Bedingt abwehrbereit Die Geschichte hinter der „Spiegel“-Affäre

D 2014 (45 Min.)
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Vorgespräch zwischen Helmut Schmidt (rechts) und den Autoren des Films Stefan Aust (Mitte) und Frank Gensthaler. – Bild: BR/​Ralf Heinze/​Ralf Heinze
Vorgespräch zwischen Helmut Schmidt (rechts) und den Autoren des Films Stefan Aust (Mitte) und Frank Gensthaler.

Die „Spiegel“-Affäre im Oktober 1962 zählt zu den Meilensteinen in der demokratischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Sie ereignete sich auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, als die Welt durch die Errichtung der Berliner Mauer und die Kubakrise an den Rand eines Atomkriegs geriet. Die Angst vor einem drohenden Dritten Weltkrieg war der Hintergrund dieser Affäre, die die Bundesrepublik erschütterte, in der die Bundesanwaltschaft wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen die Büros des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ besetzte und dessen Herausgeber Rudolf Augstein sowie mehrere Redakteure verhaften ließ.

Inhaltlich drehte sich die Affäre nicht nur um die Fehde zwischen dem damaligen Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß und dem streitbaren Publizisten Rudolf Augstein. Vielmehr ging es um die Frage: Wie kann der Westen sich verteidigen, ohne den atomaren Weltuntergang zu riskieren? Innerhalb der westlichen Bündnisse war es zum Streit um die atomare Aufrüstung der nur wenige Jahre zuvor gegründeten Bundeswehr gekommen. Nach der Wahl Kennedys zum US-Präsidenten wurde zudem zum ersten Mal über Entspannungspolitik nachgedacht.

Dies galt vielen, darunter auch Strauß, als Verrat am westlichen Bündnis. Hinzu kam, dass Ende der 1960er Jahre auf bundesdeutschen Boden über 7.000 Atomwaffen stationiert waren, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Damit sollte die NATO im Fall eines Angriffs die Rote Armee zurückschlagen. Das NATO-Manöver „Fallex 62“, über das der „Spiegel“ in der Ausgabe 41/​1962 vom 8. Oktober berichtete, war das erste Manöver, das einen Großangriff des Warschauer Pakts auf Westeuropa simulierte. Das Ergebnis des militärischen Planspiels: Nach wenigen Tagen wären erhebliche Teile Englands und der Bundesrepublik völlig zerstört gewesen.

Auch ein sofortiger Gegenschlag der NATO hätte in diesem Szenario die sowjetische Aggression nicht stoppen können. Sieben Jahre nach der deutschen Wiederbewaffnung erhielt die Bundeswehr die niedrigste Note: zur Abwehr „bedingt geeignet“. Mit dieser Note titelte der damalige „Spiegel“: „Bedingt abwehrbereit“. Der Artikel zog die Durchsuchung der Redaktionsräume nach sich, Augstein kam in der Folge für 103 Tage ins Gefängnis. Als jedoch später klar wurde, dass der Verteidigungsminister nicht nur überreagiert, sondern auch den Bundestag belogen hatte, war er nicht mehr zu halten: Strauß musste gehen.

Die Dokumentation „Bedingt abwehrbereit“ von Stefan Aust und Frank Gensthaler führt im Anschluss an den Spielfilm „Die Spiegel-Affäre“ die Zuschauer zurück in diese politisch ereignisreiche Zeit, schildert die Auseinandersetzung zwischen den Machtblöcken USA und Sowjetunion und rekonstruiert, wie der Streit über die atomare Bewaffnung der Bundeswehr und die persönliche Feindschaft zwischen Franz Josef Strauß und Rudolf Augstein schließlich in der „Spiegel“-Affäre eskalierte.

Das Team filmte an Originalschauplätzen in Ost und West, darunter in Kernwaffendepots, Regierungsbunkern und Raketenbasen. Zu den Zeitzeugen, die in der Dokumentation zu Wort kommen, zählen der frühere Verteidigungsminister und Bundeskanzler Helmut Schmidt sowie Sergei Chruschtschow, der Sohn des früheren Parteichefs der KPdSU Nikita Chruschtschow. Zu sehen sind ebenfalls Ausschnitte aus einem Interview von Stefan Aust mit Rudolf Augstein, in dem Augstein 1993 über die politischen und persönlichen Hintergründe der „Spiegel“-Affäre spricht. (Text: ARD)

Deutsche TV-Premiere07.05.2014Das Erste
Alternativtitel: Deutschland im Kalten Krieg – „Bedingt abwehrbereit“

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So 05.11.2023
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Mi 07.05.2014
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