The Father

«Ich brauche sie nicht, weder sie noch sonst jemanden, ich komme sehr gut allein zurecht.» Anthony hat wieder einmal eine Pflegekraft vergrault, doch seine Tochter Anne weiss, dass der 80-Jährige nicht mehr länger alleine in seiner Wohnung zurande kommt. Doch was heisst alleine – im Nebenzimmer sitzt ein unbekannter Mann und behauptet, er sei der Ehemann von Anne, und die Wohnung gehöre ihm.

Da kehrt Anne von ihren Besorgungen heim, und sieht plötzlich ganz anders aus. Sie hat für das Abendessen ein Poulet mitgebracht. Als Anthony sie auf den Fremden anspricht, entgegnet sie nachdrücklich, dass sich in der Wohnung kein Mann befindet. Ebenso gibt es kein Poulet.

Filme wie «Away from Her» und «Still Alice» haben Demenz auf intelligente Weise thematisiert, doch erst Florian Zeller gelingt es mit «The Father», die überwältigende Erfahrung der Desorientierung und des Zweifels am eigenen Verstand erfahrbar zu machen. Basierend auf seinem 2012 in Paris uraufgeführten und vielfach ausgezeichneten Bühnenstück erzählt der Regisseur und Drehbuchautor seine Geschichte konsequent aus der Sicht des kranken 80-Jährigen, den der dafür nach «Das Schweigen der Lämmer» zum zweiten Mal mit einem Oscar ausgezeichneten Anthony Hopkins in einer präzisen, wandlungsreichen Parforce-Leistung verkörpert. Auch die «NZZ» zeigte sich von Hopkins beeindruckt: «Der Schauspieler schafft es erneut, unsere Köpfe in Geiselhaft zu nehmen: Er führt uns schonungslos und zugleich zärtlich vor Augen, wie die Krankheit ein Hirn zerfrisst. Und er verschmilzt mit der Rolle des Anthony, die ihm für den Film auf den Leib geschrieben ist.»

In Florian Zellers Nachfolgefilm «The Son», der im Frühjahr 2023 in der Schweiz anlief, musste Anthony Hopkins sich mit einem – immerhin prägnanten – Kurzauftritt begnügen. Im Mittelpunkt standen Hugh Jackman und Laura Dern als Eltern eines unter Depression leidenden Jünglings. (Text: SRF)