Emil träumt

Im Traum kann auch Emil für einmal abheben, sei es als Pilot oder Bergsteiger im Aufstieg zum Matterhorn. Allerdings funkt ihm auch in den kühnsten Momenten sein bodenständiges Naturell dazwischen. Das Resultat sind einige der unvergesslichsten Nummern, die der Kabarettist in „Emil träumt“ präsentiert. Das Publikum wird langsam ungeduldig – die Saallichter sind schon lange ausgegangen, als der Star des Abends verspätet auftaucht: Emil hat in seiner Garderobe geschlafen und geträumt. Zum Glück für das Publikum kann er sich ganz genau erinnern, welche Figuren und Bilder ihn heimgesucht haben.

So geht es manchmal ganz irdisch zu, beim Ausfüllen einer irrwitzigen Steuererklärung oder beim Bibbern vor dem Blutspenden. Natürlich bleibt Emil auch im Traum immer Emil. Da bleibt vom Glamour eines Quizmasters nicht mehr viel übrig, als ihm mitten in der Sendung die Elektronik aussteigt. Und auch die traumhaftesten Feriengefühle bekommen auf der legendären Zugfahrt durch den Gotthard eine urhelvetische Note verpasst: Da sitzt einer im Zugabteil, den nur im Gebirgsmassiv versteckte Bunker oder das „Chileli vo Wasse“ zum Jubilieren bringen.

Kaum zu glauben: Emil Steinberger hat sich schon 1987 endgültig von der Bühne verabschiedet. Und doch sind seine Nummern immer noch präsent, sie haben nichts von ihrer Originalität, Frische und Komik eingebüsst. Das liegt wohl daran, dass sich jeder, ob in der Schweiz beheimatet oder nicht, in der Kunstfigur Emil wiedererkennen kann: etwas, was nur ganz wenige – die grossen Komiker eben – fertiggebracht haben. (Text: SRF)