Zur Person
D 1963–2004
  • Gespräch & Diskussion
Deutsche TV-PremiereZDF
Alternativtitel: Zur Person - Porträts in Frage und Antwort
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1963 – 1966 (ZDF); 1990 – 1991 (DFF); 1992 – 2003 (ORB); 2003 – 2004 (RBB). Gesprächsreihe mit Günter Gaus und die bedeutendste Interviewsendung in der deutschen Fernsehgeschichte.Gaus begrüßt jeweils eine herausragende Persönlichkeit aus Politik oder Kultur. Beide sitzen in einem Studio, in dem nichts von dem Gespräch selbst ablenkt. Der Hintergrund besteht lediglich aus schwarzen Vorhängen, beide sitzen in schwarzen Lederstühlen, ein Publikum gibt es nicht. Mehrere Kameras sind auf den Gast gerichtet und zeigen ihn von vorn und im Profil, häufig sehr nah. Das Gesicht des Fragenstellers dagegen ist nur während der ersten Frage im Bild, danach ist er höchstens von hinten zu sehen (Walter Jens nannte Gaus deshalb den „bekanntesten Hinterkopf im deutschen Fernsehen“).Gaus liest penibel formulierte Fragen nach dem Leben und der Arbeit seines Gastes von kleinen Karten ab, hört aber genau zu und fragt, wenn nötig, immer und immer wieder nach. Der Eindruck größter Präzision wird durch seinen markanten Hamburger Dialekt („Schrift-s-teller“) noch verstärkt. Den Schluss der Sendung leitet Gaus fast immer durch die Formulierung „Gestatten Sie noch eine letzte Frage“ ein.Gaus war erst 33 Jahre alt, politischer Redakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“ und hatte keinerlei Fernseherfahrung, als das gerade gegründete ZDF ihm vorschlug, regelmäßig das „Gespräch des Monats“ zu führen. Vorbild für die Sendung war die BBC-Reihe „Face To Face“, in der jeweils ein Gast eine halbe Stunde lang intensiv über sein Leben und sein Werk befragt wurde.Gaus verstand seine Gespräche ausdrücklich nicht als Diskussionen mit dem Gast, sondern als Porträt und Selbstdarstellung durch Fragen und Nachfragen. Weltbild, Ziele, Standpunkte und die Biografie des Befragten sollten deutlich werden. Gaus fragte höflich, bestand aber auf klaren Antworten. Die Reihe setzte Maßstäbe durch die ungeheuer intensive Art der Befragung, die akribische Vorbereitung des Interviewers und die Hochrangigkeit der Gäste. Fast alle führenden deutschen Persönlichkeiten aus Politik und Kultur wurden von ihm befragt.Gaus allein entschied, wer interviewt wurde. Er informierte den Gast grob über die Themen, über die er mit ihm sprechen wollte, und nannte ihm vorab die erste Frage. Erster Gesprächspartner war der damalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, den Gaus u. a. fragte, ob er gerne Bundeskanzler werden wolle. Erhard antwortete: „Ich hab natürlich diese Entscheidung getroffen, und ich möchte Sie und Sie alle am Bildschirm fragen, ob so viel Fantasie dazugehört, diese Frage beantworten zu können. Ich glaube, nein“ (noch im gleichen Jahr wurde Erhard Bundeskanzler). Willy Brandt probte 1964 mit seinen Beratern mehrmals mögliche Fragen und Antworten, um vor Gaus bestehen zu können. Ausgezeichnet wurden die Gespräche mit Gustaf Gründgens (Grimme-Preis mit Bronze 1964) und Hannah Arendt (Grimme-Preis mit Silber 1965). In den ersten Jahren waren außerdem Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Franz-Josef Strauß, Herbert Wehner u. a. zu Gast.Nachdem Gaus das ZDF verließ, setzte er die Reihe zunächst unter dem Namen Zu Protokoll, später als Deutsche fort. 1990 machte ihm das DFF das Angebot, den Umbruch in der DDR mit seiner Gesprächsreihe zu begleiten, die nun wieder monatlich unter dem ursprünglichen Titel lief. Koproduzent wurde Alexander Kluge, der die Sendungen auch in seinem Programmfenster auf Sat.1 zeigte.Nach der Abwicklung des DFF lief Zur Person im ORB weiter. Gäste seit 1990 waren u. a. Friedrich Schorlemmer, Lothar de Maizière, Gregor Gysi, Gerhard Schröder und Harald Schmidt. 2001 wurde der RAF-Terrorist Christian Klar befragt; die Sendung kam aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal.Insgesamt führte Gaus unter den verschiedenen Titeln 245 Fernsehinterviews. Alle sind als Dokumente in den Bestand des „Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ aufgenommen worden. Viele seiner Gespräche sind auf DVD erschienen und in dem Buch „Was bleibt, sind Fragen“ nachzulesen. 2001 wurde Gaus mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet.Die Titelmusik stammte aus „Musik zu einem Ritterballett“ von Ludwig van Beethoven. Bei den Fragenkarten handelte es sich um Pappen, die in Damenstrumpfhosen eingepackt waren. Gaus hatte angeblich herausgefunden, dass sie am wenigsten rascheln. (aus dem Fernsehlexikon von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier)

