Villa zu vermieten

Zwei in Ehren ergraute Zwillingsschwestern leben, unbeachtet von der Umwelt, in einer kleinen, aber liebevoll gepflegten Wohnung ihr einsames Leben. Sie haben bessere Tage gesehen und es ist gar nicht so einfach, sich das Alter zu versüßen. Als eines Tages ein unerwarteter Besuch hereinschneit und sie mit Blumen und Konfekt hofiert, stellt sich heraus: Er ist gekommen, um eine Wohnung zu mieten, die in der Zeitung annonciert war. Der Irrtum klärt sich auf. Er hat sich in der Anschrift geirrt.

Die unfreiwilligen Gastgeberinnen haben die Abwechslung, die in die Monotonie ihres Lebensabends wie eine Befreiung gekommen ist, gleichwohl genossen und sie schmieden eine Idee. Wenn sich so viele Leute für hübsche und nicht teuere Wohnungen interessieren, ist es doch ganz einfach, sich hin und wieder Besuch einzuladen, um zu plaudern. Ein zu vermietendes Objekt, zwei Zimmer mit Bad und Küche in angenehmer Lage, lässt sich erfinden.

Ein Gang zur Zeitung genügt. Endlich wieder Post, endlich Besuche und das Telefon klingelt. Ein windiger Makler meldet sich – den lässt man abfahren. Ein junger Mann mit seiner Verlobten ist bemüht, sich ins beste Licht zu rücken. Ein älterer Mann sucht offenbar ein Liebesnest für eine reichlich parfümierte Dame. Als das um Einfälle nie verlegene Geschwisterpaar freilich Geschmack daran findet, auch einmal von „feineren“ Leuten unterhalten zu werden und in der Zeitung eine „Traumvilla im englischen Landhausstil“ anbietet, führt sie das nächste Abenteuer vor den Kadi. (Text: Einsfestival)