Johnny zieht in den Krieg

USA 1971 (Johnny Got His Gun, 111 Min.)
  • Kriegsfilm
Joes Vater (Jason Robards) – Bild: Star TV
Joes Vater (Jason Robards)

Der 21-jährige Joe Bonham wird im Ersten Weltkrieg Opfer eines Granatenangriffs, den er bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt überlebt. Von ihm bleibt lediglich ein arm- und beinloser Torso, dem jede Möglichkeit, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, genommen wurde. Weil keiner ahnt, dass Joe zwar blind, taub und stumm, aber dennoch jeder menschlichen Empfindung fähig ist, wird er von einem Stabsarzt für hirntot erklärt und in eine Abstellkammer des Krankenhauses abgeschoben. Dort bleibt ihm nichts außer seinen Erinnerungen, die auf ihn einströmen, und den Albträumen, aus denen es für ihn kein Erwachen gibt. Erst als eine Krankenschwester realisiert, dass sie über Morsezeichen mit Joe kommunizieren kann, scheint ein Ende seines Martyriums in Sicht: Inständig bittet er darum, sterben zu dürfen.

„Johnny zieht in den Krieg“ ist der erste und einzige Film des renommierten Roman- und Drehbuchautors Dalton Trumbo („Spartacus“, „Exodus“, „Ein Herz und eine Krone“, „Papillon“). Als Regiedebütant wandelt er überraschend stilsicher und reflektiert auf den Spuren des spanischen Meisterregisseurs Luis Buñuel, der eigentlich für die filmische Adaption des bereits 1939 erschienen Romans vorgesehen war. Aus Johnnys radikal subjektiver Perspektive erzählt, verdichtet der Film Erfahrungen, Erinnerungen, Albträume und Wahnvorstellungen des Kriegsopfers zu einer cineastischen Erfahrung, in der die Einheit von Raum und Zeit aufgehoben wird und Realität und Fiktion nicht mehr zu unterscheiden sind.

Johnnys Visionen sind der Versuch, das Unfassbare fassbar zu machen und den Sinn seines Leidens zu ergründen. „Johnny zieht in den Krieg“ ist ein nur selten im Fernsehen gezeigtes Meisterwerk. Luis Buñuel, Otto Preminger und Jean Renoir sorgten dafür, dass der Film 1971 in Cannes aufgeführt wurde, wo er den Großen Preis der Jury und den Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI) gewann. (Text: ZDF)

„Es ist der entsetzlichste, erschütterndste Protest, der jemals gegen den Krieg erhoben wurde“, schrieb Walter Widmer nach der Lektüre von Dalton Trumbos Roman, der 1939, drei Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, erschienen war. Schnell entwickelte sich das Buch in den USA zum Bestseller und wurde nach dem Kriegseintritt der USA wieder aus den Regalen der Buchhandlungen entfernt. Lange galt die Geschichte als unverfilmbar. Nachdem Luis Buñuel, der ursprünglich als Regisseur angedacht wurde, 1964 von seinem Vorhaben abließ, verfilmte Trumbo seinen Roman im Alter von 65 Jahren schließlich selbst. „Johnny zieht in den Krieg“ wurde bei den 24. Filmfestspielen in Cannes mit dem Großen Preis der Jury und dem Preis der Internationalen Filmkritik ausgezeichnet. Ähnlich wie die fast zeitgleich entstandenen Antikriegsklassiker „M.A.S.H.“ von Robert Altman und „Catch 22“ von Mike Nichols veranschaulicht Regisseur Dalton Trumbo in der Verfilmung seines eigenen Romans Grauen und Sinnlosigkeit des Krieges. Dabei verzichtet er jedoch weitgehend auf die satirischen, mitunter sarkastischen Elemente, die den beiden erstgenannten Filmen eigen sind. Der Film erzählt, was in Johnny vorgeht, wie er – bei klarem Verstand, nur äußerlich entstellt – zu sich selbst findet und versucht, der Umwelt zum Mahnmal und Symbol für den Wahnwitz des Krieges zu werden. Bei aller Härte und Brutalität ist „Johnny zieht in den Krieg“ ein ungeheuer fesselnder, menschlich tief bewegender Film, dessen Düsternis und Ausweglosigkeit den Betrachter in den Bann ziehen. Der 1905 in Colorado geborene Dalton Trumbo hatte als Journalist, Roman- und Drehbuchautor seit den frühen 30er Jahren einen Namen, der allerdings 13 Jahre lang nicht genannt werden durfte. Als er 1947 vor dem House Committee on Un-American Activities (HCUA) die Aussage verweigerte, musste er eine zwölfmonatige Haftstrafe verbüßen. Nach seiner Entlassung wurde Dalton Trumbo, seit 1943 Mitglied der kommunistischen Partei, von der Kommission für antiamerikanische Aktivitäten auf die Schwarze Liste gesetzt. Danach konnte er nur noch unter Pseudonymen schreiben, als C. F. Demaine und Sam Jackson zum Beispiel. 1957 sollte ein gewisser Robert Rich einen Oscar für das Drehbuch zu dem Film „The Brave One“ bekommen. Trumbo gab sich als Robert Rich zu erkennen. Damit und mit dem Drehbuch zu Otto Premingers „Exodus“, das er unter seinem Namen schreiben konnte, kam Trumbo wieder an die Öffentlichkeit und konnte 1960 auch das Pseudonym auf seinem Script zu Stanley Kubricks „Spartacus“ entfernen. Mehr unter: www.arte.tv/​erster-weltkrieg sowie unter www.arte.tv/​blowup. (Text: 3sat)

Internationaler Kinostart1971

Originalsprache: Englisch

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So 01.03.1998
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