Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1 (44 Min.)
    18. Dezember 1971 in Bonn: Die Staatssekretäre Michael Kohl (DDR) und Egon Bahr (BRD) unterzeichnen das Transitabkommen. Es brachte deutliche Erleichterungen für jeden Transitreisenden zwischen West Berlin und der BRD. – Bild: NDR/​jumpmedientv GmbH/​Bundesfilmarchiv
    18. Dezember 1971 in Bonn: Die Staatssekretäre Michael Kohl (DDR) und Egon Bahr (BRD) unterzeichnen das Transitabkommen. Es brachte deutliche Erleichterungen für jeden Transitreisenden zwischen West Berlin und der BRD.
    Am 17. Dezember 1971 schaute die Welt gespannt in die damalige Bundeshauptstadt Bonn. Die Staatssekretäre der BRD und DDR – Egon Bahr und Michael Kohl – unterzeichnen das Transitabkommen. Zehn Jahre nach dem Mauerbau beginnen damit die bilateralen Beziehungen zwischen der DDR und der BRD.
    Mit dem ersten deutsch-deutschen Vertrag wurden die Reisebestimmungen nach West-Berlin durch das Staatsgebiet der DDR festgelegt. Insgesamt gab es vier Transitstrecken, auf denen Reisende direkt nach Berlin und zurück in das Bundesgebiet fahren konnten. Die nördlichste Strecke war die Fernverkehrsstraße 5 (F5). Über 238 Kilometer führte sie von Lauenburg in Schleswig-Holstein bis nach Berlin-Staaken. Die F5 verlief als einzige Transit-Landstraße durch Städte, Dörfer und einsame Wälder.
    Der Film erzählt von Menschen, für die die Fernverkehrsstraße 5 mehr als eine Transitstrecke war. Es war die Straße der verbotenen Treffen, der gescheiterten Fluchten und der riskanten „Grenzüberschreitungen“. Ehemalige Volkspolizisten, Stasimitarbeiter und Fluchthelfer erzählen von ihren dramatischen Erlebnissen. Zeitzeugen ordnen sie ein.
    Noch nie veröffentlichtes Archivmaterial von hoher Authentizität, Interviews und aufwendige Spielszenen ermöglichen den Blick in eine Zeit, die die Menschen in Deutschland bis heute nicht vergessen.
    Zu den Mitwirkenden gehören unter anderem die Schauspielerin Wanda Perdelwitz sowie die Schauspieler Sven Fricke, Josef Heynert, Nico König und Christian Aumer. Die Dreharbeiten fanden an Originalschauplätzen rund um die F5 und am ehemaligen Grenzübergang Helmstedt/​ Marienborn statt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.05.2022Das Erste
  • Folge 2 (43 Min.)
    Die Dokumentation geht einem Ereignis nach, das in den über 28 Jahren der Berliner Mauer einmalig blieb. Fast spielerisch gelingt zwei Jugendlichen aus einem Potsdamer Grenzgebiet Anfang der 1970er Jahre ein Mauersprung in den Westen. Völlig unbemerkt. Hin und dann wieder zurück. 24 Stunden Westberlin, ein heimlicher „Tagesausflug“, der dennoch nicht ohne Folgen blieb. – Die Freunde Mücke und Sturmo wachsen gemeinsam in der Potsdamer Stubenrauchstraße auf.
    Die Dokumentation geht einem Ereignis nach, das in den über 28 Jahren der Berliner Mauer einmalig blieb. Fast spielerisch gelingt zwei Jugendlichen aus einem Potsdamer Grenzgebiet Anfang der 1970er Jahre ein Mauersprung in den Westen. Völlig unbemerkt. Hin und dann wieder zurück. 24 Stunden Westberlin, ein heimlicher „Tagesausflug“, der dennoch nicht ohne Folgen blieb.
    Die Freunde Joachim „Mücke“ Mückenberger und Rainer „Sturmo“ Wulf wachsen Anfang der 1970er in der Potsdamer Villen-Kolonie Neu-Babelsberg auf. Es ist ein besonderer Ort, in dem sich die abenteuerliche Geschichte der beiden Mauerspringer abspielt: Hier geht die Mauer durch Villenkolonien. Sperrgebiet und somit Wohnort nur für „zuverlässige“ Potsdamer. Filmleute, Wissenschaftler, Parteifunktionäre.
    Die Jugend folgt jedoch nicht immer den Eltern. Im legendären Potsdamer „Café Heider“ feiern sie als Aussteiger und Rebellen allabendlich das Jungsein, aufmüpfig, laut und kreativ. Inmitten dieser Potsdamer Bohéme der 70er Jahre suchen der 18-jährige Mücke und der 17-jährige Sturmo ihren Platz im Leben. Bis sie die Suche eines Nachts über die Mauer klettern lässt. Und kurz danach wieder zurück in den Osten. Unbemerkt und ohne Spuren zu hinterlassen. Und dennoch mit harten Reaktionen der Staatsmacht.
    Die Dokumentation „Mauerspringer“ taucht nicht nur in die Geschichte dieses abenteuerlichen Mauersprungs der beiden jungen Männer ein, sondern auch in das kleine Universum junger ostdeutscher Intellektueller und Unangepasster aus der ersten Generation DDR-Geborener. Aus ihren heute sehr unterschiedlichen Perspektiven erzählen die beiden Mauerspringer Mücke und Sturmo gemeinsam mit Zeitzeugen jene Ereignisse eines fast unglaublichen Kapitels ost-west-deutscher Geschichte. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.05.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereMo 02.05.2022ARD Mediathek
  • Folge 3 (44 Min.)
