Mörderland – La Isla Minima

Spanien im Jahr 1980. Die Diktatur Francos ist vorbei, die Nachwehen freilich sind noch spürbar, und die Demokratie steht auf wackeligen Beinen. Das Verschwinden eines jungen Schwesternpaars bringt aus dem fernen Madrid zwei Ermittler in das einsame Marschland Andalusiens, den erfahrenen Juan (Javier Gutiérrez) und, frisch aus der Polizeischule, Pedro (Raúl Arévalo). Die Befürchtungen der Dorfbewohner bewahrheiten sich, als die Polizei die leblosen, von Spuren übelster Misshandlungen gezeichneten Körper der zwei Minderjährigen findet.

Die beiden Beamten stossen auf Hinweise früherer Verbrechen, die nahelegen, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Als Schauplatz der Verbrechen scheint eine Jagdhütte plausibel, die auch von der Elite des Landes frequentiert wird. Diese scheint sich noch nicht vollends vom Anspruch gelöst zu haben, über dem Gesetz zu stehen. Auch zwischen Juan und Pedro öffnet sich während der Ermittlungen ein gefährlicher Graben, als sich Schatten einer grausamen Vergangenheit über den Polizeiveteranen legen.

Obwohl Alberto Rodríguez zuvor bereits fünf Spielfilme realisiert hatte und mehrfach für «Goyas» und andere Filmpreise nominiert war, ist der spanische Regisseur hierzulande unbekannt. Ein Grund dafür könnte sein, dass Rodríguez sich dem Trubel der Grossstädte entzieht und sämtliche Filme in seiner andalusischen Heimat gedreht hat.

Das spärlich bevölkerte Schwemmland an jener Stelle, wo der Fluss Guadalquivir in den Atlantik mündet, ist denn auch mehr als eine Kulisse, sondern geradezu ein Darsteller in diesem bildschön produzierten Kriminalfilm. Wie auch die zeitliche Verortung der Geschichte in jener Zeit der Ungewissheit, die noch dazu von ETA-Terror und einem Umsturzversuch geprägt war, nicht von ungefähr kommt. Auch die «NZZ am Sonntag» befand: «Die politische Stimmung wird als Hintergrund evoziert, vordergründig ist ‚La isla mínima‘ ein spannender, wunderbar fotografierter Film noir, bei dem der Zuschauer nie mehr weiss als die Figuren.»

Der nächste Film von Alberto Rodríguez, «El hombre de las mil caras», fand in der Schweiz keinen Verleiher. Für die Produktion reiste der Filmemacher quasi ins Ausland – der Andalusier drehte seinen Spionagefilm in der spanischen Hauptstadt. (Text: SRF)

Auszeichnungen (Auswahl): 6 Nominierungen und 10 Auszeichnungen bei den Goya Awards 2015, u.a. in den Kategorien Bester Hauptdarsteller, Bestes Kostümdesign, Bestes Drehbuch, Bester Schnitt, Bester Kamera, Bester Regisseur und Bester Film; Gaudí Award 2015 in der Kategorie Bester Europäischer Film; Publikumspreis auf dem Europäischen Film Festival 2015; Kritik: „Die Verbindung aus düsterer Krimigeschichte und Vergangenheitsbewältigung ist keine Neuerfindung. Aber Rodríguez reichert seine Variation mit so viel besonderer Atmosphäre an, dass man gar an die erste Staffel von ‚True Detective‘ denken muss. Oberflächlich fühlt man sich vom Mysterium der Mordfälle gefesselt, in Wahrheit aber ist es eine Figur wie Juan, von der man die Augen nicht lassen kann. Javier Gutiérrez verführt den Zuschauer, indem er ihm die richtige Dosis an melancholischem, lebensmüdem Charme verleiht, aber dahinter wieder und wieder den Schrecken des Vergangenen aufblitzen lässt. ‚La isla mínima‘ ist in jedem Fall einer der spannendsten Filme des Kinosommers.“ (epd-film.de) „Der Kriminalfilm ‚Mörderland‘ ist nicht nur ungemein spannend, sondern auch beklemmend. Im postfaschistischen Spanien reicht die moralische Korruption tief.“ (zeit.de) „Regisseur Alberto Rodríguez (‚7 Jungfrauen‘) gelang mit seinem Werk aus dem Jahr 2014 ein packender Mystery-Thriller in der sumpfigen Landschaft Andalusiens. Die Bilder und Geschichte erinnern teilweise stark an amerikanische Großproduktionen wie ‚True Detective‘, überzeugen jedoch mit einer packenden Story, nachhaltigen Bildern und Spaniens erster Güte der Schauspielgarde.“ (kino.de) (Text: Tele 5)