bisher 28 Folgen, Folge 1–14

  • Folge 1 (45 Min.)
    Sylt ist in: Wer auf sich hält, macht hier Urlaub. Oder – noch mondäner – er kauft sich eine Immobilie. Immer teurer werden die Objekte, so teuer, dass die Einheimischen längst auf der Strecke geblieben sind. Neubauten gibt es fast nur noch durch Investoren, die in der Nähe der letzten halbwegs ruhigen Strandabschnitte Luxusherbergen errichten. Ganz normale Häuser werden zu Preisen verkauft, die den Bestlagen Münchens oder Düsseldorfs entsprechen. Immer mehr Sylter finden keine bezahlbare Wohnung mehr und müssen die Insel verlassen. Das hat dramatische Folgen: Die Sylter werden zu Dienstleistern von reichen Zweitwohnungsbesitzern in den Dörfern, die früher ihre Heimat waren.
    Die Kirche, die Kneipe und das Vereinsleben gibt es nicht mehr. Sogar Bildung wird zum Luxusgut: Während staatliche Schulen auf der Insel geschlossen werden, und die Kinder der wenigen noch auf der Insel lebenden Sylter weite Schulwege in Kauf nehmen müssen, sollte ein neues Luxusinternat gebaut werden. Doch es fanden sich nicht genügend wohlhabende Sprösslinge – nun sollen offenbar stattdessen Wohnungen gebaut werden. Doch auch die werden sich die Sylter kaum leisten können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.01.2015Das Erste
  • Folge 2 (45 Min.)
    Die Insel Rügen im Wahlkreis von Angela Merkel: Für Millionen Feriengäste ist Deutschlands größte Insel das Urlaubsparadies im Osten. Beliebt vor allem wegen seiner schönen Strände, der einzigartigen Natur rund um den Kreidefelsen und auch wegen der vielen gemütlichen Hotels und Pensionen. Auf den ersten Blick eine boomende Insel, zumal viele Westdeutsche hier investieren und die Immobiliennachfrage ständig wächst. Bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter zahlen betuchte Käufer für Immobilien in Strandnähe – Rügen scheint zum neuen Sylt zu werden. Eigentlich sollte es den Menschen, die hier leben, gut gehen. Doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig: Die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau.
    Wer Arbeit findet, etwa im Tourismus, schuftet zum Billiglohn. Auf ihrer Reise durch das Hinterland der Luxusstrände von Rügen treffen die Autoren Menschen, die für einige hundert Euro im Monat rund um die Uhr arbeiten und vom Mindestlohn träumen, finden verödete Dörfer, deren Bewohner längst schon weggezogen sind, besuchen Familien, die sich nicht mal die Busfahrkarte zum Strand leisten können. Der Film zeigt die zunehmende soziale Schieflage der Urlaubsinsel Rügen, die in der Öffentlichkeit immer noch als wohlhabende Vorzeigeregion der neuen Länder gilt. Ein Image, das von der Tourismusindustrie gezielt gefördert wird, in Wirklichkeit jedoch fast schon grotesk den Realitäten widerspricht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.01.2015Das Erste
  • Folge 3 (45 Min.)
    Garmisch-Partenkirchen: 27.000 Einwohner, Hunderte Hotels, Pensionen, Restaurants und Bars. Eine Spielbank, ein Kongresszentrum. Über 1,3 Millionen Übernachtungen zählt man in Garmisch Jahr für Jahr. Dazu rund fünf Millionen Tagesgäste. Im Winter locken 60 Kilometer Skipiste, größtenteils künstlich beschneit, und Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze. Im Sommer zieht die herrliche Bergwelt die Gäste an. Garmisch-Partenkirchen, ein Alpenwahn: Bekannt sind die ökologischen Konsequenzen: kahle und schlammige Skihänge im Sommer. Doch eine wichtige Folge des Alpenwahns ist unbekannt: zunehmende Armut. Fast 20 Prozent aller Haushalte in Garmisch leben von weniger als 1.100 Euro im Monat. Das sind doppelt so viele wie im restlichen Bayern. Die meisten Saisonkräfte im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten zum Billiglohn – von wegen Goldgrube Tourismus. „Kritisch reisen“ zeigt den Wahnsinn des Alpentourismus und die bislang unbekannten schweren sozialen Folgen des Massentourismus. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.02.2015Das Erste
  • Folge 4 (45 Min.)
