Rolle rückwärts: Umstrittene „Hart aber fair“-Sendung zurück in ARD-Mediathek

WDR-Fernsehdirektor gesteht Fehlentscheidung ein

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 31.08.2015, 15:22 Uhr

„Hart aber fair“ Logo – Bild: WDR
„Hart aber fair“ Logo

Eine mehr als ein halbes Jahr alte „Hart aber fair“-Folge hat in den vergangenen Tagen für Furore gesorgt. Nachdem die Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungbeauftragten in NRW wegen einer misslungenen Sendung zum Thema Gleichberechtigung eine Programmbeschwerde eingereicht hat, reagierte der WDR damit, die betreffende Sendung nach einer Empfehlung des Rundfunkrats aus der Mediathek zu nehmen. Dieser Vorgang hat unter vielen Zuschauern für Aufregung gesorgt, die dem Sender daraufhin Zensur vorwarfen. Nun macht der WDR einen Schritt zurück und bietet als Konsequenz die ensprechende Folge mit dem Thema „Nieder mit den Ampelmännchen – Deutschland im Gleichheitswahn?“ wieder in der ARD-Mediathek und auf der Sendungshomepage an. Dies hat WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn in Abstimmung mit der Redaktion von „Hart aber fair“ entschieden.

„Die Sendung aus der Mediathek zu nehmen, war eine Entscheidung der Programmverantwortlichen, der eine lange, selbstkritische Diskussion der Sendung vorausging. Dass daraus der Vorwurf der Zensur und Selbstzensur abgeleitet würde oder der Eindruck, wir seien vor Lobbygruppen eingeknickt, hatte ich mir nicht vorstellen können. Die heftigen Reaktionen zeigen im Rückblick, dass die Entscheidung nicht richtig war“, erklärt Jörg Schönenborn das Vorgehen.

Weiterhin wird der Vorwurf der Zensur als unangemessen und unzutreffend bewertet. Doch allein der Anschein, dass die Unabhängigkeit beeinträchtigt sei, würde die Arbeit der Verantwortlichen belasten. „Deshalb habe ich entschieden, dass die Sendung wieder in die Mediathek und auf die Homepage der Sendung gestellt wird.“

„Das Gender-Thema ist mir politisch und persönlich wichtig. Gleichzeitig macht mich die öffentliche Reaktion auf den Fehler, die Sendung aus der Mediathek herauszunehmen, betroffen“, ergänzt Sonia Mikich, WDR Chefredakteurin Fernsehen. „Ein Krampf ist so entstanden, den wir jetzt schnörkellos beseitigen wollen – im Interesse der öffentlichen Meinungsbildung.“

Weiterhin ist geplant, demnächst das Thema Gleichberechtigung erneut aufzugreifen und noch einmal zu debattieren. Aller Voraussicht nach nehmen dann teilweise die gleichen Gäste an der Diskussion teil wie im März.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Irgendwann wird in der Mediathek regulär gelöscht und bei youtube schwingt die ARD auch die 'Urheberrechtszensurkeule'. Stichwort:

    > Dieses Video enthält Inhalte von ARD. Dieser Partner hat das Video
    > aus urheberrechtlichen Gründen gesperrt.

    youtube ist auch keine Garantie mehr, dass etwas online bleibt.
    Diese Sendung ist sicher kein wertvolles Juwel, aber es geht ums Prinzip.
    • am

      Aktuelle Ausgabe 'Die Zeit' über den Gesinnungsterror!
      • am

        Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass es bei 'Fernsehdirektoren', 'Programmverantwortlichen' oder anderen öffentlich-schrecklichen Elfenbeinturmbewohner nach einer 'langen, selbstkritischen Diskussion' um deren gesunden Menschenverstand so schlecht bestellt ist. Ich hab gedacht die sind wirklich so rückgratlos, dass sie vor feministischem Lobbyismus einknicken und sich selbst kast... äh ... zensieren. Hat ja schon öffentlich-schreckliche Tradition. So oder so, sie stehen ohne Eier da.
        • am

          Was für ein Rumgeeiere, schlimmer als auf Ostparteitagen.

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