2017, Folge 192–206

  • Folge 192 (30 Min.)
    Spätestens 2022 geht das letzte deutsche Kernkraftwerk vom Netz. Bis dahin werden knapp 30 000 Kubikmeter hoch radioaktiver Atommüll entstanden sein. Doch ein Endlager ist nicht in Sicht. Bei Castortransporten wird nach wie vor heftig protestiert. Doch wie und wo können wir den Atommüll der nun einmal da ist für alle Zeiten lagern? Experten fahnden auf einer sogenannten „weißen Landkarte“ nach einem sicheren Endlager. Es ist eine umstrittene Premiere: Zum ersten Mal wird hoch radioaktiver Atommüll auf einem deutschen Fluss transportiert. Auf dem Neckar finden in diesem Jahr fünf Castortransporte statt vom stillgelegten AKW Obrigheim zum Zwischenlager Neckarwestheim mit mehr als 300 Brennelementen.
    Das ruft auch Atomkraftgegner auf den Plan, die Mahnwachen und Demonstrationen entlang der Castor-Strecke abhalten. Doch inzwischen sind die Gegner innerlich geradezu zerrissen. Wogegen soll sich ihr Protest jetzt richten? Denn der Atommüll lässt sich nicht weg demonstrieren. Der hoch radioaktive Abfall aus mehr als 50 Jahren ziviler Nutzung der Kernenergie in Deutschland wird noch viele Generationen beschäftigen. Die Suche nach einem Endlager wird immer dringlicher, denn die gegenwärtige oberirdische Zwischenlagerung birgt zahlreiche Risiken.
    Die neue Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) soll die „weiße Landkarte“ mit Inhalt füllen und einen Endlager-Standort finden. Eine Mammut-Aufgabe, denn die Anforderungen an ein unterirdisches Endlager sind hoch: gewappnet gegen Naturkatastrophen, Klimawandel, Terroranschläge und vor allem sicher für eine Million Jahre, selbst wenn die Castorbehälter irgendwann zerfallen sind. Kann es einen solchen Ort in Deutschland überhaupt geben? Und natürlich sollte das Endlager auch so der Wunsch der Politik die volle Zustimmung der Bevölkerung erhalten.
    Ist dieses verzweifelt gesuchte „perfekte Endlager“ also nur ein Hirngespinst und schon die Bezeichnung Endlager Augenwischerei? Hangeln wir uns letztlich bloß von einem Zwischenlager ins nächste? In Schweden ist man in Sachen atomares Endlager schon ein gutes Stück weiter. Hier gibt es sogar einen Wettstreit darum, wer das Atommüll-Problem lösen darf. Die Gemeinde Östhammar, zwei Stunden nördlich von Stockholm, soll ihn nun bekommen, den gesamten Atommüll Schwedens. Aus deutscher Sicht erstaunlich: Die Bevölkerung von Östhammar kann den Baubeginn kaum erwarten. „planet e.“ zeigt, was dahintersteckt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.07.2017ZDF
  • Folge 193 (30 Min.)
    Die Bayer AG kauft den Gentechnikspezialisten Monsanto. Dieser Mega-Deal könnte die Zukunft der Landwirtschaft erheblich verändern. Doch zu wessen Gunsten? Während die einen vor allem Gefahren für die Sorten- und Artenvielfalt und die kleinbäuerliche Landwirtschaft in aller Welt sehen, preisen andere die vielfältigen Chancen, die sich aus gemeinsamer Forschung und Entwicklung ergeben könnten. Die Diskussion hat vielfältige Aspekte. Durch den Mega-Konzern entstünde eine nie dagewesene Marktbeherrschung im Saatgutsektor, sagen Kritiker. Da die gentechnischen Methoden prinzipiell auch kleineren, mittelständischen Saatgutherstellern zur Verfügung stehen, sei diese Gefahr eher gering, meint dagegen Wolf von Rhade, Chef der Firma Nordsaat.
    Pflanzeneigenschaften mit gentechnischen Methoden nahezu beliebig gestalten: Darin sehen die Befürworter der Fusion riesige Potenziale. Mit der sogenannten Gen-Schere CRISPR/​Cas9 könnten in kürzerer Zeit Nutzpflanzen hergestellt werden, die gegen Schädlinge resistent sind, höhere Erträge liefern oder besser ans Klima angepasst sind. Das macht der Leiter der wissenschaftlichen Entwicklung der Bayer-Crop-Science, Adrian Percy, deutlich. Mit herkömmlicher Züchtung wären schnelle Ergebnisse gar nicht möglich.
    Besonders in der Biobranche befürchtet man dagegen Schlimmstes. Bayer-Monsanto mache diese Methoden durch massenhafte Anwendung in Europa quasi salonfähig, genveränderte „Teufelssaaten“ würden schließlich den Markt beherrschen. Das befürchtet Felix zu Löwenstein, Vorstand des BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft). Gentechnisch veränderte Sorten sind hier ein absolutes Tabu. Doch Wissenschaftler wie der emeritierte Botanikprofessor Klaus Ammann halten diese strikte Ablehnung für falsch und zukunftsfeindlich. Wäre es nicht denkbar, dass mit Hilfe gentechnisch veränderter Pflanzen auch im Biolandbau Erträge gesteigert werden könnten? Wenn Pflanzen zum Beispiel gegen Pilzerkrankungen gentechnisch resistent sind, dann könnte der Biolandbau auch auf die zugelassenen Spritzmittel wie Kupfer verzichten.
    Könnte am Ende gar der Zusammenschluss der Bayer-Monsanto-Konzerne dafür sorgen, dass die Agrarwirtschaft – egal, ob konventionell oder ökologisch – fitgemacht wird für die Zukunft? Die „planet e.“-Dokumentation „Schöne neue Landwirtschaft?“ diskutiert diese Fragen und erörtert, wie die Zukunft der Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen internationalen Agrarmultis und regionalem Ökolandbau aussehen könnte. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.08.2017ZDF
  • Folge 194 (30 Min.)
