Jugendsender BBC Three tut sich nach linearer Rückkehr schwer

Politisches Säbelrasseln um magere Einschaltquoten zwei Monate nach dem Neustart

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 05.04.2022, 08:30 Uhr

Jugendsender BBC Three tut sich nach linearer Rückkehr schwer – Politisches Säbelrasseln um magere Einschaltquoten zwei Monate nach dem Neustart – Bild: BBC Three

Am 1. Februar 2022 kehrte BBC Three nach einer sechsjährigen Auszeit als linearer Sender zurück. Die Einschaltquoten dort sehen aber auf den ersten Blick recht mau aus und lieferten – mal wieder – Grund zur Kritik an der BBC und deren Finanzierung per Steuer.

Generell hinterfragen Mitglieder der regierenden Conservative Party den Sinn und Zweck der BBC wegen deren Finanzierung aus einer Steuer. Das hat in Großbritannien zahlreiche Ursachen. Einerseits natürlich die ideologische Ausrichtung der Partei, die generell für Deregulierung staatlicher Einrichtungen ist, die auch die Privatwirtschaft genauso gut übernehmen könne – damit einher geht, dass eine Einschränkung der News-Berichterstattung durch die BBC auch den konservativen Zeitungen größere Marktanteile ermöglicht. Daneben gibt es zwischen der liberal eingestellten BBC und der Partei auch zahlreiche Animositäten.

So kommentierte der Parlamentarier John Redwood schon frühzeitig süffisant, dass die BBC ständig über Geldmangel klage, aber jetzt doch ein 80-Millionen-Pfund-Paket zum Neustart von BBC Three geschnürt habe.

Generell hatte die BBC unter Sparzwang den linearen Betrieb des auf junges Publikum ausgerichteten, erst 2003 an den Start gegangenen Senders zum 1. Februar 2016 eingestellt. Das sollte 30 Millionen Pfund frei machen, die ins Programm fließen sollten, welches den Nutzern online und on Demand zur Verfügung gestellt. Die BBC war dazu verpflichtet, die Sendungen auch in linearen Programmen zu zeigen, tat dies aber vornehmlich bei BBC One und BBC Two zu den absoluten Randzeiten.

Nach herausragendem Erfolg einiger BBC-Three-Produktionen („Fleabag“, „Killing Eve“, „Normal People“) wurde der lineare Sender dann wiederbelebt und mit Programmbudget auf 80 Millionen Pfund aufgestockt.

Natürlich ist dabei anzumerken, dass dieses Budget auch den On-Demand-Angeboten zugutekommt und auch auf kultureller Seite Früchte tragen soll: Die BBC hat aufgrund der Steuer-Finanzierung auch die Verpflichtung, die gesellschaftliche Vielfalt durch Repräsentation von Minderheiten abzubilden und daneben junge Talente zu fördern – die sich oft als Autoren und Darsteller bei BBC Three ausprobieren dürfen. So ist BBC Three deutlich mehr als die linearen Einschaltquoten und das zusätzliche Budget stellt generell eine Intensivierung der Content-Angebote für junge Zuschauer dar (im Sinne der BBC sind das Zuschauer zwischen 16 und 34 Jahren). Dazu kommt, dass man mit der Rückkehr als linearer Sender vor allem solche jungen Zuschauer erreichen wollte, die keinen Zugang zum Streaming haben. Auch die Rundfunkaufsichtsbehörde Ofcom gab der BBC und deren Begründung grünes Licht.

Im linearen Programm von BBC Three ist aktuell wohl nur „RuPaul’s Drag Race UK“ ein Quotenbringer, keine einzelnes anderes Programm kommt im immerhin 67 Millionen Einwohner zählenden Vereinigten Königreich über 50.000 lineare Zuschauer.

Von der BBC heißt es in einer von Deadline wiedergegebenen Stellungnahme, solch eine selektive Darstellung der Zahlen sei irreführend, da der Live-Sender seit dem Neustart vor zwei Monaten von Millionen Zuschauern genutzt worden sei. Die Betrachtung der Quoten am Morgen nach der Ausstrahlung („Overnight-Ratings“) spiegle einfach nicht die modernen Sehgewohnheiten wieder (bei denen der Zuschauer die Auswahl zwischen mehreren linearen Ausstrahlungen habe und auch on Demand schauen könne). Mit zeitversetztem Konsum binnen 28 Tagen erreichen demnach mehr als 60 Episoden aus dem Programm je über 100,000 Zuschauer. Programme von BBC Three hätten etwa in der Zeit beim On-Demand-Angebot BBC iPlay 57 Millionen Abrufe erzielt.

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