Eli

Zweiter Weltkrieg. Deutsche Soldaten haben ein jüdisches Dorf in Polen zerstört und fast alle Einwohner niedergemetzelt. Trauernd sammeln sich die wenigen Überlebenden und klagen besonders um Eli, einen frommen Hirtenknaben, der mitten im Blutbad hilfeflehend mit dem Ton seiner Flöte Gott vom Himmel rufen wollte und von einem deutschen Soldaten erschlagen wurde. Schuster Michael gehört zu den 36 Gerechten, die nach der chassidischen Glaubenslehre durch Redlichkeit die Welt erhalten, „einer, der dem Lauf der Gewässer folgt /​ und die Erde sich drehen hört …/​ einer, der Israels Wanderschuhe zu Ende trägt -.“ Auf Elis Totenhemd hebt sich – nur für Michael sichtbar – magisch das Antlitz des Mörders ab.

Der Schuster erhält von einer inneren Stimme den Auftrag, sich aufzumachen und den Gewalttäter zu stellen. Michael müht sich durch ein schauriges Niemandsland, wo die Steine sprechen und die Totenfinger der Henker ruhelos am blutigen Werk sind. Stellvertretend erduldet der einsame Wanderer hier die Qualen seines Volkes und stirbt unzählbare Tode. Er findet den Mörder als wohlbestallten Pächter in Deutschland. (Text: ZDF Theaterkanal)

Aufzeichnung aus der Akademie der Künste und Schiller-Theater Berlin, 1970