158 Folgen, Folge 24–46

  • Folge 24 (30 Min.)
    Lodz – Deutsche kennen die Stadt aus dem Lied „Theo! Wir fahr’n nach Lodz.“ Dann hört es mit den Kenntnissen schnell auf. Lodz, drittgrößte Stadt Polens, träumt noch immer vom Glanz der einst florierenden Textilindustrie im 19. Jahrhundert. Prunkvolle Stadtpaläste und die wohl längste Prachtstraße Europas erzählen von der Zeit, als Stoff die Stadt prägte. Da kann man anknüpfen, dachte sich das junge Paar Justyna und Maciek, und gründete in Lodz eine Firma für Modedesign. „Pan tu nie stal“ heißt ihr Label, „Hier standen Sie nicht“ – Mit diesem Spruch wurde früher protestiert, wenn sich jemand in der „sozialistischen Warteschlange“ vordrängeln wollte. Die frechen T-Shirts der jungen Firma sind mittlerweile ein Renner in ganz Polen.
    Anna Stepkowska kann sich mit dem jahrelangen Stillstand ihrer Stadt nicht abfinden. Mit einer Thermoskanne und Stellenangeboten ausgestattet, steigt sie morgens in den Zug nach Warschau, um Pendler zu überreden, in Lodz Arbeit zu suchen. Miriam Szychowska, die Gattin des Rabbiners von Lodz, hat große Ziele, will dabei aber die Vergangenheit nicht vergessen. Sie tut alles dafür, dass es in Lodz wieder eine lebendige jüdische Gemeinde gibt. Einen jüdischen Kindergarten leitet sie schon. Der junge ambitionierte Fotograf Stef glaubt fest an den Wideraufstieg von Lodz, sein Fotoprojekt verbindet Vergangenheit und Gegenwart. In „Lodzer Lust – Lodzer Last“ geht es um Menschen, die um ein besseres Leben kämpfen für sich und ihre Stadt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.04.2017Das Erste
  • Folge 25 (30 Min.)
    Sie sind schön, sie sind bunt – sie gehören zur Samburu-Kultur in Kenia. Doch der prächtige Perlenschmuck für die jungen Mädchen des Samburu-Volkes hat Schattenseiten: Die Perlen sind Geschenke von Kriegern, für die es als Gegenleistung von den Mädchen Sex gibt, wann immer es die Männer wollen. So ist die Tradition. Dagegen kämpft Josephine Kulea im abgelegenen Norden Kenias. Ihr Ziel: Mädchen vor sexuellem Missbrauch zu retten. Wie Rosila, die heute ein Internat besucht. Vor vier Jahren sah ihr Leben ähnlich aus wie das anderer Mädchen.
    Rosila wurde mit einem viel älteren Mann verheiratet – als Neunjährige. Nach der „Hochzeit“ sind sich Rosila und Josephine Kulea zufällig in der Stadt begegnet. Das war für das Mädchen die Rettung. In der Schule musste Rosila erst lernen, wie man einen Stift hält. Mit neun Jahren. Inzwischen ist sie Klassenbeste. Aber: Sie hat den Pfad der Traditionen verlassen. „Wenn ich meine Geschichte erzähle, denke ich, ich bin nicht okay“, sagt sie. Doch einzelne Mädchen zu retten, ist nicht genug.
    Was zählt, ist vor allem Aufklärung. „Was wir heute versuchen zu vermitteln, ist schlicht der Inhalt der kenianischen Verfassung“, sagt Josephine Kulea. „Wir versuchen ihnen zu sagen, dass wir nicht gegen die Samburu-Tradition an sich sind. Wir wollen die guten Seiten der Tradition erhalten.“ ARD-Korrespondentin Sabine Bohland war im Samburu-Land unterwegs und hat die bewegenden Geschichten der Mädchen gesammelt. Geschichten einer Gesellschaft, deren Riten nicht mehr zum modernen Kenia passen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.04.2017Das Erste
  • Folge 26 (30 Min.)
    Am 19. Mai sind mehr als 50 Millionen Iraner aufgerufen, ihren Präsidenten zu wählen. Hassan Rohani stellt sich zum zweiten Mal zur Wahl. Vor vier Jahren galt er vielen als Hoffnungsträger, als er den Bürgern zwei Versprechen gab: Reformen im Inneren und Öffnung nach außen. Das historische Atomabkommen mit dem Westen im Sommer 2015 war ein großer Erfolg für Rohani und beendete die jahrelange Isolation des Iran. Nach der Aufhebung vieler Sanktionen erwartete und erhoffte die Bevölkerung den wirtschaftlichen Aufschwung. Doch dieser ist bislang nicht eingetreten. Rohani gelang es auch nicht, den Menschen im Iran mehr Freiheiten zu verschaffen. Die erzkonservativen Kleriker und Hardliner wussten das zu verhindern. Die Wahl am 19. Mai ist eine wichtige Weichenstellung: Wenn Hassan Rohani als Präsident wiedergewählt wird, bedeutet das auch eine Bestätigung seiner Annäherungspolitik an den Westen.
    Sollte er jedoch die Wahl verlieren, ist der pro-westliche Kurs beendet. Genau das fordern die Hardliner im Iran seit langem, nicht erst seit mit dem neuen US-Präsidenten Trump der Tonfall aus Washington gegenüber Teheran harsch geworden ist. Abseits der Politik bemerkt man im Land eine Reihe von Veränderungen. Nach Jahrzehnten der Abschottung besuchen nun immer mehr westliche Touristen den Iran, wie ARD-Korrespondentin Natalie Amiri erfuhr. Auf ihrer Reise durch die Islamische Republik zeigt sie ein facettenreiches Land und seine Bewohner zwischen Aufbruch und Repression. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.05.2017Das Erste
  • Folge 27 (30 Min.)