    In deutschen Häfen werden jährlich rund 15 Millionen Container umgeschlagen. Etwa ein Fünftel davon ist mit gesundheits- und umweltschädlichen Gasen und Dämpfen belastet. Eine unsichtbare, giftige Gefahr: nicht nur für die Arbeiter, die mit den Produkten der Container in Kontakt kommen, sondern auch für die Verbraucher. „planet e.“ geht auf Spurensuche und macht auf fast unbekannte Probleme des internationalen Warenverkehrs aufmerksam. 90 Prozent des weltweiten Güterverkehrs erfolgen mithilfe von Frachtcontainern. Um zu verhindern, dass Ware durch Schädlinge und Schimmelpilze beschädigt wird, werden viele davon in den Herkunftsländern mit hochtoxischen Stoffen wie Phosphorwasserstoff und/​oder Brommethan begast.
    Dieses Verfahren ist Vorschrift, um das Einschleppen von Pilzen und Insekten aus anderen Teilen der Erde zu verhindern. Allerdings gelten je nach Herkunftsland unterschiedliche Maßstäbe beim Einhalten dieser Regeln, die dadurch verwässert werden. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Während der Container um die halbe Welt reist, entsteht häufig ein gefährlicher Chemie-Cocktail im Inneren.
    Denn neben den verwendeten, toxischen Begasungsmitteln dünsten viele Waren hochgiftige Industriechemikalien aus. Die Palette an diesen Stoffen ist groß, und es existieren keine Vorschriften zu deren Kennzeichnung. Eine immense Gefahr für Arbeiter und Verbraucher in Europa. Containerterminal Hamburg. „planet e.“ ist mit einem Kamera-Team vor Ort, als ein Messgerät der Zollbeamten Alarm schlägt. Der Container muss auf die Seite. Alle Lüftungsschlitze sind verklebt, ein klares Zeichen dafür, dass dieser Behälter begast wurde. Mit was genau und wie stark, kann der Beamte nur raten.
    Container mit Textilen, Schuhen, Elektronikprodukten und Autoteilen sind fast immer schadstoffbelastet. Bei jeder fünften Fracht ist die Konzentration so hoch, dass ein gesundheitliches Risiko besteht. Der Zoll untersucht in Stichproben und ist nur für die Sicherheit seiner eigenen Mitarbeiter zuständig. Der Großteil der Importcontainer wird nicht routinemäßig auf Giftgase untersucht. Wer aber von den vielen Logistikern, Händlern und Produzenten nimmt sich dieses Problems wirklich an? Prof. Xaver Baur von der Charité in Berlin beschäftigt sich seit Jahren mit Unfällen durch Containerbegasung und deren medizinischen Auswirkungen auf den Menschen.
    Er hat verschiedene Studien dazu durchgeführt und berät unter anderem die WHO auf dem Gebiet der Gesundheitsgefährdung durch Importcontainer. Er schätzt die Dunkelziffer der Vergiftungsfälle hoch ein, sowohl bei Arbeitern als auch bei Verbrauchern. Viele der Gase dringen durch die Verpackungen und nisten sich über Wochen und Monate in die Waren ein. Die Toxikologin Prof. Dr. Lygia Therese Budnik vom Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin in Hamburg hat das Ausgasen verschiedener Produkte untersucht.
    Nahezu alle Schuhcontainer überschritten die Grenzwerte verschiedener giftiger Chemikalien um ein Vielfaches. Wie gefährlich diese Industriechemikalien sein können, zeigt das Beispiel von Arbeitern in Südkorea. Dort sind etwa 200 Fälle von Arbeitern dokumentiert, die an Leukämie oder Tumoren erkrankten. Sie alle arbeiteten in den Halbleiter- und LCD-Displaywerken der großen Elektronikhersteller. „planet e.“ fragt: Wie gefährlich sind die Gase aus den Containern? Welche Risiken bestehen für Arbeiter und Verbraucher? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.08.2017ZDF
  • Folge 195 (30 Min.)
    Die Ernährung ist zu einem gefährlichen Abenteuer geworden. Überall lauern Produkte, die uns angeblich dumm und krank machen. „Frei von …“-Lebensmittel sind der Renner. Was steckt dahinter? Vor allem das im Getreide vorkommende Gluten und die aus der Milch stammende Laktose stehen unter dem Verdacht, der Gesundheit zu schaden. Viele Hersteller von Nahrungsmitteln reagieren auf die Angst der Konsumenten und bieten gluten- und laktosefreie Produkte an. Der Umsatz von „Frei von …“-Lebensmitteln steigt stetig an. Selbst Nahrungsmittel, die von Natur aus frei von Gluten und Laktose sind, werden als solche ausgelobt und teurer als die herkömmliche Variante verkauft.
    Spezial-Diäten sind zu einem regelrechten Hype geworden. Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören offenbar zum guten Ton, Intoleranzen liegen im Trend. Sicher gibt es Unverträglichkeiten und Allergien gegenüber bestimmten Lebensmitteln. Doch leidet nur ein geringer Anteil der Bevölkerung daran. Beispiel Laktose-Intoleranz: Betroffene vertragen keinen Milchzucker, da ihnen ein Enzym zum Abbau dieses Zuckers fehlt. 2015 lag der Umsatz mit laktosefreien Produkten bei 285 Millionen Euro. Erstaunlich, da doch nur etwa ein Fünftel der Menschen in Deutschland als laktoseintolerant gilt.
