2024, Folge 256–272

1984-2017 unvollständig
  • Folge 256 (30 Min.)
    Der Winter auf Langeoog als Kreativ-Zeit: Goldschmiedin Martina Runge hat im Winter endlich Zeit ihre Ideen für neue Schmuckstücke umzusetzen. – Bild: ZDF und Marie Koytek.
    Der Winter auf Langeoog als Kreativ-Zeit: Goldschmiedin Martina Runge hat im Winter endlich Zeit ihre Ideen für neue Schmuckstücke umzusetzen.
    Nordseeurlaub im Sommer kann jeder. Unerschrockene trauen sich auch im Winter ans, aufs oder sogar ins Wattenmeer. Die Region hat mehr zu bieten als Friesentee und Sauna. Für Einheimische ist die Zeit zwischen November und Februar ruhig, aber keineswegs langweilig. Die meisten genießen es, Strand und Straßen mal für sich zu haben. Doch fast alle Insulaner bereiten sich im Winter schon auf die kommende Sommersaison vor. Der 31-jährige Ostfriese Jannes Remmers ist ein echter Macher: Ende 2013 übernahm er die Backstube auf Langeoog. Seitdem versorgt er die rund 20 Quadratkilometer große Insel mit Backwaren.
    In der Hochsaison backen er und sein Team rund 10.000 Brötchen pro Tag – und das müssen sie auch, denn im Winter macht er ein fünfstelliges Minusgeschäft, weil auf der Insel so wenig los ist. Die ruhigen Wochen nutzen Jannes und seine Partnerin Martina Runge, um ihr gemeinsames Projekt „Atelier für Brot & Gold“ voranzutreiben. Martina ist Goldschmiedin und nutzt die ruhigen Wintermonate, um neue Kollektionsteile für den Verkauf im Sommer herstellen zu können. Der gebürtige Westfale Dennis Müller lebt schon seit Anfang 2013 überwiegend auf Norderney.
    Als Profi-Windsurfer war er früher in der ganzen Welt unterwegs, immer auf der Suche nach dem besten Surfspot. Doch inzwischen hat Dennis auf der ostfriesischen Insel ein dauerhaftes Zuhause gefunden. „Hier kann ich zu jeder Jahreszeit mit meinem Board aufs Wasser. Ich mag die raue Natur und die kurzen Wege.“ Im Winter bereitet sich der Profisportler auf die neue Saison vor und gibt Kurse für Kinder. Wohnraum ist ein rares Gut auf den Inseln. Durch viele Ferien- und Zweitwohnungen bleibt immer weniger für die Einheimischen übrig.
    Ein echtes Problem für Ariana Müller: Die gelernte Hotelfachfrau und erfolgreiche Influencerin lebt auf der nordfriesischen Insel Föhr. Wie viele junge Erwachsene auf der Insel wohnt sie mit 24 Jahren immer noch bei ihren Eltern. Bei TikTok berichtet sie von ihrem Alltag auf der Wattenmeer-Insel und beantwortet die Frage „Was macht man eigentlich auf Föhr im Winter?“ Auf Helgoland gibt es zwischen November und Januar kuscheligen Nachwuchs: Rund 650 Kegelrobben kommen dort jedes Jahr zur Welt. Rangerin Ute Pausch und ihr Kollege Michael Janßen sperren dann große Teile des Strandes ab – „um Mensch und Tier voreinander zu schützen“, so erklären sie ihre Arbeit.
    Regelmäßig beobachten sie den Bestand und bringen verletzte Tiere in die Seehundstation nach Friedrichskoog. „Für den Job darf man nicht zimperlich sein, schon gar nicht im Winter“ – trotzdem würde Ute Pausch ihn gegen keinen Bürojob der Welt tauschen wollen. Die „ZDF.reportage“ ist unterwegs auf rauen Nordseeinseln im Winter, besucht Einheimische und zeigt, welche Chancen und Herausforderungen die kalten Monate für sie mitbringen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.01.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 05.01.2024ZDFmediathek
  • Folge 257 (30 Min.)
    1,3 Millionen Menschen in Deutschland gelten als spielsüchtig.
    Spielsucht – die unterschätzte Gefahr. Die Folgen für die Betroffenen sind meist fatal und enden oft im finanziellen Ruin. Doch die Branche boomt immer weiter. Insgesamt 4,5 Millionen Menschen in Deutschland haben Probleme mit Glücksspiel. Das ergab eine Studie der Universität Bremen. 1,3 Millionen Menschen sind sogar süchtig. Die Bundesrepublik hat inzwischen einen der größten Glücksspielmärkte Europas. „Das ist sicherlich ein Phänomen, was in der Vergangenheit unterschätzt wurde“, sagt der Psychologe Tobias Hayer (49). Spielsüchtige hätten „keine Einstiche, wie bei einem Junkie.
    Sie haben keinen torkelnden Gang, keine Fahne, wie beim Alkoholiker. Das gibt den Betroffenen die Möglichkeit, ihre Sucht über Jahrzehnte geheim zu halten.“ So war das auch bei Nicole Dreifeld (35) aus Bremen. Als 18-Jährige arbeitet sie als Aufsicht in einer Spielhalle, fünf Jahre später wirft sie zum ersten Mal vier Euro in den Automaten – und gewinnt. Es folgt eine jahrelange Spielsucht. „Du bist wie in so einer Watteblase, die einfach nur schlimm ist, und es gibt nichts Schönes mehr, weil du immer nur damit beschäftigt bist, das Spielen zu verheimlichen“, sagt sie.
    „Mein großes Kind hat, glaube ich, ganz lange wirklich geglaubt, dass Einkaufen vier Stunden dauern muss, weil ich in der Spielhalle war.“ Seit 2018 ist Nicole Dreifeld spielfrei. Die 35-Jährige leitet heute die nach eigenen Angaben größte Selbsthilfegruppe Deutschlands. Teil der Selbsthilfegruppe ist Sebastian C. (46). Er wohnt im niedersächsischen Zeven, hat bereits als Jugendlicher angefangen zu zocken und insgesamt mehrere hunderttausend Euro verspielt. Seine Sucht gesteht sich Conrad erst ein, als er schon vollkommen zerstört ist. Schulden, Psychiatrie, Selbstmordversuch, Privatinsolvenz.
