Liebeswahn

Philosophieprofessor Joe (Daniel Craig) hat den Tag perfekt geplant, will er doch seiner Freundin Claire (Samantha Morton), mit der er seit Jahren zusammenlebt, bei dem romantischen Picknick im Grünen endlich einen Heiratsantrag machen. Doch jäh wird die idyllische Szenerie unterbrochen: Ein Heißluftballon mit einem kleinen Jungen an Bord gerät außer Kontrolle. Joe und einige andere Männer eilen sofort zu Hilfe, doch es gelingt ihnen nicht, den Ballon zu vertäuen. Bei dem Rettungsversuch kommt ein Mann ums Leben. Nach dem erschütternden Erlebnis versucht Joe, in sein normales Leben zurückzufinden, doch das tragische Ereignis lässt ihn nicht los.

Seine Situation spitzt sich zu, als Jed (Rhys Ifans), ebenfalls Zeuge des Unglücks, bei ihm auftaucht. Zunächst scheint alles ganz harmlos, doch bald stellt sich heraus, dass Jed von der wahnhaften Idee besessen ist, er und Joe gehörten zusammen. Er will Joe aus dessen vermeintlich falschem Leben erlösen und verfolgt ihn unablässig. Joe weiß kaum noch, wie er sich gegen Jeds Nachstellungen wehren kann, zumal ihm niemand glaubt, erscheint Jed für alle anderen doch vollkommen normal. Mit teuflischer Raffinesse unterwandert Jed Joes einstmals geordnetes Leben und wird zu einer lebensbedrohlichen Gefahr – auch für Claire.

Kaum ein Filmbeginn der letzten Jahre ist so faszinierend und bildgewaltig wie die Eröffnungsszene von ‚Liebeswahn‘: Die vergebliche Rettung des Fesselballons prägt sich ein. Mit seiner Adaption von Ian McEwans 1997 erschienenem Roman „Liebeswahn“ gelingt ‚Notting Hill‘-Regisseur Roger Michell eine fesselnde filmische Achterbahnfahrt, die festgesteckte Grenzen zwischen Amour fou, Psychothriller und Arthousefilm neu auslotet. Dank eines großartigen Daniel Craig, der auch mit diesem Auftritt zu ‚Mr.

Bond‘ wurde, und Rhys Ifans als sanftmütig brutalem Irren geht der erbarmungslose Nervenkrieg nachhaltig unter die Haut. Bei dem gescheiterten Versuch, einen notgelandeten Fesselballon zu vertäuen, lernt der Akademiker Joe einen jungen Mann kennen, der ihn fortan auf Schritt und Tritt verfolgt. Der harmlos, wenn auch etwas verwirrt scheinende Jed glaubt, in dem Philosophieprofessor Joe den Mann seines Lebens gefunden zu haben. Der nimmt ihn zunächst nicht ernst, doch muss bald erkennen, dass er Jed nicht mehr los wird. Schlimmer noch: Jed wird für ihn zu einer existenziellen Bedrohung. (Text: One)