2015, Folge 177–183

  • Folge 177
    Eine kleine Schlange zwängt sich – noch nass von der Flüssigkeit – in ihrem engen, pergamentartigen Ei elegant ans Tageslicht. In ihrer Geburtsstunde weiss sie nicht, dass aus ihr einmal eine der grössten und gefürchtetsten Giftschlangen des südlichen Afrikas werden könnte – wenn sie ihre gefährliche Jugendzeit überlebt.
    Mit dieser Szene beginnt ein spannender Film, der die Welt aus der Sicht der Schwarzen Mamba zeigt. Die Kamera begleitet ein grosses Weibchen aus nächster Nähe, wie es sich in einem Vorgartenquartier von Durban niederlässt – mit dramatischen Folgen. Sie wird von den Menschen entdeckt, und ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung.
    Man schätzt, dass in Afrika jedes Jahr mehrere hundert Menschen den Bissen Schwarzer Mambas zum Opfer fallen. Ihr starkes Nervengift ist ebenso gefürchtet wie das nervöse Verhalten und die Schnelligkeit dieser in manchen Fällen bis über vier Meter langen Giftnatter. So ist es bemerkenswert, dass es der Filmemacherin Kira Ivanoff mithilfe des Giftschlangenprofis Simon Keys gelungen ist, intime Bilder aus dem heimlichen Verhalten dieser Tiere zu drehen.
    «NETZ NATUR» zeigt diese südafrikanische Produktion, obwohl der Film nicht ohne reisserischen Nervenkitzel und dramatische Action auskommt. In der Originalversion heisst er denn auch: «Schwarze Mamba – der Kuss des Todes». Die Produktion dient zudem als Ausgangspunkt für die interessante Frage im letzten Teil der Sendung, inwiefern Filmproduktionen das Image und den Ruf bestimmter Tiere in der Öffentlichkeit prägen – und welche Folgen das für diese Tiere haben kann. (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereDo 05.03.2015SRF 1
  • Folge 178
    Die Schildkrötengeschichte von «NETZ NATUR» beginnt in der Schweiz: Bei Ebnat-Kappel SG grub der Paläontologe Urs Oberli in einem Sandsteinbruch den versteinerten Panzer einer Landschildkröte aus, die einen ähnlich grossen Panzer hatte wie die heutigen Landschildkröten auf Galapagos und die vor 28 Millionen Jahren auf dem Gebiet der Ostschweiz umherstakste.
    Auch auf der Mittelmeerinsel Sardinien gab es schon viel früher Schildkröten als Menschen. Doch die Eiszeiten brachten diese Vorkommen immer wieder zum Verschwinden. Die drei Arten, die Sardinien heute noch besiedeln, wurden denn auch vor Jahrtausenden von Menschen auf die Insel gebracht. So etwa haben genetische Studien gezeigt, dass vor rund 3000 Jahren eine kleine Anzahl grosser Breitrandschildkröten aus derselben Population aus Griechenland nach Sardinien eingeführt wurde, und möglicherweise haben die damaligen Inselbewohner, das Volk der bronzezeitlichen Nuragher-Kultur, aus ihren Panzern Klangkörper für Saiteninstrumente wie die Lyra oder frühe Gitarren hergestellt.
    Auch heute lässt das Leben der Schildkröten auf Sardinien an Spannung nichts zu wünschen übrig: Sobald sie die Frühlingswärme nach der Winterruhe zu neuem Leben erweckt. Wenn die ganze Insel als bunter Blumenteppich erblüht, fühlen sich die gepanzerten Reptilien im Schlaraffenland, denn frische Blumen gehören zu ihren Lieblingsspeisen. Und mit dem Appetit erwacht auch die Leidenschaft: Mit ungeahntem Temperament werben Männchen um die Weibchen und klopfen mit ihren Panzern heftig bei ihren Auserwählten an, bis diese schliesslich stillhalten und die Männchen zu einer spektakulären Paarung aufsteigen können. Danach legen die Weibchen an warmen Plätzen im sandigen Boden mehrmals Eier ab, die sie 10 bis 15 Zentimeter tief eingraben.
