Degeto-Filmchen sollen zeitgemäßer werden

Christine Strobl will „Schema F“ vermeiden

Michael Brandes – 25.06.2012, 10:34 Uhr

Christine Strobl – Bild: SWR/Monika Maier
Christine Strobl

Die ARD-Filmchen am Freitagabend sollen zeitgemäßer werden. Die neue Degeto-Geschäftsführerin Christine Strobl bringt die klischeegerecht zusammengeflickten Fließbandproduktionen sogar mit dem Begriff ‚Qualität‘ in Verbindung.

„Die Formel ‚Schöne Landschaft plus komplizierte Familienentwicklung gleich Erfolg‘ reicht nicht mehr aus. Man kann von Liebe auch zeitgemäß erzählen“, sagte Strobl im Gespräch mit dem Spiegel. Einige Degeto-Filme seien „nach Schema F“ gebaut: „Der alte Vater stirbt an einem Herzinfarkt, die Tochter kehrt von der Stadt aufs Land zurück, um den Hof zu retten, und trifft ihre Jugendliebe wieder. Da besteht Handlungsbedarf.“

Die Vergabe von Produktionsaufträgen soll künftig transparenter gestaltet werden. Es müsse „inhaltlich nachvollziehbar sein, warum man sich für ein Projekt entscheidet“, so Strobl. Es werde „keine Zusagen an Firmen geben, bestimmte Mengen an Filmen anzufertigen. Wir entscheiden nach Qualität.“

Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin äußerte sich Strobl auch zur Rolle von Christine Neubauer, der wohl meistbeschäftigten Darstellerin der ARD-Filmbeschaffungsorganisation: „Für sie gilt dasselbe wie für alle Schauspieler: Wir werden uns jeden Besetzungsvorschlag genau anschauen. Es darf keine Automatismen geben bei der Vergabe von Rollen.“

Strobls Vorgängerin Bettina Reitz wollte ursprünglich einen ähnlichen Reformkurs einschlagen. Der Anteil an altbackenen Herz-Schmerz-Filmen sollte reduziert, das antiquierte Frauenbild korrigiert werden (fernsehserien.de berichtete). Ihr Einsatz war jedoch nur von kurzer Dauer: Zum 1. Juni trat Reitz die Nachfolge von Gerhard Fuchs als Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks (BR) an.

Als Co-Geschäftsführerin kam Reitz erst im Mai 2011 zur Degeto, um die ARD-Tochter gemeinsam mit Hans-Wolfgang Jurgan zu leiten. Vor Ort fand die 49-Jährige jedoch problematische Arbeitsbedingungen vor: Der millionenschwere Etat für ARD-Filmproduktionen war bereits im Voraus bis ins Jahr 2013 verplant worden. Auf diese Weise wurde die Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt (fernsehserien.de berichtete). Mit Jurgan einigte sich Degeto auf eine einvernehmliche Trennung, nachdem sich keine Hinweise auf strafbare Handlungen ergeben hatten (fernsehserien.de berichtete).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    wunschliste.de schrieb:
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    > Es werde
    > "keine Zusagen an Firmen geben, bestimmte Mengen
    > an Filmen anzufertigen. Wir entscheiden nach Qualität.
    > ...
    > Wir werden uns jeden Besetzungsvorschlag genau anschauen.
    > Es darf keine Automatismen geben bei der Vergabe von Rollen."

    das läßt tief in die bisherige Praxis der Degeto blicken, Frau Strobl läßt sich hoffentlich nicht durch ein vielversprechendes Angebot wieder weglocken und kann frischen Wind in den miefigen Laden bringen

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