    „Selbst wenn ich abends aus der Spielhalle herausgegangen bin und gedacht habe, dass es das letzte Mal war, bin ich morgens aufgewacht und schon war wieder dieser Drang da“, sagt er rückblickend über seine Zeit als Spielsüchtiger. Er hätte sich damals mehr Spielerschutz gewünscht. Die Selbsthilfegruppe war für den 46-Jährigen ein Rettungsanker. „Ich muss schon ganz klar sagen, das hat mir das Leben gerettet. Sonst wäre ich jetzt nicht mehr“, sagt er. Aykim K. (32) lebt in der Nähe von Wilhelmshaven und hat als 17-Jähriger angefangen zu spielen.
    Neben den Spielhallen hat er auch in Sportwettbüros gezockt. „Dieser Kick, dieses Gefühl, wenn man mal eine größere Summe gewinnt, ist eigentlich fast unbeschreiblich“, erklärt er. Inzwischen weiß er, was dahintersteckt und veröffentlicht Videos auf YouTube, in denen er über das Thema Spielsucht aufklärt. Ihm selbst ging es beim Spielen immer um Anerkennung, er wollte „so reich sein wie ein Fußballprofi“. Heute arbeitet er als Lkw-Fahrer, seine Privatinsolvenz läuft. In der ZDF.reportage „Vorsicht Glücksspiel! Zocken bis zur Pleite“ erzählen Spielsüchtige ihre Geschichte. Sie zeigen, welche Wege es aus der Spielsucht gibt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.01.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 19.01.2024ZDFmediathek
  • Folge 258 (30 Min.)
    Tatwaffe Messer – schwerste Verletzungen bis hin zum Tod sind häufig die Folge.
    Tatwaffe Messer: Ob im Regionalzug oder im Fitnessstudio, die Angriffe können jeden treffen. Bundesweit sorgen Messerattacken für Schlagzeilen. Für die Opfer sind die Taten oft fatal. Im Jahr 2022 registrierte das BKA 12.355 Messerangriffe – umgerechnet 34 pro Tag. Die Dunkelziffer liegt noch höher. Denn die genannte Zahl umfasst nur die Delikte Körperverletzung und Raub, nicht aber Morde und Diebstähle, bei denen ein Messer zum Einsatz kam. „Der Täter rannte mir entgegen und stach mir innerhalb von Millisekunden das Messer in die rechte Seite“, berichtet Yasin Güler. Der heute 22-Jährige wurde im April 2023 Opfer eines Messerangriffs in einem Duisburger Fitnessstudio.
    Er ist in der Umkleidekabine, als er plötzlich Hilfeschreie hört. Yasin eilt hinzu, doch er kommt nicht weit. Der Student verliert rund fünf Liter Blut. Eine Sanitäterin, die zufällig vor Ort ist, rettet ihm das Leben: „Ohne sie würde ich heute hier nicht sitzen.“ Bis heute kämpft Yasin mit den Folgen. Er hat bereits 13 Operationen hinter sich, dreimal in der Woche geht er zur Dialyse. Erim ist ein Messertäter. Der heute 19-Jährige hat im baden-württembergischen Reutlingen siebenmal auf sein Opfer eingestochen. „Wenn da keine Zeugen gewesen wären, hätte ich vielleicht noch öfter zugestochen.“ Der Tat ging ein Streit mit einem anderen Jungen voraus.
    Erim wurde zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Heute ist er im offenen Vollzug untergebracht. Messerattacken alarmieren auch die Polizei: Am Hamburger Hauptbahnhof herrscht seit Herbst 2023, wie an vielen anderen Orten, eine Waffenverbotszone. Trotzdem finden die Beamten bei Schwerpunktkontrollen regelmäßig Messer. Für die Beamten ist jeder Einsatz, jede Kontrolle und jede Durchsuchung ein Risiko. „Jedes Messer ist gefährlich“, sagt Hauptkommissar Martin Borack. Die „ZDF.reportage: Achtung, Messerstecher! – Gewalt auf unseren Straßen“ trifft Opfer und Täter und fragt, wie diese mit den Angriffen heute umgehen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.02.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 02.02.2024ZDFmediathek
  • Folge 259 (30 Min.)
    Winterwonderland – Selfie an der Ahlbecker Seebrücke
    Schnee auf der Seebrücke Ahlbeck, Eis auf dem Achterwasser – im Winter zeigt die Sonneninsel Usedom ihre raue und faszinierende Seite. Viele Hotels haben geschlossen. Statt Touristenmassen finden nur wenige Urlauber den Weg an die verschneiten Strände. Doch genau diese Einsamkeit lieben manche Gäste, auch die Einheimischen können ihre Insel mal ganz anders erleben. Bäckermeister Thomas Wucke aus Ahlbeck empfindet den Winter auf der Insel als reinste Erholung. Zwar macht er in seiner Backstube, wie jede Nacht, schon um 2:00 Uhr das Licht an – dafür läuft jetzt alles entspannt. 1000 statt 5000 Brötchen backen er und seine Gesellen in dieser Nacht.
    Zu den Stammkunden gehören nicht nur die Gäste im kleinen Bäckerladen, sondern auch eine Rehaklinik und mehrere Hotels, die er jeden Morgen beliefert. Manche Hotels, die sich auf das schwierige Wintergeschäft einlassen, haben auch zu dieser Jahreszeit volles Haus. „Für uns ist jetzt Hochsaison“, erzählt Physiotherapeutin Violetta M. aus dem Heringsdorfer Strandhotel, während sie eine Kundin durchknetet. Die hat die große 70-Minuten-Entspannung gebucht. Schwerstarbeit für Violetta. Ihre Kollegin Yvonne W. sorgt derweil für den Sauna-Aufguss.
    Baden und saunieren, das locke vor allem die Wintergäste. Im Sommer, wenn alle nur an den Strand wollten, machten die Physiotherapeuten oft frei, erzählen sie. „Wir kommen jedes Jahr rund um unseren Hochzeitstag hierher, und besonders diese Ruhe und Weite haben es uns angetan“, erzählt ein Pärchen um die 40 aus Berlin, das durch den Tiefschnee am Strand stapft. Auf der Insel würden sie das ganze Gegenteil vom Großstadtstress erleben. Der Film erzählt von einer faszinierenden Zeit, in der Besucher und Bewohner ihre Insel ganz anders erfahren als sonst. Wer Glück hat mit dem Wetter, kann auf Usedom ein wahres Wintermärchen erleben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.02.2024ZDF
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 14.01.2024
  • Folge 260 (30 Min.)