    Mit zunehmender Sommerhitze wird das Leben im dichten Macchia-Busch für die urtümlichen Reptilien beschwerlicher und das Futter durch die Trockenheit knapp. Viele Schildkröten verziehen sich nach und nach in einen Sommerschlaf, der bis zu den ersten Regenfällen zu Beginn des Herbstes anhält. Der Sommer ist in vielen Mittelmeergebieten auch die Zeit dramatischer Buschfeuer, die jedes Jahr riesige Flächen der spindeldürren Macchia und Wälder vernichtet – eine existenzielle Bedrohung für tausende von Schildkröten.
    Auf Sardinien versuchen die Forstbehörden und die örtlichen Feuerwehren mit beeindruckenden Einsätzen gegen die Buschfeuer das Schlimmste zu verhindern. Und die Polizei beschlagnahmt auch immer wieder Schildkröten, die illegal gefangen und international gehandelt werden. Wenn diese Tiere dann in die Natur zurückgebracht werden, lädt die Forstpolizei ab und zu Klassen von Schulkindern zum Zuschauen und Mitmachen ein, die auf diese Weise für den Schutz der Tiere und ihres Lebensraumes sensibilisiert werden.
    Menschen haben also seit vielen Jahrtausenden eine ganz besondere Beziehung zu Landschildköten: Von der frühesten bekannten, steinzeitlichen Schamanin im Gebiet des heutigen Libanon vor 12 500 Jahren, deren Grab archäologisch untersucht wurde und die 50 Maurischen Landschildkröten als Begleiterinnen auf ihrer Reise nach dem Tod bei sich im Grab hatte – bis in die heutige Zeit, als noch in den 1970er-Jahren Landschildkröten aus Südeuropa und Nordafrika wie Salatköpfe in Kisten gestapelt in die Schweiz importiert und als gutartige Heimtiere verkauft wurden. Die meisten dieser armen Geschöpfe gingen bald ein. Doch einige, die gut gepflegt wurden, haben bis heute überlebt und bezaubern ihre Besitzerinnen und Besitzer über mehrere Generationen mit dem Charme des Alters. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.06.20153satOriginal-TV-PremiereDo 16.04.2015SRF 1
  • Folge 179
    Man muss zwei Mal hinschauen, mitten im Aargau: Was haben schwarze, indische Wasserbüffel in einem geschützten Tümpel und Lebensraum für bedrohte Amphibien verloren? Sind die Tiere bei einem exotischen Bauern ausgebüxt? Keineswegs: Weil sie das Wasser lieben, haben die Büffel die Aufgabe, den Froschteich durch ständige Veränderung und das Abweiden der Vegetation so zu erhalten, dass er den Laubfröschen als Laichgewässer gefällt. Durch solche unkonventionellen Schutzmassnahmen, die den beteiligten Bauern durch die Büffel zudem wertvolle Landwirtschaftsprodukte bescheren, ist es gelungen, die Situation der Laubfrösche im Aargau massgeblich zu verbessern.
    Auch anderen Amphibien, wie Grasfrosch, Erdkröte oder Bergmolch geht es verhältnismässig gut: Unter vielen Strassen, auf denen früher in feuchten Frühlingsnächten wüste Froschmassaker stattfanden, führen heute Unterführungen die Amphibien sicher zu ihren Laichplätzen und zurück. Auch die vielen Gartenteiche im Land, sogenannte Biotope, sagen diesen Arten zu.
    Aber sie sind doch die Privilegierten unter den rund zwanzig Amphibienarten, die in der Schweiz vorkommen. Daneben kämpft die Mehrzahl ums Überleben und hat in den letzten Jahrzehnten ständig abgenommen: Verbauung und Zerstörung der Laichplätze und Lebensräume sowie Vergiftung durch Pestizide in der Landwirtschaft sind nur einige der Faktoren, die ihnen zu schaffen machen.