    Das Ende der Welt liegt mitten im Atlantik. Fünf Tage, mit Kurs nach Nordwesten, dann erst taucht der steile schwarze Felsen vor dem Bug der „RMS St. Helena“ auf. Die RMS St. Helena ist eines der zwei letzten königlich-britischen Postschiffe und noch immer die einzig Möglichkeit, St. Helena zu erreichen oder Waren dorthin zu transportieren. Die Einwohner warten deshalb oft sehnsüchtig auf die Ankunft oder brechen in Panik aus, wenn sich der Fahrplan ändert. Thomas Denzel hat mit seinem Team die Reise auf dem Postschiff mitgemacht und die Menschen von der Insel getroffen. 4500 Menschen leben heute auf St. Helena, viele Nachfahren der Verbannten, die die britische Krone los werden wollte, der berühmteste unter ihnen ist Napoleon. Eine Reportage über das Leben am Ende der Welt, die einzigartigen Farnwälder und das Postschiff. Denn in Kürze soll der Flughafen in Betrieb gehen, dann rückt die Welt da draußen plötzlich erheblich näher. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.05.2017Das Erste
  • Folge 28 (30 Min.)
    Karina hatte ihren Mann 15-mal angezeigt. Er hatte sie geprügelt, vergewaltigt. Die Polizei in Buenos Aires kümmerte sich nicht. Am Ende der Gewaltspirale zündete ihr Mann Karina an. Sie überlebte mit Verbrennungen von 55 Prozent. Jetzt steht sie unter Polizeischutz, weil die Familie des Mannes sie noch immer nicht in Ruhe lässt und ihr die gemeinsamen Kinder entziehen will. Ein Fall von vielen, denn statistisch stirbt alle 36 Stunden eine Frau in Argentinien durch häusliche Gewalt. Im Macholand Argentinien stieß jeder, der diese Gewalt ansprechen wollte, bis vor kurzem auf eine Mauer des Schweigens.
    Doch jetzt schreien es Frauenorganisation heraus. Mit Massendemonstrationen gegen den „Femizid“ (Frauenmorde) stehen sie auf. Zehntausende waren im November gekommen, um zu demonstrieren. Im März zum Internationalen Frauentag waren es noch mehr. Die Kampagne „Ni una menos“, was so viel wie „Keine mehr“ bedeutet, formierte sich als neue lautstarke Bewegung. Ausgehend von Argentinien greift sie auf andere Teile Lateinamerikas über.
    Die Weltspiegelreportage folgt den starken Frauen bei ihrer Arbeit in einer Machowelt, die in den Städten, aber vor allem auf dem Land ungebrochen scheint. Auch in Peru. Wie selbstverständlich Gewalt gegen Frauen ist, zeigt ein noch immer nicht ganz aufgearbeiteter Fall von staatlicher Gewalt. Über Jahre hatte die Regierung von Peru indigene Frauen ohne ihr Wissen sterilisieren lassen. Esperanza, eine Bäuerin aus dem Norden Perus, wurden 1996 Nahrungsmittel und Vitamine angeboten – tatsächlich aber wurde sie unter Narkose gesetzt.
    Als sie aufwachte, litt sie unter extremen Schmerzen im Unterleib. Man hatte sie sterilisiert. Zwangssterilisationen hatte sich der peruanische Staat einfach herausgenommen – als Mittel gegen Bevölkerungswachstum. Die Weltgesundheitsorganisation führte Peru in einem Bericht von 2013 auf Platz drei der Länder mit der höchsten Zahl von weiblichen Gewaltopfern. Michael Stocks besucht mit seinem Team die neuen Revolutionärinnen, bringt uns ihre Welt nahe und begleitet den Kampf der Frauen gegen die Unterdrückung im Macholand. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.06.2017Das Erste
  • Folge 29 (30 Min.)
    Diese Menschen müssen mit dem täglichen Wahnsinn des amerikanischen Gesundheitssystems kämpfen: Jessica leidet an Multipler Sklerose. Sie ist unheilbar krank und musste wegen ihrer hohen Arztrechnungen Privat-Insolvenz anmelden. Etwa 40 Prozent der Amerikaner haben Schulden aufgrund von Arzt- oder Krankenhausrechnungen. Paula Hill ist Krankenschwester. Meile für Meile klappert sie Siedlungen im armen Südwesten Virginias ab und behandelt kostenlos nichtversicherte Kranke. Sie sagt ganz klar: Gesundheit ist in den USA ein Luxusgut. Für viele unbezahlbar. Und da ist der Anästhesist Dr. Keith Smith, der sagt: Kein Patient weiß, welche Rechnung ihn am Ende eines – egal wie kurzen – Krankenhausaufenthalts erwartet.
    Viele Kliniken fordern astronomische Summen. Echter Wettbewerb? Fehlanzeige. Dabei gibt kein Land der Welt mehr für die Gesundheitsversorgung seiner Bürger aus als die USA. Über 3 Billionen Dollar. Knapp 10.000 Dollar sind das pro Kopf und damit doppelt so viel wie Deutschland. Trotzdem liegen die USA weltweit bei der Lebenserwartung weit hinten. Egal, um welche Krankenversicherung sich die Politiker in Washington streiten: Das eigentliche Problem ist das amerikanische Gesundheitssystem – überteuert und ineffizient. Den Preis dafür zahlen die Kranken. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.07.2017Das Erste
  • Folge 30 (30 Min.)
