„Tagesschau“ zu Deutschland-lastig

Ex-WDR-Chef Fritz Pleitgen kritisiert Nachrichten-Flaggschiff

Mario Müller – 13.05.2012, 18:47 Uhr

Fritz Pleitgen – Bild: WDR
Fritz Pleitgen

Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen kritisiert im neuen Spiegel (Montagtsausgabe) die Themenfokussierung der „Tagesschau“. Immer wieder rückten „zweitklassige Ereignisse an erste Stelle“, nur weil sie in Deutschland spielten. Nach Ansicht des 74-Jährigen sei die Sendung „erstklassig gemacht – aber zu kurz, um das Weltgeschehen adäquat abzubilden.“

Pleitgen befürchtet, dass der „Blick durch die nationale Brille nationalistisches Denken fördere“ und diese Zentrierung auf „Deutschland als Nabel der Welt“ auf Dauer „ins Grundwasser des politischen Bewusstseins“ übergehen könne.

Das notwendige internationale Korrespondentennetz für eine umfassendere Berichterstattung mit relevanten Weltnachrichten sei vorhanden, so der frühere ARD-Vorsitzende.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    ich finde es beunruhigend, daß der staatsrundfunk (und dessen gleichgeschaltete "nachrichten") überhaupt zu solch einer diskussion führen können. suupaah!
    • am via tvforen.de

      Das einzige, was mich an der Tagesschau stört, sind die absolut unnötigen Einblendungen in vorher laufenden Filmen ...
      • am via tvforen.de

        oh Jaaaaaa, das nervt, vor allem wenn man mal einen schöne alten Klassiker aufnehmen möchte-nachts um 2 oder 3 Uhr, nee da muss natürlich 3 mal eingeblendet werden das die Tagesschau Ausgabe von 3:50 Uhr 5 Minuten später kommt -das is ja soooo eine unentbehrliche Mitteilung .........
      • am via tvforen.de

        genau, das nervt mich auch.
    • am via tvforen.de

      Das nervigste an der Tagesschau ist die Eigenwerbung für tagesschau.de . Es kommt in jeder Sendung und ist eindeutig nerviger als der Satz "Zu Risiken und Nebenwirkungen...".
      • am via tvforen.de

        Im Gegensatz zu den Risiken und Nebenwirkungen ist der Hinweis auf Tagesschau.de nicht gesetzlich vorgeschrieben.

        24infos
    • am via tvforen.de

      Beispiel: heutige Tagesschau, 15 Mai - manche Themen hätte man in ein oder zwei Sätzen abhandeln können. Auch die Schaltung zu Deppendorf -zu dem Staatsbesuch aus Frankreich (ist mit 8 Minuten Verspätung gekommen, usw.), genauso wie der Parteitag der Linken: Sie haben sich noch nicht entschieden.
      Aber vielleicht war heute nicht soviel los in der Welt.
      • am via tvforen.de

        faxe61 schrieb:
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        > Aber vielleicht war heute nicht soviel los in der
        > Welt.

        Das erinnert mich an den Satz von Karl Valentin: "Ist schon merkwürdig, dass jeden Tag auf der Welt genau so viel passiert, wie in eine Zeitung passt."
    • am via tvforen.de

      Ich bevorzuge u.a. gerade aus diesem Grund die 'tagesschau'!

      1. Die 'tagesschau ist ruhig. Das hat sich die 'heute' mit ihrem komischen Computerstudio und diesem ständigen Hin und Her der Kameras, Grafiken und Einblendungen verdorben. Jedenfalls für mich.

      2. Boulevard bleibt weg. Wer wissen will, wo Paris Hilton wieder ohne Schlüpper erwischt wurde, der schalte eben auf RTL II um.

      3. Ich bin ein Deutscher der in Deutschland lebt. Deswegen interessiert mich eben auch mehr was bei uns los ist.
      • am via tvforen.de

        es kommt natürlich auch auf den Zuschauer an, das was Pleitgen einfordert ( wäre wirklich schön wenn er das mal genauer definieren würde ) ,kann die Tagesschau nicht leisten.

        aber es gibt so viele andere Sendungen im deutschen fernsehen ,wo sich der geneigte zuschauer informieren kann, so er denn möchte ,-))
      • am via tvforen.de

        Sehr richtig!
    • am via tvforen.de

      Schaut man sich mal die Nachrichten anderer Länder an, sagen wir mal in den USA, werden die Bürger über z.B. Deutschland so gut wie gar nicht informiert.
      Während in Deutschland jeder weis wer Obama ist, hält man in den USA Merkel für so was wie ne Nachspeise...
      Ich finde unsere Nachrichten, egal auf welchem Sender, sind mit die ausgewogensten der Welt..
      • am via tvforen.de

        Die USA können und dürfen in dieser Hinsicht bestimmt nicht unser Maßstab sein.
      • am via tvforen.de

        Nicht als direkter Maßstab, sondern als Beispiel.
        Hätte auch fast jedes andere Land nennen können.
        Die USA nur deswegen, weil es ja ne Supermacht ist (sein will) und deren Bürger fast ausschliesslich nur über sich selbst informiert.
        Und Pleitgen flippt aus, wenn in einer deutschen Nachrichtensendung ein par deutsche Nachrichten zu sehn sind..
      • am via tvforen.de

        Ok, offtopic, aber da es angesprochen wurde ...