    Venedig: Es gibt wohl wenige Städte weltweit, die schöner sind – aber auch wenige, die durch den Tourismus so sehr bedroht werden. Ungefähr 30 Millionen Touristen kommen jährlich nach Venedig. Bis zu 130.000 pro Tag tummeln sich zu Spitzenzeiten in der Lagunenstadt, fast dreimal so viele wie Einwohner. Stündlich bringen turmhohe Kreuzfahrtschiffe tausende Menschen direkt auf die Insel. Die Stadt wird überlaufen von Touristen. Aber die ureigenen Einwohner verlassen das Zentrum in Scharen. Innerhalb einer Generation ist die Bevölkerung fast um ein Drittel geschrumpft.
    Hinter dem Bilderbuch-Panorama von Rialto-Brücke und Markusplatz ist Venedig zum Geschäftsmodell geworden und kein Ort mehr, in dem die Einheimischen noch in gewohnter Lebensqualität leben können. Das Leben ist zu teuer, Arbeitsplätze gibt es abgesehen vom Tourismus fast nur auf dem Festland. Die Venezianer finden keine erschwinglichen Wohnungen zur Miete, mehr die Eigentümer vermieten diese viel lukrativer, meist über AirBnB, an Touristen. Historische Gebäude werden als Hotels und Einkaufszentren verramscht.
    Läden, Restaurants und Cafés sind nur noch auf Urlauber zugeschnitten, die Grundversorgung ist gefährdet. Der Tourismus ist die größte Bedrohung für die lokale Gemeinschaft, gleichzeitig aber auch die Haupteinnahmequelle. Die Story begleitet Menschen, die aus Venedig in die Vororte auf das Festland ziehen, weil sie dort eine bessere Lebensqualität finden. Eine venezianische Familie, die auf Wohnungssuche ist und auf dem Mietmarkt mit Touristen konkurrieren muss. Venezianer aus der Mittelschicht, die sich im teuer gewordenen Wohnungsmarkt keine Wohnung zur Miete leisten können und leerstehende Häuser der Stadt „offiziell“ besetzen.
    Die Einwohner Venedigs wehren sich zunehmend. Allein 36 Bürgerinitiativen kämpfen gegen den Massentourismus. Sie fordern ein Verbot der Kreuzfahrtschiffe: Diese gehören weder in die Lagune noch in die Stadt. Ihre hohen Feinstoff-Emissionen verschmutzen Luft und Wasser und gefährden die Gesundheit der Einwohner. Der deutsche Naturschutzbund NABU bestätigt mit aktuellen Messungen vor Ort die extreme Feinstaubbelastung. (Text: WDR)
    Ursprünglich für den 03.01.2018 im WDR angekündigt.
  • Folge 5 (45 Min.)
    Verärgerte Mieter, sterbende Kulturviertel und hilflose Stadtverwaltungen – das Geschäftsmodell von Airbnb zieht immer weitere Kreise und setzt Städte und Mieter unter extremen Druck. Der Film zeigt, wie die einfache Idee des Teilens privater Wohnungen außer Kontrolle geraten ist und so genannte Supervermieter im großen Stil das System Airbnb ausnutzen, Gesetze umgehen und große Summen kassieren. Die beiden Story-Autoren begeben sich auf die Suche nach diesen Supervermietern und decken auf, wer sich dahinter verbirgt und welche Folgen ihr Handeln hat.