    Sie besitzen tschechische Pässe, sprechen die tschechische Sprache, haben in Tschechien ihre Wurzeln und ihre Heimat – und doch fühlen sie sich nicht als Tschechen: Rund 20.000 tschechische Staatsbürger bekennen sich heute zur deutschen Nationalität, ein kleiner Rest der ehemals drei Millionen, die vor Krieg und Vertreibung hier gelebt haben. Wir reisen quer durchs Land, vom Böhmerwald bis nach Schlesien, und schauen uns um unter der deutschen Minderheit in Tschechien: Wie leben die Menschen heute, was verbindet sie, was bedeuten ihnen ihre deutschen Wurzeln – und wie schauen die Tschechen auf „ihre“ Deutschen? Seit der Wende können Minderheit und Mehrheit wieder frei aufeinander zugehen. Alte Ängste verblassen – und die junge tschechische Generation entdeckt ein Stück Geschichte neu. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.08.2017Das Erste
  • Folge 31 (30 Min.)
    Guirguis Fawzy ist ein typischer Vertreter der christlichen Gemeinde in Ägypten: Mittelstand, erfolgreich und im ganzen Land vernetzt. Der Kopte lebt mit seiner Familie in Suhag nördlich von Luxor in einer traumhaften Nillandschaft. Er handelt mit Holz. Viele seiner Verwandten leben in Großstädten wie Kairo und Alexandria. Guirguis Fawzy sagt von sich selbst, er sei in erster Linie Ägypter, also Teil einer arabischen Nation, und in erst in zweiter Linie sei er Christ. Auch das ist typisch für die Kopten in Ägypten, die sich eben nicht als Religionsgemeinschaft definieren, sondern die nationale Identität hervorheben.
    Das wird allerdings von muslimisch-extremistischen Kräften in Ägypten immer wieder in Frage gestellt. Die jüngsten Angriffe auf Kopten am Palmsonntag mit knapp 50 Toten sind ein Beispiel dafür. Es kommt allerdings auch immer wieder zu Mob-artigen Angriffen, weil mal angeblich eine Muslima zum christlichen Glauben konvertiert ist, oder angeblich heimlich Kirchen in Appartements eingerichtet werden. Die Spannungen zwischen Muslimen und Christen sind in den vergangen Jahren gewachsen.
    Die Regierung unter al-Sisi versucht die Gewalt zu unterbinden, was ihr nicht immer gelingt. Deshalb setzten die Christen mehrheitlich auf al-Sisis autoritären Regierungsapparat und nehmen Repressionen hin, solange sie im Gegenzug Sicherheit bekommen. Aber die jüngsten Ereignisse lassen Zweifel aufkommen. Die „Weltspiegel-Reportage“ porträtiert Guirguis Fawzys Familie in Suhag auf dem Land und in Kairo in der Großstadt und zeigt ein typisches christliches Familienleben in Ägypten. Kopten sind stolz auf ihre Tradition. In Suhag zum Beispiel leben Mönche in dem „Roten Kloster“, das einer der wenigen noch erhaltenen byzantinischen Bauten weltweit ist.
    Guirguis Fawzys Familie ist mit dem Kloster eng verbunden, hat dort einen Schreinerei-Workshop eingerichtet. Zudem handelt die Familie mit Muslimen, so dass gezeigt werden kann, dass auf der geschäftlichen Ebene die interreligiösen Beziehungen kein Problem darstellen. Im Privaten auch nicht. Es gibt praktisch keine koptische Familie, die nicht mit muslimischen Nachbarn befreundet wäre. Extremisten drohen das jahrtausendealte gute Verhältnis in Ägypten zu zerstören. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.08.2017Das Erste
  • Folge 32 (30 Min.)
    Das Great Barrier Reef im Nordosten Australiens ist ein einzigartiger Lebensraum. Nirgendwo sonst auf der Welt, gibt es ein so großes, zusammenhängendes System aus Inseln und Korallenbänken. Die Korallenbänke sind nicht nur von einmaliger Schönheit, sie sind vor allem auch die Kinderstube der Fische. Hier werden sie geboren, hier werden sie groß, von hier aus ziehen die Fische in die unendlichen Weiten des Ozeans. Deswegen sind die Korallen so wichtig für das Leben im Meer. Doch das Great Barrier Reef ist in Gefahr. Ungewöhnlich starke Wirbelstürme haben verheerende Schäden an den Korallen verursacht. Ist der Klimawandel schuld? ARD-Korrespondent Philipp Abresch und das Fernseh-Team machen sich auf eine Reise entlang des Great Barrier Reefs.
    Sie treffen auf die beiden Rentner Keith und Helen, die jedes Jahr mit ihrem Campingwagen aus Melbourne hoch in den tropischen Norden Australiens fahren, um hier zu überwintern. Gemeinsam entdecken sie den unendlichen Reichtum der Unterwasserwelt am Great Barrier Reef. In Townsville und Airlie Beach trifft das Filmteam auf engagierte Umwelt-Aktivisten, die versuchen, das Riff zu retten. Schließlich besucht Philipp Abresch die Forschungsstation Lizard Island. Die Insel war einst ein Unterwasserparadies. Nach Zyklonen und Korallenbleiche findet sich nur noch wenig Leben am Meeresgrund. Die Forscher sind skeptisch: „Wenn es so weiter geht, hat das Great Barrier Reef keine Chance. Aber es ist noch nicht zu spät.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.08.2017Das Erste
  • Folge 33 (30 Min.)
