„Live nach Neun“-Moderatoren Tim Schreder und Alina Stiegler: „Das war wie ein Blind Date!“

Interview zur 1000. Sendung der ARD-Morningshow am Donnerstag

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 22.06.2022, 20:00 Uhr

Das Moderationsteam von „Live nach Neun“ (v. l. n. r.): Peter Großmann, Isabel Varell, Marco Lombardo, Anne Willmes, Tim Schreder und Alina Stiegler WDR/​Annika Fuß

fernsehserien.de: Ihr habt die Doppelmoderation angesprochen. Eure Kollegin Isabel Varell sagte einmal den schönen Satz: „Bei uns macht es jeder mit jedem.“ Ihr habt ja auch erst im Herbst 2018, mehrere Monate nach dem Start, erstmals gemeinsam moderiert. Woran erinnert ihr euch und ist es eine Herausforderung, sich immer wieder auf die wechselnden Partnerinnen und Partner einzustellen?

Alina Stiegler: Ich glaube, wir müssen da fast ein wenig ausholen. Das war wie ein Blind Date! Wir kannten uns ja vorher nicht. Wir hatten uns nie getroffen, da wir immer versetzt moderiert hatten. Und dann war das wirklich so, als würde man von Freunden eine Telefonnummer bekommen, mit den Worten: Guck mal, das ist ein netter junger Mann, ruf den doch mal an! Morgen wirst du den treffen! (lacht) Wir haben uns dann am Sonntag in Düsseldorf getroffen und haben uns erst mal beschnuppert. Eine Doppelmoderation, das hab ich in meiner Zeit gelernt, ist wirklich anspruchsvoll. Es hat was von einem Tanz und den haben wir dann in einer unserer ersten Sendungen auch wirklich im Studio aufgeführt. Wir haben im Studio einen Walzer getanzt, während die Kamera auch um uns herumtanzte. Und ich finde, das ist ein gutes Bild. Denn wenn man mit einem neuen Partner tanzt, dann muss man sich erst so ein bisschen eingrooven.

Vom Blind Date zum Walzer: Tim und Alina in einer ihrer ersten „Live nach Neun“-Sendungen Das Erste/​Screenshot

Inzwischen kannst du uns in einen Raum stecken, blind, mit Augen zu und wir könnten direkt anfangen zu tanzen. Aber damals … Ich weiß noch, wie der Teaser vor der „Tagesschau“ lief und Tim stand rechts von mir – und ich hab richtig nervös geradeaus geguckt, denn ich dachte noch, ich trau mich jetzt gar nicht, rüberzuschauen, denn ich bin das gar nicht gewohnt mit ihm. Wird er jetzt auch anfangen zu sprechen?! Nach dem zweiten Wort war es dann natürlich ganz intuitiv und es hat geklappt, aber ich war auch ein bisschen nervös in dem Moment, ob das mit uns beiden hinhaut.

Tim Schreder: Das war ja auch wieder eine Veränderung und Weiterentwicklung. Am Anfang war das Konzept: Es gibt drei feste Moderatoren-Teams. Das wurde dann in dem damaligen Herbst aufgebrochen, das war noch einmal wie so eine zweite Geburt und hat der Sendung total gutgetan. Wir haben keinen Teleprompter. Wir schreiben natürlich vorab Moderationstexte, aber wir machen auch viel frei und spontan, da ist bei uns auch einfach sehr viel noch echt. Dementsprechend ist auch jede Paarung irgendwie anders. Also ja, jeder macht’s mit jedem, wie Isabel immer sagt, aber es ist mit jedem und jeder auch ein bisschen anders und dadurch ist es dann auch immer ein bisschen eine andere Sendung. Das ist auch etwas, was viele Zuschauer an der Sendung mögen, denn es spiegelt ein Stück Lebensrealität wider und darum geht es uns zum Teil ja auch.

