2015, Folge 11–14

  • Folge 11 (15 Min.)
    Es gibt Schicksalstage, die das ganze Leben verändern. Für Frank Wirth war das der 3. Juni 2000, 11:47 Uhr. Damals prallte der heute 43-jährige Thüringer auf einem Motorradausflug frontal mit einem Auto zusammen. Er hätte tot sein können, erzählt er Dietrich Grönemeyer. Grönemeyer will am Karfreitag ergründen, wie aus einem Tag, der einem als schweres Kreuz erscheint, dennoch etwas Gutes erwachsen, wie nach einem Unfall ein Neuanfang gelingen kann. Auch Frank Wirth wurde zu so einem Neuanfang gezwungen. Seine Diagnose: Sie werden den Rest Ihres Lebens querschnittsgelähmt sein.
    Der passionierte Sportler musste sich auf ein Leben im Rollstuhl einstellen. „Mein Leben war zusammengebrochen, ich habe nächtelang geheult.“ Heute hat Frank Wirth eine andere Perspektive: „Man muss halt versuchen, immer das Positive aus einer Situation zu ziehen: Wenn ich den Unfall nicht gehabt hätte, hätte ich meine jetzige Freundin nicht kennen gelernt.“ Bald soll Hochzeit sein. Tausende Menschen sind jährlich zum Neuanfang gezwungen: Laut Statistischem Bundesamt waren es im Jahr 2013 137 298 Menschen, die in Deutschland nach Unfall oder Berufskrankheit schwerbehindert gemeldet wurden.
    Hinzu kommen Schlaganfälle, Infarkte und andere Erkrankungen, die Menschen aus den Angeln ihres alten Lebens reißen. Wie schwer der Weg sein kann, der ihnen bevorsteht, erlebt Dietrich Grönemeyer während seines Besuchs bei Frank Wirth. Was auf dessen Unfall folgte, waren erst einmal Rückschläge. Nach einem Jahr war klar: Er würde den Rest seines Lebens querschnittsgelähmt sein. Auch sonst lief es nicht gut. Seine zum Zeitpunkt des Unfalls im sechsten Monat schwangere Freundin trennte sich von ihm; Frank Wirth traute sich nicht mehr auf die Straße, um nicht dem Mitleid der anderen ausgesetzt zu sein.
    „Der Grund war der Gedanke an die Fußgänger, die dich dann halt angucken, weil du behindert bist.“ Heute hat Frank seine Behinderung akzeptiert und sieht in dem Unfall und seinen Folgen auch jede Menge Chancen: Durch den erzwungenen Perspektivwechsel „lernt man das Leben viel mehr zu schätzen. Ich mache mir jetzt viel mehr Gedanken und habe gelernt, dass das Leben viel zu kurz ist, um sich über irgendwelche Sachen zu ärgern“.
    Von diesem Gefühl versucht er auch seinen Kunden etwas mitzugeben: Frank Wirth arbeitet in einem Sanitätshaus und berät Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Der Unfall hat grundsätzlich Frank Wirths Haltung zum Leben geändert. Damals habe er erfahren, „dass da irgendetwas ist, das will, dass du lebst. So eine Art Schutzengel“, erzählt er Dietrich Grönemeyer für die Sendung am Karfreitag. Eine Kraft, die hilft, selbst nach einem schwarzen Tag noch einen Neuanfang zu wagen, aus Liebe zum Leben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.04.2015ZDF
  • Folge 12 (15 Min.)
    An Christi Himmelfahrt begleitet Dietrich Grönemeyer Christian H., der sich gegen die Lebensmittelverschwendung wehrt. „Schöpfung bewahren“ ist sein Motto, damit alle leben können. Der 60-Jährige sammelt Brot und Teilchen vom Vortag bei Bäckereien, die ansonsten in der Tonne gelandet wären. Er gibt sie an diejenigen weiter, die es brauchen. „Retten Sie Brot“ ist ein Projekt in Köln, das Bewusstsein für den Wert der Nahrung schaffen will. „Ich finde es völlig unerträglich, wie viele Lebensmittel wir wegwerfen, während gleichzeitig andernorts Hunger herrscht“, klagt Christian H. aus Köln.