    Seit 2014 wurden in Indien 28 Menschen von selbsternannten Kuhschützern ermordet. Die Opfer waren fast alle Muslime, die Täter Hindu-Fundamentalisten. Sie können es nicht ertragen, dass Muslime Rindfleisch essen. In ihren Augen ist das ein Sakrileg, da Kühe für Hindus heilige Tiere sind. Immer bizarrer wird in Indien der Streit um die heilige Kuh geführt, immer brutaler werden die Übergriffe. Zuletzt äußerte sich sogar Premierminister Modi – selbst ein Hindu-Nationalist – mehrfach öffentlich und sagte, dass dieser Streit die Kraft habe, die multireligiöse Gesellschaft Indiens zu sprengen.
    Junaid kam vom Einkaufen in der Hauptstadt Neu Delhi. Zusammen mit seinen Brüdern saß der 16-Jährige im Juni dieses Jahres in einem Vorortzug. Die Jugendlichen hatten ein paar Besorgungen für das bevorstehende Ende des Ramadan gemacht. Plötzlich kamen junge Hindu-Extremisten auf die muslimischen Brüder zu. Sie warfen ihnen vor, Rindfleisch zu transportieren. Das ist in Indien nicht nur ein Sakrileg, sondern in vielen Bundesstaaten auch ein Verbrechen.
    Doch die jungen Muslime trugen kein Fleisch bei sich. Trotzdem griffen die Hindu-Extremisten an. 22 Mal stachen sie mit Messern auf Junaid ein. Der Junge verblutete auf dem Bahnsteig. Für seine „Weltspiegel“-Reportage hat ARD-Südasien-Korrespondent Peter Gerhardt die Familie der Opfer besucht. Er war unterwegs mit „Kuhschützern“, die in Selbstjustiz Rindfleischschmuggler aufspüren wollen, um sie gewaltsam zur Rechenschaft zu ziehen. Im Gespräch mit dem weltweit ersten Minister für „Kuh-Wohlfahrt“ fragt er nach den Hintergründen der exzessiven Verehrung der Wiederkäuer.
    Gerhardt zeigt auch das andere Indien. Vor allem im Süden des Landes machen Säkulare und Linke mobil gegen die fortschreitende Hinduisierung des Landes. So wird eine Hochzeitsfeier im Bundesstaat Kerala fast schon zum Widerstandsakt, weil den 2.000 Gästen dort ganz selbstverständlich Rindfleisch serviert wird. Die „Weltspiegel“-Reportage zeigt, wie zerrissen und zerstritten das Land und seine 1,3 Milliarden Einwohner sind über die Frage, wie heilig die Kuh denn nun sein soll. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.09.2017Das Erste
  • Folge 34 (30 Min.)
    Man sieht sie nicht und fast haben die Menschen sie vergessen – Irlands grüne Grenze. Aber bald schon könnte diese Grenze die Insel wieder scharf durchtrennen. Wo Flüsse mäandern, kurvige Landstraßen Wiesen und Wälder durchziehen, da verläuft die 500 km lange Grenze zwischen Irland und der britischen Provinz Nordirland. Sie teilt Dörfer, Farmland, Flüsse und Seen. Im blutigen Bürgerkrieg zwischen irischen Nationalisten und britischen Unionisten wurde im Grenzgebiet um die Zukunft der nordirischen Unruheprovinz gebombt und getötet. Heute – fast 20 Jahre nach dem Friedensabkommen, gibt es keine bewaffneten Grenzkontrollen mehr, keine Betonblockaden, keinen Zoll.
    Aber wenn der Brexit kommt, wird zwischen Irland und dem britischen Nordirland die EU-Außengrenze verlaufen. Sie wird wieder trennen, was gerade mühsam zusammenwächst. Die Erinnerung an die Toten des blutigen Bürgerkrieges liegt plötzlich wieder wie ein Schatten über der Region, weckt erneut Misstrauen. Und die Sorge vor dem Wiederauflodern von Terror und Gewalt – wenn der Brexit die Insel teilt. Der Nordire Eugene Reaves verlor 1982 in einer Nacht drei Brüder. Kaltblütig erschossen von einer protestantischen Terrorgang – weil sie Katholiken waren. Jeden Tag, seit Jahrzehnten, kämpft Eugene für Gerechtigkeit und dass die Mörder zur Verantwortung gezogen werden.
    Und Geschichte kann sich wiederholen, fürchtet Reaves. Damit das nicht passiert, hat Europa bisher viel Geld gezahlt. „Friedensgeld“ nennen die Menschen hier die Milliarden, die aus Brüsseler Töpfen nach Nordirland fließen. Gelder, mit denen Straßen gebaut, grenzüberschreitende Projekte bezahlt und Farmen subventioniert werden. Was wird aus dem Frieden, wenn das Geld nach dem Brexit ausbleibt? Was, wenn die Touristen nicht mehr kommen, die Hoffnung und Wohlstand nach Nordirland tragen? Und was, wenn Zölle die historisch magere Wirtschaft bremsen? Nordirland hat durch den Brexit viel zu verlieren. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.09.2017Das Erste
  • Folge 35 (30 Min.)
    Scharen von Glücksrittern haben sich in den Osten Madagaskars aufgemacht, in der Hoffnung, das große Los zu ziehen. Es geht um Saphire, durch die dort viele Menschen zu etwas Wohlstand kommen wollen. Sie schürfen in immer neuen Minen nach den begehrten Edelsteinen, die nirgendwo sonst diese Qualität haben und von denen es auf der Insel im Indischen Ozean so viele gibt wie sonst nur in Brasilien. Dafür werden große Waldgebiete abgeholzt. Selbst der Didy-Nationalpark ist vor den Eindringlingen nicht sicher, eine Lemurenart ist inzwischen bedroht. Das Geschäft wird von Ausländern kontrolliert.