    Die meisten Konsumenten der „Minus-L“-Produkte, nämlich 80 Prozent, vertragen Laktose sehr gut, kaufen aber dennoch laktosefrei. Die Glutenunverträglichkeit, auch Zöliakie genannt, kommt bei rund einem Prozent der Bevölkerung vor. Ungeachtet dessen konnte hierzulande der Umsatz mit glutenfreien Produkten innerhalb eines Jahres um mehr als 20 Prozent gesteigert werden. Im Jahr 2015 erreichte er 89 Millionen Euro. Überdies macht seit einiger Zeit die Weizensensitivität von sich reden. Eine Arbeitsgruppe der Uniklinik Mainz fand heraus, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Weizens, die sogenannten ATIs, bei Menschen mit chronischen Entzündungen, wie etwa Rheuma, zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen.
    Aber: Gesunden können diese ATIs nichts anhaben. Nichtsdestotrotz gerät insbesondere Weizen auch bei gesunden Menschen immer stärker in Verruf. Vor allem die modernen Züchtungen seien problematisch, so die Weizengegner. Wissenschaftler der Universität Hohenheim kommen in ihren Untersuchungen zu anderen Resultaten. Woher kommt die Hysterie beim Essen? „planet e.“ nimmt den „Frei von …“-Trend unter die Lupe und fragt nach, wie begründet die Angst vor manchen Lebensmitteln wirklich ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.08.2017ZDF
  • Folge 196 (30 Min.)
    Sie sollen das Klima retten, die Luft rein halten und die heimische Fahrzeugindustrie zukunftssicher machen. Aber: Sind unsere Stromnetze für Millionen von Elektroautos überhaupt gerüstet? Für die Politik sind Elektrofahrzeuge Hoffnungsträger im Kampf gegen steigende CO2-Werte und hohe Feinstaub- und NOx-Belastungen. Doch Experten warnen: Unsere Leitungsinfrastruktur droht durch den steigenden Stromverbrauch zu kollabieren. Im Vergleich zu den rund 45 Millionen konventionellen Fahrzeugen, die in Deutschland gemeldet sind, liegen die Zahlen von zugelassenen Elektroautos derzeit bei gut 40 000. Doch das könnte sich schnell ändern.
    Die Automobilhersteller haben angekündigt, beim Elektroauto im großen Stil einzusteigen. Bis 2025 möchte Daimler zwischen zehn und 25 Prozent der Produktion auf Elektrofahrzeuge umgestellt haben. VW plant, ab diesem Zeitpunkt eine Million Elektroautos pro Jahr zu verkaufen. Die Autohersteller machen das auch, um den ab 2021 von der EU vorgegebenen Ausstoß von 95 g CO2/​km für ihre gesamte Modellflotte einzuhalten.
    Kommt das alles so, wären schon in zehn Jahren einige Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen. Alle diese Fahrzeuge brauchen Strom, um ihre Batterien aufzuladen. Wenn viele E-Fahrzeuge gleichzeitig laden wollen, entstehen erhebliche Probleme für das Stromnetz, vor allem in Städten und Wohngebieten, weil unsere Stromnetze oft noch aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen. Kaum geeignet, massenhaft und gleichzeitig hohe Strommengen an Individualverbraucher zu verteilen.
    Zwar hat das Bundesverkehrsministerium für den Ausbau der Ladenetze 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Aber Experten erwarten, dass für die zukünftige Elektromobilität deutschlandweit mindestens 70 000 normale Ladestationen und 5000 Schnelllader gebraucht werden. Die 300 Millionen Euro aus dem Dobrindt-Ministerium werden da nicht ausreichen. Offen ist, wer für den Ausbau der fehlenden E-Infrastruktur zur Kasse gebeten wird. Schließlich fragen Fachleute, ob man überhaupt alle 45 Millionen Benziner- oder Dieselfahrzeuge durch Elektroautos ersetzen soll.
    Manche Verkehrswissenschaftler plädieren nicht nur der fehlenden Strom-Infrastruktur wegen – dafür, die Anzahl der Autos radikal zu reduzieren. „planet e.“-Filmautor Manfred Kessler zeigt unter anderem am Beispiel von Stuttgart, was zukünftig auf das Stromnetz einer Stadt zukommen könnte. Er und sein Team haben auch Oslo besucht, um herauszufinden, wie man dort mit der E-Infrastruktur umgeht. Schließlich ist Oslo die Stadt mit den meisten Elektroautos weltweit. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.09.2017ZDF
  • Folge 197 (30 Min.)
    Das Insektensterben in Deutschland nimmt dramatische Formen an. Welche Folgen hat dies für die Umwelt, und welche Lösungen gibt es? Das Sterben der Insekten löst eine Kettenreaktion aus. Auch die Vögel sind dann bedroht, weil es immer weniger Nahrung für sie gibt. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen Jahren um 57 Prozent verringert. Einige Arten sind regional völlig verschwunden. Wer in den 80ern mit dem Auto auf Straßen zwischen Feldern und Wäldern fuhr, der hatte schnell ein Problem: Die Windschutzscheibe war voll mit toten Insekten, die Sicht schlecht. Heute ist dies nicht mehr so.
    Was sich erst mal wie eine positive Nachricht für Autofahrer anhört, ist in Wirklichkeit ein deutliches Zeichen für eine erschreckende Entwicklung: Insekten sterben aus. Für den Menschen ein Problem. Ohne „Bestäuber“ können zahlreiche Lebensmittel nicht mehr oder nur unter kostenintensiven Umständen produziert werden. Die Ernährung von Millionen Menschen ist in Gefahr. Es ist ein schleichender Prozess, aber die Entwicklung ist dramatisch. Allein die Biomasse der Insekten Nordrhein-Westfalens hat sich, dies ergaben Messungen an 88 Standorten, um über 80 Prozent verringert.