        Den Eindruck, daß sich Merkel-Deutschland als Möchtegern-Führungsnation in Europa aufspielt, habe ich schon länger. Zwar wird hier sehr wahrscheinlich auch durch die Medien manipuliert, aber wenn ich immer wieder lese und höre: Merkel/Deutschland fordert dies, Merkel/Deutschland tut jenes - ist das nun so, oder bekommen wir von den anderen nichts mit, oder sind wir neben den Franzosen die einzigen Drahtzieher in der EU-Zone?

        Was die USA angeht; die Leute dort sind eben anders drauf; siehe Wahlkampfveranstaltungen, das ganze Gedöns mit Fahne/ Flagge und Ehre, auch beim Militär; speziell bei letzterem hatte ich, auch zu meiner BW-Zeit, wo bei uns AMis stationiert waren, immer den Eindruck: die deutschen Soldaten machen das, weils vorgeschrieben ist; Fahne hoch, Männchen machen, fertig. Die Amis machten dies auch, aber man merkte, daß die auch innerlich dahinterstanden; bei uns hab ich das nie gemerkt.

        Und da Deutschland dem Amis ja so viel wie möglich nachäffen möchte - sieht das manchmal dementsprechend aus.

        Zum Topic: mir sind die Nachrichten keineswegs zu deutschlandlastig. Etwas mehr Deutschland, und man würde von so mancher Entwicklung vor unserer Haustür nicht überrascht werden.
        Und wenn Ausland - es gibt tatsächlich noch andere Länder außer denen im Nahen Osten, aus denen man das ein oder andere interessante Detail berichten könnte ....
      • am via tvforen.de

        Also woran das liegt, das die Deutschen nicht so penetrant patriotisch sind wie die Amis wird leider durch die Geschicht uns heute immer noch vordiktiert..
        Dieser dumpfe Nationalismus der USA sollte wiederum für uns kein Maßstab sein.
      • am via tvforen.de

        Die Amerikaner sagen, sie seien stolz Amerikaner zu sein und nichts passiert.

        Wenn wir sagen, wir wären stolz Deutscher/e zu sein werden wir schief angeguckt.

        Nach '45 muss man sich wirklich mit den Patriotismusaussagen sehr in Deutschland zurückhalten.

        24infos
      • am via tvforen.de

        Das halte ich auch für gut so, weil man eben alles in die Waagschale werfen muss.
        Ich bin zumindest froh, dass ich in meiner Wehrdienstzeit das Hissen der Fahne auch schon mit einem "Dann zieh' mal hoch, den Vogel!" kommentiert bekam.
        Ich bin auch dankbar dafür, dass es bei uns so einen Quatsch wie den "Pledge of Allegiance" an den Schulen nicht gibt.
    • am via tvforen.de

      wunschliste.de schrieb:
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      >>
      > Pleitgen befürchtet, dass der "Blick durch die
      > nationale Brille nationalistisches Denken
      > fördere" und diese Zentrierung auf "Deutschland
      > als Nabel der Welt" auf Dauer "ins Grundwasser des
      > politischen Bewusstseins" übergehen könne.


      ?!?!?!?!?
      Glückwunsch zum dümmsten Spruch des Jahres!
      • am via tvforen.de

        Für so dumm halte ich das gar nicht, sondern für zu undifferenziert und undefiniert.
        Was eine zu große Zentrierung auf den eigenen Staat auch in einer Demokratie bedeuten kann, lässt sich ganz gut in den USA beobachten.
        Ich kann mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass wir uns zunehmend als "Führungsnation" Europas inszenieren. Die Kritik unserer europäischen Nachbarn halte ich dabei für durchaus berechtigt.
      • am via tvforen.de

        Die USA sind aber nicht als die neuen Nazis bekannt - und genau das stößt aus diesem Spruch hervor.

        Und wo bitteschön liegt der Fehler, wenn D diesen Anspruch als Führungsnation hat? Die größte Volkswirtschaft hat nun mal den größten Einfluss. Dieses Geseier wegen unserer "Gechichte" (bewusster Schreibfehler) führt wohl eher zu einer Radikalisierung - ich sag nur Nazikeule...
      • am via tvforen.de

        Der Nazikram wird uns noch sehr lange anhängen, keine Frage.
        Deutschland hat sicherlich aufgrund der Lage, der Größe, Wirtschaftsmacht und Einwohnerzahl eine exponierte Stellung. Da ist es auch klar, wenn man einen entsprechendes Stück Kuchen an Partizipation in Europa einfordert und durchsetzt.
        Trotzdem ist es ein schmaler Grat zwischen Partizipation und Dominanzgehabe, und da befinden wir uns gerade nicht unbedingt auf dem besten Weg.
    • am via tvforen.de

      Die Kritik Pleitgens wird glaubwürdiger, wenn man sie als Fragenkatalog formuliert. Wie deutsch-zentriert sind wir eigentlich als Gesellschaft? Wie deutsch-zentriert ist die Tagesschau? Was muss dabei die Tagessschau leisten, was ist zu viel und was ist "gesund"?
      Ich finde, dass das recht schwierig zu beantworten ist.
      Eigentlich sollte ja jedem klar sein, dass wir immer eine Sichtweise aus der eigenen Position heraus haben, vom Kleinen ins Große. Das kann man letztendlich bis auf Häuserblöcke und Viertel herunterbrechen, ins Größere auf Stadtteile, Städte, Regionen, Bundesländer, Nationen, und über allem schwebt die eurozentrische Weltsicht. Das sorgt zwangsläufig für ein Zerrbild.

