„Stranger Things“ Staffel 4: Zwischen Nostalgie und Selbstdarstellung – Review

Am 27. Mai ist die Hit-Serie zurück auf Netflix

Rezension von Fabian Kurtz – 26.05.2022, 19:13 Uhr

„Stranger Things 4“ – Bild: Netflix
„Stranger Things 4“

Das Warten hat nun endlich ein Ende: „Stranger Things“ geht nach drei Jahren Pause in die vierte Staffel. Dabei verspricht die erfolgreiche Netflix-Serie Spaß und Spannung, hat jedoch auch gewaltig Mühe, ihre Schwächen zu verschleiern.

Inhaltlich steigt die vierte Staffel zwei Jahre nach den Ereignissen in der Hawkins-Mall ein. Joyce Byers (Winona Ryder) lebt gemeinsam mit ihren Söhnen und der wundersamen Elf (Millie Bobby Brown) in Kalifornien. Während Jonathan (Charlie Heaton) die sonnigen Tage mit Kiffen verbringt, stehen Elf und Will (Noah Schnapp) kurz vor den Sommerferien in der Highschool. Elf hat hierbei erhebliche Schwierigkeiten, sich zu integrieren und sieht sich mit Mobbing konfrontiert.

In ihren Briefen an Mike (Finn Wolfhard) zeichnet sie jedoch ein glückliches Leben und stellt sich als beliebte Schülerin dar. Auch Mike, der weiterhin in Hawkins lebt, ist mittlerweile auf der Highschool. Gemeinsam mit Dustin (Gaten Matarazzo) zählt er zu den Nerds, die im Hellfire-Club Dungeons & Dragons spielen und steht entgegen den beliebten Sportlern, zu denen nun Lucas (Caleb McLaughlin) gehört. Ihre Freundin Max (Sadie Sink) schottet sich derweil von den anderen ab und hat mit Angstzuständen und Alpträumen zu kämpfen, welche sie mit der Schulpsychologin teilt.

Identitätskonflikte: Mike, Lucas und Dustin in der High School Netflix

Der Antagonist der vierten Staffel wird, gleich dem Demogorgon aus der ersten Staffel, bei einem D&D-Spielturnier des Hellfire-Clubs vorgestellt: Vecna. Im Spiel ein gefährlicher Magier, haben es jedoch auch bald die Bewohner von Hawkins mit einer schier unbesiegbaren Macht zu tun. Vecna ist hier ein humanoides Wesen aus der Parallel-Welt, der seine Opfer übel entstellt und vorher in Alpträumen und Visionen heimsucht.

Derweil sind in Kalifornien die Kräfte der Regierung damit beschäftigt, Elfie aufzuspüren, da sie womöglich der Ursprung dieses Übels ist, obgleich sie seit den Ereignissen der dritten Staffel, ihre Kräfte nicht wiedererlangen konnte. Ebenso trauert die Teenagerin ihrem Ziehvater Hopper nach, der bei der Explosion in der Mall vermeintlich den Tod gefunden hat. Joyce bekommt jedoch eine mysteriöse Nachricht aus Russland, die sie vermuten lässt, dass Hopper noch am Leben ist.

Auffällig an der vierten Staffel ist der größere Hang zum Horror-Genre. Stilistische Einflüsse aus den Filmen John Carpenters, sowie aus diversen Horrorfilmen der 1980er Jahre sind nicht zu übersehen. Die DufferBrüder trauen sich auch, visuell expliziter zu werden und setzen nun vermehrt auf direkte Schocker-Momente.

Vecna reiht sich zu den Antagonisten. Netflix

Cineastisch lässt „Stranger Things“ nichts vermissen. Spezialeffekte und Kameraarbeit sind hochwertig und geben eindrucksvolle Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen. Bezug nimmt die Serie dabei auf Klassiker wie „Der Exorzist“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und den Filmen Tim Burtons.