    Ein Wert, der sich allein auf die vergangenen 15 Jahre bezieht. Noch nie wurde ein solcher Verlust beobachtet auch nicht zu Zeiten von DDT-Einsatz in der Landwirtschaft. Und wo keine Insekten mehr sind, da sind auch bald keine Vögel mehr. Der Wiedehopf zum Beispiel ist kaum noch zu sehen. Professor Peter Berthold, Deutschlands wohl bekanntester Ornithologe, ist über die Situation schier verzweifelt. Seine Empfehlung an die Bevölkerung: „Hängen Sie das ganze Jahr über Meisenknödel auf, da sonst viele Vögel verhungern. Gerade im Frühling, wenn es auch noch den Nachwuchs zu versorgen gilt.“ Doch wo liegen die Ursachen für das Insektensterben? „planet e.“ geht auf Spurensuche.
    Schnell wird klar: Es gibt nicht nur einen Grund. Ganz vorn dabei: die Intensivierung der Landwirtschaft. Immer größer werden die Flächen, immer mehr Monokulturen entstehen. Strukturreiche Landschaften werden vernichtet, Biotope zerstört. Auch der Einsatz von Pestiziden ist problematisch. Selten werden die realen Lebensverhältnisse bei Insekten berücksichtigt, dadurch wird die erlaubte Dosis viel zu hoch bemessen. Zusammen mit der Veränderung der Kulturlandschaften haben insbesondere die Spezialisten unter den Insekten wegen des Klimawandels kaum Zeit zur Anpassung und sterben aus.
    Der Einsatz großer Mengen von Dünger, die zunehmende Lichtverschmutzung in unseren Städten und der stetig anwachsende Verkehr geben den Insekten den Rest. Wie Landschaften ohne Insekten aussehen, zeigt „planet e.“ beim Besuch in der chinesischen Provinz Sichuan. Diese ist nicht nur für ihre Pandas bekannt, sondern auch für ihre saftigen Birnen. Doch seit einigen Jahren fehlen die Bienen als Bestäuber. Menschen müssen ihre Arbeit übernehmen und bestäuben die Blüten mit kleinen Pinseln aus Entendaunen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.09.2017ZDF
  • Folge 198 (30 Min.)
    Es herrscht dicke Luft in Deutschlands Städten: Die zulässigen Grenzwerte werden nicht eingehalten. Mit drastischen Folgen: Stickoxide und Feinstaub gefährden unsere Gesundheit. Die Umweltzonen werden immer größer, doch die Stickoxide lassen sich nicht eindämmen. Viele Bürger sind verunsichert, wie es weitergeht. Neue Konzepte müssen her, neue Antriebe für unsere Autos. Verkehrsplaner landauf und landab rätseln: Warum haben die Umweltzonen in den Städten nicht zu durchschlagendem Erfolg geführt? Die Zahlen des Umweltbundesamtes sind ernüchternd: 2016 haben rund 57 Prozent der verkehrsnahen Messstationen in Städten den Grenzwert für Stickoxide überschritten.
    Zöge man die strengeren Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation heran, wäre dies eine Bankrotterklärung für den deutschen Umweltschutz: 77 Prozent der 374 Messstationen in Deutschland halten die Empfehlungen der WHO nicht ein. Am Neckartor in Stuttgart lag die Stickoxid-Belastung bei durchschnittlich 82 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – und damit mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch Stationen in München, Reutlingen, Kiel, Köln und Hamburg überschritten den Grenzwert bei Weitem.
    Stickoxide sind unsichtbar – und eine Gefahr für die Gesundheit. Sie können Kopfschmerzen, Schwindel und sogar Atemnot auslösen. Für Asthmatiker ist das Abgas besonders problematisch. Bei zu hohen Konzentrationen steigt das Risiko für Schlaganfälle. Das Fazit: Menschen an viel befahrenen Straßen sterben rein statistisch deutlich früher als Menschen in frischer Landluft. Forscher wie Prof. Dr. med. Barbara Hoffmann von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben Fallzahlen in einer Studie mit 41 000 Probanden belegt. Die Ursachen für den Feinstaub sind vielfältig: Auch Ruß aus Kaminen, Staub aus der Landwirtschaft, von Baustellen, oder sogar der Abrieb von Autobremsen und -reifen beeinflussen die Messwerte deutlich.
    Zukunftsforscher Lars Thomsen aus Zürich stellt in „planet e.“ die These auf, dass der Verbrennungsmotor sich nicht mehr lange halten wird, nicht nur, seit Volvo den Ausstieg aus der Dieseltechnologie verkündet hat. Er sieht in den nächsten vier Jahren einen Punkt erreicht, an dem mehr Elektrofahrzeuge verkauft werden als Autos mit Verbrennungsmotor. Aber dies allein reicht nicht aus: Der Individualverkehr braucht neue Ideen, damit die Großstädte nicht kollabieren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.09.2017ZDF
  • Folge 199 (30 Min.)
    Die Werbung für Kosmetik macht große Versprechungen. Aber „faltenfrei“ und „strahlend schön“ ist nicht mehr genug jetzt wird an das ökologische Gewissen der Verbraucher appelliert. Die Produkte sind „natürlich“, „bio“, „vegan“ und seit Neuestem auch „fair“. Was ist dran an diesen Versprechen? Sind die Produkte wirklich besser für die Umwelt und die Haut? Oder ist das alles nur ein raffinierter Etikettenschwindel? Doch was genau steckt eigentlich in Kosmetik? Prof. Martina Kerscher von der Universität Hamburg warnt vor blindem Vertrauen in Versprechen der Hersteller. Nicht jedes Kosmetikpröbchen, das in der Einkaufstüte landet, muss ausprobiert werden.
    Wer zu viel Kosmetik benutzt, schadet seiner Haut. Vor allem das riesige Angebot im Drogeriemarkt sorgt für Verwirrung: Manche Produkte tragen vier oder fünf verschiedene Siegel, auf vielen Packungen machen Aufdrucke von natürlichen Inhaltsstoffen wie Honig oder Wörter wie „natürlich“ oder „natural“ den Eindruck von Naturkosmetik obwohl ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigt, dass sie nur aus synthetischen Stoffen bestehen. Fast ein Fünftel der deutschen Teenager ist nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung mit seinem Aussehen nicht glücklich. Der Anteil der Unzufriedenen liegt damit höher als in jeder anderen Altersgruppe.