      Vielleicht macht die Bewertung der Relevanz und Neutralität bei der Bewertung eben redaktionelle Arbeit aus.
      Ich halte das für einen schwierigen Themenkomplex, den man so nicht einfach beantworten kann.
      Die Tagesschau ist immer noch ein Aushängeschild der ARD, aber die Relevanz der Sendung würde ich heute auch nicht mehr so hoch bewerten, weil man heute die Möglichkeit hat, sich 24 Stunden aus allen Teilen der Welt zu informieren.
      Ich weiß eigentlich nur, wie die Tagesschau bestimmt nicht aussehen sollten, nämlich wie die "News" von RTL2. Dabei waren diese gestern noch geradezu seriös.
      RTL2 News von gestern, 20 Uhr:
      2 1/2 Minuten Landtagswahl NRW, 2 1/2 Minuten BVB-Double, 20s "Koalitionschaos in Athen", 20s Demos in Spanien, 20s Feuer in Thermalbad in Oberfranken, 20s Einbruchsdelikte steigen an in Deutschland, 1Min 40s(!) "Die Gruppe Fun dreht ein Video blahblah", 50s "Promi-News"-Mist, den ich mir nicht geben wollte, 20s Wetter. Gesamtlaufzeit 10Min 15s - die Differenz beinhaltet Vorstellung der Hauptschlagzeilen und Füll-Blah-Blah.
      Damit ist sogar noch nichts über die inhaltliche Gestaltung der "seriöseren" Meldungen ausgesagt.
      Ich schreibe das, weil ich mir gerade in diesem Zusammenhang diese Karikatur einer Nachrichtensendung zum ersten Mal komplett angesehen habe.
      • am via tvforen.de

        Ich wäre froh, mals mehr aus dem eigenen Land zu erfahren, wimmelt es in den Nachrichten doch oft von Themen den nahen Osten betreffend - der mich überhaupt nicht mehr interessiert.

        Ich kann jedenfalls auf Terrornachrichten a la Selbstmordattentat in Hasteniegehört verzichten.
        Unfallmeldungen aus Südostasien und noch weiter weg haben mich immer schon verwundert; es ist zwar ein Unglück, aber letztendlich interessiert es mich doch herzlich wenig, wenn eine Fähre in Indien absäuft oder in Peru ein Bus vom Hang rutscht, angesichts der Nachrichten aus dem eigenen Land, die man anstattdessen bringen könnte.
        • am via tvforen.de

          das b eispiel mit der Fähre finde ich auch völlig legitim , in Südostasien würde man über die 30 Leute bei uns noch nicht mal einen kleinen absatz in den print medien finden, geschweige denn im TV.

          und was politische entwicklungen in anderen Ländern anbelangt, da liefern doch vor allem die Tagesthemen genug infos, sicher könnte man da noch mehr machen, aber das wichtigste wird schon abgedeckt.

          und die Tagesschau hat eben nur 15 Minuten zeit . in anderen Ländern ist das doch genauso ,da interessieren sich die Zuschauer zu allererst was in ihrem land los ist.

          bei aller Wertschätzung für Pleitgen ,aber übertreibt er doch maßlos, es gibt wohl kaum ein anderes Land wo soviel im öffentlich rechtlichen TV über andere Länder und deren Probleme berichtet wird, dies kann aber unmöglich alles in der Tagesschau statt finden....



          Gruß Sir Hilary
          • am via tvforen.de

            Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen fordert, die Zuschauerzahlen der "Tagesschau" (noch) weiter zu senken, weil er leider die alte Journalistenregel vergessen hat, daß ein Ereignis um so interessanter ist, je näher sein Schauplatz liegt. (Merke: Fähre mit 300 Passagieren in Südostasien gesunken - Kurzmeldung. Schiff mit 30 Passagieren im eigenen Land gesunken - große Geschichte.)

            Und ein Blick in die Zukunft: Nachdem die "Tagesschau" wie von Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen gefordert, zur internationalen Not-und-Elendsschau geworden ist, die zwecks "umfassender Berichterstattung mit relevanten Weltnachrichten" mindestens zwei Drittel ihrer Zeit nicht-deutschen Themen widmet, kritisiert Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen, daß die Sendung zu wenig - und wenn, dann zu oberflächlich - "erstklassige" deutsche Themen behandle.

            Die gute Nachricht: Ex-WDR-Intendant (und Pensionär) Fritz Pleitgen war mehrmals wieder in den Medien.

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