    Vier aus der Gruppe der Thüringer heute v.l. nach re. Arco Randy Hoffmann, Cornelia Küpper, Uwe Küpper, Jörg Dressler.
    Vier Uhr morgens, am 9. September 1988 machten sie sich von Ilmenau im heutigen Thüringen auf den Weg: sieben Männer, sechs Frauen und fünf Kinder. Ihr Ziel: die dänische Botschaft in Ost-Berlin. Schlaflose Nächte lagen hinter ihnen, eine ungewisse Zukunft liegt vor ihnen – und die Hoffnung, vielleicht doch noch in den Westen ausreisen zu dürfen. Seinen ersten Ausreiseantrag stellte Wolfgang Mayer, der Kopf der Gruppe, bereits 1986. Er und die anderen erwachsenen Mitglieder der Gruppe litten wegen ihrer Ausreiseanträge seit Jahren unter Berufsverboten, Ausgrenzung und Diskriminierung durch die DDR-Behörden.
    Kurz nach 11 Uhr betraten die Familien nach und nach in kleinen Gruppen das Botschaftsgebäude. Der Weg führte über den Eingang der Komischen Oper. Der Botschafter ließ sich nicht blicken, als seine Vertretung erschien der diensthabende Botschaftsrat. Der erste spontane Versuch, die DDR-Bürger der Botschaft zu verweisen, schlug fehl, die Familien blieben. Für die Gruppenmitglieder ging es um das Timing. Seit Jahren hatten sie auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, nun schien er gekommen. Denn wenige Tage später, am 13. September, sollte der dänische Ministerpräsident Poul Schlüter der DDR und ihrem Staatschef Erich Honecker einen Staatsbesuch abstatten. Das „Neue Deutschland“ titelte später von „Ausbau und Vertiefung der Zusammenarbeit“ zwischen der DDR und Dänemark. Der Termin, so die Hoffnung der Gruppe, würde den außenpolitischen Druck auf die DDR und damit die Chancen einer Bearbeitung ihrer Ausreiseanträge von hoher, von kompetenter Stelle vorantreiben.
    Unter westlichen Partnern gab es eine klare Verabredung: Falls es zu einer Botschaftsbesetzung kommt, wird zunächst nur das eigene Außenministerium kontaktiert. Ziel ist es, den Ausreisewilligen zur Seite zu stehen und ihnen zu helfen. Die Mitarbeiter der dänischen Botschaft setzten jedoch überraschender Weise auf die Zusammenarbeit mit den DDR-Behörden.
    In der Nacht, gegen 2:30 Uhr, erschienen in der Botschaft mehrere Dutzend Stasi-Mitarbeiter in zivilen Trainingsanzügen. Zwei Reisebusse rollten in den Hof, die Stasi stand Spalier und erwartete die Familien. Den Thüringern war klar: Der Westen war nun weiter weg als je zuvor. Ihre Fahrt ging ins Stasi-Hauptquartier in die Magdalenenstraße in Berlin-Lichtenberg. Stundenlange Verhöre folgten. Die Kinder wurden in Heime gebracht und ebenfalls verhört, darunter auch der damals zwölfjährige Felix Mayer: „In einer der ersten Nächte hat mich jemand ständig aufgeweckt. Doch meine Eltern hatten mich vorbereitet, ich habe mich dumm gestellt.“
    Der Fluchtversuch scheiterte an diesem Septembertag noch, doch er sollte Folgen haben. Zehn Tage später war er Top-Thema in den Hauptnachrichten der „Tagesschau“. Nun erfuhren erstmals die westdeutsche und die dänische Öffentlichkeit von dem Fall. Dadurch wuchs auch der politische Druck auf die DDR. Die Männer der Gruppe wurden im Oktober 1988 zu Bewährungsstrafen verurteilt, die Frauen nach zehn Tagen „aus humanitären Gründen“ aus der Untersuchungshaft entlassen. Sie dürfen mit ihren Kindern nach Ilmenau zurückkehren. Fünf Monate später werden die Familien von der BRD freigekauft und können ausreisen.
    Dass die Strafen nicht drakonischer ausfielen, lag wohl vor allem daran, dass der Fall in Dänemark zum echten Politikum wurde und damit die DDR unter Druck setzte. Für viele Dänen und die Medien galt die Zurückweisung der DDR-Bürger als unmoralisch, peinlich, skandalös. Es wurde sogar ein Untersuchungsausschuss eingerichtet, der klären sollte, warum die dänischen Diplomaten so bereitwillig mit den DDR-Funktionären kooperierten. Der Abschlussbericht belastete den Botschafter schwer, er soll an allem schuld sein und wurde als alleiniger Entscheidungsträger zur Verantwortung gezogen. Ein Bauernopfer?
    Was genau wurde in den Hinterzimmern ausgehandelt und von wem? Was passierte wirklich? Erstmals freigegebene Dokumente legen die Spur für die Rekonstruktion einer Botschaftsflucht in der DDR, die zum Ausgangspunkt für spätere Massenfluchten über westliche Botschaften in Prag, Budapest oder Warschau wurde und damit auch zum Teil für die spätere Friedliche Revolution 1989. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.05.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereMo 02.05.2022ARD Mediathek

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