    Der Drang zur Selbstoptimierung beginnt immer früher, und die Bereitschaft der 2,6 Millionen weiblichen Teenager im Land, für die Schönheit Geld auszugeben, wächst. Ihre erste Wimperntusche kaufen sich junge Mädchen heute kurz vor ihrem zwölften Geburtstag. Dann Kajalstift, Lippenstift, Grundierung, Rouge. Ein Riesenmarkt, den die Kosmetikindustrie nur allzu gern bedient. Deutschland führt den europäischen Beauty-Markt an mit 13,3 Milliarden Euro Gesamtumsatz. „planet e.“ geht der Frage nach, wie der Verbraucher im Siegel- und Versprechungs-Dschungel der Kosmetik überhaupt noch durchblicken kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.10.2017ZDF
  • Folge 200 (30 Min.)
    Edel und exquisit: Die Deutschen entdecken die feine Teekultur. Für erstklassige Blätter zahlen Kunden hierzulande hohe Preise. Doch die indischen Teepflücker leben in bitterer Armut. Das Geschäft mit dem Tee machen andere. Die Teearbeiter profitieren von dem Boom in Deutschland nicht. Viele leben in schäbigen Baracken. Ohne sauberes Trinkwasser und ohne Toiletten. Und sie müssen hochgiftige Pestizide auf den Plantagen versprühen. Vor allem Kinder sind von den Folgen betroffen, erklärt Professor Anup Kumar Das von der Universitätsklinik in Dibrugarh: „Die Lebens- und Arbeitsbedingungen schädigen die Babys schon im Mutterleib. Die Kinder in den Teeplantagen sind schlecht ernährt, im Wachstum verzögert, und die Kindersterblichkeit ist hoch.“ Das Gift aus den Plantagen landet aber auch in den Tassen deutscher Verbraucher.
    In indischem Tee aus deutschen Supermärkten findet „planet e.“ bis zu acht verschiedene Pestizide. Viele dieser Stoffe sind so gefährlich, dass sie in Deutschland nicht zugelassen sind. Zertifizierer werben dagegen für ihren Tee aus kontrolliertem Anbau. Der sei fair für die Arbeiter und gut für die Umwelt. Aber stimmt das auch? „planet e.“ ist unterwegs auf Plantagen in den indischen Regionen Darjeeling und Assam. Und deckt teils erschreckende Zustände auf. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.10.2017ZDF
  • Folge 201 (30 Min.)
    Exotische Früchte werden schon seit vielen Jahren in deutschen Supermärkten angeboten. Doch nicht selten trügt der schöne Schein der beliebten Produkte. Südfrüchte werden als Hochglanzprodukte präsentiert: makellos, frisch und vor allem billig. Weniger als zwei Euro kostet eine Ananas im Schnitt. Das ist nur möglich, weil in den Anbauländern gespart wird: bei Löhnen und an gesundheitlich vertretbaren Anbaumethoden. Doch es findet auch ein Umdenken statt: Viele Supermärkte haben inzwischen erkannt, dass mit Nachhaltigkeit Geld zu verdienen ist.
    Fast alle Ketten haben sich ökologischen Gütesiegeln verschrieben, die für sozialverträglichen Anbau und sparsamen Pestizid-Einsatz stehen. Aber anhand von Costa Rica, dem größten Ananas-Produzenten der Welt und wichtigsten Südfrucht-Produzenten für den deutschen Markt, zeigt sich, dass es mit solchen Versprechungen nicht immer weit her ist. Gerade in dem Land, das viele als Ökoparadies bewundern, klagen Plantagenarbeiter über fehlende Arbeitnehmerrechte, über Hautausschläge und Kopfschmerzen, ausgelöst von Pestiziden und Herbiziden.
    Im Zentrum des Ananas-Anbaus, nordöstlich der Hauptstadt San José, versorgen Tanklaster Dörfer regelmäßig mit sauberem Trinkwasser, weil das Grundwasser dort mit giftigem Bromacil verseucht ist, ein in der EU längst verbotener Unkrautvernichter. Im Norden des Landes bedrohen riesige Ananas-Plantagen traditionelle Kleinbauern in ihrer Existenz, und auch im Südwesten breiten sich konventionelle Bananenfelder immer weiter aus. Darüber soll möglichst nicht berichtet werden auch das Team von „planet e.“ wurde in seiner Arbeit massiv behindert.
    Aber es gibt auch Farmer, die sich mit neuen Anbaukonzepten selbstständig gemacht haben. Ihr Ziel: Qualität für den deutschen Markt durch weniger Gift und mehr Zeit zum Reifen. Diese Produkte sind zwar deutlich teurer, aber sie finden ihre Abnehmer: Deutsche Supermärkte vertreiben Qualitäts-Ananas aus Costa Rica für 3,50 Euro das Stück ein Preis, der für die meisten deutschen Verbraucher eigentlich erschwinglich sein müsste.
    Auch die Biosparte wächst kontinuierlich an in Costa Rica. Doch Bio-Ananas und Bio-Bananen benötigen ebenfalls riesige Flächen, Monokulturen mit allen bekannten Folgen für das Ökosystem. Die Recherchen von „planet e.“ zeigen deutlich: In Costa Rica klaffen die Gegensätze weit auseinander. Dem Image als grünes Paradies, das als globales Ökovorbild gilt, stehen widersprüchliche Fakten gegenüber: Laut Studien der Nationaluniversität Costa Ricas hat das Herkunftsland unserer Südfrüchte immer noch den größten Pestizid-Eintrag pro Hektar weltweit.