    Es gibt immer weniger Wohnraum, Einheimische können sich die Mieten nicht mehr leisten. Ein alteingesessener Handwerker aus Florenz beklagt den Ausverkauf der Innenstadt. Er fühlt sich nur noch als Teil einer Kulisse: „Ich komme mir vor wie ein Panda im Zoo“. Auch in Deutschland bieten Supervermieter ihre Wohnungen lieber kurzzeitig Touristen an, anstatt sie langfristig zu vermieten – und entziehen damit Wohnraum dem Immobilienmarkt. Denn mit Ferienwohnungen lässt sich problemlos das Vielfache der ortsüblichen Miete verdienen.
    Airbnb ist das mit Abstand größte Vermittlungsportal für Ferienwohnungen. Die beiden Autoren begleiten Ermittler auf der Jagd nach Eigentümern und Investoren, die das Modell der privaten Gastfreundschaft zweckentfremden und so gegen Gesetze verstoßen. Der Nachweis ist aufwändig, der Verdienst der Vermieter riesig. „Es gibt einige alte Bekannte, auf die wir immer wieder stoßen. Wir machen eine Wohnung zu und die machen zwei wieder auf“, erzählen die Beamten.
    Und der Erfolg ist kalkulierbar: So gibt es ein Geschäftsmodell, das Investoren vorrechnet, wo sie weltweit am besten Wohnungen kaufen, um sie lukrativ an Touristen weiterzuvermieten. Es zeigt auch, wann sie den Kaufpreis durch die Vermietung über Airbnb wieder eingespielt haben – und das oft deutlich eher als angenommen. Während deutsche Ermittler mühsam versuchen, einzelne Wohnungen dem System Airbnb zu entreißen, werden in den USA bereits ganze Wohnkomplexe speziell für die Nutzung als Airbnb-Wohnung gebaut.
    Der Film ist Auftakt zur Story-Sommerreihe „Kritisch Reisen“, welche vom 18.07.2018 bis zum 22.08.2018 gesendet wird, immer mittwochs um 22:10 im WDR Fernsehen. Die Autoren beschäftigen sich mit den Auswirkungen des Massentourismus auf den Balearen, Kanaren und Kroatien, schauen hinter die Geschäftsstrategien der Safari-Anbieter und finden heraus, wer Geld verdient mit dem Sozialen Engagement vieler Jugendlicher im Ausland. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.07.2018WDR
  • Folge 6 (45 Min.)
    „Sie können hier alles schießen, was Sie wollen. Aber einen Löwen zu schießen, dauert seine Zeit“, erklärt Stan Burger, Jäger und ehemaliger Präsident des südafrikanischen Jägerverbands. Doch diese Zeit haben Jagdtouristen nicht. Sie wollen schnell zu ihrer Trophäe kommen. Sie wollen ihren Löwen in ein, zwei Tagen schießen. Darum hat sich um diesen Wunsch ein richtiges Geschäftsmodell gebildet: Erst werden Löwenbabys gezüchtet und früh von ihrer Mutter getrennt. Diese Löwenbabys werden auf Farmen zum Streicheln für Safari-Touristen bereitgestellt. Sind die Löwen älter, stehen sie als Ware für Jagdtouristen zur Verfügung. Von diesem Geschäft mit den Löwen bekommt der Safari-Tourist nichts mit.
    Ihm wird in seinem Urlaub verkauft, dass er wilde Tiere sieht, das perfekte Foto von Sonnenuntergängen und Abenteuer bekommt. Abenteuer, die nicht mehr so traumhaft wirken, wenn man hinter den Vorhang schaut. Kaum ein deutscher Urlauber weiß, was vor den Toren der Luxus-Lodges passiert, weil er sie auf eigene Faust kaum verlässt. Die Story ist unterwegs in Südafrika auf den Spuren der deutschen Safari-Touristen. Die Reporter reisen mit Urlaubern, schauen hinter die Kulissen der Safari-Idylle. Und erfahren, wie die Menschen leben, die den Touristen den Traum-Urlaub ihres Lebens ermöglichen: Sie kämpfen mit niedrigen Löhnen, rationiertem Trinkwasser und der andauernden Ungleichheit zwischen Schwarz und Weiß.