    Ein Traum für Skifreunde: Pulverschnee und Sonne
    Verschneite Gipfel, Pulverschnee und Après-Ski – ein Wintertraum. Doch die weiße Pracht ist längst Mangelware. Nicht nur Brettlfans fragen sich: Wie geht’s weiter aufm Berg? Acht Millionen deutsche Skifahrer zieht es in die Berge. Der Schneemangel zwingt nicht nur sie zum Umdenken. Wo ist es wann schneesicher? Und wo kann man sich die weiße Pracht noch leisten? Viele Skigebiete setzen auf Nachhaltigkeit, damit der Wintersport kein Auslaufmodell wird. Günstige Angebote sollen die Touristen bewegen, mit der Bahn anzureisen. Anna-Lena und Antonia aus München fahren gern mit dem Zug, trotz der Schlepperei mit der unhandlichen Ski-Ausrüstung.
    Aus Überzeugung. Denn laut BUND entstehen rund 75 Prozent der Emissionen des Wintersports bei der Anreise mit dem Auto. Und ihr Ziel, Zell am See-Kaprun, ist verkehrstechnisch gut angebunden. Überhaupt wirbt der Skiort im Salzburger Land mit attraktiven Angeboten im Nahverkehr. Die ÖPNV-Mobilitätskarte vor Ort macht das Auto eigentlich unnötig. Und doch: Auf dem Parkplatz vor der Talstation stauen sich noch immer die Pkw mit Dachträgern. Das Skigebiet Zell am See-Kaprun hat ordentlich investiert in den vergangenen Jahren.
    Mit erheblichem Kostenaufwand und neuester Technik entsteht dort das Wintervergnügen mit Zukunft – so hoffen es zumindest die Macher. Alle Seilbahnen, Lifte und Gastronomiebetriebe der Gletscherbahnen Kaprun werden zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Tatsächlich haben sie es dort in der Region etwas leichter, sitzen sie doch unterhalb einer der größten „Batterien“ der Alpen – dem Hochgebirgsstausee Mooserboden. Und die Pistenraupen werden neuerdings mit Frittenfett betankt oder sind Hybridfahrzeuge.
    Auf die modernen Raupen sind sie stolz – 360.000 Euro kostete eine. Anderswo war man schon immer sparsamer unterwegs. Der Campingplatz „Sportcamp“ bei Kaprun ist auch im Winter gut gebucht. Viele Gäste kommen aus Deutschland – nicht nur zum Skifahren. Die Camper verbringen eben gern ihren Urlaub im eigenen Bett, auch bei Schnee und Eis. Die Zeiten, in denen man hartgesotten sein musste, um „draußen“ zu nächtigen, sind ohnehin vorbei. Das „Sportcamp“ bietet so manche Annehmlichkeit, um sich aufzuwärmen.
    Verglichen mit den Hotelpreisen, ist der Stellplatz dort zwar günstig, rund 50 Euro die Nacht. Aber ein Billigurlaub ist Campen längst nicht mehr. Überhaupt ist Skifahren ein teures Hobby geworden: Der Tages-Skipass kostet in Zell am See/​Kaprun mittlerweile gut 70 Euro, dazu Anreise, Überachtung, Verpflegung, das geht ins Geld. Aber: Ein Absacker in der Après-Ski-Bar muss immer noch drin sein. Dort trifft man sie alle: die sparsamen Studenten, die Camper und die Öko-Edeltouristen. Alles wie gehabt: Pistengaudi und danach ein Gläschen, das wird sich wohl nie ändern – solange es Schnee gibt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.02.2024ZDF
  • Folge 261 (30 Min.)
    Vor Aufträgen kann sich Heizungsmonteur Christoph Laloi aus Kiel kaum retten, doch nicht alle Wünsche seiner Kunden nach einer zukunftssicheren Heizung kann er erfüllen. Manches ist zu teuer oder geht aus baulichen Gründen nicht. Manchmal helfen auch neue Heizkörper, um den Verbrauch zu senken.
    5,5 Millionen Deutsche können ihre Wohnung aus Kostengründen nicht angemessen warmhalten, so die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Der Schock zum Jahresende: Heizkostennachzahlungen. Die Energiekosten haben sich auf ein hohes Niveau eingependelt, und sie steigen weiter nach dem Wiederinkrafttreten der CO2-Abgabe im Jahr 2024. Vor allem Menschen, die allein wohnen, haben darunter zu leiden – wie Rentner, Alleinerziehende und Studenten. Heizungsmonteur Laloi aus Kiel kommt seit Monaten nicht zur Ruhe. Vermieter und Eigenheimbesitzer stehen bei ihm Schlange, um ihre Immobilie entsprechend der neuen Klimaanforderungen optimieren zu lassen.
    Alle wollen eine geniale Lösung, aber nicht jedes Haus passt für das Gewünschte. Vor allem bei Wärmepumpen müssen die entsprechenden Voraussetzungen vorhanden sein. Oft wird dann einfach nur die Gastherme repariert. Auch Energieberater Jonas Pischer aus Bad Wildbad im Schwarzwald ist in diesen Tagen so gefragt wie nie. Ein großes Projekt steht an. Ein Vermieter will in Herrenberg in einem Mehrparteienhaus alles richtigmachen, um warme Wohnungen zu erschwinglichen Preisen vermieten zu können.
    In Berlin hadern dagegen die Mieter einer ganzen Wohnanlage mit den Heizkostennachzahlungen für das Jahr 2022. Für eine 40-Quadratmeter-Wohnung verlangt die Wohnungsbaugesellschaft von der Rentnerin Christel N. eine Nachzahlung von 4300 Euro. Ihre neue Miete steigt auf 930 Euro im Monat. Es kann aber auch anders gehen. In Buttenwiesen bei Augsburg wird ein Nahwärme-Netz mit der Abwärme der Biogasanlage gespeist. Anfangs waren viele in der Gemeinde skeptisch, aber seit dem Ukrainekrieg, so der Bürgermeister, sei die Nachfrage in die Höhe geschossen.
    „Für uns war das keine Frage“, sagt Sybille Wildau, die mit ihrem Mann und drei Kindern erst ein Jahr zuvor nach Buttenwiesen gezogen ist. „Man muss sich nur ausrechnen, was wir früher an Heizkosten hatten und was wir hier nun bezahlen.“ Die „ZDF.reportage“ besucht Menschen, für die die hohen Heizkosten zu einem echten Problem geworden sind, und begleitet einen Energieberater und einen Heizungsmonteur bei der Suche nach Lösungen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.02.2024ZDF
  • Folge 262 (30 Min.)
