Dokumentation in 5 Teilen, Folge 1–5

  • Folge 1 (52 Min.)
    Besetzte Häuser wie die Köpi gibt es heute in Berlin nur noch wenige. – Bild: rbb/​rbb/​Andy Lehmann/​arte/​WDR
    Besetzte Häuser wie die Köpi gibt es heute in Berlin nur noch wenige.
    November 1989: Kaum ist die Berliner Mauer gefallen, beginnen die Kämpfe um die Zukunft der eben noch geteilten Stadt und um die Verteilung der neu entstandenen Räume und Möglichkeiten. Eitle Provinzpolitiker, geschäftstüchtige Immobilienentwickler und kampferprobte Hausbesetzer aus dem Westen, aber auch freiheitssuchende jugendliche Techno-Pioniere aus Ost und West. Sie alle versuchen, die Gunst der Stunde zu nutzen und zwischen Mauerbrachen, maroden Altbauten und den verlassenen Industrieanlagen eines untergegangenen Landes ihre Claims abzustecken. Für die Subkultur ist es ein kurzer Sommer der Anarchie, in dem alles möglich zu sein scheint, in dem Utopie und Chaos nahe beieinander liegen. Doch die alten Machteliten Westberlins bereiten dem in einem großen Polizeieinsatz ein jähes Ende. Der Traum ist aus. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.10.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 19.09.2023arte.tv
  • Folge 2 (52 Min.)
    Die Kneipe „Obst und Gemüse“ in Berlin-Mitte.
    Während in Ostberlin die DDR-Industrie und Hunderttausende Ostberlinerinnen und -berliner von einem auf den anderen Tag arbeitslos werden, hoffen Investoren aus dem Westen auf das große Geschäft und gehen bisher nicht gekannte Risiken ein. In deren Windschatten erobern Techno-Pioniere und Hausbesetzer in der Mitte Berlins leerstehende Fabrikhallen, Kirchen und Kinos, um ihre Utopien zumindest im Kleinen auszuleben oder um einfach befreit zu feiern. Die Loveparade wird vom belächelten Event einiger tanzbegeisterter Enthusiasten zur Erfolgsgeschichte. Berlin wird deutsche Hauptstadt und bewirbt sich obendrein als Austragungsort der Olympischen Spiele 2000. Das ist für die Bürger der armen Stadt zu viel und treibt die linke Szene auf die Barrikaden.
    Dass im Ostteil der neuen deutschen Kapitale immer häufiger Nazis Jagd auf Ausländer und Linke machen, passt dabei so gar nicht ins Bild der internationalen Metropole. Die Politik hält weiter unverdrossen an ihren Plänen fest und lässt im Herzen der Stadt, am Potsdamer Platz, das in Beton gegossene Symbol ihrer Metropolenträume errichten. Doch die größte Baustelle Europas am ehemaligen Todesstreifen kann nur noch schlecht darüber hinwegtäuschen: In der neuen deutschen Hauptstadt tun sich dunkle Wolken auf. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.10.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 19.09.2023arte.tv
  • Folge 3 (52 Min.)
    Die Westberliner Elite um Bürgermeister Eberhard Diepgen und den mächtigen Mann Klaus-Rüdiger Landowsky hat ihre Macht Mitte der 90er Jahre zementiert und feiert sich selbst auf großen Festen in den Beton-Kathedralen der vielen Großbaustellen der Stadt. Doch der erhoffte Hauptstadt-Boom bleibt aus. – Kräne über dem Potsdamer Platz.
    Auch finanzstarke Unternehmen hat man nicht anlocken können. Die Wahrheit ist bitter: Berlin ist Mitte der 90er nicht Weltmetropole, sondern Hauptstadt der Dönerbuden. Die Stadt ist arm und hart. Bezirke wie Kreuzberg, Wedding und Neukölln sind abgehängt und drohen mit ihrer mehrheitlich migrantischen und arbeitslosen Bevölkerung zu Ghettos zu verkommen. Kriminalität und Gangfights sind an der Tagesordnung. Mittendrin: Savas Yurderi aka Kool Savas, der wenig später zum einflussreichsten Rapper Deutschlands wird. Das Einzige, was in Berlin kommerziell funktioniert, ist Techno, die erste deutsch-deutsche Jugendkultur, die längst im Mainstream angekommen ist. Die Loveparade und Clubs wie der Tresor erobern von Berlins Mitte aus die Herzen der europäischen Jugend.