    Der Film ist Teil der Story-Sommerreihe „Kritisch Reisen“, welche bis zum 22.08.2018 immer mittwochs um 22:10 Uhr im WDR Fernsehen gesendet wird. Die Autoren beschäftigen sich unter anderem mit den Auswirkungen des Massentourismus auf den Balearen, Kanaren und Kroatien und finden heraus, wer Geld verdient mit dem Sozialen Engagement vieler Jugendlicher im Ausland. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.07.2018WDR
  • Folge 7 (45 Min.)
    Alarm auf dem Flughafen-Tower in Palma de Mallorca: Im Minutentakt starten und landen die Ferienflieger. Die Fluglotsen befürchten gefährliche Situationen. „Mallorca ist längst schon vor dem Kollaps“, sagen sie. Über 10 Millionen Touristen kommen jährlich auf die Lieblingsinsel der Deutschen. Dazu Kreuzfahrt-Touristen, die Stippvisite auf Mallorca machen. Bis zu sieben Riesenschiffe mit vielen Tausenden Passagieren liegen gleichzeitig im Hafen von Palma. Die giftigen Abgase der Schiffsmaschinen verpesten die Luft. Gegen die Folgen des Tourismusbooms protestieren die Anwohner: Urlauber überschwemmen das Stadtzentrum der Inselhauptstadt.
    Tausende Wohnungen werden an Touristen vermietet. Die Folge: Immer weniger Wohnraum für die Einheimischen, in den letzten fünf Jahren sind die Mieten um 40 Prozent gestiegen. Jetzt will der Bürgermeister die Ferienvermietung zumindest einschränken. Mallorca ist am Limit: Die Kläranlagen sind überlastet, Fäkalien werden ungeklärt ins Meer geleitet. Dort, wo Einheimische und Touristen baden. Das gleiche Bild auf der Party-Insel Ibiza. Auch Ibiza ist mit Hotels, Bars und Clubs zugepflastert.
    Immer wieder bricht die Wasserversorgung zusammen. Die Urlauber merken davon nichts. Die Hotels werden bevorzugt bedient. Und auf den Fincas der Bauern verdorrt die Ernte, die Böden versalzen. Abhilfe soll eine teure Meerwasserentsalzungsanlage schaffen. Die Menschen auf der Insel befürchten steigende Wasserpreise. Für die Einheimischen wird das Leben auf den Inseln immer teurer. Und Arbeit, zumeist Saisonarbeit, finden sie nur zum Billiglohn in den vielen Hotels und Restaurants. Die Verzweiflung wächst. Und die Wut. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.08.2018WDR
  • Folge 8 (45 Min.)
    Massentourismus auf den Kanaren: Viele Millionen Deutsche besuchen Jahr für Jahr die Inseln mit dem sommerlichen Klima. Doch den Einheimischen bringt der Tourismus nur wenig. Die meisten Gäste buchen all-inklusiv. Daran verdienen vor allem die großen Touristikkonzerne – nicht die Restaurants und Bars auf den Inseln. Hunderttausende Kreuzfahrt-Touristen kommen für ein paar Stunden nach La Gomera, Gran Canaria oder Teneriffa. Viel Geld lassen sie nicht da. Der Film zeigt die Kehrseite des Massentourismus: Arbeit gibt es allenfalls zum Billiglohn, über die Hälfte der Einheimischen unter 24 Jahren ist arbeitslos.
    Statt von den Urlaubern zu profitieren, müssen die Menschen auf den Kanaren mit den negativen Folgen leben. Der boomende Tourismus treibt nicht nur die Preise in die Höhe, auch die Mieten steigen. Zehntausende Wohnungen auf den Kanaren werden dauerhaft an Urlauber vermietet. Touristenzentren und Wohngegenden vermischen sich immer mehr. Das führt zu Spannungen. Manche Lokalpolitiker fürchten sich inzwischen vor sozialen Unruhen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.08.2018WDR
  • Folge 9 (45 Min.)