    Doch beim Reden will er es nicht belassen: Während er nachts als Discjockey gute Laune verbreitet, rettet er tagsüber Lebensmittel vor der Mülltonne und sorgt dafür, dass sie noch jemand essen kann. Wie das funktioniert und warum das wichtig ist, zeigt er Dietrich Grönemeyer. Der will von Christian H. wissen, wie man dem Wert der Nahrung wieder Geltung verschaffen, und so einem Skandal entgegenwirken kann.
    Denn mindestens ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion landet nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO auf dem Müll. In Deutschland sind es laut einer Studie der Universität Stuttgart rund elf Millionen Tonnen. Ortstermin im Kölner Agnesviertel: 26 Mehlsäcke voll Brot und Teilchen und 20 Steigen Kuchen bringt Christian H. zur evangelischen Kirchengemeinde. Er hat sie bei Bäckereien in der Region eingesammelt. Sie sind vom Vortag und wären in der Tonne gelandet.
    Jetzt können sie im Rahmen des Projekts „Retten Sie Brot“ von Ehrenamtlichen kostenlos verteilt werden. Nicht nur an Bedürftige, wie bei den Tafeln, sondern an jeden, der etwas haben will. Mitverteilt wird ein Stück Bewusstseinsänderung, ein Gefühl für den Wert von Nahrung in unserer Gesellschaft. Der Irrsinn mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum ist Christian H. dabei ein besonderer Dorn im Auge: „Da werden köstliche Lebensmittel von einer Stunde zur anderen zu Abfall gemacht“, weiß er.
    Dabei müsse man nur seinen gesunden Menschenverstand nutzen, um die Qualität der Lebensmittel zu erkennen. Christian H. kann mit seinem Engagement nichts ausrichten gegen die weltweite Lebensmittelverschwendung. Doch im Gespräch mit Dietrich Grönemeyer ist er optimistisch: „Ich hoffe, wir können unsere Mitmenschen zum Nachdenken anregen und wieder ein Bewusstsein für den Wert der Nahrung schaffen.“ Damit wäre der Bewahrung der Schöpfung, die Christi Himmelfahrt thematisiert, ein großer Dienst getan – damit alle leben können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.05.2015ZDF
  • Folge 13 (15 Min.)
    Die größte Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kommt aus Afghanistan – und Dietrich Grönemeyer begegnet aus Anlass des Reformationstages zwei von ihnen. Im Gepäck haben sie traumatische Erlebnisse und ansonsten nur ihre Hoffnung auf ein neues Leben. Der 15-jährige Baheer ist vor wenigen Monaten in Deutschland angekommen und kämpft mit seiner Vergangenheit. Turi Omari ist schon einige Schritte weiter. Der heute 21-Jährige ist vor gut vier Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflohen, hat mit Unterstützung vieler Helfer seine ersten Schritte in die Gesellschaft gemacht, gut Deutsch gelernt, eine Lehre begonnen, eine eigene Wohnung bezogen.
    „Ich will in die Zukunft schauen und mir hier in Deutschland ein Leben aufbauen“, sagt er. Jetzt steht ein neues Problem an: Seine Aufenthaltsgenehmigung läuft aus – ob sie verlängert wird? Baheer wurde auf der Flucht von seinen Eltern getrennt und hat seither nichts mehr von seiner Familie gehört. In einer Wohngruppe auf einem Bauernhof sucht er nach der verlorenen Geborgenheit – und nach einer Perspektive.
    Unterstützt wird er dabei von Dele Müller und dessen Team aus Helfern. Sie versuchen, dem verunsicherten Jungen im Dschungel der deutschen Bürokratie einen Weg zu bahnen. So unterschiedlich ihre Situation ist: Turi und Baheer verbindet die Herausforderung, sich in ein neues Leben hineinfinden zu müssen – und die Fallhöhe könnte für beide kaum höher sein: Eine Behördenentscheidung könnte sie zurückstoßen in ihr altes Leben. Dietrich Grönemeyer begleitet die beiden in ihrem Alltag zwischen Deutschunterricht und Ausbildung, Behördenwelt und Theaterspiel.