    Cooles Camping! Nur etwas für Hartgesottene
    Für Vollblutcamper ist Wintercamping die natürliche Fortsetzung des Sommerurlaubs. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Wintercamper-Zahlen mehr als verdoppelt. Gegen die Kälte helfen Schneeschippen und das gemeinschaftliche Lagerfeuer. Doch wenn es unentwegt schneit, wird das auch für Wintercamper zur Herausforderung. Die bange Frage: Hält das Vorzelt? Rund 120 Fahrzeuge kommen zu einem Wintercamping-Festival in den Bayerischen Wald bei Wiesenfelden. Der Platz bietet nicht viel Komfort, aber das stört dort niemanden. Stattdessen schätzen Teilnehmer wie Steffen Krapf das Community-Feeling: „Wir sind offen für Reisetipps und Erfahrungsberichte der anderen, für Unterhaltungen und Party am Lagerfeuer.“ Angereist kommen die Vollblutcamper mit Wohnmobilen, umgebauten Unimogs und Pkw mit Dachzelt.
    Doch im Winter 2023/​2024 gibt es ungewöhnlich viel Schnee in kurzer Zeit. Alle packen mit an beim Freischaufeln. Doch wer im Zelt campiert, hat jetzt ein Problem. Deutlich mehr Komfort bietet der Fünfsternecampingplatz am Hopfensee im Allgäu, der schon vor 50 Jahren ein Pionier im Wintercamping war: Hallenbad, beheizte Sanitäranlagen, Spabereich, Gaststätte und Schloss Neuschwanstein direkt um die Ecke. In Bayern machten Ann-Susann und Rüdiger Geserick bisher nur im Sommer Urlaub.
    „Es ist unser erstes Wintercamping. Mal sehen, ob das für uns funktioniert.“ Auf dem Campingplatz „Braunlage“ kennen sich die meisten mit Wintercamping aus. Viele kommen seit Jahren mit Kindern, Hund und Schlitten für ein unbeschwertes Wochenende. Da lasten viele Erwartungen auf den neuen Betreibern Nienke und Coen la Croix. Die jungen Niederländer betreiben den traditionsreichen Campingplatz erst seit zwei Jahren. „Es ist ein anstrengender Rund-um-die-Uhr-Job. Aber er macht Spaß, wenn man so nette Gäste hat.“ Eine „ZDF.reportage“ über die – wie manche sagen – schönste Form des Winterurlaubs. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.03.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 01.03.2024ZDFmediathek
  • Folge 263 (30 Min.)
    Wo soll er noch Flüchtlinge unterbringen, fragt sich Matthias Schimpf, Beigeordneter des Landkreises Bergstraße.
    Laut einer Umfrage finden 84 Prozent der Deutschen, dass zu viele Menschen in Deutschland Asyl suchen. Die Flüchtlingskrise ist dauerhaft in Deutschland angekommen. Vor allem die Gemeinden und Kommunen stellt das vor große Herausforderungen. Trotz der stärkeren Hilfe durch Bundesmittel sind die Gemeinden weiter an der Kapazitätsgrenze und wissen nicht, wie und wo sie die Menschen unterbringen sollen. Bereits im Januar 2023 musste Sozialdezernent Matthias Schimpf an der Bergstrasse in Hessen viele neu ankommende Geflüchtete unterbringen.
    Schon damals waren die Plätze in der Zeltstadt in Bensheim sowie in einem Containerdorf und in einem stillgelegten Krankenhaus rar. Seitdem sind die Zahlen weiter gestiegen: Pro Woche kommen durchschnittlich zwischen 50 und 100 Personen dazu. Für sie alle muss Matthias Schimpf Wohnraum finden. Allerdings fehlen ihm Fachkräfte für die Betreuung der Geflüchteten, im Ausländeramt und im Jobcenter. „Wir stecken alle Kraft in Provisorien, um den Menschen ein provisorisches Leben anzubieten.
    Das ist frustrierend,“ sagt Schimpf. In dem 6.000 Einwohnerort Hebertshausen nahe München leben aktuell 234 Geflüchtete. Damit hat Bürgermeister Richard Reischl die durch den Verteilungsschlüssel festgelegte Quote ums 4-fache erfüllt. Doch Hebertshausen kommt mit der Lage gut zurecht. Fast 90 Prozent der im Ort lebenden Asylsuchenden sind inzwischen in Arbeit oder engagieren sich ehrenamtlich. „Ein Helferkreis übernimmt hier das, was eigentlich Aufgabe des Staates sein sollte,“ sagt Reischl.
    Der Bürgermeister fordert eine Arbeitspflicht für alle Neuen, auch für die mit schlechter Bleiberechtsperspektive. In seiner Gemeinde verrichtet ein großer Teil dieser Geflüchteten gemeinnützige Arbeit. Reischl ist davon überzeugt, dass es Hebertshausen durch solche Maßnahmen besser als manch anderen Orten gelingt, die Geflüchteten nicht als Bedrohung, sondern als Chance anzusehen. Die „ZDF.reportage“ über die Herausforderungen von Gemeinden in der Flüchtlingskrise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.03.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 08.03.2024ZDFmediathek
  • Folge 264 (30 Min.)
    Metzger Volkmar Woite hat oft das Gefühl, dass viele Menschen keine Lust mehr auf Arbeit haben.
    Die Stimmung ist schlecht. Steigende Preise belasten die Geldbörsen, Geringverdiener kommen kaum über die Runden. Gleichzeitig wird das Bürgergeld immer mehr zum Streitpunkt. Kann man im sozialen Netz genauso gut oder sogar besser leben? Schließlich bekommen Berechtigte die Miete und andere Vergünstigungen. Viele Arbeitgeber sind sich sicher: Das schafft falsche Anreize. Sozialverbände widersprechen: die Debatte diffamiere Hilfsbedürftige. Christian F. (31) hat keine Berufsausbildung. Als Ungelernter hat er die vergangenen Jahre als Taxifahrer gearbeitet. Jetzt hat er keine Lust mehr auf diesen Job – will nicht weiter zum Mindestlohn arbeiten.
    Christian möchte Bürgergeld beantragen und erst einmal von der Grundsicherung leben – statt im Job weiter ausgebeutet zu werden, wie er sagt. Für Oliver R. käme es nie in Frage, Bürgergeld zu beantragen. Der 42-Jährige arbeitet Vollzeit in der Gastronomie. Trotz schlechter Bezahlung und finanzieller Probleme sieht er es als seine Verantwortung an, für seinen Sohn ein Vorbild zu sein und ihm den Wert von harter Arbeit zu vermitteln. Die Idee, ein positives Beispiel zu geben, ist für ihn von unschätzbarem Wert.
