Liebe und Geschwätz

Als er zum Bürgermeister seiner Heimatstadt ernannt wird, wähnt sich Rechtsanwalt Bonelli am Ziel seiner Träume. Allerdings droht die neue Position seine Prinzipien ins Wanken zu bringen: Einerseits hat Bonelli den Bürgern vollmundig versprochen, endlich ein neues Altersheim bauen zu lassen – andererseits würde dieser Bau einem mächtigen Unternehmer die Aussicht versperren. Als wären das nicht genug Sorgen, hat sich Bonellis Sohn nicht standesgemäß in die Tochter eines Straßenfegers verliebt.

Rechtsanwalt Bonelli ist nicht nur ein begnadeter Redner, sondern in der Position als Gemeinderatsmitglied seines Heimatortes Matorno auch ein unbeirrbarer Kämpfer für das Wohl des Volkes. Dann aber wird der gute Mann überraschend zum Bürgermeister ernannt – und von einem Tag auf den anderen werden sein Idealismus und seine Integrität auf eine harte Probe gestellt. Eigentlich hatte Bonelli sich stets dafür eingesetzt, endlich den Neubau des im Krieg zerstörten Altersheims in Angriff zu nehmen.

Nun aber sieht die Sache etwas komplizierter aus – denn das Gebäude würde dem einflussreichen Fabrikanten Paseroni die Sicht aus seiner mondänen Villa versperren. Um Bonelli auf seine Seite zu ziehen, lädt Paseroni ihn dazu ein, auf einem Fest bei ihm zu Hause eine große Rede zu halten, die in Rundfunk und Fernsehen übertragen werden soll – ein Angebot, für das der eitle Bonelli sein Versprechen gegenüber den Bürgern vergisst. Derweil geht es auf privater Ebene im Hause Bonelli drunter und drüber: Sohn Paolo hat sich ausgerechnet in Maria, die Tochter eines Straßenfegers, verliebt.

Der Bürgermeister sieht seinen Sohn jedoch bereits mit Paseronis Tochter Doddy vor dem Traualtar – und verbietet Paolo den Umgang mit Maria. In ihrer Verzweiflung beschließen die jungen Leute davonzulaufen. Mit „Liebe und Geschwätz“ inszenierte Alessandro Blasetti, der zu Italiens bedeutendsten Filmemachern zählt und in seiner langen Karriere in allen Genres zu Hause war, eine satirische Gesellschaftskomödie.

In einer pointierten Mischung aus Milieu- und Charakterstudie nimmt er dabei Populismus, Phrasendrescherei und bürgerliche Doppelmoral aufs Korn. Das Drehbuch stammt von Cesare Zavattini, der als Theoretiker und Mitbegründer des Neorealismus in die Filmgeschichte einging. In den Hauptrollen brillieren Vittorio De Sica („Fahrraddiebe“) und Gino Cervi („Don Camillo und Peppone“). „Ironisch in der Milieu- und Charakterzeichnung, gefühlvoll und poetisch in der Alltagsschilderung.“ (Lexikon des Internationalen Films) (Text: BR Fernsehen)