Der Neandertaler in uns – Das Mysterium der Urzeit-Gene

Neandertaler waren die einzigen menschlichen Wesen, die eine Zeit lang gemeinsam mit den anatomisch modernen Menschen auf der Erde lebten. 200.000 bis 30.000 Jahre vor Christi Geburt besiedelten sie Eurasien. Etwa 10.000 Jahre lang teilten sie diesen Siedlungsraum mit dem Vorläufer des modernen Menschen. Seit 1856 bei Mettmann das erste Skelett eines Neandertalers entdeckt wurde, beschäftigt er Fantasie und Wissenschaft. Wie nahe steht er dem modernen Menschen? Haben dieser und der Neandertaler gemeinsam Nachwuchs gezeugt? Lange waren diese Fragen heftig umstritten. Jetzt geben Wissenschaftler neue Antworten.

Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben das Erbgut des Neandertalers entschlüsselt. Damit liegt zum ersten Mal der Gencode einer verschwundenen Menschenart vor – ein Quantensprung in der Wissenschaft. 14 Jahre lang haben der schwedische Genetiker Svante Pääbo und sein internationales Forscherteam daran gearbeitet. Ihre überraschenden Ergebnisse sorgen weltweit für Aufsehen. Jeder Mensch – mit Ausnahme der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara – trägt zwei bis vier Prozent Neandertaler-Gene in sich, so die Forscher.

Die Resultate des Max-Planck-Instituts dienen weniger dazu, den Neandertaler besser kennenzulernen. Vielmehr geht es Svante Pääbo und seinem Team um die modernen Menschen. Denn der Gencode der nächsten ausgestorbenen Verwandten lässt Vergleiche zu und beantwortet entscheidende Fragen: Was macht den Menschen zum Menschen? Warum sind die Neandertaler ausgestorben? Und was kann dieser kleine genetische Unterschied für die Zukunft bedeuten? Die Dokumentation behandelt eines der letzten großen Rätsel der Evolution und macht eine Reise in die Geheimnisse des menschlichen Erbguts. (Text: arte)