersten konkreten Fälle von rückgängig gemachten Verlängerungen als direkte Folge der aktuellen Streiks. Dieses Schicksal könnte noch einige weitere Serien ereilen. Gefährdet sind insbesondere jene, von denen es bisher nur eine Staffel gibt.

Im Fall von „Peripherie“ gab es im Februar ursprünglich grünes Licht für eine zweite Staffel, nachdem die erste im Herbst 2022 erschien. Die neuen Folgen des Science-Fiction-Dramas, das lose auf dem gleichnamigen Buch von William Gibson basiert, sollten 2024 veröffentlicht werden. Die zweite Staffel der Serie mit Chloë Grace Moretz in der Hauptrolle befand sich in der Phase der frühen Vorproduktion, als der WGA-Streik am 2. Mai begann.

„Eine Klasse für sich“ Amazon Studios

Die erste Staffel von „Eine Klasse für sich“, der Serienadaption des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1992, erschien bei Prime Video im Sommer 2022. Hier zog sich die Verlängerung hin, doch nach monatelangen Verhandlungen erhielt das Comedy-Drama über das erste Frauen-Baseball-Team schließlich im April grünes Licht für eine verkürzte zweite Staffel. Diese sollte vier Folgen umfassen und die Serie zum Abschluss bringen. Die Dreharbeiten sollten noch vor Winteranbruch beginnen – doch dazu kommt es nun nicht mehr.

Da Amazons Pläne bereits bis ins Jahr 2025 reichen, würde die Verzögerung der Veröffentlichungen die gesamte Planung durcheinanderbringen und zusätzliche Kosten verursachen. Außerdem sei es generell problematisch, die Zuschauer nach einer langen Pause, die dann rund drei Jahre dauern würde, wieder für Serien zurückzugewinnen, die noch nicht etabliert sind. Wie hoch die Abrufzahlen von „Peripherie“ und „Eine Klasse für sich“ waren, ist nicht bekannt, da Amazon keine konkreten Zahlen herausgibt. Ein weiterer Sargnagel könnte auch die Tatsache gewesen sein, dass es sich bei beiden Serien um Koproduktionen von Amazon mit anderen Produktionsstudios gehandelt hat, mit denen es schon vor den ursprünglichen Verlängerungen langwierige Verhandlungsprozesse gab – „Peripherie“ mit Warner Bros. Television und „Eine Klasse für sich“ mit Sony Pictures Television.

„Peripherie“ wurde von den „Westworld“-Schöpfern Lisa Joy und Jonathan Nolan nach einer Romanvorlage von William Gibson kreiert. „Eine Klasse für sich“ wurde von Hauptdarstellerin Abbi Jacobson und Will Graham entwickelt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    hasendasen schrieb:
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    > Nur die Überschrift gesehen?
    > Und reichen die durchaus einleuchtenden
    > Begründungen (mehrere!) seitens Amazon nicht aus?
    >
    > Lieber zum x-ten Male den armen Großkonzern
    > dissen, ohne den es diese Produktionen überhaupt
    > nicht gegeben hätte?

    Ohne diesen Großkonzern gäbe es halt andere Produktionen von anderen Großkonzernen oder von klassischen Fernsehsendern bzw. Filmproduzenten.

    Das Problem ist, dass die großen Streamingdienste mittlerweile in vielen Ländern eine marktbeherrschende Stellung erreichen und die gesamte Bewegtbildbranche (ehemals Kino und TV) sozusagen im Würgegriff haben. Die Streamer versuchen überall, ihre Preise und sonstigen Konditionen durchzudrücken - ob das nun Schauspieler, Autoren, Synchronstudios oder andere Gewerke betrifft. Dass das für eine kreative Branche auf die Dauer nicht gesund ist, dürfte klar sein. Alle sind gezwungen, unter immer größerem Druck zu arbeiten, und man wird immer stärker abhängig von den strategischen Entscheidungen weniger Konzerne.
    • am via tvforen.de

      Nur die Überschrift gesehen?
      Und reichen die durchaus einleuchtenden Begründungen (mehrere!) seitens Amazon nicht aus?
      Lieber zum x-ten Male den armen Großkonzern dissen, ohne den es diese Produktionen überhaupt nicht gegeben hätte?

      Hast du selbst wenigsten diesen Monat schon ans Kinderheim, für die Obdachlosen und Schiffbrüchigen ordentlich gespendet?
      • (geb. 1976) am

        Vielleicht sollten die Streikenden auch mal die Pflicht zum Abschluss einer Serie erstreiken!
        Ständig abgesetzte Serien mit Cliffhänger sind einfach nur zum Kotzen.

