Maybrit Illners Sprachführer

‚Politiker-Deutsch/​Deutsch-Politiker‘

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 27.06.2007

ZDF-Moderatorin Maybrit Illner wird ihre langjährige Erfahrung in Sachen politischer Redeschwall demnächst für einen Beitrag zur Völkerverständigung nutzen. Zumindest, wenn man davon ausgeht, dass es ein Volk von Politikern und eines von Normalbürgern in unserem Land gibt. Am 3. Oktober, pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit, wird der Langenscheidt Verlag Illners neuen Sprachführer veröffentlichen: „Politiker-Deutsch/​Deutsch-Politiker“. Dies teilte der Verlag am Dienstag in München mit.

Auf 128 Seiten will Illner die gebräuchlichsten Worthülsen und Phrasen von Politikern entschlüsseln und damit das nach ihrer Meinung zu „verklausulierte“ Politikerdeutsch den Bürgern besser verständlich machen. Natürlich auch mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern. So wird es unter anderem im Kapitel „Rücktritte“ um einen Klassiker gehen: „Ich habe selbst das allergrößte Interesse an einer raschen Klärung der gegen mich erhobenen Vorwürfe“. Illners Übersetzung: „Ich sitz’ das irgendwie aus. Nächste Woche fliege ich erst mal nach Spanien. Vielleicht passiert ja inzwischen was Spektakuläres. Lebensmittelskandal oder Bundeswehrauslandseinsatz oder so.“

Weitere Themen sind „die doppelte Verneinung mit rückbezüglicher Bejahung“, oder der Unterschied „zwischen einem guten und einem schlechten Kompromiss“. Als Extras werden schließlich noch eine Top Ten der beliebtesten Sommerlochthemen, sowie die meistgebrauchten Zwischenrufe im Bundestag enthalten sein. Ob sich der Sprachführer tatsächlich für den praktischen Gebrauch eignet, wird man wohl ab Oktober immer am Donnerstagabend testen können. Hoffentlich wird Illner selbst dann vor lauter andauerndem Nachschlagen auch noch Zeit zur Gesprächsführung haben.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich habe schon bestellt. Hoffentlich sind meine Lieblingsbegriffe drin.
    Zur Zeit hoch im Kurs : "Gespräch auf Augenhöhe".
    Natürlich mit der Einführungsfloskel: "Lassen Sie es mich mal so sagen.."
    Im ganzen Satz: "Lassen Sie es mich mal so sagen: Es war ein Gespräch auf Augenhöhe, so daß man ihre Frage auch so beantworten kann. Wir hatten eine gute Gesprächsatmossphäre und waren uns in vielen Fragen einig. Die strittige Punkte werden wir bei unserer nächsten Zusammenkunft offen und ohne Ressentiments ansprechen."
    Das heißt übersetzt: "Booh auf die Frage habe ich gewartet. Was sage ich denn bloß? Also: Die Lachshääpchen waren gut, wir habe sie im Sitzen gegessen. Wir hatten viele offene Fragen, haben aber nicht darüber geredet, sondern ein weiteres Treffen vereinbart, damit wir beide wieder in die Medien kommen. Eigentlich finde ich meinen Gesprächspartner ganz nett, mit ihm kann man nett plaudern."
    • am via tvforen.de

      äh, Moderator - Deutsch / Deutsch - Moderator ist doch sicher auch schon in Planung, wer mag das wohl schreiben?
      • am via tvforen.de

        Ich habe mal in einer Zeitung gelesen, dass es von Langenscheid ein Buch "TV-Fachchinesisch - Deutsch / Deutsch - TV-Fachchinesisch" geben soll, wo einige Abkürzungen (GZSZ, CSI, ER usw.) erklärt werden. Aber auf der Homepage von Langenscheid steht darüber nichts.

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