Was die Serie dadurch wettmachen will, sind jedoch die mäßigen Darstellungen des Casts. Zunächst ist man bemüht, bei all den neuen Figuren den Durchblick zu behalten; „Stranger Things“ setzt weites Vorwissen und Erinnerungsvermögen voraus. Ebenso stellen sich einige der jungen Hauptrollen als unglaubwürdige Schauspieler heraus, die Mühe haben, ihre Rollen altern zu lassen.

Dabei helfen auch die Drehbücher nicht, in denen es zu gelegentlich peinlichen und unglaubwürdigen Dialogen kommt. Auch alteingesessene Darsteller wie Winona Ryder und David Harbour wirken in ihrem Spiel eher uninteressant. Das führt zwar nicht zu Langeweile, macht jedoch so manche ernsthafte Szene belanglos (und teilweise lächerlich).

Es ist schwer, dazuzugehören: Elfie hat es in der neuen Stadt nicht leicht. Netflix

Man merkt „Stranger Things“ in seiner vierten Ausgabe ein wenig die fehlenden Alternativen an: Die Handlung ist vermehrt repetitiv und hat auch, wie ihre Vorgänger, nicht wirklich Neues zu bieten. Die Serie setzt ganz klar auf die Reproduktion ihrer Vorbilder und kreiert weiterhin eine hyperstilisierte Version der 80er-Jahre Popkultur.

Das ist in jedem Fall schön anzusehen und macht Spaß, hat jedoch leider an Integrität einbüßen müssen. Für Nostalgiker und Fans bleibt die Serie dennoch sehenswert und macht ihren Einflüssen alle Ehre. Man ist in jedem Fall gespannt, wie es um den King’schen Club der Außenseiter weiter bestellt ist und blickt wohlwollend auf die angekündigte fünfte (und letzte) Staffel.

Diese Rezension basiert auf der Sichtung der ersten vier Folgen der vierten Staffel der Serie „Stranger Things“.

Meine Wertung: 3,5/​5

Die vierte Staffel von „Stranger Things“ startet am 27. Mai mit sieben Episoden exklusiv auf Netflix. Die Episoden 8 und 9 folgen am 1. Juli.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich hab es gestern durchgeschaut und frage mich, - Soll das ein Witz sein, WAS war DAS denn???
    • am via tvforen.de

      Ich finde die Staffel ausgezeichnet:

      Ich erkläre das auch in unserem Blog "Voll auf die Augen":


      https://vollaufdieaugen.podigee.io/7-neue-episode
      • am via tvforen.de

        Stranger Things ist eine der Serien, die die Gelegenheit zu einem würdigen Ende verpasst haben. Die Story in Staffel vier ist dünn und die schauspielerische Leistung der Jugenddarsteller ist, wohlwollend ausgedrückt, sehr stark verbesserungsfähig.

        Besonders der Sprachfehler des einen Nerds war anfangs ganz lustig, mittlerweile ist das nur noch nervig und anstrengend.
    • am via tvforen.de

      Ich bin nicht gerade begeistert, zu viele "Baustellen", wirklich Enttäuschend.
      Irgendwie scheinen 5 verschiedene Handlungen parallel zu verlaufen, dauernd wird hin und her gesprungen, das ist anstrengend und nervt total.
      Außerdem gehen mir der Lulatsch Mike und sein Buddy Will voll auf den Senkel, die scheinen in der Kindergarten-Area der ersten Staffel festzustecken.

      Und letztendlich ist die Syncro, besonders von Mike, extrem übel.
      Selten solche unsympathischen Stimmen gehört, klingen schlecht und sprechen wie Amateure, die versuchen ihr eigenes Video zu synchronisieren.

