Ein Königreich für ein Lama

In seinem präkolumbianischen Reich herrscht der junge Kuzco (Stimme im Originalton: David Spade) nach Lust und Laune. Die neuste Idee des selbstverliebten Gebieters: Um Raum für seine extravagante Sommerresidenz «Kuzcotopia» zu schaffen, soll das Eigenheim einer braven Bauernfamilie dem Erdboden gleich gemacht werden. Einen denkbar unerwarteten Aufschub erhält das Projekt dann aber durch Kuzcos finstere Beraterin Yzma . Von Machtgier beseelt verabreicht sie dem Herrscher einen Zaubertrank, worauf er sich in ein Lama verwandelt in der Wildnis wiederfindet – und zwar just vor den Füssen des Bauern Pacha , dessen Behausung «Kuzcotopia» weichen soll. Der gutmütige Pacha erklärt sich bereit, den sprechenden Paarhufer zurück zum Palast zu bringen, um den Thron zu retten. Im Gegenzug willigt Kuzco ein, seine Baupläne zu verwerfen. Ob aus dem unanständigen Herrscher wenigstens ein anständiges Lama geworden ist, muss sich aber erst noch weisen.

Vom Sorgenkind zum Klassenprimus: Nachdem bei der Produktion dieses Filmes die Hiobsbotschaften nicht abgerissen hatten, präsentierte Disney mit «The Emperor’s New Groove» letztlich nichts weniger als seinen witzigsten Zeichentrickfilm des vergangenen Jahrzehnts. Grund dafür ist zum einen, dass David Spade mit Kuzco die amüsanteste Disney-Figur seit Robin Williams’ Flaschengeist aus «Aladdin» geschaffen hat – zum anderen aber auch, dass Disney mit der Formel brach, mit der das Studio etliche zwar erfolgreiche, gleichzeitig vor allem aber austauschbare Filme produziert und dem Publikum schwülstige Popsongs, knuddelige Weggefährten und verzichtbare Liebesgeschichten beschert hatte.

Nachdem der Film unter dem Titel «Kingdom of the Sun» so gut wie fertiggestellt war, wurde er in einer künstlerischen Kehrtwende komplett überarbeitet, und von den sechs Liedern, die der Popstar Sting eingespielt hatte, fielen alle ausser einem der Schere zum Opfer. Die Zangengeburt von «The Emperor’s New Groove» dokumentierte Stings Ehefrau Trudie Styler übrigens in ihrem Dokumentarfilm «The Sweatbox». (Text: SRF)