„Tatort Internet“: Landesmedienanstalten leiten Prüfverfahren ein

Missachtung von Persönlichkeitsrechten und journalistischen Standards?

Michael Brandes – 28.10.2010

"Tatort Internet": Landesmedienanstalten leiten Prüfverfahren ein – Missachtung von Persönlichkeitsrechten und journalistischen Standards? – Bild: RTL II

Die Landesmedienanstalten leiten ein Prüfverfahren gegen „Tatort Internet – Schützt endlich unsere Kinder“ ein. Nach einer Vorprüfung durch die Hessische Landesmedienanstalt (LPR Hessen) soll sich nun eine Prüfgruppe der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) mit der umstrittenen RTL II-Sendung auseinander setzen.

Unabhängig von der Umsetzung des Formats begrüßten die Direktoren der Landesmedienanstalten auf ihrer jüngsten Sitzung in Mainz „die gesellschaftliche Diskussion, die die bisher ausgestrahlten Folgen von ‚Tatort Internet‘ auf RTL II über die Gefahren in Chats ausgelöst“ hätten. Trotz Zweifel an der Gestaltung könne die Sendung dazu beitragen, „dass Eltern, die sich bislang nicht mit der Problematik beschäftigt haben, jetzt möglicherweise sensibilisiert sind und sich mehr dafür interessieren, mit wem ihre Kinder im Netz chatten“, so der ZAK-Vorsitzende Thomas Langheinrich. RTL II richte sich – so definiert der Medienhüter die Zielgruppe – „überdies auch an Zuschauer, die über die traditionellen Informationswege schwer zu erreichen sind“.

Die Prüfgruppe soll insbesondere der Frage nachgehen, „ob in den jeweiligen Beiträgen die mutmaßlichen Täter durch Äußerungen über ihre Lebenssituation für Außenstehende erkennbar waren und so Persönlichkeitsrechte verletzt und journalistische Standards missachtet wurden“. Grundsätzlich gelte, dass „bei der Berichterstattung über Unglücksfälle, Straftaten, Ermittlungs- und Gerichtsverfahren die Medien in der Regel keine Informationen in Wort und Bild veröffentlichen dürfen, die eine Identifizierung potenzieller Opfer und Täter ermöglichen“, so Wolfgang Thaenert, Direktor der LPR Hessen. Zugleich wird sich auch die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) am 11. November mit „Tatort Internet“ befassen.

Zuvor gingen über das gemeinsame Serviceportal der Landesmedienanstalten (www.programmbeschwerde.de) eine Reihe von Zuschauerbeschwerden gegen die Sendung ein. Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland (LMS) gab zu bedenken, ob durch die öffentliche Zurschaustellung der jugendlichen Opfer wie der Täter tatsächlich Aufklärung und Hilfe für die Opfer erreicht werden könne oder nur die Sensationsgier mancher Zuschauer befriedigt werde (fernsehserien.de berichtete).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Das Konzept selbst ist alt, habe ich vor etlichen nämlich schon einmal gesehen. Leider weiß ich nicht mehr, ob der Beitrag von "Extra", "Planetopia" oder "Akte ..." war. Warum gab es damals eigentlich nicht so eine Aufregung wie jetzt?

    weitere Meldungen