Auch bei „Live nach Neun“ scheint nicht immer nur die Sonne. Das Erste/​Screenshot

Aktionen im Studio wie der Tanz, Alina und Isabel als Catwoman oder Tims Purzelbaum spiegeln das Gefühl von „Live nach Neun“ sehr gut wider und warum das Zusehen so viel Spaß macht. Allerdings hat sich die Sendung auch immer mit einer ganzen Menge überaus ernster Themen befasst, gerade auch in den letzten zweieinhalb Jahren. Vielleicht macht ihr das nach Gefühl, aber wie leicht oder schwer ist es für euch und die Redaktion, da die richtige Balance zu finden?

Tim Schreder: Es ist wirklich Gefühl. Und es ist auch etwas, was wir gelernt haben. Diesen kleinen Nachrichtenüberblick in der Sendung, „Kurz und knackig“, den gab’s ja auch nicht immer. Aber dann hat sich gezeigt, wir müssen natürlich auch auf die harten und schweren Nachrichtenthemen gucken. Ich meine, wir sind jetzt durch zweieinhalb Jahre Pandemie gegangen mit dieser Sendung, wo wir natürlich auch wahnsinnig viel Corona-Berichterstattung gemacht haben.

Aber als Credo haben wir immer: Wir gucken, beispielsweise im Gegensatz zum „Morgenmagazin“, nicht so auf die politische Ebene, sondern was macht das, was in der Welt geschieht, mit dem Leben unserer Zuschauerinnen und Zuschauer? Natürlich knallen da manchmal auch Themen aufeinander, denn das ist auch Teil der Realität: Es ist gerade Krieg in der Ukraine, aber vielleicht hast du am Abend auch den 60. Geburtstag deines Ehemanns, den du natürlich auch feiern wirst. Und da wirst du dich auch wieder freuen. Und genau diesen Zwiespalt haben wir auch ganz oft mit unseren sehr lebensnahen Themen.

Alina Stiegler: Ich erinnere mich auch, am Anfang von Corona, dass wir in irgendeiner Sendung auch einfach gesagt haben, dass uns die Lage gerade sprachlos macht. Dass uns die ganze Situation auch Angst macht und ich glaube, das ist etwas, was wir in den Nachrichten … Tim und ich haben ja auch noch andere Sendungen, die wir moderieren. Dort könnten wir das auf diese Art gar nicht äußern. Sich also gewissermaßen mit dem Publikum gemeinsam auf die Couch zu setzen und zu sagen: Boah, das jagt einem einfach Angst ein, was da gerade passiert oder Das macht uns genauso sprachlos, aber wir schauen jetzt mal gemeinsam auf das nächste Thema! Das ist auch etwas Schönes, wo wir ein Gefühl von Gemeinschaft mit den Zuschauerinnen und Zuschauern sehr stark spüren.

Sofa Surfer: 2021 durfte Alina Stiegler bei der Busfahrerin Evelyn Garbrah übernachten Das Erste/​Screenshot

Vor der Pandemie seid ihr mit eurem Publikum ja auch mehrfach auf große „Live nach Neun“-Tour durchs Land gegangen. Wird es diesen Bestandteil der Sendung in Zukunft wieder geben?

Tim Schreder: Das ging natürlich nicht in der Pandemie und wäre unverantwortlich gewesen. Überall ist Lockdown, aber du fährst als Fernsehsendung einmal quer durch die Republik. Aber es gibt Pläne, das wiederzubeleben, und da freuen wir uns drauf.

Alina Stiegler: Die „Sofa Surfer“ kommen zum Beispiel auch zurück. Wir hatten ja bereits einen ersten Beitrag, da waren wir in Hamburg unterwegs. Aber in der letzten Zeit konnte man schlecht bei Leuten anklopfen und sagen: Hey, hier bin ich und ich bleib jetzt mal 24 Stunden bei dir zu Hause! Aber das wollen wir auch wieder machen, dass alle Moderatoren, also Tim, Isabel, Marco Lombardo, Peter Großmann und Anne Wilmes, dass die alle dann mal ihren Ausflug machen können. Da werden wir sicher auch wieder ganz, ganz tolle und spannende Menschen und ihre Geschichten vor Ort kennenlernen.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie Oma Annemaries Zukunftspläne, worauf sich Alina und Tim beim ESC einigen können – und wie die „Live nach Neun“-Ente plötzlich Nachwuchs bekam.

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