    Abwasserskandale, hoffnungslos überfüllte Städte und das UNESCO-Kulturerbe in Gefahr – auch das sind Folgen des Tourismusbooms in Kroatien. 18 Mio. Menschen besuchten 2017 das kleine Land an der Adria – so viele wie noch nie. Überall werden Hotels und Ferienanlagen gebaut, das Land ist im Investitionsrausch. Denn in diesem Jahr kommen noch mehr Menschen, mit 20 Millionen rechnet das zuständige Ministerium. Der Grund: Traumhaftes Wetter, ruhige politische Lage und dann auch noch die kostenlose Werbung für Städte wie Dubrovnik durch die Serie „Game of Thrones“. Im ältesten und größten Nationalpark Kroatiens, den Plitvicer Seen, reiht sich Neubau an Neubau.
    „Als wir hier vor vier Jahren mit dem Vermieten von Zimmern angefangen haben, hatten wir vielleicht 120 Konkurrenten. Jetzt haben wir 600“, erzählt Damir, der früher Manager in Zagreb war und heute ein kleines Apartmenthotel betreibt. Ohne Probleme bekommen Investoren Baugenehmigungen, obwohl es kein Abwasserentsorgungssystem gibt. Bürgermeister Ante Kovac führt uns zum „17ten See“ des Nationalparks: eine Fäkalien-Grube. Die Aufregung unter Anwohnern ist groß. Marian lebt nur etwa 500 m von diesem 17. See entfernt.
    Er erzählt, dass seit Jahrzehnten nicht mehr in die Abwasser-Infrastruktur investiert wurde. Nicht nur hier, auch an anderen Stellen wächst die Tourismus Branche so schnell, dass das Land kaum hinterherkommt. In Split zum Beispiel hat ein großes Elektro-Festival dafür gesorgt, dass sich die Stadt zum Touristen-Hotspot wandelt. Die 27-jährige Latica muss aus ihrer Wohnung ausziehen, weil ihr Vermieter über die Saison lieber an Touristen vermietet. So wie ihr geht es vielen anderen Mietern in Split: Sie müssen Platz für die besser zahlenden Touristen machen.
    Nur wohin? Das Team der Story reist durch ein Land, in dem es gerade nur einen vielversprechenden Industriezweig zu geben scheint: den Tourismus. – Sommerreihe bei „Die Story“ Beliebte Reiseziele locken mit malerischen Landschaften, schönen Hotels und tollem Klima jährlich Tausende Touristen an. Doch dort, wo der Tourismus boomt, gibt es meist eine dunkle Kehrseite für Einheimische und die Umwelt. Die Reportage-Reihe „Kritisch Reisen“ im WDR Fernsehen schaut ab dem 18. Juli hinter die Kulissen der Urlaubsindustrie und zeigt in sechs Folgen die Auswirkungen des Massentourismus auf Land und Leute. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.08.2018WDR
  • Folge 10 (45 Min.)
    Immer mehr junge Reiselustige wollen zwischen Schule und Studium Freiwilligenarbeit leisten in der Dritten Welt. Das macht sich gut im Lebenslauf. Die Nachfrage ist so groß, dass sich neben gemeinnützigen Organisationen auch kommerzielle Reiseanbieter auf dem Markt tummeln. Freiwilligenarbeit im Ausland kostet, für die Reise, Unterkunft und Verpflegung. Aber manche Anbieter berechnen auch Zahlungen für die Hilfsprojekte selbst. Die helfende Hand kann so sehr teuer werden. Entstanden ist eine Branche, die teils seltsame Blüten treibt.
