Staffel 3, Folge 1–2

Staffel 3 von „Was Deutschland bewegt“ startete am 13.01.2020 in Das Erste.
  • Staffel 3, Folge 1 (45 Min.)
    In Deutschland stehen etwa 9.400 schwerkranke Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Seit Jahren ist Deutschland außerdem das einzige Land, das über die Stiftung Eurotransplant mehr Organspenden aus dem Ausland bekommt als es anbietet. Der Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn (CDU) will die Organspende neu regeln. Im Januar 2020 soll der Bundestag über die vorgeschlagene Widerspruchslösung abstimmen. „45 Min“ hat Ärzte begleitet, die Menschen bei Organtransplantation und -entnahme behandeln, retten oder verabschieden müssen. Ein ungewöhnlicher Blick hinter die Kulissen, um die Frage zu beantworten: Was steckt hinter dem Organmangel hierzulande? Das Filmteam ist unterwegs mit einem Entnahmeteam: Es ist noch dunkel, als der Chirurg mit dem Flugzeug landet.
    Er hat zwei große Styroporboxen dabei, für je einen Lungenflügel. Eurotransplant hat ihn informiert, dass es einen Organspender gibt. Kurz nach ihm kommen noch zwei weitere Entnahmechirurgen in diese Klinik. Sie wollen das Herz und die Leber des Spenders entnehmen. Die Angehörigen des Spenders haben nach einem Gespräch mit einem Transplantationsbeauftragten der Entnahme zugestimmt.
    Nun muss es schnell gehen. Der Chirurg entnimmt die Lunge aus dem Körper des Spenders. Er hat jetzt acht Stunden Zeit, um es rechtzeitig wieder in den OP-Saal der Medizinischen Hochschule Hannover zu schaffen. Dort wartet schon die Patientin. „Emotional sind wir abgeschirmt. Wir sehen keine Angehörigen und kommen, wenn alles schon vorbereitet ist“, sagt der Mediziner. „Aber ich glaube, jeder Chirurg sollte im OP nochmal nachdenken und dem Spender für das Organ danken.“ Verstorbenen Patienten Organe entnehmen, um diese dorthin zu bringen, wo sie anderen Menschen das Leben retten können, das ist der Job der Entnahmeärzte.
    Welche Bedingungen finden sie vor Ort vor? Haben die Neuerungen im Transplantationsgesetz tatsächlich dazu geführt, dass mehr kleine Kliniken Organspender melden? Gibt es mehr Geld, mehr Räume und mehr Transplantationsbeauftragte? Autorin Antje Büll durfte Chirurgen und Transplantationskoordinatoren begleiten, um ihre emotionale, herausfordernde Arbeit rund um die Organentnahme und Transplantation zu dokumentieren. Deutschland gehört in Europa zu den Schlusslichtern, was die Zahl der Organspender pro Kopf betrifft.
    Dabei steht ein Großteil der Bevölkerung laut Umfragen der Organtransplantation positiv gegenüber. Mitte Januar 2020 stimmt der Bundestag über die Widerspruchslösung ab. Tritt sie in Kraft, würde jeder Hirntote zum Organspender werden, wenn er dem nicht zu Lebzeiten widersprochen hat. Dadurch soll die Zahl der Organspenden in Deutschland erhöht werden. Es gibt Experten, die daran zweifeln, dass diese Maßnahme gegen den Organmangel helfen kann. Sie fordern sogar darüber hinaus, dass, wie in anderen europäischen Ländern auch, Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand zu Spendern werden können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.01.2020Das Erste
  • Staffel 3, Folge 2 (45 Min.)
    Rund 47.000 Heilpraktiker gibt es in Deutschland. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit, denn ihre Methoden gelten vielen als „sanft“ und „natürlich“. Doch: Für die Ausbildung zum Heilpraktiker gibt es keine verbindlichen Standards. Anders als Ärzte absolvieren Heilpraktiker eine Schmalspurausbildung, in der Regel sehen sie dabei keinen einzigen Patienten. Für die Zulassung reicht ein Hauptschulabschluss, die angehenden Heilpraktiker müssen lediglich eine Überprüfung beim Gesundheitsamt bestehen, die einen Multiple-Choice-Test und eine mündliche Prüfung umfasst.
    Zu den naturheilkundlichen und anderen alternativen Verfahren, die sie später in ihren Praxen anwenden, werden sie gar nicht geprüft. Wer die Überprüfung besteht, hat enorme Befugnisse: Heilpraktiker dürfen Spritzen setzen und Infusionen anlegen. Es ist ihnen gesetzlich erlaubt, Diagnosen zu stellen und selbst schwere Krankheiten wie Krebs zu behandeln. Das kann zu tragischen Behandlungsfehlern führen: Im Juli 2016 starben die Niederländerin Joke K. und zwei weitere Patienten, nachdem ihnen ein deutscher Heilpraktiker während einer alternativen Krebstherapie eine gefährliche Chemikalie verabreicht hatte.
    Vor dem Landgericht Krefeld wird er wegen fahrlässiger Tötung in drei Fällen verurteilt. Das Aufsehen erregende Verfahren wirft ein Schlaglicht auf eine Berufsgruppe, über deren mangelhafte Ausbildung kaum jemand etwas weiß – und die zudem von den Behörden kaum kontrolliert werden kann. Ein gefährlicher Sonderfall im deutschen Gesundheitswesen. Filmautorin Claudia Ruby ist es gelungen, einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen einer Branche zu werfen, die es so in keinem anderen westlichen Industrieland gibt: Warum dürfen Heilpraktiker in Deutschland Kranke behandeln, obwohl sie keine adäquate medizinische Ausbildung haben? Warum lassen sich jedes Jahr Millionen von Patienten mit Verfahren behandeln, von denen viele erwiesenermaßen nicht helfen oder sogar schaden? Wieso haben Heilpraktiker enorme Freiheiten, während alle anderen Bereiche des Gesundheitswesens streng reguliert sind? Und: Was muss die Politik tun, damit Heilpraktiker nicht zur Gefahr für ihre Patienten werden? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.11.2020Das Erste

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