    Sie schicken jeweils ein paar hundert Arbeiter los, die sie für sehr wenig Geld schuften lassen. Die Steine müssen die Arbeiter natürlich abliefern. Dennoch versuchen die Männer manchmal, die Händler auszutricksen und kleine Fundstücke zu behalten. Die Ausbeutung der Region ist zwar komplett illegal, aber die Regierung tut nichts dagegen. Afrika-Korrespondentin Sabine Bohland hat sich auf eine nicht ungefährliche Reise ins Hinterland Madagaskars gemacht, der zweitgrößten Insel der Welt. Sie geht auf die Suche nach den Profiteuren und den Verlierern des Saphir-Fiebers. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.09.2017Das Erste
  • Folge 36 (30 Min.)
    Shanghai hat den größten Hafen und das längste U-Bahn-Netz der Welt. Die Wirtschaft bietet scheinbar unendliche Möglichkeiten. Die Skyline wächst in immer neue Höhen. Der Shanghai Tower ist mit über 600 Metern das zweithöchste Gebäude der Welt. In der chinesischen Megastadt ist nahezu alles größer und schneller als anderswo. Die 23 Millionen Einwohner müssen Schritt halten. ARD-Korrespondent Mario Schmidt begleitet Menschen in Shanghai durch ihren Alltag. Li Langbin, der Hafenarbeiter, Li Yinfeng, der über die Sicherheit in der U-Bahn wacht und die 25-jährige Dai Meng, die auf dem Weg zum Star ist, sind Gesichter dieser dynamischen Metropole. Sie zieht weltweit Unternehmer an, die hier in Shanghai ihre Chance wittern.
    Der Jungunternehmer David Li kehrt aus den USA zurück, weil er sich mit seinem Start-Up für autonomes Fahren hier am Puls der Zeit fühlt. Die Wolkenkratzer im Stadtviertel Pudong stehen für Chinas wirtschaftlichen Aufstieg. Nicht weit entfernt verschwinden die historischen Viertel, die die wechselvolle Geschichte des einstigen Paris des Ostens überdauert haben und noch von der Kolonialzeit, der japanischen Besatzung oder Maos Kulturrevolution zeugen. Herr Xi stemmt sich gegen die Modernisierung und will sein gut 100 Jahre altes Shikumen-Haus nicht verlassen, auch wenn die meisten seiner Nachbarn schon gegangen sind. Das Tempo der Megastadt bestimmt alles und jeden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.10.2017Das Erste
  • Folge 37 (30 Min.)
    Auf den ersten Blick ist Alaska ein Abenteuerland, bekannt für seine Naturwunder. Doch auf den zweiten Blick ist Alaska auch ein US-Bundesstaat, der in besonderer Weise von den Folgen des Klimawandels herausgefordert wird. Die von Eskimos bewohnte Insel Shishmaref versinkt im wahrsten Sinne des Wortes nach und nach im Meer. Heftige Stürme und Erosion haben Häuser ins Meer stürzen lassen. Die Insel schrumpft jedes Jahr um mehrere Meter, in 30 Jahren wird sie voraussichtlich verschwunden sein. Der 19-Jährige Esau Sinnok ist in Shishmaref aufgewachsen und macht als Umweltaktivist auf das Schicksal seines Dorfes aufmerksam. Ausgelöst wurde sein Engagement durch den Unfalltod seines Onkels.
    Er brach auf der Jagd mit seinem Schlitten im Eis ein, weil das Eis zu dünn geworden war. Doch Donald Trump bezeichnete den Klimawandel als „Erfindung der Chinesen“. Als Präsident machte er einen bekennenden Klimawandel-Skeptiker zum Chef der Umweltbehörde und ließ Forschungsgelder in Milliardenhöhe streichen. So wird die Arbeit von Wissenschaftlern wie Eran Hood bedroht. Er weist nach, wie schnell ein riesiges Gletschergebiet schmilzt und erforscht die Auswirkungen auf Alaskas Wale. USA-Korrespondent Jan Philipp Burgard zeigt, wie hart der Klimawandel Alaska trifft und wie die Menschen dort mit existenziellen Bedrohungen umgehen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.10.2017Das Erste
  • Folge 38 (30 Min.)
    Trauminsel, Urlaubsparadies vieler deutscher Touristen, Ankunftsort Hunderttausender Flüchtlinge und Territorium der Mafia: Das alles ist Sizilien, die größte Insel im Mittelmeer, die zu Italien gehört. Aber wem gehört die Insel? Die „Weltspiegel-Reportage“ von Ellen Trapp zeigt, wie die Sizilianer leben. Oder versuchen, zu überleben: Ob im aktiven Kampf gegen die Cosa Nostra, die Mafia, wie die Mitstreiter der Bewegung „Addiopizzo“ oder einfach stillschweigend und in ständiger Angst. Denn die Cosa Nostra beherrscht die Insel in nahezu allen Bereichen, in Wirtschaft, Politik, Kultur – sogar mit den Flüchtlingen machen sie lukrative Geschäfte, beuten sie aus, verdienen an ihren Unterkünften. Doch es gibt mutige Sizilianer, die sich der Mafia entgegen stellen.