    Volkmar Woite (63) sucht für seine Fleischerei dringend Mitarbeiter. Der Unternehmer zahlt über dem Mindestlohn. Doch er findet keine Leute. Das Jobcenter hat ihm die Bewerbungsunterlagen von 60 Interessenten geschickt. Davon haben sich nur ein Dutzend gemeldet – und die wollten entweder zusätzlich zum Bürgergeld schwarz bei ihm arbeiten oder haben klar zu verstehen gegeben, dass sie komplett unmotiviert sind. Für den Unternehmer bedroht der akute Personalmangel die Zukunft des Familienbetriebes. Die „ZDF.reportage“ beleuchtet die Diskussion um das Bürgergeld. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.03.2024ZDFDeutsche Online-PremiereDo 21.03.2024ZDFmediathek
  • Folge 265 (30 Min.)
    Die Kamera ist immer dabei: Influencerinnen teilen ihr Familienleben mit der Community.
    Erziehungstipps, in Szene gesetzte Babybäuche, Entbindungs-Q&As – die Sozialen Medien sind voll mit solchen Beiträgen. Doch die scheinbar privaten Bilder sind ein knallhartes Geschäft. Eltern produzieren massenhaft Fotos und Geschichten rund ums Familienleben – und sind damit ideale Werbepartner. Unternehmen schichten gezielt ihre Werbebudgets in Social-Media-Kooperationen um. Aber wer sorgt sich um die betroffenen Kinder? Doresa und Kisu sind beide erfolgreiche Influencerinnen, haben Kinder und teilen seit deren Geburt den Großteil ihres Alltags mit der Community.
    Das „Happening“ rund ums Kinderkriegen wird dabei von Schwangerschaft zu Schwangerschaft eher größer als kleiner. Ob Babyshower-Party, Einrichten der Kinderzimmer, Hausgeburt oder das beliebteste Kinderessen – alles wird vermarktet, denn die Follower auf Instagram und TikTok sind immer dabei. Die Branche ist ein boomendes Business. Kann eine Influencerin mit hohen Follower-Zahlen aufwarten, wird sie für Unternehmen eine interessante Geschäftspartnerin.
    Denn mit dem richtigen Family-Content bei TikTok und Instagram kann sie ganz nebenbei auch die passenden Werbebotschaften verkaufen. Als sogenannte „Content-Creatorin“ lässt sich also gut von zuhause aus Geld verdienen. Eine Win-Win-Situation für Eltern wie Unternehmen? Es gibt die Kehrseite der goldenen Geldmaschinerie. Was wie eine harmlose Erinnerung an lustige und schöne Momente in der Kindheit aussieht, kann im Internet veröffentlicht nicht nur langfristig peinlich, sondern auch gefährlich werden.
    Der Kinderschutzbund gibt deshalb klare Empfehlungen für Privatpersonen wie auch Influencer und kritisiert den unbesorgten Umgang mit Family-Content im Netz. Auch Hebamme Laura Rohman-Höhn produziert seit 2019 Content rund um das Thema Schwangerschaft, Geburt und Babys erstes Lebensjahr. Jedoch nutzt Laura ihre Popularität im Netz vorrangig für Aufklärungszwecke, da in Deutschland ein dramatischer Hebammenmangel herrscht. „Viel zu viele Frauen stehen vor und nach der Geburt mit ihren Fragen alleine da.
    Das ist für sie extrem belastend.“ Von Sex kurz vor der Geburt, über Kaiserschnitt bis hin zu Tipps gegen Milchstau – in ihren Videos thematisiert Laura alles, was man eigentlich mit seiner Hebamme im privaten Rahmen bespricht. Das Feedback ihrer Follower ist überwältigend positiv und dankbar. Die „ZDF.reportage“ wirft einen Blick hinter die Kulissen des boomenden Business: Warum funktioniert dieses Thema online so gut? Wer verdient an dem Hype? Und wo bringt es Mütter und Väter in Konflikte? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.03.2024ZDFDeutsche Online-PremiereDo 28.03.2024ZDFmediathek
  • Folge 266 (30 Min.)
    Restaurant besuchen oder liefern lassen? Gastronomin Khanh Linh Pham aus Leipzig fährt ein zweigleisiges Gastrokonzept.
    Viele Gastronomen schauen mit Sorgen auf das Jahr 2024. Seit Januar gilt wieder der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Die Wirte befürchten durch die höhere Preise weniger Gäste. Viele Betriebe werden die Kosten zeitversetzt an die Kunden weitergeben müssen, andere planen Änderungen am Restaurantkonzept. Mancher wird wohl ganz aufgeben, wenn Einsatz und Ertrag nicht mehr in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Drei Jahre vor der Wende begann Thomas Schreiter seine gastronomische Laufbahn mit dem DDR-Jugendclub „Anger“. Die Gaststätte ist heute eine Institution in Neuwürschnitz – besonders wegen ihrer legendären Schnitzelplatten.
    Neuwürschnitz ist eine kleine Gemeinde mitten in Sachsen. Chemnitz und Zwickau sind mit dem Auto in einer halben Stunde zu erreichen. Schreiter fürchtet, dass viele Gäste von dort bald nicht mehr kommen werden, sollte er die Erhöhung der Mehrwertsteuer eins zu eins an seine Gäste weitergeben. „Ich kann nicht alles teurer machen, dann kommt keiner mehr“, sagt er. „Ich habe die Wende überlebt, die Flut 2002 und auch Corona. Aber ob ich diese Inflation überlebe, das weiß ich nicht.“ Reinhard Stanschus und seine Frau Marion sehen die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz ebenfalls kritisch.
    Seit sieben Jahren betreibt das Paar eine Gaststätte im schwäbischen Neckarsulm. Zum Konzept des Paares gehört auch ein Cateringangebot und ein eigener Food-Truck. „Durch verschiedene Standbeine können wir interne Kosten besser verteilen und auch mal eine Auftragsdelle verkraften.“ Und für den Notfall haben beide den Kontakt in ihre angestammten Berufe als KFZ-Mechaniker und Postangestellte behalten. Auch Khanh Linh Pham aus Leipzig fährt ein zweigleisiges Gastrokonzept. Neben ihrem vietnamesischen Restaurant betreibt sie einen lokalen Lieferdienst. Was konkret die Mehrwertsteuererhöhung für ihr Geschäft bedeutet, kann Khan Linh noch nicht absehen.