      Hier wird das letzte aus der Serie rausgequetscht, mit Gewalt soll noch mal richtig Kasse gemacht werden.
      Im Ansatz gut, in der Umsetzung ziemlich bescheiden, schade!
      • am via tvforen.de

        Interessant wie hier die Meinungen auseinander gehen. Ich fand Folge 1 noch recht belanglos, aber meines Erachtens steigert sich nun wieder alles von Folge zu Folge (bin momentan bei der fünften). Tolles Achtziger-Feeling und die Poltergeist- bzw. Carrie-Anleihen finde ich toll; die Gruseleffekte in der aktuellen Staffel übertreffen die der ersten drei doch gewaltig.
        Ja, Mikes deutsche Stimme ist etwas daneben, aber den Rest deiner Kritik kann ich nicht unterschreiben. Ich freue mich jedenfalls auf die noch kommenden Folgen...
      • am via tvforen.de

        Tupes schrieb:

        > Außerdem gehen mir der Lulatsch Mike und sein
        > Buddy Will voll auf den Senkel, die scheinen in
        > der Kindergarten-Area der ersten Staffel
        > festzustecken.
        >
        > Und letztendlich ist die Syncro, besonders von
        > Mike, extrem übel.
        > Selten solche unsympathischen Stimmen gehört,
        > klingen schlecht und sprechen wie Amateure, die
        > versuchen ihr eigenes Video zu synchronisieren.


        100%ige Zustimmung! Die beiden nerven nur.
      • am via tvforen.de

        Markussovic schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > den Rest deiner Kritik kann ich nicht
        > unterschreiben.

        Musst du ja auch nicht, alles gut
      • am via tvforen.de

        Tupes schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > Markussovic schrieb:
        > --------------------------------------------------
        > -----
        > > den Rest deiner Kritik kann ich nicht
        > > unterschreiben.
        >
        > Musst du ja auch nicht, alles gut


        Kein Problem, hab's dir auch nicht krumm genommen..ich gönne jedem seine eigene Meinung bzw. Ansicht; gäbe es diese nicht, wäre das Streaming-Angebot nicht so vielseitig 😉
    • am via tvforen.de

      Habe die vierte Staffel noch nicht gesehen, aber es wirkt als ob der Zeitpunkt verpasst wurde die Serie richtig zu beenden
      • am via tvforen.de

        Habe die vierte Staffel noch nicht gesehen, aber es wirkt als ob der Zeitpunkt verpasst wurde die Serie richtig zu beenden
        • am via tvforen.de

          Also ich finde besonders die 7. Folge sehr spannend,da klärt sich so einiges auf,was relevant auch für die vorherigen Staffeln ist...
          • am via tvforen.de

            Na, dann lohnt sich ja das Durchhalten vielleicht doch - danke für den Tipp und dass du nicht gespoilert hast, Chrissie!
        • am via tvforen.de

          Hat die Serie bzw. die ersten Folgen schon jemand außer mir gesehen?

          Also, ich bin etwas enttäuscht. Natürlich, wie immer perfekt ausgeführt und vor allem der Soundtrack auch vom Feinsten (für mich als Ösi gibt's in Folge 2 gleich mal "Amadeus" von Falco und auch ansonsten beste 80er Mucke ;-)
          Aber sonst - immer dieselbe abgelutschte Story, nur eben nicht mehr so originell wie zuvor. Aber das liegt ja auch in der Natur der Sache.
          • (geb. 1966) am

            Bisher konnte ich die angeführte Kritik nicht nachvollziehen. Die Geschichte ist wieder durchaus spannend, wenn auch Anfangs ruhiger ausgeführt. Allerdings fallen mir Noah Schnapp und Finn Wolfhard negativ auf. Die beiden können ihre Rolle aus den anderen Staffeln nicht mehr ausfüllen. Sie agieren als stünde sie das erste Mal vor der Kamera. Wirklich schlecht. Wolfhard fiel mir bei Ghostbusters Legacy schon negativ mit seiner schauspielerischen Leistung auf.
            Ansonsten kann es gerne weiter gehen. Stranger Things ist eine gut gemachte Serie.
            • (geb. 1974) am

              Ich fand nur die 1. Staffel wirklich herausragend. Danach wurde es für mich eher zu einer Serie, die ich weiter gucke - aber nicht mehr darauf hin fieber. Ich werd mir auch wohl erst im Juli die Staffel ansehen, wenn der Rest dazu kommt.
              • (geb. 1992) am

                Bin sehr gespannt auf die neue Staffel.


                Bisher war jede Staffel sehr spannend und interessant.

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