    In diesem Jahr jährt sich zum 25. Mal der Mord an dem Richter Giovanni Falcone, Symbolfigur des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität. Paolo Borsellino, sein Kollege und Mitstreiter, fiel wenige Wochen nach ihm einem Attentat zum Opfer. Ihr tragischer Tod ist jedoch auch die Geburtsstunde der Bürgerbewegung im Kampf gegen die Mafia: Mit dem Tod Falcones und Borsellinos beginnt die Geschichte der Antimafia-Bewegung und ihrer Freiwilligen-Organisationen in Italien. Ellen Trapp zeigt in ihrer „Weltspiegel-Reportage“ eine Insel von faszinierender Schönheit, auf der jedoch Ausbrüche an der Tagesordnung sind: ob nun von Vulkanen, Flüchtlingen oder Sizilianern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.10.2017Das Erste
  • Folge 39 (30 Min.)
    Sie sind schön, stark, und schwach zugleich. Die Reportage begleitet zwei Frauen, deren Lebenswege zeigen, was es bedeutet, heute Frau zu sein in Russland. Swetlana Medwedewa kämpft, mit den Vereinten Nationen an ihrer Seite, vor Gericht gegen Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Sie will Kapitänin werden auf einem Passagierschiff auf der Wolga. Die Qualifikation dafür hat sie längst. Aber der Beruf ist ihr versperrt, denn sie müsste zuvor als Schiffsmechanikerin arbeiten – einer von über 450 Berufen, die Frauen per Gesetz in Russland verwehrt sind. Sie dürfen nicht Metrofahrerin, Schreinerin oder Bergarbeiterin werden.
    Erreicht Swetlana ihren Traum? Jewgenia Zakhar ist Tätowiererin. Sie tätowiert freiwillig Frauen, die Stich- und Schussnarben haben. Narben, die Männer ihnen zugefügt haben. Jedes Jahr sterben in Russland mehr als 14.000 Frauen an häuslicher Gewalt. Aus den Narben macht Jewgenia Kunst. Wie verändern sich die Frauen, wenn sie ein Tattoo auf der Narbe tragen? Ein Film über die Einsamkeit und die Grenzerfahrungen vieler russischer Frauen – und ihr Leben in einem patriarchalen Land, das sich von sowjetischen Idealen der Gleichheit zwischen Mann und Frau entfernt hat. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.11.2017Das Erste
  • Folge 40 (30 Min.)
    Drei Hubschrauber donnern über den Urwald von Amazonien. An Bord acht bis an die Zähne bewaffnete Männer in Tarnuniform. Auf einer Lichtung werden sie runtergehen und das Überraschungsmoment so gut wie möglich nutzen. Die stärkste Waffe der Eliteeinheit der brasilianischen Naturschutzbehörde. Sie sind die einzigen, die sich den illegalen Goldgräbern, der Holzmafia oder den Schlägertrupps der Großgrundbesitzer in Brasilien entgegen stellen. Ein fast aussichtsloser Kampf. Zu groß die Aufgabe, viel zu wenig Geld und noch weniger Rückendeckung vom Staat, denn der ist beeinflusst von den Großgrundbesitzern.
    So schrumpft die Waldfläche immer schneller. 2016 stieg der „Waldverlust“ – wie es im UN-Bericht heißt – um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Das Ergebnis sind riesige Wunden im Amazonas-Urwald. Wunden, die die Eliteeinheit bei ihren Flügen jedes Mal sieht. Das ARD-Team war mit ihnen im Dschungel unterwegs. Waren dabei wie die Elitekämpfer illegale Goldgräber-Camps hochnehmen und Holzfäller – ohne jedes Unrechtsgefühl – stellen. Eine beeindruckende Reportage vom Kampf der bewaffneten Umweltschützer in Amazonien. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.11.2017Das Erste
  • Folge 41 (30 Min.)
    Es ist das teuerste Investitionsprojekt in der Geschichte der kanadischen Provinz British Columbia – der gigantische Staudamm Site C. Ab 2025 soll er Wasser und Strom liefern. Am Ende würde das Projekt rund acht Milliarden Euro kosten, schon heute arbeiten 2000 Arbeiter auf der Megabaustelle. Doch wird der Staudamm jemals fertiggestellt? Sein Nutzen ist sehr umstritten, viele Ureinwohner würden ihre Heimat verlieren, ihr Land würde im Wasser verschwinden – sie könnten nicht mehr jagen, fischen, sich versammeln. Sie wollen Widerstand leisten. Doch mit der neuen Regierung in British Columbia steht das Projekt möglicherweise sowieso vor dem Aus.
    Sie glaubt vor allem, der Strom von Site C würde überhaupt nicht gebraucht, das Projekt sei eine gigantische Fehlinvestition. Über ein halbes Jahr hat das New Yorker ARD Team Betroffene begleitet. Ken und Arleen Boon, enteignete Farmer am Peace River, Clarence von den West Mobile First Nations, der um seine Jagd und Fischgründe fürchtet und Helder Martins, den Baggerführer, der seinen gut bezahlten Job behalten will. Die „Weltspiegel-Reportage“ zeigt, wie sie feiern, leiden und kämpfen, wie sie bei den Anhörungen vor Ort für ihre Sache streiten und wie sie die mit Spannung erwartete Entscheidung der Regierung aufnehmen: Hop oder Top – oder nur ein Aufschub? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.12.2017Das Erste
  • Folge 42 (30 Min.)