    „planet e.“ kauft daher konventionelle Ananas aus Costa Rica in deutschen Supermärkten und lässt sie untersuchen. Wie viel Gift lässt sich auf den Früchten nachweisen? Für die Verbraucher steht schon jetzt fest: Egal ob konventionell, ob fair oder bio ganz ohne Nebenwirkungen sind Südfrüchte wie Ananas und Bananen nicht zu haben. „planet e.“ über die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Billigangeboten von tropischen Früchten, über das Machtverhältnis zwischen Handel und Produzenten und die schwierige Suche nach guten Alternativen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.10.2017ZDF
  • Folge 202 (30 Min.)
    Windkraft – sauber, aber hoch umstritten: Ärgernis im Landschaftsbild, Lärmhorror in Ortsnähe, Albtraum für Vogelschützer. Die Folge: Akzeptanzverlust. Wie geht es weiter mit der Windkraft? Die Bürger für die Windkraft gewinnen das kann gehen, wenn möglichst viele Menschen am Gewinn teilhaben können. Mit Bürgerwind-Gesellschaften. Sie werden bevorzugt genehmigt. Doch die Profis der Branche nutzen Schlupflöcher und tricksen die Bürger aus. Bürgerwind-Gesellschaften müssen deutlich weniger Genehmigungen vorweisen und haben damit geringere bürokratische Hürden.
    Das Ziel: Die Bürger sollen sich an der Windkraft beteiligen und von den Erlösen profitieren. Doch nach Recherchen von „planet e.“ geht diese Rechnung nicht auf. Im jüngsten Genehmigungsverfahren haben auf den ersten Blick unterschiedliche Bürgerenergiegesellschaften einen Zuschlag bekommen. Doch 37 davon haben denselben professionellen Projektentwickler. Profis nutzen offenbar die Bevorzugung der Bürgerwind-Gesellschaften aus, um an lukrative Aufträge zu kommen an den Bürgern vorbei.
    Das ärgert Susanne Kirchhof aus Schleswig-Holstein schon lange. Aus ihrer Sicht sind Windräder kein Beitrag zum Klimaschutz, sondern dienen allein dem Profit der Betreiber, kritisiert die Vorsitzende des Vereins „Gegenwind“ in Schleswig-Holstein. Ihr selbst wurde ein Windpark vor die Nase gesetzt. Seither kämpft sie mit ihrer Familie mit dem Lärm und befürchtet gesundheitliche Folgen durch den nahe gelegenen Windpark. Der Bürger sei vollkommen außen vor, bemängelt Kirchhof die Umsetzung der Energiewende.
    Zudem sei die Windkraft massiv subventioniert, und die Kosten trage der Bürger über die hohen Strompreise. In der Tat laufen die Kosten für die Energiewende seit Jahren aus dem Ruder. Seit 2017 steuert die Politik dagegen: Nun gibt es keine festen Vergütungen für Strom aus Wind mehr. Wer Windparks bauen will, muss jetzt an Ausschreibungen teilnehmen. Es ist ein Wettbewerb um die geringsten Kosten. Die Politik will damit die Windenergie an ein marktwirtschaftliches System heranführen. Damit erhofft man sich auch sinkende Strompreise.
    Doch diese Ausschreibungsrunden sind hart. Unternehmen müssen sämtliche Genehmigungen für ein Projekt vorweisen ohne zu wissen, ob es am Ende zum Zuge kommt oder nicht. Damit gehen sie ein hohes unternehmerisches Risiko ein. Genehmigungen sind zudem teuer. Die Folge: Das Tempo, neue Windparks zu errichten, ist deutlich rückläufig. Ein Rückschlag für die Energiewende. Die Dokumentation beschreibt, in welcher Misere die Windkraft derzeit steckt und fragt nach Lösungswegen, damit die Energiewende schneller als bisher vorankommt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.10.2017ZDF
  • Folge 203 (30 Min.)
    Ratten-Alarm in Deutschland. In vielen Städten breiten sie sich immer weiter aus. Experten warnen: Der Kampf gegen die Nager wird langwierig und teuer. Ratten übertragen gefährliche Krankheiten, gegen zahlreiche Gifte sind sie inzwischen resistent. Viele Menschen konsumieren Lebensmittel gern unterwegs. So landen immer mehr Essensreste auf der Straße. Das zieht Ratten an. Schädlingsbekämpfer beklagen, dass die Jagd auf Ratten immer komplizierter werde. Ein Grund ist eine EU-Verordnung, die eigentlich gut gemeint war: Durch sie sollte verhindert werden, dass zu viel Rattengift in die Umwelt gelangt und Menschen beziehungsweise andere Tiere durch ausgelegtes Gift in Gefahr geraten.
    Das Problem: Vor der Verordnung konnten Schädlingsbekämpfer eigene Giftköder anfertigen, mit frischen Materialien, wie zum Beispiel Äpfeln. Jetzt sind vorgefertigte Köder vorgeschrieben, die für die Ratten oft weniger attraktiv sind. Das verlängert die Bekämpfung und macht sie teurer. Dazu kommt, dass die Gifte in manchen Fällen jetzt abgeschirmt werden müssen, etwa durch Bauzäune. Ein Mehraufwand, der kostet.
    Städte wie Berlin sind ein Eldorado für Ratten. Hier gibt es Futter in Hülle und Fülle. Und dort, wo Essen in den Straßen liegt, siedeln sich Ratten an, erklärt Schädlingsbekämpfer Mario Heising, den „planet e.“ bei seiner Arbeit in der Hauptstadt begleitet. Gerade in den Vierteln mit vielen Kneipen und Imbissen werden Ratten zur Plage. Je mehr Nahrungsangebot, desto mehr Nachkommen. Ratten leben in sozialen Familienstrukturen. Sie gelten als schlau und haben einen sechsten Sinn, der sie auch in Finsternis sicher durch Labyrinthe führt.
