„Schwer verliebt“: Einhaltung ethischer Mindeststandards gefordert

Die Doku-Soap „Schwer verliebt“ bot in den vergangenen Wochen ein besonders unrühmliches Beispiel für aktuelle TV-Formate, in denen Menschen gedemütigt und vorgeführt werden. In der ersten Staffel der vermeintlichen Verkupplungsshow mussten übergewichtige Protagonisten auswendig gelernte Sätze aufsagen und peinliche Situationen über sich ergehen lassen. Sat.1 erzielte damit ordentliche Marktanteile. Nach dem Motto ‚Ist der Ruf erst ruiniert ….‘ hat der kriselnde Privatsender bereits eine Fortsetzung beschlossen.

Die für Sat.1 zuständige Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) in Rheinland-Pfalz hat sich mit „Schwer verliebt“ beschäftigt und in diesem Zusammenhang Forderungen verabschiedet, die die Einhaltung ethischer Mindeststandards bei Reality TV-Formaten gewährleisten sollen. Die Forderungen sollen in die Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten eingebracht werden.

Im Fokus der Debatte stand dabei insbesondere der Schutz unbedarfter Teilnehmer, denen sich die Tragweite ihres Handelns nicht immer erschließt. Die Folgen ihrer Teilnahme an einschlägigen TV-Formaten würden die Kandidaten noch Jahre später zu spüren bekommen. Hieraus ergibt sich laut LMK eine Verantwortung für die TV-Sender, die schon bei der Produktion beginne. So sollen künftig nur Teilnehmer unter Vertrag genommen werden, die sich auf eigene Initiative beworben haben. Die Teilnehmerverträge sollen fair gestaltet werden. Während der Produktion soll auf die Ausübung von Druck auf die Teilnehmer verzichtet werden. Bei der Kommentierung und der redaktionellen Nachbearbeitung des Sendematerials soll Zurückhaltung geübt werden.

Thematisiert wurde auch der Umgang mit den ‚Scripted Reality‘-Formaten, in denen Laiendarsteller erfundene Geschichten nachspielen. Vorgeworfen wird den Sendern, dem Zuschauer noch immer bewusst die Unterscheidung von Realem und Fiktionalem zu erschweren. Insbesondere beim jungen Publikum habe der Realitätsgrad Auswirkungen auf die Verarbeitungsstrategien medialer Inhalte. Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) solle daher noch stärker in die Programmplanung einbezogen werden.