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  • (geb. 1971) am

    Ein heiter-gelassenes klassisches Musikstück erklingt. Ein abgedunkeltes
    Fernsehstudio, in dem nichts den Zuschauer von dem ablenkt, um das es geht. Ein junger Mann mit schmalem Gesicht, dessen Gelehrsamkeit noch durch die Brille unterstrichen wird, sitzt einer wesentlich älteren Frau gegenüber.
    Brillant formulierte Fragen, ebenso vollendete Antworten. Absolute Klar-heit. Keinerlei Ausflüchte oder gar Banalitäten. Ernsthaftigkeit und Heiter-keit zugleich.
    Die Sympathie zwischen dem Fragesteller und der Befragten ist offensicht-lich. Sie neigt sich ihm zu und schenkt ihm häufig ein offenes, geradezu strahlendes Lächeln.
    Ruhe, Nachdenken und Schweigen im Rauch von Zigaretten. Keinerlei Hast. Der Interviewer fällt der Befragten nicht ins Wort oder schneidet es ihr gar ab. Im Gegenteil: er läßt sie in aller Ausführlichkeit zu Wort kommen.
    Günter Gaus befragt Hannah Arendt. Es war das erste Gespräch aus der Reihe “Zur Person”, das ich sah und das mich sofort faszinierte. Wie unglaublich spannend, wieüberaus informativ, wie intellektuell anregend ein Interview sein kann, wenn es auf so großartige und unübertreffliche Weise geführt wird wie von Günter Gaus.

    Übrigens hat Günter Gaus einige wenige Persönlichkeiten nicht vor das Mikrofon bekommen. Am meisten reute ihn wohl, dass er Marlene Dietrich gegenüber bei seiner Haltung blieb, ihr seine Fragen vor dem Gespräch nicht zugänglich zu machen, woraufhin sie ihm absagte. Weitere potentielle Interviewpartner die sich dem Gespräch mit ihm verweigerten, waren Kurt Georg Kiesinger (der einzige Bundeskanzler, den Gaus nicht interviewt hat), der Verleger Axel Springer sowie der damalige Kardinal Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.)

    Inzwischen habe ich die Interviews, so sie denn auf DVD erhältlich sind (die meisten leider nur in gedruckter Form), alle erworben und meine anfängliche Begeisterung ist nur noch größer geworden.

    Stundenlang kann ich diesem Mann, mit seiner unverwechselbaren Art sp und st zu trennen (was bei ihm übrigens kein Hamburger Dialekt ist, denn Günter Gaus stammt aus Braunschweig) zuhören.
    Dass ausgerechnet ihm eine tückische Krankheit, die ihn viel zu früh “abberief”, seinen wunderbar sonoren Bariton nahm, ist eine Tragödie. Dass er sich davon niemals abhalten lies, auch weiterhin seine
    Interviews zu führen, zeigt die ihm innewohnende Kraft und Stärke.

    Günter Gaus hat mit seiner Sendereihe "Zur Person" das Interview auf ein Niveau erhoben, das seither niemals wieder auch nur in Ansätzen erreicht wurde.
    Vornehm-zurückhaltend und dabei dennoch immer wieder hartnäckig nachfragend ist der Stil dieses Herren so unendlich viel wohltuender und intellektuell anregender als der heutige unerträgliche Talk-Show-Zirkus.

    Wir müssen Günter Gaus dankbar sein für diese Sternstunden des deutschen Fernsehens.

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