    Gerade armen Waisenkindern will jeder gerne helfen. Aber es gibt zu wenig Waisen für die vielen Freiwilligen. So gibt es in Nepal Waisenhäuser, wo Kinder noch Eltern haben. Es gibt Fälle, wo Menschenhändler die Kinder aus ärmlichen Dörfern holen. Den Eltern sagt man, dass die Kinder in der Stadt eine bessere Bildung bekommen. Die Kinder werden dann als Waisen deklariert. Und in den Waisenhäusern bekommen sie manchmal gerade nur das Nötigste. Vor Ort stellen die Freiwilligen fest, dass die von ihnen für die Hilfsprojekte gezahlten Zuschüsse offenbar nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil dort landen.
    „Die Story“ zeigt, wie das Geld auf verschlungenen Wegen in den Taschen dubioser Reiseanbieter und ihrer Mittelsmänner landen. Sind die freiwilligen Helfer überhaupt hilfreich? Gerne kombinieren die jungen Hilfswilligen die Freiwilligenarbeit mit einem Urlaub. So ist Bali nicht nur Touristen – Hotspot. Überall kann man hier für ein paar Wochen Kinder betreuen, Englisch unterrichten, oder Schildkröten aufziehen.
    Wie qualifiziert die Bewerber sind, wird häufig nicht geprüft. Für die Freiwilligen ist es eine angenehme Art Helfen und Urlaub zu verbinden. Was aber bedeutet das für diejenigen, denen sie eigentlich helfen wollten? – Sommerreihe bei „Die Story“ Beliebte Reiseziele locken mit malerischen Landschaften, schönen Hotels und tollem Klima jährlich Tausende Touristen an. Doch dort, wo der Tourismus boomt, gibt es meist eine dunkle Kehrseite für Einheimische und die Umwelt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.08.2018WDR
  • Folge 11 (45 Min.)
    Feinkörnige Sandstrände, farbenprächtige Unterwasserlandschaften, märchenhafte Inseln, auf denen einst James-Bond-Filme gedreht wurden: Thailand ist das Top-Fernreiseziel im Winter – nicht nur für deutsche Urlauber. 2017 kamen 34 Millionen Besucher. 20 Millionen mehr als noch vor 10 Jahren. Der Massentourismus hat Folgen – soziale, aber auch ökologische. Die weiträumige Abholzung für neue Hotelbauten führt zu Bodenerosion, die das Meer stark eintrübt. Dadurch sterben die empfindlichen Korallenriffe vor den Küsten. Auf den Speisekarten der zahllosen Hotels und Restaurants steht vor allem frischer Fisch. Die Folge: Unzählige Fisch- und Shrimp-Farmen verpesten das Meer, riesige Schleppnetze der Fischtrawler zerstören die Korallenriffe.
    Auch Abwässer und Bauschutt bedrohen das empfindliche Ökosystem. 77 Prozent der Korallenriffe Thailands sind schwer beschädigt, das ergaben Untersuchungen des international renommierten Meeresökologen Thon Thamrongnawasawa von der Universität Bangkok. Vor einigen Jahren waren die story-Autoren erstmals in Thailand, drehten betörend schöne Aufnahmen der an vielen Stellen noch intakten Unterwasserwelt. Jetzt reisen sie erneut in das Land, zeigen die Folgen des schrankenlosen Tourismus – über wie unter Wasser. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.01.2019WDR
  • Folge 12 (45 Min.)
    Der Kampf um die Urlauber in den Alpen wird immer härter. Um Skitouristen anzulocken, überbieten sich die verbleibenden Gebiete mit Superlativen. „Höher, größer, weiter“ ist die Devise von Gemeinden und Liftbetreibern. Doch mittlerweile regt sich Widerstand der Einheimischen, die sich gegen den Massentourismus wehren. Sie sehen nicht nur die Natur in Gefahr, sondern auch das soziale Leben in ihren Dörfern. Ein seltenes Bild – Wanderer beim Demonstrieren: Einheimische aus dem Vorarlberg und Tirol haben sich zu einer Demowanderung zusammengetan. Sie rufen „As Langat!“ (es reicht!) und wandern eine Woche lang durch die Alpen, um Touristen und Politiker aufzurütteln.