        Aber den Sinn der Zuschauer - der diese Leute schließlich auch am Leben hält und mit dem Konsum finanziert - interessiert dort niemanden.
        • (geb. 1979) am

          Das hat mir bei meiner Endscheidung Prime zu Kündigen sehr geholfen.
          • am

            Vielleicht sollten die Studios die Drehbücher zukünftig doch (wie von den Streikenden befürchtet) von der KI schreiben lassen - bei vielen Serien hat man sowieso das Gefühl, dass das bereits jetzt der Fall ist...
            • (geb. 1970) am

              Hauptsache die arbeitende Bevölkerung hat Schuld! Da hat Amazon einen Schuldigen gefunden, warum der Aktionkonzern seine Gewinnbilanz halten muss.

              Hat die durch Streiks erkämpften Betriebsräte und Tarifverträge in den deutschen Logistikzentren irgendwelche Auswirkungen auf die Konsumenten gehabt?
              • am

                DIESER FUCK STREIK !!!! ich fande de erste Staffel von Peripherie echt gut. hatte mich schon auf die 2. Staffel gefreut . Hoffentlich einigen die sich bald !
                • am via tvforen.de

                  Norbert schrieb:
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                  > DerLötkolb schrieb:
                  > --------------------------------------------------
                  > -----
                  > > ...und was wäre für dich eine Summe von der
                  > man
                  > > "vernünftig leben kann"? Ganz unabhängig
                  > davon
                  > > wie hoch die Einkommen der Schauspieler und
                  > > Autoren letztendlich sind.
                  >
                  > Worin besteht der Sinn und Zweck dieser Fragen?

                  Das frage ich mich auch.
                  Die werden schon wissen für welche Entlohnungen sie kämpfen.
                  • am via tvforen.de

                    DerLötkolb schrieb:
                    -------------------------------------------------------
                    > ...und was wäre für dich eine Summe von der man
                    > "vernünftig leben kann"? Ganz unabhängig davon
                    > wie hoch die Einkommen der Schauspieler und
                    > Autoren letztendlich sind.

                    Worin besteht der Sinn und Zweck dieser Fragen?
                    • am via tvforen.de

                      ...und was wäre für dich eine Summe von der man "vernünftig leben kann"? Ganz unabhängig davon wie hoch die Einkommen der Schauspieler und Autoren letztendlich sind.
                      • am via tvforen.de

                        Ich habe von den Details der Vergütung für US-Amerikanische Schauspieler und Drehbuch-Autoren ebenso wenig Ahnung wie 99,9% der übrigen Deutschen, daher wäre es unseriös, hier eine Zahl vorzuschlagen. Aber sie sollten mehrheitlich schon vernünftig davon leben können.
                        • am via tvforen.de

                          Sag doch mal eine Zahl, was würdest du denn als gerechte Entlohnung empfinden für die Darsteller in so einer Serie?
                          • am via tvforen.de

                            Logisch!

                            Konfrontiert mit der Entscheidung zwischen einer gerechten Entlohnung für seine Mitarbeiter auf der einen Seite und den Erwartungen der Finanzwelt an einen stetig steigenden Aktienkurs auf der anderen Seite, sieht sich der arme Großkonzern natürlich gezwungen, sowohl sein Publikum als auch die Mitarbeiter derbe vor den Kopf zu stoßen. Mich würde es wenig verwundern, wenn man die Streichung dieser Serien nun den bösen, bösen Gewerkschaften in die Schuhe schiebt. Corporate America vom allerfeinsten!
                            • (geb. 1992) am

                              Bei "Peripherie" ist es wirklich schade, dass es nicht weitergeht.


                              Zum Glück endet die erste Staffel nicht mit einem fiesen Cliffhanger.
                              • (geb. 1959) am

                                Es ist immer ärgerlich, wenn eine Serie nicht „richtig“ zum Abschluss kommt …
                                Peripherie fand ich persönlich richtig gut und habe mich auf eine zweite Staffel gefreut.
                                Schade!
                                • (geb. 1966) am

                                  Peripherie fand ich auch gut. Ich war wirklich gespannt wie es weitergeht. Ich seh mir zunehmend nur noch Miniserien an und abgeschlossene, ältere Serien, die ich noch nicht gesehen habe. Davon gibt's viele. Sowie richtig alte Kultserien, wie z.B. Kojak. Und die Case-of-the-week Serien, wie 911 oder manche deutsche SOKOs. Es ist wirklich Zeitverschwendung, sich Serien anzusehen, die nicht auserzählt werden. Ich les doch auch kein Buch, bei dem der Verlag das letzte Kapitel nicht abgedruckt hat. Bei Peripherie habe ich seit langem mal wieder eine Ausnahme gemacht und schon gleich wieder Pech gehabt. Wirklich ärgerlich.
                                • (geb. 1976) am

                                  Geht mir ähnlich. Mit der Politik werden Amazon und Netflix spätestens mittelfristig so richtig auf die Nase fallen. Lineares TV ist eh beim scripted contend tot.

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