    Aber sie ist sich sicher: „Aufgeben werde ich auf keinen Fall! Notfalls erhöhe ich meine Arbeitszeit auf 70 Wochenstunden.“ Anett und Ralf Ulrich haben sich für das Gegenteil entschieden: Die Familie hat ihr Gasthaus in Vellmar Ende Januar 2024 geschlossen. Dem Paar blutet das Herz, aber: „Wir tauschen die Freiheit der Selbstständigkeit gegen die Sicherheit einer Festanstellung. Die Gründe dafür kann sicher jeder nachvollziehen.“ Zum Abschied gab es noch mal eine Party, mit Preisen wie vor zehn Jahren und einem Berg Frikadellen. Eine ZDF.reportage über Sorgen der Gastronomen für die Zukunft. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.04.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 05.04.2024ZDFmediathek
  • Folge 267 (30 Min.)
    Carlotta Hahn ist in ihrem dritten Studiengang. Sie zweifelt manchmal, ob Studieren wirklich das Richtige für sie ist.
    Immer noch sind Akademikerkarrieren höher angesehen als Handwerksberufe. Studienabrecher, die ins Handwerk wechseln, haftet häufig der Makel „nicht geschafft“ an. Doch mancher fühlt sich in einer direkten Berufsausbildung wohler, als im Unialltag mit Prüfungsdruck. In den Handwerksbetrieben freut man sich, wenn Studienabbrecher im Handwerk eine neue Chance sehen, denn viele Ausbildungsplätze dort sind unbesetzt. Kai Niklas Kanehl begann nach dem Fachabitur ein Studium der Sozialarbeit. Nach dem zweiten Semester entschied sich der 22-Jährige, aufzuhören – und begann eine Lehre als Steinmetz in Remscheid.
    Seine Mutter bestärkte ihn in seinem Entschluss. Nun arbeitet er mit der Hand, meißelt Grabsteine und hilft, sie auf dem Friedhof zu setzen. Esin Karagöz hat ihr Lehramtsstudium geschmissen und eine Ausbildung zur Köchin gemacht. Inzwischen hat die 24-Jährige sogar schon einen Preis für ihre Kreationen bekommen. Ihr Chef, Robert Mangold vom Restaurant „Lafleur“ in Frankfurt, stellt gezielt Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher ein: „In Deutschland nennen wir Leute, die was anderes machen, immer Abbrecher und sprechen von Scheitern, dabei sind das einfach Umsteiger, die ihr Leben selbst gestalten – das muss honoriert werden!“ Carlotta Hahn ist noch unentschieden.
    Zwei Studiengänge hat sie bereits abgebrochen, jetzt studiert sie im siebten Semester Psychologie an der Uni Mainz. Glücklich ist sie damit nicht, doch sie scheut sich, aufzugeben, zu viel hat sie schon investiert. Für Menschen wie sie gibt es das „Beratungsnetzwerk Queraufstieg“. Bei Veranstaltungen wie einer „Fuckup Night“ in Osnabrück werden Studierende beraten, was für sie eine mögliche Alternative zum Uni-Abschluss sein könnte. Eine „ZDF.reportage“ über junge Menschen, die zwischen Uni-Abschluss und Handwerksausbildung schwanken. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.04.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 12.04.2024ZDFmediathek
  • Folge 268 (30 Min.)
    Aiko (r.) und Stefan (l.) auf den Treppen ihrer Geisterbahn
    Zwei Quereinsteiger träumen den Traum vom Schaustellerleben. Aber der Weg dorthin ist hart. Werden es Aiko und Stefan schaffen, mit ihrer Geisterbahn durchzustarten? Noch einmal neu anfangen, als Selbständiger – dazu braucht es Mut, Ausdauer und eine gute Geschäftsidee. Aiko und Stefan ahnen noch nicht, dass es viel schwerer wird, als sie anfangs denken. Aiko und Stefan Bartsch sind aus Wiefelstede in Niedersachsen. Für den Tontechniker an einem Theater und den Lageristen in einem Baustoffhandel sind die Brot-Jobs mehr Pflicht als Neigung.
    Besonders der künstlerisch begabte Stefan träumt schon lange den Traum vom bunten Schaustellerleben und teilt mit seinem Partner Aiko die Vorliebe für Horror und Grusel. Als das Paar in die Nachbarschaft von Schaustellern zieht, hören sie zum ersten Mal von der 60 Jahre alten, eingelagerten Geisterbahn. Die Erfüllung von Stefans Kindheitstraum – zum Greifen nah. Dass sie für ihr kühnes Vorhaben einen Kredit von 180.000 Euro aufnehmen müssen, schreckt dies die Jungunternehmer kaum. Zumindest bis zu dem respekteinflößenden Moment, als Aiko den Abruf des Kredits auslöst: „Ich fand’s schon irgendwie komisch.
    Wir haben noch nie so viel Geld auf dem Konto gehabt.“ Das Geld fließt in das alte Fahrgeschäft, aber nicht nur. Die Geisterbahn allein kostet „nur“ 70.000 Euro, dazu kommt eine Zugmaschine, zwei Packanhänger, ein Wohnwagen und viel Renovierungsmaterial. Alles für die Zukunft „on the road“. Deshalb braucht das Jungunternehmerpaar möglichst schnell Einnahmen, denn zum Start der Kirmessaison gibt Stefan seinen Job auf.
    Ihr ambitionierter Plan: Bereits Ende Februar wollen sie auf ihrer ersten Kirmes in Versmold stehen. Deshalb müssen sie sich mit der umfangreichen Renovierung ihrer Geisterbahn sputen und die Nächte und Wochenenden durcharbeiten. Noch arbeiten sie Vollzeit mit völlig konträren Arbeitszeiten. Stefan kümmert sich als Kreativpart um alle Design-Arbeiten, während Aiko für das technische Update der alten Bahn verantwortlich ist. Ins Schaustellergewerbe haben sie durch von ihnen organisierte Halloweenparties allenfalls reingeschnuppert.
    Ein kühner Start in eine Branche, in der Quereinsteiger selten sind und misstrauisch beäugt werden. In die über Generationen weitervererbten Schaustellerbetriebe wird man eigentlich nur hineingeboren. Aiko und Stefan erfahren bald, wie hart die Branche ist. Ein gutes Zeitmanagement ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Ihres: stark ausbaufähig. Beim Aufbau des „Spukschlosses Bartsch“ auf ihrem allerersten Jahrmarkt in Versmold bleibt es durch zahlreiche Pannen lange spannend. Schaffen sie es überhaupt, zu eröffnen? Die knappe Aufbauzeit verlangt ihnen alle verfügbaren Kraftreserven ab.