    Sie können drei Minuten lang tauchen und drei Tage durchgängig schwimmen. Wanderratten können bis zu 70 Krankheiten übertragen. Darunter Salmonellen, den Rattenbandwurm, Borreliose und das gefährliche Hantavirus. Forscher warnen schon länger: Die Rattenproblematik wird nicht richtig angegangen. Es fehlen valide Zahlen über das Ausmaß der Populationen. Fest steht: Weniger Ratten werden es nicht. Viele Städte wollen kein schlechtes Image bekommen, verschweigen das Problem. „planet e.“ berichtet über den schwierigen Kampf gegen die unbeliebten Nager in Deutschland. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.10.2017ZDF
  • Folge 204 (30 Min.)
    In einem aufwändigen Zweiteiler widmet sich „planet e.“ den globalen Folgen des Klimawandels. Weltweit waren die Filmemacher unterwegs, um die größten Herausforderungen aufzuzeigen. Das Klima hat sich in vielen Regionen der Erde schon bis heute dramatisch verändert. „planet e.“ begleitet einen alten Schamanen aus Grönland und einen jungen Indianer aus den USA bei ihrem Kampf für einen bewussteren Umgang mit unserer Erde. Er hat sein Leben dem Kampf gegen den Klimawandel gewidmet: Der 80-jährige Schamane Angaangaq ist weltweit unterwegs, um zu warnen.
    Seiner arktischen Heimat droht der Untergang. Er ist der „Älteste“ der grönländischen Inuit und berichtet der Welt von den dramatischen Veränderungen, die in seiner Heimat geschehen. Der gewaltige Eispanzer, der auf Grönland liegt, droht zu schmelzen. Es wäre eine Katastrophe für die ganze Menschheit. Angaangaq ist ein international gefragter Repräsentant der Inuit, und bei seinen Vortragsreisen in aller Welt schlägt er Alarm: Das Inlandeis schmilzt schneller als je zuvor.
    Von 2011 bis 2014 waren es jährlich etwa 270 Milliarden Tonnen Eis, die zu Wasser wurden. Eisfreie Gebiete heizen sich allerdings schneller auf und beschleunigen den Schmelzvorgang. Hinzu kommt die Gefahr, dass Teile des Inlandeises komplett ins Meer abrutschen. Sollte der gesamte Eispanzer Grönlands schmelzen, würde der Meeresspiegel weltweit um etwa sieben Meter steigen. Ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius könnte möglicherweise schon genügen, um diesen Prozess unumkehrbar zu machen.
    Die Heimatdörfer der Inuit, die alle an der Küste liegen, würden ein Opfer der Fluten die weltweiten Folgen wären unabsehbar. Schon heute versinken ganze Großstädte im Meer. Im amerikanischen Miami Beach liegen Straßen und Häuser gerade mal einen Meter über dem Meeresspiegel. Immer häufiger steigt das Wasser aus den unterirdischen Kanälen auf und flutet die ganze Stadt. Hunderte Millionen von Dollar werden in Pumpen und Dämme investiert. Ganze Straßenzüge werden angehoben. Aber spätestens Hurrikan „Irma“ hat gezeigt: Auch mit viel Geld lassen sich Küstenstädte nicht vor den Folgen des Klimawandels schützen.
    Was bedeutet das für die Länder, die zu den ärmsten der Welt zählen wie Bangladesch? Überschwemmungen zerstören regelmäßig gewaltige Landstriche und damit die Lebensgrundlage für unzählige Familien. Viele verlassen ihre Heimat andere versuchen mit ungewöhnlichen Ideen, irgendwie zu überleben: „Schwimmende Gärten“ sind ein solches Projekt. Auf Wasserhyazinthen und Kompost wird Gemüse angebaut.
    Steigende Meeresspiegel sind dann keine Gefahr. Doch kann das Land so seine Ernährungsprobleme lösen? Und Bangladesch ist nur ein Beispiel. Schließlich führt der Klimawandel auf allen Kontinenten dazu, dass ganze Ernten vernichtet werden oder in bestimmten Regionen Landwirtschaft unmöglich wird. Die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung sehen Experten in großer Gefahr. Manche meinen, dass der Klimawandel auch neue Anbaugebiete erschließen könnte. Demnach hätte Sibirien das Potenzial, einst vielleicht zur Kornkammer der Welt zu werden.
    Tatsächlich gehen derzeit gewaltige Veränderungen im Norden Russlands vor sich. Doch die verheißen derzeit gar nichts Gutes. Mit Paul Overduin geht „planet e.“ auf Expeditionsreise nach Sibirien. Der Forscher des Alfred-Wegener-Instituts ist regelmäßig am Ufer des Nordpolarmeeres unterwegs. Dort lässt sich besonders gut beobachten, welche Auswirkungen steigende Temperaturen auf das Meer und den Permafrost-Boden haben. Sibirien versinkt im Schlamm. Das ewige Eis taut.
    Schneller als je zuvor. Die große Sorge der Forscher: Unmengen an CO2 und Methangasen könnten freigesetzt werden, die den Klimawandel noch weiter beschleunigen. Denn: Allein auf der Nordhalbkugel ist ein Viertel der Landmassen von Permafrost geprägt unfassbare 23 Millionen Quadratkilometer. Der grönländische Schamane Angaangaq ist die zentrale Figur in dieser Dokumentation, die die ganz wesentlichen Themen des globalen Klimawandels aufgreift. Experten nehmen Stellung und ordnen ein: Welche Veränderungen erleben wir schon heute? Was bedeutet das für die Zukunft? Und was können wir eigentlich noch tun? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.11.2017ZDF
  • Folge 205 (30 Min.)
    In einem aufwändigen Zweiteiler widmet sich „planet e.“ den globalen Folgen des Klimawandels. Weltweit waren die Filmemacher unterwegs, um die größten Herausforderungen aufzuzeigen. Das Klima hat sich in vielen Regionen der Erde schon bis heute dramatisch verändert. „planet e.“ begleitet einen alten Schamanen aus Grönland und einen jungen Indianer aus den USA bei ihrem Kampf für einen bewussteren Umgang mit unserer Erde. Der Klimawandel wird vor allem die junge Generation mit voller Wucht treffen. Der 17-jährige Klimaaktivist Xiuhtezcatl Martinez reist um die ganze Welt, prangert die Verursacher der Klimakatastrophe an und ruft zum Handeln auf.
