„Herr der Ringe“-Serie kann ihre Zuschauer nicht binden

Weniger als die Hälfte des Publikums blieb bis zum Ende der Staffel dran

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 04.04.2023, 11:05 Uhr

Morfydd Clark in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ – Bild: Prime Video
Morfydd Clark in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“

Die teuerste Serie aller Zeiten hat offensichtlich deutlich mehr Probleme als gedacht, sich ein Stammpublikum aufzubauen. Wie das Branchenmagazin The Hollywood Reporter unter Berufung auf Insider-Kreise berichtet, haben in den USA nur 37 Prozent aller Zuschauer, die mit der ersten Staffel „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ begonnen haben, diese bisher auch beendet. International liege diese Rate demnach bei 45 Prozent, was immer noch kein Erfolgsresultat wäre.

Im vergangenen September startete „Die Ringe der Macht“ mit einem Rekord-Abrufergebnis für Prime Video, doch ein dauerhafter Hype wollte letztendlich nicht einsetzen – weder online noch später, als das Fantasy-Epos bei Nominierungen für prestigeträchtige Preise wie den Golden Globe nicht bedacht wurde.

Amazon-Studios-Boss Jennifer Salke verteidigte die bisher 715 Millionen Dollar teure Serie im Gespräch mit dem Magazin: Dieses Verlangen, die Serie als irgendetwas darzustellen, das weniger als ein Erfolg ist – das entspricht nicht den Unterhaltungen, die ich intern führe. So biete die zweite Staffel nun große Gelegenheit für dramatische Entwicklungen der Story: Das ist eine riesige Möglichkeit für uns. In der ersten Staffel mussten wir viel einführen.

Während die besorgniserregenden Abrufzahlen auf internen Quellen basieren, zeigen aber auch die von Nielsen erfassten, objektiven Zuschauerzahlen zu Streamingserien in den USA, dass Amazon offensichtlich ein Problem hat. Im vergangenen Jahr waren alle Plätze der Top 10 hier von Netflix besetzt, während der Amazon-Erfolg „The Boys“ lediglich auf Platz 11 landete. „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ musste sich gar mit Platz 15 zufriedengeben – kaum das Ergebnis, das man sich angesichts der Investition und Neuausrichtung von Eigenproduktionen bei Prime Video gewünscht haben dürfte.

So stellt sich die Frage, ob die Verlagerung der Ressourcen bei Amazon weg von online viel diskutierten, geradezu kuratierten Formaten wie „Transparent“ oder „The Marvelous Mrs. Maisel“ hin zu teuren Epen tatsächlich die richtige Strategie ist, um ein Serien-Publikum an sich zu binden. Neben der zweiten Staffel des „Herrn der Ringe“ hat Prime Video in dieser Hinsicht noch den äußerst teuren und von Produktionsproblemen geplagten Spionage-Thriller „Citadel“ im Köcher, der zahlreiche internationale Spin-Offs erhalten soll, sowie eine zweite Staffel von „Peripherie“. Die acht Folgen der ersten Staffel kosteten den Streaminganbieter bereits 175 Millionen Dollar.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Amazon pumpt da fast schon Millarden in den Streamingmarkt rein und ist höchstdefizitär und drängt Konkurrenten raus. Während z.B. Netflix schauen muss auch Geld damit zu verdienen, finanziert sich Amazon durch ihr Kaufhaus. Ich finde das nicht gut. Für uns Kunden ist das kurzfristig natürlich toll, aber genau wie beim Onlineverkauf ist das langfristig wenn die anderen rundherum eingehen zum Nachteil.
    • am

      hab es jetzt schon zweimal von anfang bis ende gesehen. werde es auch weiter anschauen und deshalb zu prime zurückkehren. verstehe den erfolg von netflix nicht. die qualität wird immer schlechter.
      • (geb. 1976) am

        Amazon Original Produktionen sind alle zwar prominent besetzt, Geschichten überteuert gekauft, jedoch haben alle eine Schlaffmittel Wirkung.
        • am

          Na dann würden sie ja perfekt zu Netflix Filmproduktionen passen.
      • am

        Ich hatte mich wirklich auf die Serie gefreut und man erwartet auch viel, wenn es die teuerste Serie aller Zeiten sein soll. Dazu bietet die Geschichte auch viel Stoff um gut zu unterhalten. Doch was man schließlich zu sehen war, war Langeweile pur. Es passierte... nix! Ok, anfangs tauchte ein Ork auf und es gab in der Mitte der Staffel auch eine Schlachtszene, aber selbst das konnte nicht überzeugen. Da sprang man auch zwischen drei Szenarien hin und her, und aus einigen Storys wurde man nicht schlau. Man merkte also sehr schnell, dass amazon wohl das ganze Geld in die Optik gestekt hatte. Zugegeben, die Optik war schon ansehlich, aber da kann ich mir auch eine Naturdoko ansehen und da wäre alles echt. Liebe Serienmacher von amazon: Optik ist nicht alles. Denkt mal mehr dran die Zuschauer auch gut zu unterhalten! ... möchte man sagen. Ich habe gerade so durch die erste Staffel durchgehalten, habe aber auch viel vorgespuhlt. Wirklich, es war an Langeweile kaum zu ertragen und eine weitere Staffel, werd ich nicht schauen. Da kann man soviel Versprechen und ändern, wie man will. Da freu ich mich doch, dass neue Filme geplant sind, die Serie ist aber für mich gestorben.

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