    Da bleibt auch bei den beiden Quereinsteigern kein Auge trocken – verständlich. „Ja wir haben so viel reingesteckt, aber uns hat das n’ büschen mehr zusammengeschweißt“ meint Stefan irgendwann schluchzend. Nur wenig ist gelungen, der Aufbau muss mehrmals unterbrochen werden. Sie eröffnen mit erheblicher Verspätung. Am Ende reicht es nur für wenige Fahren mit zahlender Kundschaft. Aber immerhin, ein Anfang ist gemacht. Das Abenteuer Selbständigkeit geht für Aiko und Stefan gerade erst los … (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.04.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 19.04.2024ZDFmediathek
  • Folge 269 (30 Min.)
    Sein Geld als Schauspieler, Modedesigner, oder Schlagersänger verdienen, davon träumen viele. Doch der Weg zum Erfolg ist langwierig und hart. Wer den Sprung ins Showgeschäft wagt, braucht einen langen Atem. Oft platzt der Traum schon, bevor er Wirklichkeit wird. Doch mit Ausdauervermögen und der Unterstützung der Familie hat man zumindest eine Chance, es im „Traumjob“ zu schaffen. Alexandra Schiller will nach der Geburt ihrer Tochter wieder als Schauspielerin durchstarten. Doch der Markt ist hart umkämpft. Ihr Traum wäre eine regelmäßige TV-Rolle.
    Aber bisher lässt der große Durchbruch auf sich warten und Alexandra lebt von kleineren Rollen und Werbedrehs. Zum Glück ist Ehemann Martin Ingenieur und hat eine Festanstellung. Die Rechnungen sind also gedeckt. Aber richtig glücklich macht das Alexandra nicht. Sie will von ihrem Traum leben: „Ich möchte mit meinem Beruf Geld verdienen.“ Karl Frenzel ist mit seinen 52 Jahren eigentlich schon längst angekommen. Er ist vierfacher Vater, führt eine Praxis als Allgemeinmediziner und Psychotherapeut, lebt in einem schönen Haus in Aachen und ist verheiratet.
    Doch trotzdem hat er das Gefühl, dass etwas in seinem Leben fehlt. Karl Frenzel möchte Popstar werden. Seit seiner Kindheit spielt er Klavier und komponiert eigene Songs, die er jetzt auf der Bühne präsentieren möchte. „Das ist unser Ziel, dass unsere Songs einfach bekannter werden und wir genau diese Party in ganz Deutschland machen können.“ Doch das alles muss Frenzel mit seinem Familienleben vereinbaren. Die gelernte Schneiderin und Designerin Khatera Ali entwirft und näht Taschen und Gürtel aus veganem Material.
    Die 43-Jährige glaubt fest an ihren Traum, mit eigenen Kreationen erfolgreich zu sein: „Ich spüre mit jeder Faser meines Körpers, dass ich da sein werde, wo ich sein möchte.“ Dabei war sie schon mal an einem anderen Punkt in ihrem Leben: Sie hatte ein eigenes Ladenlokal, ihre Taschen wurden in Zeitschriften besprochen. Doch nach einem schweren Schicksalsschlag kam sie ins Straucheln. Jetzt will sie wieder neu angreifen. Ihr Traum: Vom eigenen Modelabel leben können. „ZDF.reportage“ über den Zwiespalt, den großen beruflichen Traum zu verfolgen oder aufzugeben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.04.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 26.04.2024ZDFmediathek
  • Folge 270 (30 Min.)
    Check-In-Agent Niklas verdient in der Schweiz dreimal so viel Geld wie in Deutschland.
    Die Schweiz, eines der reichsten Länder der Welt, ist für viele Deutsche ein Sehnsuchtsort. Hohe Löhne, gute Arbeitsbedingungen, und vor allem ein hoher Bedarf an Fachkräften. Genau deswegen entwickelt sich der reiche Nachbar aber auch zum Schreckgespenst – im immer härteren Kampf um Arbeitskräfte. In der Deutsch-Schweizer Grenzregion zeigt sich, was Deutschland fast überall blüht: Akuter Personalmangel. In vielen Branchen blutet die deutsche Grenzregion aus, weil Menschen rüber machen. Rund 65.000 Deutsche verlassen die Eurozone als Grenzpendler, um in der Schweiz zu arbeiten.
    Sie verdienen in der Schweiz im Mittel rund 70 Prozent mehr als in Deutschland. Da ist der deutsche Flughafen-Mitarbeiter Niklas Nowak, dessen Gehalt in Zürich drei- bis viermal höher ist: „Die Schweiz ist ein Goldesel und hier spuckt der Esel gleich noch mehr aus, wenn man ihn anstupst“, sagt er. Da sind Pflegekräfte wie Stefanie Brenzel, die in der Schweiz nicht nur mehr verdienen, sondern auch noch bessere Arbeitsbedingungen haben. Da sind Supermanager und Supermanagerinnen in der Pharmaindustrie, die mit ihrem Schweizer Gehalt in Deutschland auf großem Fuß leben können.
    Das ärgert die Daheimgebliebenen. Zum Beispiel Pflegedienstleiter David Grau, der die alten Menschen nicht mehr versorgen kann, sich als der Dumme fühlt. Er muss abfedern, was Grenzpendler zurücklassen: „Das funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad, dann kollabiert das System irgendwann. Wenn alle in der Schweiz ihr Geld verdienen, wer versorgt dann die Menschen hier?“ Schreiner Markus Stoll in Klettgau, direkt hinter der Schweizer Grenze, hat von seinen letzten sieben Azubis sechs an die Schweiz verloren. Aber die Grenzlage ist für ihn trotzdem auch Segen: Denn der Schreiner profitiert auch vom reichen Nachbarn, Aufträge in der Schweiz sind lukrativ.
    Und auch der regionale Einzelhandel macht Geld mit Schweizer Shopping-Touristen: Der Marktkauf in Weil am Rhein, im Dreiländereck, ist der umsatzstärkste in ganz Deutschland. Für viele Einheimische sind die Schweizer Hamsterkäufer in deutschen Supermärkten, Drogerien und Baumärkten dagegen oft einfach nur nervig. Die ZDF.reportage „Reicher Nachbar Schweiz – Leben und Arbeiten in der Grenzregion“ zeigt Licht und Schatten für die Menschen diesseits und jenseits der Deutsch-Schweizer Grenze. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.05.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 03.05.2024ZDFmediathek
  • Folge 271 (30 Min.)
