Der Mann, der Gott verklagte

An der Ostküste Australiens zerstört ein Blitz das Fischerboot von Steve Myers. Die Versicherung weigert sich, den Schaden zu zahlen und beruft sich auf „höhere Gewalt“. Wenn aber Gott den Schaden verursacht hat, so folgert der Ex-Anwalt und Choleriker Myers, müssen seine Stellvertreter auf Erden dafür einstehen. Unterstützt von der temperamentvollen Journalistin Anna Redmond verklagt Steve Gott. Ein schweres Gewitter zieht an der Ostküste von New South Wales, Australien, auf. Steve Myers (Billy Connolly) ist gerade vom Fischfang heimgekehrt und hat sein Boot in der Nähe des Hafens geankert.

Von weitem muss er zusehen, wie auf seiner einzigen Habe der Blitz einschlägt und die Flammen hochschlagen. Schockierende Sekunden, doch immerhin hat der Aussteiger und Ex-Anwalt ein Rundum-Sorglos-Paket bei der Monarch Alliance abgeschlossen. Der Chefmanager und Vorstandsvorsitzende dieser Versicherung, Edward Piggott (John Howard), belehrt ihn eines Besseren: Gegen „höhere Gewalt“ (im Englischen „act of god“ – Akt Gottes) sei er nicht versichert. Im Kleingedruckten des Vertrages wird der Versicherungsschutz beim sogenannten „Akt Gottes“ aufgehoben.

Myers, ohnehin cholerisch und unangepasst, tobt. Wachleute müssen ihn aus dem Büro tragen. Mit ein paar Gläsern ertränkt er seine Wut. Immerhin war das Fischerboot, dessen Kredit noch nicht abbezahlt ist und für den Les (Blair Venn), der Lebensgefährte seiner Exfrau Jules (Wendy Hughes), gebürgt hat, seine Arbeitsstätte und Unterkunft in einem. Steve will die Versicherung verklagen. Er trifft sich mit seinem Bruder David (Colin Friels), der auch Anwalt ist, in einem Restaurant. David rät ihm natürlich ab. Wütend und angetrunken wie Steve ist, benimmt er sich daneben und belästigt die Tischnachbarin.

Wie sich später herausstellt: die Journalistin Anna Redmond (Judy Davis). In ihrer Kolumne spottet sie über Steves flegelhaftes Verhalten. Doch Myers ist mittlerweile ganz klar im Kopf. Er erwirbt erneut seine Rechtsanwaltszulassung und ist gewillt, in eigener Sache Gott und die Kirchen vor Gericht zu verklagen. Das löst den ersten Pressewirbel aus. Anna ist fasziniert von seiner Idee, auch sie hasst Versicherungen. Natürlich will sie seine Exklusivstory, aber sie macht ihm auch klar, dass er die Medien in seinem Kampf nutzen muss.

Anna will ihn dabei unterstützen. Nachdem Steve mit sympathischer Ausstrahlung und Originalität in einer populären Talkshow gepunktet und Interesse errungen hat, beginnt unter riesiger Anteilnahme der Öffentlichkeit vor dem Bundesgericht der Prozess „Myers gegen Gott“. Der Anwalt Gerry Ryan (Bille Brown) vertritt die Römisch-Katholische Kirche, die Anglikanische und Presbyterianische Kirche sowie die Jüdischen Gemeinden vor Gericht, Steve Myers sich selbst. „Wenn Gott für das Sinken meines Schiffes verantwortlich ist, dann sind es auch die Religionen“, argumentiert der Ex-Fischer, und Richter Bonaface (Tim Robertson) lässt die Klage zu.

Nun melden sich viele Versicherungsopfer von „höherer Gewalt“ bei Steve und Anna, sie erwägen eine Sammelklage. Doch dann bietet der gegnerische Anwalt Steve überraschend einen Vergleich an. Anna ist empört, als Steve unterschreiben will und überzeugt ihn dann schließlich mit dem Argument, dass er einen Präzedenzfall auch für viele andere erstreiten muss. Die Kirchenvertreter reagieren sehr verschnupft und greifen zu mehr als unseriösen Mitteln.

Dieser originellen australischen Komödie geht es nicht um die Widerlegung der Existenz Gottes, sondern um den Kampf des „kleinen Mannes“ gegen unfaire Versicherungsunternehmen. Das ist hintergründig-witzig erzählt, temporeich inszeniert und vom schottischen Schauspieler Billy Connolly als Steve und Judy Davis als Anna hinreißend gespielt. Judy Davis zählt zu den besten australischen Schauspielern, sie wurde zweimal für den Oscar nominiert (u.a. „Reise nach Indien“) und ist mit Colin Friels verheiratet, der im Film David Myers spielt. (Text: MDR)