Geschichten aus der Stuttgarter Tierklinik

Es ist ein echter Notfall: Die Graugans vom Stuttgarter Max-Eyth-See wird mit einem gebrochenen Flügelknochen eingeliefert. Keine gewöhnliche Aufgabe für das Klinikteam um Dr. Wolfgang Sinzinger. „Vermutlich ist sie bei der Landung irgendwo hängengeblieben“, vermutet der Chefarzt. In der Stuttgarter Tierklink landen täglich Katzen, Hunde und Meerschweinchen auf dem OP-Tisch. Aber eine Gans? Der Tierarzt möchte den Vogel unbedingt retten. Mit einer aufwendigen Operation wird der gebrochene Knochen verdrahtet und geschient. Und doch bleibt die Frage: Wird die Gans jemals wieder fliegen können?
Das Frettchen mit dem Namen „Schniep“ ist ebenfalls zur Untersuchung da. Tierärztin Dr. Susanne Streit ertastet bei dem kleinen Nager einen Taubenei großen Tumor. Chemotherapie oder Bestrahlung? Fest steht, ohne eine aufwendige Behandlung hat das Tier kaum eine Überlebenschance.
Mops-Dame Bonnie kämpft hingegen mit Fieber und Zahnschmerzen. Um die Ursache des Fiebers festzustellen, hat die Hündin eine ganze Reihe von Terminen vor sich. Bei der Computer-Tomographie muss Bonnie schließlich auch noch mit Wartezeiten rechnen. Denn gerade steckt Wuschelchen, ein betagtes Meerschweinchen, in der „Röhre“. Am Ende werden der kleinen Mopps-Dame eine ganze Reihe von Zähnen gezogen. Immerhin: die Zahnschmerzen sind nun weg. (Text: SWR)

In der Tierklinik am Hasenberg nennen sie ihn alle nur „den Eichhörnchenjäger“. Denn genau diese Leidenschaft wurde Windhund Othello zum Verhängnis. Der Hund ist aus dem dritten Stock gesprungen, um ein Eichhörnchen zu jagen. „Dabei hat Othello leider vergessen den Fallschirm aufzumachen“, erklärt sein Frauchen. Wenn sie ihn nicht sofort in die Stuttgarter Tierklinik gebracht hätte, würde ihr Hund heute nicht mehr leben. Nach zahlreichen Operationen und eisernem Training auf dem Unterwasserlaufband, ist Othello inzwischen wieder fit wie eh und je.
Auch ein kleiner Igel kommt mit einer schweren Bissverletzung in die Tierklinik. „Wahrscheinlich hat ihn ein Fuchs oder Marder so zugerichtet“, vermutet Tierärztin Dr. Susanne Streit, während sie die tiefe Wunde untersucht. Aber nach einer Notoperation und reichlich Katzenfutter ist auch dieser kleine Patient auf dem Weg der Besserung.
Ein besonders kurioser Fall beschäftigt das Klinik-Team wenige Stunden später. Ein Beagle mit dem Namen Ruby wird mit starkem Erbrechen und Verstopfungen in die Tierklinik eingeliefert. Auf dem Ultraschall-Bild entdeckt Internist Dr. Peter Himmelsbach einen gewaltigen schwarzen Schatten. Sein Urteil: „Der Hund muss sofort in die Endoskopie.“ Und richtig: Schon wenige Minuten später befördert der Tierarzt Stück für Stück eine Decke aus dem Magen des Hundes. Offenbar hat das Tier den Stoff in kleine Stücke gerissen und ihn dann komplett verspeist. Auch dieser Patient konnte so gerettet werden. (Text: SWR)

Schäferhund-Mischling Benno wartet auf seine Zahnbehandlung, Perserkatze Lilli hat einen Termin beim Augenarzt und Zwerghase Kurtchen muss zum Ultraschall. In der Stuttgarter Tierklinik werden die haarigen Patienten an sieben Tagen rund um die Uhr versorgt.
Das Team um die Ärzte Dr. Wolfgang Sinzinger und Dr. Peter Himmelsbach besteht aus rund 20 Mitarbeitern, die sich um alle nur erdenklichen Kleintiere kümmern. Kleintiere? Nun, ja, da ist zum Beispiel Zeus, der irische Wolfshund, groß wie ein Kalb. Der wartet gerade auf seine OP und versucht sich so klein wie möglich zu machen. Zwei Räume weiter ist die Intensivstation, in der reihenweise Katzen am Tropf hängen. In einem Käfig pfeift das sedierte Meerschweinchen Klara im Traum. Und im Erdgeschoss warten die Besitzer der Tiere, kauen vor Nervosität an ihren Fingernägeln, während ihr Liebling die Narkose bekommt. Denn Tierarzt Dr. Sinzinger ist bereit für die nächste OP. Zusätzlich kommen täglich Notfälle herein. Der Hund mit Verbrennungen auf dem Rücken, die Katze mit einer gebrochenen Vorderpfote, das Kaninchen, das gegen die geschlossene Balkontür geknallt ist.
Die Reportage begleitet Ärzte, Pflegepersonal und Therapeuten bei ihrer Arbeit. Dabei lernen wir die Patienten und ihr Schicksal kennen, leiden mit Herrchen und Frauchen mit. Für die meisten Besitzer sind die Tiere wie Familienmitglieder, eine hochemotionale Sache also, wenn der Liebling krank ist. (Text: SWR)