Ganze Tage in den Bäumen

Eine äußerlich noch vitale, innerlich aber fast schon zerbrochene ältere Dame, bisher vermögende Fabrikantin, besucht ihren Sohn, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Dieser führt in Paris sein eigenes Leben – allerdings als leichtlebiger Taugenichts. Er ist Eintänzer in einer Nachtbar und liiert mit einem Freudenmädchen, das auch bei ihm wohnt. Die Mutter hatte gehofft, ihn unverändert als anhänglichen, etwas verträumten Jungen vorzufinden, der als Kind „ganze Tage in den Bäumen“ zugebracht hatte, um den Vögeln nachzusehen. Sie lässt sich auch- getragen durch diese Erinnerungen – von seinem hin und wieder auflebendem Charme bestricken. Doch nach und nach muss sie erkennen, dass er ihrem Einfluss längst entwachsen ist, sie ihn – nicht ohne eigenes Verschulden – an eine ihr unzugängliche, unverständliche Welt verloren hat. Es ist nur die Konvention, die sie noch verbindet. (Text: Einsfestival)

Erstes abendfüllendes Stück von Marguerite Duras um die Diskrepanz von Wunschbild und Wirklichkeit.