    Anfang 2017 hat Finnland ein großes Sozial-Experiment gestartet, auf das die ganze Welt schaut: 2000 Finnen erhalten monatlich 560 Euro, ohne Auflagen – ein bedingungsloses Grundeinkommen. Finnland testet in der Praxis, was vielfach diskutiert wird. Ist das das bedingungslose Grundeinkommen die Lösung für zahlreiche gesellschaftliche Probleme und Veränderungen? ARD-Korrespondent Clas Oliver Richter durfte einige der Auserwählten in ihrem neuen Alltag begleiten – einer von ihnen ist Juha Järvinen. Sein Betrieb für Fensterrahmen ging pleite, als ein Kunde einen Großauftrag nicht bezahlte. Jetzt ist der 38-Jährige arbeitslos, aber den ganzen Tag voll beschäftigt: Kochen für seine sechs Kinder, Trommeln bauen, Holz hacken.
    Und ein Gästehaus für Künstler, ein „ARTbnb“, plant er nun auch. Das alles geht nur, weil er monatlich vom Staat, ohne Bedingungen, Geld bekommt und seine Frau als Krankenschwester arbeitet. Anderen fällt der Umgang mit der Situation nicht so leicht. Chancen können auch anstrengend sein. Mit dem Praxis-Test möchte der finnische Staat herausfinden, was das Grundeinkommen bei Arbeitslosen bewirkt. Welche Schlüsse lassen sich für den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft ziehen? Wie verändert es das Leben der Betroffenen? Wissenschaftliche Ergebnisse werden 2019 erwartet, aber schon heute gibt es Überraschungen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.01.2018Das Erste
  • Folge 43 (30 Min.)
    Kamukunji ist nicht irgendein Stadtteil von Kenias Hauptstadt Nairobi. Es ist die Gegend, in der die muslimischen Zuwanderer aus Somalia leben – und die Gegend, in der die somalische Terrormiliz al-Shabaab ihr Unwesen treibt. Clive Wanguthi hat den Kampf gegen sie aufgenommen. Wir werden hier nur Frieden haben, wenn wir Al-Shabaab vertreiben. Wenn ihr etwas über Terroraktivitäten erfährt, dann müsst Ihr zur Polizei gehen!“, fordert er seine Mitbürger auf. Clive Wanguthi war jahrelang ein Krimineller, vor dem die Menschen in Kamukunji Angst hatten. Dann hat ein traumatisches Erlebnis Clives Leben verändert. Heute ist der Muslim dankbar, seiner Gemeinde etwas Positives geben zu können. Sein Wort hat hier Gewicht, er kümmert sich, läuft regelmäßig mit anderen Männern Patrouille, um mögliche Al-Schabaab-Aktivität frühzeitig zu erkennen.
    Er organisiert Friedens-Demonstrationen gegen die Terroristen und versucht, die Bevölkerung und die Polizei zusammen zu bringen. In Kamukunji wollen sie sich abgrenzen gegen die Islamisten aus dem Nachbarland Somalia. Seit langer Zeit sind die Terroristen auch in Kenia aktiv. Sie schüren immer wieder mit Anschlägen Wut und Angst. Für Muslime in Kenia bedeutet dies offene Anfeindungen, wachsendes Misstrauen der christlichen Bevölkerungsmehrheit und regelmäßige Polizei-Razzien. ARD-Korrespondentin Sabine Bohland hat Clive Wanguthi begleitet und zeigt, wie er sich dem Terror entgegenstellt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.02.2018Das Erste
  • Folge 44 (30 Min.)
    Sie gilt in Europa als „Superfood“ und hat wegen ihres Nährstoffreichtums ein durchweg positiv besetztes Image: die Avocado. Prominente veröffentlichen Avocado-Kochbücher und bei Veganern gilt die Frucht seit Jahren als umweltbewusste Alternative zu Fleisch. Doch in Chile, einem der weltweiten Hauptanbaugebiete, ist mit der Avocado Wassermangel verbunden, Menschenrechtsvergehen und eine unökologische Logistikkette verbunden.? In der Provinz Petorca werden seit jeher Avocados angepflanzt. Zunächst von Kleinbauern, doch seit dem weltweiten Avocado-Boom in den 90ern stieg die Produktion schlagartig an.
    Seitdem beherrschen Großgrundbesitzer den Avocado-Markt in Petorca und benötigen dafür jede Menge Wasser. Für ein Kilo, also drei Avocados, werden bis zu 1.000 Liter Wasser verbraucht – ein Vielfaches mehr als für ein Kilo Tomaten oder Kartoffeln. Die Region leidet unter akutem Wassermangel. Der Klimawandel verschärft diesen noch. Die Flussbetten sind seit Jahren vertrocknet, Tanklastwagen bringen Trinkwasser zu notleidenden Familien – während nebenan auf den Agrargroßbetrieben tausende Hektar Avocado-Haine mit künstlichen Staubecken bewässert werden.
    Rodrigo Mundaca hat die NGO Modatima gegründet. Er kämpft für das von der Uno garantierte Recht auf Wasser, dem sich auch Chile verpflichtet hat. Eine Untersuchung aus der Luft hatte im Jahr 2012 ergeben, dass durch 64 Pipelines unterirdisch Flusswasser abgezweigt wurde – offenbar, um Avocdo-Felder zu bewässern. Seit die Aktivisten von Modatima ihre Kritik öffentlich äußern, bekommen sie Morddrohungen. Und: In Chile ist Wasser seit der Pinochet-Diktatur 1981 ein Wirtschaftsgut und de facto in Privatbesitz.