    Er versucht in Gesprächen ihre Nöte, Hoffnungen und Wünsche zu ergründen. Dabei wird deutlich, wie sehr die beiden auf eine Gesellschaft angewiesen sind, die sich öffnet und den Herausforderungen der aktuellen Entwicklungen stellt. Ohne die Hilfe jedes Einzelnen gibt es keine Perspektive für diese Jugendlichen. Ein Appell, der gerade am Reformationstag, an dem gesellschaftliche Erneuerung und Verantwortung im Mittelpunkt stehen, nicht verhallen sollte. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 31.10.2015ZDF
  • Folge 14 (15 Min.)
    Dietrich Grönemeyer trifft zwei spielsüchtige Menschen, die auf dem Weg aus der Sucht-und Schuldenfalle sind. Er spricht mit ihnen über Schuld, Scham und die Chance auf einen Neuanfang. Daniela P. erinnert sich: „Es war ein kostenloser Kaffee, wegen dem ich das erste Mal in eine Spielothek gegangen bin – und aus dem Kaffee wurden 50 000 Euro Schulden.“ Auch der 23-jährige Markus B. hat rund 20 000 Euro Schulden in den letzten sechs Jahren angehäuft. Seine Miete hat er über Jahre nicht mehr bezahlt und immer wieder andere Leute um ihr Geld betrogen. „Am Ende war ich sogar obdachlos.“ Eigentlich hat er schon damit gerechnet, ins Gefängnis zu müssen, doch die Richterin hat ihm eine letzte Chance gewährt.
    Dietrich Grönemeyer besucht ihn unter anderem in einer Wohngruppe der Diakonie in Rosenheim, wo er versucht, sein Leben zu ordnen. Als nächste große Herausforderung steht an, seine Schulden in den Griff zu bekommen. „Ich möchte es unbedingt allein schaffen“, sagt ihm sein Stolz. Doch erst einmal muss er sich klar darüber werden, wie das gehen kann – der Gang zur Schuldnerberatung scheint unausweichlich. Genau dort wurden Daniela P. vor drei Jahren die Augen geöffnet, nachdem keine Bank ihr mehr Kredit geben wollte: „Ich habe immer gemeint, ich bekomme das alleine hin – auch mit Hilfe meiner Spielerei.
    Doch das war eine Milchmädchenrechnung“, sagt die 32-jährige Mutter eines zwölfjährigen Sohnes heute. „Und einen Tag nach meinem Besuch bei der Schuldnerberatung kam die erste Lohnpfändung. Daniela P. blieb nur der Weg in die Privatinsolvenz. Seit gut zwei Jahren kaufte sie nur das Nötigste für sich und ihren Sohn – erst vor kurzem durfte sie sich wieder ein Auto anschaffen. Doch sie bereut den Schritt in keinem Moment – und ist besonders stolz darauf, dass sie mittlerweile allen Privatleuten, die ihr Geld geliehen haben, jeden Cent zurückzahlen konnte.
    Dass Daniela P. so weit gekommen ist, führt sie auf zwei Faktoren zurück: ihr Umfeld, das sie nicht im Stich gelassen hat – und eine von irgendwoher kommende Kraft: „Ich habe immer wieder gebetet, obwohl ich eigentlich gar nicht wusste, wen ich damit meine.“ Doch irgendwie habe sie den Eindruck gewonnen, da wolle jemand, dass sie es schafft. Jetzt will Daniela P. die letzte Herausforderung annehmen, sich ihrer Scham stellen und sich ihrem ganzen Umfeld offenbaren. „Ich möchte reinen Tisch machen“, erzählt sie Dietrich Grönemeyer im Rahmen seiner Sendung zum Buß- und Bettag. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.11.2015ZDF

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Leben ist mehr! online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…