    Die Besucherzahlen der Loveparade verdoppeln sich von Jahr zu Jahr. Diepgen und Landowsky geben derweil nicht auf. Sie wollen den Boom erzwingen und setzen alles auf eine Karte: Berlin soll nun nicht Industriestadt, sondern zu dem deutschen Finanzzentrum werden – und es bald mit London und New York aufnehmen. Der Anfang einer großen Katastrophe für die Stadt: der größte Bankenskandal in der deutschen Geschichte nimmt seinen Lauf. Und ein junger Politiker aus der zweiten Reihe nutzt geschickt die Gunst der Stunde, um die Macht in der Stadt zu übernehmen: Klaus Wowereit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.10.2023arteDeutsche Online-PremiereDi 19.09.2023arte.tv
  • Folge 4 (53 Min.)
    „Ich bin schwul und das ist auch gut so!“ Nachdem der Berliner Bankenskandal das etwas verstaubte Machtduo Eberhard Diepgen und Klaus-Rüdiger Landowsky im Jahr 2001 hinweggefegt und die Käseglocke von Berlin genommen hat, zieht mit dem charmanten und auch machtbewussten Klaus Wowereit ein neuer Stil in die Politik ein: Locker nach außen, aber knallhart in der Sache. – Thilo Sarrazin, ehemaliger Berliner Finanzsenator (SPD) und umstrittener Buchautor.
    Wowereit versteht es wunderbar, seine Politik in prägnante Slogans zu packen. Fürs Sparen sucht und findet der smarte Bürgermeister einen eiskalten Vollstrecker, den damals kaum jemand kennt: Sein Name: Thilo Sarrazin. Wieder so ein Duo an der Spitze der Stadt: Der freundliche Party-Bürgermeister und der eiserne Sparkommissar. Der von ihnen in Gang gesetzte radikale Sparkurs verschärft die sozialen Konflikte in der armen Stadt dramatisch. Das wird besonders in den klammen Problembezirken Kreuzberg und Neukölln deutlich. Das raue und arme Image der harten Stadt Berlin machen sich junge Berliner Hip-Hop Künstler- und Künstlerinnen rund um Kool Savas und seinen Kumpel Sido längst zunutze.
    Sie verwandeln es zu knallhartem und oft nicht jugendfreiem Berliner Battle-Rap und machen es zu ihrem Markenzeichen, das von dem Kreuzberger Keller aus die Jugendzimmer ganz Deutschlands erobert. Und auch die Berliner Techno- und Partyszene erlebt eine Renaissance und zieht von der eng gewordenen Berliner Mitte an neue Orte voller Industriebrachen, der bis dahin in einem Dornröschenschlaf lag: Das Spreeufer, wo unter anderem die Bar 25 eröffnet wird und nicht unwesentlich zu Berlins neuem Image bei, das Bürgermeister Wowereit wieder in einen weltberühmten Slogan packt: „Berlin ist arm, aber sexy“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.10.2023arteDeutsche Online-PremiereMi 20.09.2023arte.tv
  • Folge 5 (56 Min.)
    Im letzten Jahrzehnt erobert das Kapital die Stadt. Während von New York aus eine Finanzkrise die Welt in Atem hält, passiert in Berlin zur Überraschung Vieler das Gegenteil. Die Stadt boomt. Endlich. Berlin zieht zur Freude des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, der Berlin eben noch als „arm, aber sexy“ beworben hat, nicht nur Touristen, sondern auch Investoren aus aller Welt an. – Unterschriftenübergabe der Initiative „Deutsche Wohnen Enteignen“.
    Nach Jahren der Stagnation und des Niedergangs wächst Berlin plötzlich in rasanter Geschwindigkeit. Die Berliner Bürger und die Clublandschaft bekommen die Schattenseiten des Booms zu spüren: Erst werden Clubs von finanzstarken Investoren verdrängt, dann die Bewohner. Der Kampf der Bürger gegen Verdrängung, Gentrifizierung und für eine weiterhin lebenswerte Stadt wird zum Überthema des Jahrzehnts. Und die Bürger finden immer neue Mittel und Aktionsformen, um sich erfolgreich zu wehren. Der zunehmend entrückt wirkende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit versteht derweil seine Bürger nicht mehr und macht sich mit einer Bauruine, die ein Großflughafen werden sollte, zum Gespött der ganzen Welt, während der alte Flughafen Tempelhof zur Zuflucht von Geflüchteten wird und der Stadtteil Neukölln endgültig zum Symbol für gescheiterte Migrationspolitik und kriminelle Clan-Kriminalität.
    Und als ob das nicht genug wäre, versetzt zu Beginn des neuen Jahrzehnts eine Pandemie die Stadt, die jetzt wirklich eine Weltmetropole ist, in eine Schockstarre, die alles verändert. Willkommen im Berlin der Zehnerjahre. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.10.2023arteDeutsche Online-PremiereMi 20.09.2023arte.tv

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