    Wer am meisten bietet, bekommt Wasserlizenzen, meist sogar auf Lebenszeit. Auch wenn dies womöglich drastische Konsequenzen für das Ökosystem haben kann. Hinzu kommt eine miserable Ökobilanz der Avocado. Auf Frachtschiffen wird sie klimatisiert und gepolstert nach Europa transportiert. Danach reifen die Früchte in einer Fabrik in Rotterdam, wo das „Superfood“ essfertig für deutsche Supermärkte behandelt wird. „Europa will sich gesund ernähren – auf unserem Rücken“, sagt Mundaca. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.03.2018Das Erste
  • Folge 45 (30 Min.)
    Anflug auf Tarawa, die Hauptinsel von Kiribati. Spült der Klimawandel jemals Land von der Karte, dann hier – im Pazifikstaat an der Datumsgrenze. Die Menschen hier lebten lange am, mit und vom Wasser. Jetzt kämpfen sie gegen das Wasser. Uwe Schwering und das Team des ARD-Studios Tokio reisen an Orte, die die dort lebenden Menschen flüchten lassen. Für den „Weltspiegel“ erzählen die Filmemacher deren Geschichten. Maria Kabiriera knüpft Pflanzen-Matten und zählt nach, wie oft sie wegen der Fluten schon umgezogen ist: „Viermal haben wir unsere Hütten versetzt“, erzählt sie.
    „Die Wellen sind direkt bis ins Haus geschwappt. Wir haben Angst, dass die großen Wellen wiederkommen und unser Heim zerstören.“ Der Ozean frisst die Insel auf. Bei Ebbe liegt der Küstensockel frei, eine Korallenwüste. Bis vor 15 Jahren standen hier noch Palmen am Strand. Die Palmen sind weg, der Strand auch, stellenweise über hunderte Meter. Fidschi liegt drei Flugstunden entfernt. Fidschi ist nicht nur flach, hier gibt es auch Berge.
    Kiribatis Ex-Präsident hat auf Fidschi für knapp neun Millionen Dollar Land gekauft – für sein Volk. Das brachte ihm viel Publicity im Klima-Kampf und seinen Leuten ein Gefühl von Sicherheit. „Wir müssen uns doch überlegen: wohin?“ sagt er. „Bauen wir Inseln, leben wir auf schwimmenden Inseln oder ziehen wir anderswo hin?“ Er will sein Land evakuieren, wenn das Wasser steigt. Eine radikale Lösung. Denn wer Kiribati einmal verlässt, muss lernen, weit weg vom Meer neu zu leben.
    Etwa als Bauer im bergigen Tropenwald. Die immer häufiger überfluteten Marshall-Inseln zu verlassen, ist für Staatschefin Hilda Heine keine Option. Zu viele Einwohner leben nach den Atomtests der US-Amerikaner seit den 1960er Jahren als Migranten im eigenen Land. Sie wissen, wie es sich anfühlt, heimatlos zu sein. Die steigenden Fluten bedrohen sie doppelt. Ihre Häuser werden fortgespült und der Beton-Sarkophag, der die strahlende Hinterlassenschaft der Amerikaner abschirmen soll, ist undicht, so dass Plutonium entweicht.
    Trotzdem lässt sich Hilda Heine nicht unterkriegen. „Man kann ja leicht die Hoffnung verlieren – aber das können wir uns nicht leisten. Der Klimawandel raubt mir auch nicht den Schlaf. Ich denke positiv und sage: Wenn wir es schaffen können, dann lasst es uns tun.“ Die Staatschefin ist unermüdlich, wenn es darum geht, die Gefahren zu entschärfen und das Leben immer wieder neu an die steigenden Fluten anzupassen. Sie lässt Flutwälle und -mauern bauen, setzt auf Sandvorspülung und Landgewinnung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.03.2018Das Erste
  • Folge 46 (30 Min.)
    Rendani Nethengwe hält eine blutige Patrone in seiner Hand, der Ranger hat sie eben aus dem leblosen Elefantenkörper herausgeschnitten. „Es ist traurig“, sagt er. „Wilderer zerstören die Zukunft unseres Landes – die Tiere sind unser Kapital, sie bringen Touristen und damit Geld ins Land.“ Nethengwe ist einer der erfahrensten Ranger im südafrikanischen Krüger Nationalpark und für den Schutz der Tiere in jeder Hinsicht verantwortlich: Mal ist er im Kampf gegen die Wilderer im Einsatz – mal mit dem Tierarzt Peter Buss unterwegs. Und der ist zurzeit sehr besorgt um die Elefanten im Park.
    Denn vor kurzem hat er ein totes Tier untersucht und in den Blutproben den menschlichen Tuberkulose-Erreger entdeckt. „Das könnte eine große Bedrohung unserer Elefanten sein“, sagt er. Regelmäßig nimmt er nun Blutproben der Tiere. Zu den seltensten Tieren im Krügerpark aber gehören die Wildhunde. Und hier gibt es eine gute Nachricht. „Wir haben jetzt wieder eine richtig große Gruppe hier im Park“, sagt Antoine Marchal. Antoine Marchal ist Zoologe, aus vielen Einzeltieren hat er eine neue Gruppe zusammengestellt.
    Normalerweise funktioniert das nicht. Es könnte in einem blutigen Gemetzel enden – oder eben doch als glückliche Familie. Überleben jedenfalls können Wildhunde nur in großen Jagdgemeinschaften. Es ist ein Experiment um die selten gewordenen Tiere vor dem Aussterben zur retten. Die Reportage begleitet Ranger Nethengwe, Tierarzt Peter Buss und den Zoologen Antoine Marchal auf ihren Streifzügen – bei der Betäubung eines Elefanten für den Tuberkulose-Check, bei der Jagd nach Wilderern und bei der Beobachtung des Familienlebens der Wildhunde. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.04.2018Das Erste

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