    «NETZ NATUR» zeigt auf, wie das unkonventionelle Laubfroschprojekt im Aargau für Mensch und Tier eine Win-win-Situation schafft und wie es Schule machen könnte, wenn der Mensch durch viele kleine und aufmerksame Massnahmen die Situation von Frosch & Co. im Land wesentlich verbessert. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.09.20153satOriginal-TV-PremiereDo 28.05.2015SRF 1
  • Folge 180
    Lernen in der Schule ist nicht jedermanns Sache. Doch auch manche Tiere gehen in die Schule – etwa bei Heini Gugelmann, der für seinen Circus Maus Enten, Raben, Schweine, Hunde, Katzen und Ratten für eine bunte, eigenwillige Show trainiert. Ausgehend von diesem Tiertraining macht sich «NETZ NATUR» auf eine spannende Entdeckungsreise und beobachtet, wie Tiere in der Natur lernen. So wird deutlich, wie zentral Lernprozesse sind, nicht nur beim Menschen, sondern auch bei den meisten anderen Lebewesen. Von der Hirschkuh mit ihrem Bambi-Kalb über Flamingos bis hin zu den Rabenkrähen, von Wölfen über Dschelada-Paviane bis zu den Gänsegeiern verblüffen viele Tiere mit ihrem Lernvermögen und besonderen Fähigkeiten. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.04.20163satOriginal-TV-PremiereDo 25.06.2015SRF 1
  • Folge 181
    NETZ NATUR Die Geschichte des Meckerns Betörend: Was für uns Menschen bestialisch stinkt, ist für Geissen ein verführerisches Parfüm, das den Eisprung auslöst: Der starke Geruch eines Bockes.
    Vor 10 000 Jahren begann in gebirgigen Gebieten der Südtürkei und des Westirans eine spannende Geschichte zwischen Tier und Mensch, die für beide tiefgreifende Konsequenzen hatte: Menschen begannen, wilde Ziegen und Schafe, die sie vorher während Jahrtausenden gejagt hatten, in Gehegen zu halten, sie zu zähmen und schliesslich kontrolliert zu züchten, um ihr Fleisch und ihre Häute, später auch ihre Milch und die Wolle zu nutzen.
    Ein «NETZ NATUR»-Team filmte in der Südtürkei die letzten frei lebenden Bezoar-Ziegen, die als wilde Urahnen der hiesigen Hausziegen gelten. Schon bei diesen Dreharbeiten wurde deutlich, weshalb Ziegenböcke mit ihrem gewaltigen Appetit auf Sex in der abendländischen Kultur zum sündhaft-teuflischen Symbol wurden. Ihre Neugier, ihre rasche Lernfähigkeit und ihre Fähigkeit, soziale Beziehungen einzugehen, sorgten dafür, dass sich Ziegen mit den Menschen verstanden und sich halten und führen liessen. Das war für die damaligen Menschen in der Jungsteinzeit weitaus weniger mühsam, als Ziegen und Schafe zu jagen. Vor allem liess sich aber mit lebenden Tieren Handel treiben, und man konnte sie bei den ersten Ackerbaugemeinschaften im südlicher gelegenen fruchtbaren Halbmond gegen Produkte von den Feldern eintauschen.
    In den folgenden Jahrtausenden traten die Ziegen als Nutztiere ihren Siegeszug um die Welt an und sind heute auf allen Kontinenten zu finden. Vor allem in den trockenen, südlichen Alpengebieten waren Ziegen seit der Römerzeit nicht wegzudenken und wurden schnell zum Nutztier Nummer 1.
    «NETZ NATUR» zeichnet diese Geschichte nach und zeigt das faszinierende Verhalten der Ziegen auf einer Alp im Tessin. Die Sendung illustriert den Werdegang dieser eigenwilligen Haustiere bis in die heutige Zeit an vielen Beispielen und geht unter vielem anderen der Frage nach, was heute manche Ziegenhalter an den Hörnern ihrer Tiere so stark stört, dass sie sie entfernen wollen. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.02.20163satOriginal-TV-PremiereDo 01.10.2015SRF 1
  • Folge 182
    Die frechsten Nutztiere des Menschen haben einen teuflischen Charme. «NETZ NATUR» fragt nach, weshalb ausgerechnet dieses Teufelssymbol zu Ostern so gern verspiesen wird.
    Um 1900 gab es allein in der Schweiz rund vierzig verschiedene Ziegenrassen, die genutzt wurden. Heute ist diese Vielfalt zum grossen Teil verschwunden. «NETZ NATUR» zeigt, wie die Menschen lebten, die auf die Ziegen angewiesen waren, und weshalb sie heute einen grossen Teil ihrer einstigen Bedeutung verloren haben.
    Im Gegensatz zu früher gibt es nur noch wenige Ziegenherden, die professionell für die Käseproduktion, das Gitzifleisch oder für die Gewinnung von Ziegenleder gehalten werden. Einige alte Bergrassen verdanken ihr Überleben engagierten Profis, die Ziegen als wichtiges Element einer alternativen, ursprünglichen Berglandwirtschaft erhalten wollen. So gelang es etwa in einer abenteuerlichen Rettungsaktion von Bergbauern in der Südschweiz, in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara, die Capra grigia, die Graue Bergziege, als Rasse zu retten und zu erhalten.