    Sie kämpfen gegen den Bau von riesigen Speicherseen zur Beschneiung der Pisten und gegen Skischaukeln, die bislang naturbelassene Hänge überbauen würden. Dabei schrecken Betreiber und Investoren auch nicht vor illegalen Machenschaften zurück, denn die Strafen in Österreich sind im Vergleich zum möglichen Gewinn verschwindend gering. Bereits jetzt spüren Einheimische die Folgen der Eingriffe in die Natur. So erzählt eine Bewohnerin aus Pettneu in der Nähe von St. Anton von den Hängen, die aktuell immer instabiler werden.
    Im Sommer vergeht kaum ein Monat, in dem keine Schlamm- oder Geröll-Lawinen abgehen und Straßen zuschütten oder gar Häuser zerstören. Am Arlberg gibt es im Januar mehrere Lawinentote und in Balderschwang im Allgäu zerstört eine riesige Lawine Teile eines Hotels. Das Wetter wird extremer, prophezeien Experten. Wie sieht die Zukunft des Tourismus in den Alpen aus? Die Menschen in den einst armen Bergdörfern leben fast ausschließlich vom Tourismus. Die Einheimischen selbst können sich meist die hohen Mieten im eigenen Dorf nicht mehr leisten, wenn sie überhaupt eine Bleibe finden.
    Das Vermieten als Ferienwohnung an Touristen ist lukrativer. Das trägt teils skurrile Blüten. Ganze Orte sind neben der Hauptsaison wie ausgestorben, da fast alle Wohnungen als Ferienwohnungen verkauft wurden, aber von den Eigentümern nur sporadisch genutzt werden. Gerade jungen Menschen bleibt nichts anderes übrig, als in Sozialwohnungen außerhalb des Ortes zu wohnen und selbst die sind schwer zu bekommen. Auch die Jobs in der Gastronomie und Hotellerie werden immer härter. Da der Hauptverdienst nach wie vor im Wintertourismus verdient wird, heißt das für die Arbeitnehmer, monatelanges Durcharbeiten mit 12-Stunden-Tagen. (Text: WDR)
    ursprünglich für den 10.04.2019 angekündigt
  • Folge 13 (45 Min.)
    Acht Uhr morgens am Flughafen Baden-Baden/​Karlsruhe: Partytouristen grölen: „Bulle-Alarm – lasst uns nach Bulgarien fahren“. Party-Schlagerstar Ikke Hüftgold hat eine Chartermaschine gemietet, um mit 150 Fans an den Goldstrand nach Bulgarien zu fliegen. Der erste Partyflieger überhaupt, sagt Ikke Hüftgold und verteilt Bier. „In Bulgarien ist der Alkohol günstiger als auf Mallorca, man kann Party machen ohne Ende“, sind sich die Partytouristen einig. Wird Bulgarien das neue Mallorca? Bulgariens Schwarzmeerküste boomt. Mehr als 8 Millionen Touristen kamen allein 2018 – bei gerade mal 7,15 Millionen Einwohnern.
    Wie verändert sich das Land durch den Massentourismus? Nicht nur der Goldstrand zieht die Urlauber an. Viele Familien und Rentner fahren an die Strände Bulgariens: Urlaub dort ist billig. Viele Investoren wittern das Geschäft und bauen Hotels – legal, aber auch illegal. „Sie nutzen Gesetzeslücken aus“, erklärt Assen Jordanov, einer der führenden Investigativ-Journalisten im Land. „Wir haben hier ein korruptes System, alles ist möglich.“ Jordanov zeigt den Autoren Dead City, eine Geisterstadt – mehrere Hektar Bau-Ruinen.