    Kleine Handwerksfirmen, wie die von Ofenbauerin Sabine Finselberger und Sohn Nic, halten Deutschland am laufen.
    Mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Viele von ihnen sind in den 62.000 Gewerbegebieten in Deutschland angesiedelt. Eines ist das Gewerbegebiet Rheinbach. Hier arbeiten viele dieser Malocher. 200 Firmen mit rund 3200 Mitarbeitern produzieren, entwickeln, bauen und verkaufen dort ihre Waren und Dienstleistungen. Eine Herausforderung in Zeiten von Inflation und Facharbeitermangel. Die Brüder Giorgio und Francesco Tartero betreiben erfolgreich eine Pastamanufaktur und ein gut gehendes Restaurant.
    An Aufträgen mangelt es ihnen nicht – denn „gegessen wird immer“, sagt Giorgio Tartero. Doch sie suchen ständig neue Arbeitskräfte. Fündig werden sie immer wieder bei den Migranten, die jüngst nach Deutschland gekommen sind. Claus Trilling, Inhaber eines Autohauses, bezeichnet seine wirtschaftliche Lage als „dramatisch“, denn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kaufen die Verbraucher sehr zögerlich einen Neuwagen. Auch neue Auszubildende für die Kfz-Werkstatt findet er kaum noch.
    „Es gibt keine Probleme, sondern nur Lösungen.“ Dieses Motto beherzigt Sabine Finselberger, Kaminbauerin und Chefin eines Familienbetriebes. Das Unternehmen erstickt gerade an Aufträgen. Denn immer mehr Menschen denken in der Energiekrise um, wollen eine Alternative zu fossilen Brennstoffen. Und setzen jetzt auf Holz. Doch die Lieferengpässe machen ihr zu schaffen, sie muss viele Kunden vertrösten. Ebenfalls ein Problem: fehlende Mitarbeiter. Dieses Problem hat sie auf ihre Art gelöst: Ihre Söhne müssen mit anpacken, und auch die 54-Jährige geht immer wieder selbst auf die Baustellen.
    Max Maurer verkauft Wohnwagen und Wohnmobile jeglicher Art. Er leitet den Standort in Rheinbach eines Familienbetriebes, den sein Schwiegervater gegründet hat. Die Coronapandemie war für sein Unternehmen ein Segen, denn als Mallorca und die Malediven unerreichbar waren, lag Camping voll im Trend. Doch nun drücken die Inflation und steigende Kosten für Lebensunterhalt und Energie die Kauflaune der Verbraucher.
    „Klar, die Sorge ist da, aktuell ist die Situation nicht schön. Viele wissen auch nicht, wie sich die Situation verändert, und das merkt man auch am Kaufverhalten der Kunden.“ Karl-Heinz Breuer betreibt die Tankstelle in Rheinbach. Nach der Ahr-Flut musste er alles neu aufbauen. An hohen Spritpreisen verdient er kaum, dafür ist der Tankstellenshop eine Goldgrube. Wenn das Geschäft „boomt“, ist er froh, denn er kann seine Schulden bezahlen. Eine „ZDF.reportage“ aus dem „Maschinenraum“ der deutschen Wirtschaft. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.05.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 10.05.2024ZDFmediathek
  • Folge 272 (30 Min.)
    Wer selbst bauen oder ausbauen will, sieht sich oft einem Großprojekt gegenüber. Bauernhaus oder Fertighaus – beides kann zum Abenteuer werden. Es ist ein Prozess, der viel Nervenstärke erfordert: von der Grundstückssuche bis zur Hausplanung, von der Baugenehmigung bis zur Auswahl eines Bauunternehmens. Und nicht zu vergessen, sind es die Hausbau-Kosten, die im Auge behalten werden müssen. „In Berlin finden wir einfach keinen angemessenen und bezahlbaren Wohnraum für uns alle“, erzählt Sara, Mutter von vier Kindern, im Hauptberuf Erzieherin. Zusammen mit ihrem Mann Max träumt sie vom Leben auf dem Land.
    Weit weg, in Vorpommern, finden sie ein günstiges, aber stark sanierungsbedürftiges Bauernhaus. Die Hausbau-Finanzierung wird nur durch Eigenleistung möglich. Mit dem Ausbau in Eigenregie beginnt für die Familie ein Kraftakt, denn Max und Sara gehen wochentags arbeiten und haben nur am Wochenende Zeit fürs Hausprojekt. Das wird scheinbar immer größer. „Ich wollte nie einer sein, der 200 Sachen gleichzeitig macht“, sagt Max, hauptberuflich Heilerziehungspfleger, der genau diesen Zustand nun im Dauermodus erlebt. Das Haus fordert alles von ihnen. In einer kleinen Gemeinde im hessischen Taunus wollen Torben und Marcel ihren Traum vom eigenen Haus auf ganz andere Weise verwirklichen.
    Sie haben auf ein Fertigteilhaus gespart, das sie selbst entscheidend mitgestalten konnten. Doch nach dem blitzschnellen Errichten des Hauses beginnt auch für sie eine kräftezehrende Anstrengung. Der Innenausbau stellt sie vor Herausforderungen, die sie aus ihrem sonstigen Alltag – Marcel ist Psychologieprofessor, Torben arbeitet als Steward bei einer Fluggesellschaft – nicht kennen. „Der Stress hier hat uns schon Grenzen gebracht – vor allem zeitlich haben wir das Projekt Hausbau völlig unterschätzt“, sagt Torben.
    Ähnlich wie Max und Sara werden auch sie von Handwerkern versetzt, warten gefühlt ewig auf fließendes Wasser und schlagen sich mithilfe von YouTube-Tutorials durch die komplizierte Welt des Selbsthausbaus. Ob Häuslebauer auf dem flachen Land oder Städter mit Architektenhaus, sie alle stehen vor ähnlichen Entscheidungen: energieeffizientes Bauen mit Mehrkosten oder günstigere Lösungen und perspektivisch hohe Energiekosten? Vergabe an Generalunternehmer und schlüsselfertig Bauen oder Eigenverantwortung und „Muskelhypothek“? In fast jedem Fall wird aus dem Traum vom Eigenheim schnell ein Großprojekt Hausbau. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.05.2024ZDFDeutsche Online-PremiereFr 17.05.2024ZDFmediathek

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