    Ziegen sind bei freier Haltung ständig in Bewegung und vermeiden so, mit ihrem Kot in Kontakt zu kommen. Werden sie lange Zeit am selben Ort gehalten, werden sie krank. Auf Standweiden lassen sich Ziegen nur unter starken Antiparasiten-Medikamenten halten. Doch es bilden sich immer mehr resistente Krankheitserreger, die diese Ziegenhaltung bedrohen.
    «NETZ NATUR» zeigt auf, welche Auswege es aus dieser Situation gibt.
    Auch die zweite Ziegensendung nähert sich aus verschiedenen Blickwinkeln dem Wesen dieser faszinierenden Tiere und stellt die Frage, ob das älteste Haustier des Menschen in den Alpen überhaupt noch eine Zukunft hat: wenn, dann nur dank natur- und traditionsbewusster Profis und weil viele Konsumentinnen und Konsumenten naturnahe Landwirtschaftsprodukte schätzen. So haben vielleicht die naturgerecht gehaltenen Ziegen in den Alpen eine neue Chance. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.02.20163satOriginal-TV-PremiereDo 29.10.2015SRF 1
  • Folge 183
    In einem Märchenwald blickt ein versprengter Schneewittchen-Zwerg auf vergangene Zeiten zurück: Wie sich alles verändert hat, seit Schneewittchen nicht mehr ist und sich die Prinzessin einen Prinzen angelte, indem sie den verwunschenen Frosch an die Wand knallte. Doch warum war der Prinz ausgerechnet ein Frosch? Frösche sind in der Natur erstaunliche Verwandlungskünstler, werden doch aus einer geschwänzten Kaulquappe im Wasser plötzlich richtige Frösche, die an Land steigen. Frösche, die in ihrem äusseren Körperbau doch stark demjenigen des Menschen gleichen.
    «NETZ NATUR» bleibt aber nicht allein in der Welt der Grimm-Märchen, sondern lässt auch eine alte, weise Indianerin vom Stamm der Cree Geschichten über dieselben Tiere erzählen: der Frosch als Tier, das den Menschen lehrt, wie man alle Hindernisse überspringt und mit seinem rhythmischen Gesang den Atem von Mutter Erde wiedergibt.
    Oder die Geschichte des Bibers, der mit einer Handvoll Lehm vom Grund des Wassers das Festland geschaffen hat, auf dem wir alle leben. Dieser Mythos ist kein Wunder, denn der Biber war in der Natur Europas und Nordamerikas die bestimmende Kraft in den Flussebenen. Durch seine Dämme regulierte er den Abfluss der Gewässer, nutzte die Wälder und bestimmte, welche Gebiete trocken lagen oder unter Wasser gesetzt wur-den: Er war das entscheidende, gestaltende Lebewesen in den Landschaften des Flachlands, bevor der Mensch diese Rolle an sich riss – und die Biber hierzulande ausrottete.
    Erstaunliche Parallelen auch beim Verwandlungsmythos der Raben: Die schwarzen Vögel als verwandelte Buben bei den Gebrüdern Grimm und als Reinkarnation, als Verwandlung eines verstorbenen Menschen, beim Stamm der Tlingit-Indianer. Raben sind so intelligent, dass es naheliegt, dass ein verwandelter Mensch in ihnen steckt.
    Und der Wolf, der wie kein anderes Tier in den Märchen zwischen Gut und Böse polarisiert: Vom Wolfskind Mogli im Dschungelbuch-Märchen bis zum Rotkäppchen- und Geisslein-Fresser bei den Grimms – oder als erster Freund des Menschen, der ihm den Hund geschenkt hat bei den Cree. Die Sendung zeigt, dass die Rolle von Tieren im Märchen stark davon abhängt, wer solche Geschichten über sie erzählt und welche Erfahrungen verschiedene Kulturen mit den Tieren, mit denen sie jeweils im Kontakt stehen, gemacht haben. Aber überall wird deutlich, dass in jedem Märchen ein Stück Wahrheit steckt – auch bei den Tieren. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.12.20153satOriginal-TV-PremiereDo 03.12.2015SRF 1

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Netz Natur online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…