    Eigentlich hätten hier Hotels, Wohnungen und ein Casino gebaut werden sollen. Doch 2009 war Baustopp. Die Bauunternehmer waren Mitglieder der russischen Mafia, eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und kamen daraufhin ins Gefängnis. Seitdem wurde nicht weitergebaut und bis heute steht der Komplex leer. Die Schattenseiten des Tourismus zeigt der Film auch in Plovdiv. Die zweitgrößte Stadt Bulgariens ist dieses Jahr EU-Kulturhauptstadt. Die malerische Altstadt begeistert viele deutsche Touristen. Zwischen bunt gestrichenen Häusern und hippen Cafés tummeln sich Künstler.
    Doch nur ein paar Minuten weiter hausen Menschen in Wellblechhüten. Kinder spielen im Müll. Ein Ghetto, das den Urlaubern verborgen bleiben soll: Stolipinovo. Hier leben rund 45.000 Roma. Manche haben nicht einmal fließendes Wasser, viele keine Arbeit. Manche Kinder gehen nicht zur Schule, weil sich ihre Eltern die Stifte und Hefte nicht leisten können. Eine Generation ohne Zukunft wächst hier heran – und keiner hier profitiert von dem Tourismusboom. Hinter den Kulissen der Urlaubsfassade Bulgarien. Kann das ärmste und zugleich korrupteste Land der EU den Massentourismus in den Griff bekommen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.08.2019WDR
  • Folge 14 (45 Min.)
    Sylt boomt wie nie zuvor. Wer etwas auf sich hält, macht hier Urlaub. Oder – noch mondäner – er kauft sich eine Immobilie. Immer teurer werden die Objekte, so teuer, dass die Einheimischen längst auf der Strecke geblieben sind. Selbst kleine Häuser sind unter 1,5 Millionen Euro nicht zu bekommen, in begehrten Lagen werden auch zweistellige Millionen-Preise fällig. Viele Häuser werden nicht genutzt und eingerichtet, sie sind reine Kapitalanlagen. Die Folge des Booms: Immer mehr Sylter finden keine bezahlbare Wohnung mehr und müssen die Insel verlassen.
    Das hat dramatische Auswirkungen: Die Sylter werden zu Dienstleistern von reichen Zweitwohnungsbesitzern in den Dörfern, die früher ihre Heimat waren. Die Kirche, die Kneipe und das Vereinsleben gibt es nicht mehr. Schulen werden geschlossen, die Kinder der wenigen noch auf der Insel lebenden Sylter müssen weite Schulwege in Kauf nehmen. Bei den Pendlern nach Sylt gibt es in diesem Jahr nur noch ein Thema: Die ständigen Verspätungen und Zugausfälle zwischen Niebüll und Westerland. „Nur jeder zweite Zug ist noch pünktlich“, weiß etwa Achim Bonnichsen.
    Er und über 2.000 andere Pendler haben sich einer Facebook-Gruppe angeschlossen, in der sich Pendler austauschen. Sylter Geschäfte, Hotels und Gaststätten suchen händeringend Mitarbeiter. Doch die gibt es nicht – zu hoch sind die Lebenshaltungskosten. 2012 waren die Autoren zum ersten Mal auf Sylt. In einer Langzeitbeobachtung verfolgen sie seitdem die Geschichten der Einheimischen: Die Eltern, die zur Geburt ihrer Kinder aufs Festland müssen – denn eine Geburtsstation im Krankenhaus gibt es nicht mehr.
    Die Sylter, die die Schließung ihrer Schulen miterleben müssen. Der Inhaber des einzigen Lebensmittelladens in Rantum, der ans Verkaufen denkt, weil hier kaum noch Einheimische leben. Die Freiwillige Feuerwehr, die händeringend Nachwuchs sucht. Und all die Sylter, die aufs Festland ziehen mussten – und nun täglich den Bahnärger haben. Sylt, die Insel mit traumhaften Stränden und Watt-Landschaften, droht zur bloßen Urlaubs-Kulisse zu werden. Eine Insel, auf der die Insulaner keinen Platz mehr haben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.08.2019WDR

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