„Tagesschau“-App: ARD und Verlage sollen miteinander reden

Vorsitzender Richter appelliert an beide Parteien

Michael Brandes – 13.10.2011, 16:24 Uhr

"Tagesschau"-App: ARD und Verlage sollen miteinander reden – Vorsitzender Richter appelliert an beide Parteien – Bild: NDR/ARD/Design

Vor dem Landgericht Köln wird die Klage der Zeitungsverlage gegen die kostenlose „Tagesschau“-App verhandelt. Der Vorsitzende Richter versuchte es am ersten Verhandlungstag mit einem Appell: Mit den Worten „Halten Sie es für völlig ausgeschlossen, wenn man mal redet?“ sollten beide Parteien zunächst zu einer außergerichtlichen Einigung motiviert werden.

Schon seit über einem Jahr streiten sich der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und die ARD über die kostenfreie Applikation für Smartphones und Tablet-PCs, die mittlerweile von 2,4 Millionen Menschen genutzt wird. Als rechtswidrig angesehen wird von den Verlagshäusern die angeblich textdominante Berichterstattung in der ‚Tagesschau‘-App ohne konkreten Sendebezug. Acht Verlage hatten bei der Wettbewerbskammer des Landgerichts Köln eine gemeinsame Klage gegen die ARD und den NDR eingereicht, darunter der Axel Springer Verlag, die ‚WAZ‘-Mediengruppe und die Herausgeber der ‚FAZ‘ und der ‚Süddeutschen Zeitung‘. Von einem Verbot erhoffen sich die Verlage den massenhaften Umstieg der Nutzer auf die eigenen, kostenpflichtigen Angebote (fernsehserien.de berichtete).

Die ARD hat auf den heutigen richterlichen Appell zum Verfahrensauftakt bereits reagiert. „Die Anregung des Vorsitzenden Richters zu Einigungsgesprächen begrüße ich ausdrücklich. Grundsätzlich hat das Gericht aus unserer Sicht die ‚Tagesschau‘-App nicht in Frage gestellt“, fühlt sich Lutz Marmor bestätigt. Der NDR-Intendant signalisiert weiterhin grundsätzliche Gesprächsbereitschaft. Dabei sei allerdings klar, „dass die ‚Tagesschau‘-App neben Bildern und gesprochenen Beiträgen auch künftig nicht auf Texte wird verzichten können.“

Ähnlich äußerte sich die ARD-Vorsitzende Monika Piel: „Ich halte den Vorschlag des Gerichtes, die ARD und die Verleger sollten sich beim Thema ‚Tagesschau‘-App noch einmal zusammen setzen und sich einigen, für sehr vernünftig.“ Man wolle sich nun möglichst schnell mit den Verlegern noch einmal zusammensetzen und Möglichkeiten für Kooperationen oder Kompromisse ausloten. „Wie die im Detail aussehen könnten, darüber will ich jetzt aber nicht spekulieren – das müssen dann die Gespräche zeigen“, so Piel.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1984) am

    Ich zahle GEZ, also ist es doch nur gut, dass mir dafür was geboten wird!
    • am via tvforen.de

      Ich nutze die Tagesschau App selbst, trotzdem finde ich es etwas grenzwertig. Das ist quasi ne Printausgabe der Tagesschau, finanziert durch die Gebührenzahler, ich kann die Verlage verstehen, wenn sie das nicht einfach so akzeptieren.
      • am via tvforen.de

        Dustin schrieb:
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        > Ich nutze die Tagesschau App selbst, trotzdem
        > finde ich es etwas grenzwertig. Das ist quasi ne
        > Printausgabe der Tagesschau, finanziert durch die
        > Gebührenzahler, ich kann die Verlage verstehen,
        > wenn sie das nicht einfach so akzeptieren.


        Nun, die Rechte an der Tagesschau liegen nun mal beim NDR und es ist doch dem überlassen, in welcher Form er sie den Internetnutzern zur Verfügung stellt.

        Auch wäre es mir lieber, dieses auf dem Handy mit wenigen Bytes zu lesen, als mir dort ein fettes Video anzusehen, welches in Sekunden die Handygebühren hoch treibt.
      • am via tvforen.de

        Dustin schrieb:
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        > Ich nutze die Tagesschau App selbst, trotzdem
        > finde ich es etwas grenzwertig. Das ist quasi ne
        > Printausgabe der Tagesschau, finanziert durch die
        > Gebührenzahler, ich kann die Verlage verstehen,
        > wenn sie das nicht einfach so akzeptieren.

        Nachrichten gibt es an jeder Ecke und wenn die Lokalzeitungen nur noch Hofberichterstattung bieten, dann verlieren sie.
    • am via tvforen.de

      Ist doch klar, daß die Verleger jegliches kostenloses Angebot als Angrif auf ihr Pressemonopol betrachten und fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Ich vermute, wenns nach denen gehen würde, gingen die liebend gerne zurück in die Zeit der Hexenverbrennungen und und würden alle Befürworter des ÖR und seiner Angebote auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Als Erstes wären dann alle Mitarbeiter von "heute" und "Tagesschau" dran, denn die verbreiten schließlich die Nachrichten.

      Doch zum Glück sind diese Zeiten vorbei und der User bestimmt, was er sehen und lesen will und nicht die Medienmonopolisten von Springer und Co.

      Ich hoffe nur, daß die ÖR-Vertreter standhaft bleiben und die Richter der Monopolisierung des Internets einen kräftigen Riegel vorschieben.

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