Die Frau die singt – Incendies

CDN / F 2010 (Incendies, 133 Min.)
  • Familienfilm
  • Drama
 – Bild: rbb

Beim Tod ihrer Mutter Nawal stellen die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon fest, dass diese ihnen in ihrem Testament genaueste Anweisungen erteilt. Mit dem Gesicht nach unten will sie begraben werden, einen Grabstein dürfen ihre Kinder erst errichten, wenn sie zwei Briefe überbracht haben: einen an ihren Vater und einen an ihren Bruder.

Jeanne und Simon waren von Nawal bisher im Glauben gelassen worden, ihr Vater sei tot und von einem Bruder haben sie noch nie etwas gehört. Nawals letzter Wille entzweit die Geschwister. Während sich Simon der Aufforderung seiner Mutter verweigert, macht sich Jeanne sogleich auf in den Nahen Osten, wo Nawal bis kurz nach der Geburt der Zwillinge gelebt hatte.

Irgendwo im Nahen Osten, viele Jahr zuvor: Die junge Nawal lässt sich mit einem Mann ein, ohne verheiratet zu sein, und beschmutzt damit die Ehre ihrer Familie. Ihr Freund wird von ihren Brüdern umgebracht, und als Nawal einen Knaben gebärt, gibt ihn die Familie ins Waisenhaus. Sie schwört, dass sie ihren Sohn eines Tages suchen wird. Jahre später schreibt sie sich in der Haupstadt Daresh an der Universität ein und schliesst sich dem Widerstand gegen die nationalistische Partei an.

Diese Universität ist der allererste Anhaltspunkt von Jeanne, als sie im Heimatland ihrer Mutter ankommt. Ihre Suche erweist sich als zäh, die Kanadierin stösst auf Ablehnung. Doch mittilfe eines alten Fotos ihrer Mutter findet Jeanne heraus, dass Nawal in einem Gefängnis im Süden des Landes gewesen sein musste. Zusammen mit Simon, der inzwischen seine Meinung geändert hat und seiner Schwester bei der Suche nach ihrem Vater helfen will, nähert sich Jeanne immer mehr dem Geheimnis um ihre Mutter an und entdeckt dabei eine grausame Wahrheit.

«Incendies» beginnt mit einer Szene, die den Ton des Filmes bereits bestimmt. Ohne Worte und begleitet von einem Song von Thom Yorke werden mehreren Knaben von Soldaten die Köpfe geschoren. Wir sind mitten im Bürgerkrieg eines ungenannten Landes im Nahen Osten. Am anderen Schauplatz des Filmes, Quebec, ahnen die Zwillinge Jeanne und Simon nicht, dass ihr Leben unweigerlich und enger als gedacht mit diesem Krieg und den Geschehnissen im Heimatland ihrer Mutter verwoben ist.

Regisseur Denis Villeneuve erzählt auf verschiedenen Zeitebenen, ohne dies zu deklarieren. Es reihen sich Bilder, in denen Jeanne ihren Vater sucht und solche, in denen die junge Nawal ihren Sohn sucht, direkt aneinander. Dennoch folgt man der Geschichte mühelos und will, genau wie die Zwillinge, zur Wahrheit vordringen.

Villeneuve machte erstmals 1998 mit «Un 32 août sur terre» von sich reden und schaffte zwei Jahre später mit «Maelström» den Durchbruch als Filmemacher. Mit «Incendies» verfilmte der Frankokanadier das Bühnenstück «Verbrennungen» seines Landsmannes Wajdi Mouawad. Der Film wurde 2011 ins Rennen um den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film geschickt, musste aber Susanne Biers «Hævnen» den Vortritt lassen.

2013 hat Denis Villeneuve gleich zwei Filme gedreht, die Thriller «Enemy» und «Prisoners», beide mit seinem Kumpel Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle. Zuletzt war von Villeneuve der Drogenthriller «Sicario» im Kino zu sehen. (Text: SRF)

Dadurch, dass das Geburtsland der Mutter namenlos bleibt (obwohl viele Zeichen darauf hinweisen, dass es sich um den Libanon handelt) und mit dem „Ödipus“-Mythos ein Grundlagentext westlicher Philosophie als Referenz für die Geschichte gewählt wurde, wird „Incendies“ zum Gleichnis über das Verhältnis zwischen „westlicher“ und „östlicher“ Kultur. Villeneuves nahtlos erscheinendes Spiel mit Rückblenden lässt Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen. Dies unterstreicht sowohl das globale Ausmaß, als auch die persönlichen Auswirkungen dieser in vielerlei Hinsicht zeitlosen Geschichte. Die physische Ähnlichkeit von Mélissa Désormeaux-Poulin als Jeanne und Lubna Azabal als Jeannes Mutter Nawal verschweißt die beiden Zeitebenen des Films zusätzlich miteinander und zeigt, dass dies vor allem auch ein Film über die Figur der Mutter ist. Wajdi Mouawad, aus dem Libanon stammender Autor des Theaterstücks, auf dem die Geschichte des Films beruht, ist vor allem dieser universelle Aspekt wichtig: Vielmehr noch als die Schrecken des Krieges anzuklagen oder die Wichtigkeit menschlicher Verwurzelung zu verdeutlichen, solle das Stück den Versuch zeigen, „in einer unmenschlichen Situation seine Versprechen als Mensch zu halten.“ „Incendies“ wurde 2010 unter anderem mit dem Preis für den besten kanadischen Film beim Internationalen Filmfestival in Toronto ausgezeichnet und 2011 für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert. Für den 1967 in Montréal geborenen Regisseur Denis Villeneuve, der sich mit seinem Debütfilm „Der 32. August auf Erden“ (1998), sowie den Spielfilmen „Maelström“ (2000) und „Polytechnique“ (2009) in der internationalen Filmwelt bereits profilieren konnte, war dies sein bislang größter Erfolg. (Text: rbb)

Deutsche TV-Premiere07.04.2013Das ErsteDeutscher Kinostart23.06.2011Internationaler Kinostart2010

Originalsprache: Arabisch

Alternativtitel: Die Frau die singt

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