90 Jahre Schauinslandbahn – Freiburgs Tor zur Bergwelt

Am 17. Juli 1930 eröffnete am Berg Schauinsland die erste Großkabinenseilbahn der Welt mit umlaufenden Kabinen. Der Karlsruher Ingenieur Georg Benoit, der die Bahn gebaut hatte, sprach von einem „Meilenstein der Technik“. Seither gehört die Bahn zum Leben der Freiburgerinnen und Freiburger, verbindet sie doch den Freiburger Schwarzwald-Hausberg mit der Innenstadt. Der Film verknüpft historisches Material seit dem Bau 1930 mit dem Leben von fünf Menschen, deren Leben heute von der Bahn bestimmt wird. Er beleuchtet außerdem urbane Seilbahnprojekte in Koblenz und auf dem Belchen.

Auch sie stehen für neue Verkehrskonzepte. Günter Voigt, seit Jahren der technische Leiter der Schauinslandbahn, kennt die alte Dame genauestens und schwärmt von ihrer Einmaligkeit, von den Gondeln, die wie ein Paternoster im Kreis herumfahren und viel mehr Gäste befördern als eine Großkabinen-Pendelbahn. Wenn bei schönem Wetter der Parkplatz vollsteht, dann klinkt er einfach mehr Gondeln ein. Christoph Tillmanns hat eine Dauerkarte. Mindestens zweimal in der Woche nimmt er die Bahn abwärts.

Der Richter am Freiburger Arbeitsgericht läuft morgens vor der Arbeit auf den 1283 Meter hohen Schauinsland. Weil ihm sein Orthopäde verboten hat, herunter zu laufen, nimmt er die Bahn. Im Winter hängt über der Stadt oft dichter Nebel. Auf dem Berg scheint jedoch die Sonne, sodass man dort auch im Januar ein T-Shirt tragen kann – so wie Aninja Sieber Pinheiro. Sie schenkte ihrem Mann Carlos zum 40. Geburtstag eine Fahrt auf den Berg mit anschließendem Sektfrühstück in der Bergstation. Hannah Wieck und Philipp Hegar fahren so gut wie nie mit der Bahn – obwohl die Bahn ihr Lebensnerv ist.

Sie betreiben das Restaurant in der Bergstation. Wenn um neun Uhr die erste Gondel hochfährt, muss alles fertig sein. An guten Tagen kommen Fahrgäste aus der ganzen Welt. Seit Jahren steigen die Fahrgastzahlen. Das war nicht immer so, erinnert sich Wolfgang Wagner, der 30 Jahre Betriebsleiter war. Als die Bahn erneuert werden musste, gab es viele Stimmen, die gegen die Bahn und für das Auto argumentierten. Die Stilllegung drohte, bis Stadt und Land 1988 die große Modernisierung beschlossen.

Die Entscheidung damals war klug, denn heutzutage überlegen immer mehr Städte, ob eine Seilbahn nicht die passende Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr ist. Ein Stück weiter südlich auf dem Belchen wurde 2001 eine Seilbahn auf den Gipfel gebaut – mitten ins Naturschutzgebiet. Das Ziel: Tourismus und Naturschutz unter einen Hut zu bringen. Seitdem ist der Gipfel nur noch mit der Seilbahn zu erreichen. Die Seilbahn ist ein Erfolg. Auch die Koblenzerinnen und Koblenzer lieben ihre Bahn. Die Seilbahn über den Rhein vom Deutschen Eck nach Ehrenbreitstein war eigentlich nur für die Bundesgartenschau 2011 als ökologisches Verkehrsmittel geplant.

Doch als es darum ging, die Bahn wieder abzubauen, protestierten die Koblenzerinnen und Koblenzer. Jetzt fährt die Bahn zunächst bis 2026. Auch danach soll sie bleiben – da ist man sich in Koblenz einig. Um die Zukunft der Schauinslandbahn braucht sich heute niemand mehr Sorgen zu machen. Auch nach 90 Jahren ist sie auf der Höhe der Zeit und gehört zum Freiburger Leben wie seit der ersten Gondel am 17. Juli 1930. (Text: SWR)