Man muss mich nicht lieben

Durch sein Bürofenster beobachtet der Gerichtsvollzieher Jean-Claude immer wieder eine Gruppe von Menschen, die in der Tanzschule gegenüber den Tango lernen – Melancholie, Erotik, Eleganz und Vitalität geht von diesem Tanz aus, auch wenn er (noch) nicht perfekt beherrscht wird. Jean-Claude ist fasziniert, aber zunächst traut er sich nicht. Erst als sein Arzt ihn drängt, sich sportlich ein bisschen zu betätigen, wagt er den Schritt ins Unbekannte. Eigentlich erwartet der Mittfünfziger nichts mehr vom Leben, er hat sich einen undurchdringlichen Panzer zugelegt, um für seinen seelische Härte verlangenden Beruf und sein einsames Leben besser gewappnet zu sein: Seine Frau hat ihn verlassen, sein Sohn hasst die Kanzlei, die er einmal übernehmen soll, sein herrischer unberechenbarer Vater, dem er sonntags lästige Pflichtbesuche im Altenheim abstattet, lässt kein gutes Haar an ihm.

Und die verzweifelten Menschen, die er als Zwangsvollstrecker vor die Tür setzt, sie lieben ihn wohl am allerwenigsten. In der Schule trifft Jean-Claude auf Françoise, eine hübsche Frau von etwa 30 Jahren, Françoise tanzt mit dem spröden und schüchternen Neuling, sie lächelt ihn an, findet freundliche Worte. Doch Jean-Claude geht nicht darauf ein, bleibt frostig.

Erst als sie ihn erinnert, dass seine Mutter ihre Babysitterin war, bekommt sein Panzer Risse. Bald fühlt er sich wie verzaubert. Er verändert sich, sein Verhalten gegen den Sohn und den Vater wird offener. Plötzlich fühlt er, was es heißt, allein zu sein. Und er beginnt leise zu hoffen, dass es auch für ihn Glück geben kann. Ein zarter Kuss scheint diese Hoffnung zu bestätigen. Doch dann ist alles zu Ende, bevor es richtig angefangen hat. Denn er erfährt, dass Françoise kurz vor der Hochzeit mit dem Lehrer Thierry steht. Ohne ein Wort der Erklärung zieht er sich zurück. Er weiß nicht, dass auch sie in Zwängen des Lebens feststeckt. (Text: BR Fernsehen)