    Sein Charisma und seine Klugheit haben den jungen Mann mit aztekischen Wurzeln zu einem weltweit geachteten Kämpfer gegen den Klimawandel werden lassen. Mit Liedern und Vorträgen setzt er ein Zeichen gegen unsere Fahrlässigkeit im Umgang mit der Natur. Für Xiuhtezcatl Martinez ist es ein Warnzeichen: Der Klimawandel ist nun auch in seiner Heimat, den Rocky Mountains im Herzen der USA, angekommen. Auf einem Ausritt mit einem Freund beobachtet der 17-jährige Klimaaktivist alarmierende Veränderungen: Vor wenigen Jahren lag Ende Mai auf 3000 Meter Höhe noch Schnee, die Flüsse waren vielfach mit Eis bedeckt.
    In diesem Jahr aber zieht eine gespenstisch anmutende Wärme über das Hochland, der Schnee ist geschmolzen für Xiuhtezcatl ein fühlbares Zeichen der Klimaerwärmung, die unsere Welt stärker verändern wird als jeder menschliche Eingriff zuvor. Der Film begleitet Xiuhtezcatl auf Reisen, die er antritt, um auf die Folgen des Klimawandels für die junge Generation aufmerksam zu machen: In Washington D.C. hat er die amerikanische Regierung verklagt.
    Mit ihrer Ignoranz zerstöre sie die Zukunftschancen der Jugend. In Sydney trifft Xiuhtezcatl auf Gleichgesinnte, die gegen die rückständige Energiepolitik Australiens protestieren, das noch immer auf die klimaschädliche Kohle setzt. In seinen Liedern, Vorträgen und Interviews macht Xiuhtezcatl immer wieder Auswirkungen des Klimawandels zum Thema, die erst auf den zweiten Blick Konturen annehmen. In aller Munde sind die Erwärmung der Atmosphäre und der Anstieg des Meeresspiegels. Doch wie wirken sich die Klimaveränderungen auf die soziale Sicherheit aus, auf die globale Wirtschaft oder die Balance der Ozeane? Der Film nimmt Xiuhtezcatls Warnungen zum Anlass, bei diesen Themen genauer hinzuschauen.
    In Norwegen erforscht die deutsche Meeresbiologin Heike Vester das Verhalten der Wale und Orcas vor der Inselgruppe der Lofoten. Die Wissenschaftlerin stellt fest, dass der Klimawandel das Verhalten der Tiere bereits verändert hat. Durch die Meereserwärmung haben sich Nahrungsnetze verschoben, die Walherden suchen nach neuen Routen.
    Die hochintelligenten Meeressäuger mit ihrem feinen Sensorium senden deutliche Signale aus: Die Balance der Ozeane ist im Begriff, zu kippen, berichtet Heike Vester. Wie sich der Klimawandel auf die soziale Sicherheit weltweit auswirken kann, ist an Brennpunkten wie Uganda bereits heute zu beobachten. Das ostafrikanische Land wird sich bis zum Ende dieses Jahrhunderts voraussichtlich um vier bis fünf Grad Celsius erwärmen. Der Film zeigt traditionelle Viehhirten, die auf der verzweifelten Suche nach Wasser und Weideland in das Gebiet anderer Stämme vordringen Anlass für heftige Konflikte um die schwindenden Ressourcen.
    Und im Süden Ugandas satteln die Fischer vom Wamala-See notgedrungen auf Landwirtschaft um. Der See verdunstet regelrecht; der einstige Fischreichtum ist dahin. In Australien schließlich werden die massiven Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Wirtschaft deutlich. Der Bundesstaat Queensland etwa leidet unter zahlreicher werdenden Dürren; die Ernten fallen immer kärglicher aus. Gleichzeitig setzt Australien bei der Energieerzeugung unbeirrt auf Kohle und festigt damit seinen Ruf als einer der weltgrößten CO2-Sünder.
    Es ist ein selbstverschuldeter Teufelskreis, gegen den die 83-jährige Farmerin Wendy Bowman seit Jahren zu Felde zieht. Ihr Grundstück ist eingekreist von Kohleminen, die Unternehmen wollen sie zum Verkauf ihrer Farm zwingen doch die alte Dame will nicht weichen. Mit der Geschichte des jugendlichen Klimaaktivisten Xiuhtezcatl als rotem Faden spannt der Film einen erzählerischen Bogen rund um den Globus: Beleuchtet werden Brennpunkte des Klimawandels, die bislang nur selten im Fokus standen, obwohl die bevorstehenden Entwicklungen dramatisch sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.11.2017ZDF
  • Folge 206 (30 Min.)
    Seit Jahren zieht sich das Eis der Arktis aufgrund des Klimawandels zurück. Eine früher unzugängliche Region gibt ihre Rohstoffe frei. Der Kampf um die besten Zugänge tobt. Immer nördlicher dringen Industrienationen in die unberührten Gebiete vor, platzieren ihre Bohrinseln, Eisbrecher und Trawler beim Kampf um die besten Pfründe. Die Natur geht zugrunde. Nach dem ersten Ansturm auf die Arktis gab es eine kleine Verschnaufpause. Die internationalen Wirtschaftsnationen scheuten die hohen Kosten bei der Eroberung der Arktis, doch spätestens seit 2017 geht der Kampf um die arktischen Rohstoffe in eine neue Runde.
    Die Anrainerstaaten bringen sich in Stellung, erkunden und sichern sich die besten Plätze. Noch vor 100 Jahren bedeutete ein Vorstoß in arktische Gebiete eine lebensgefährliche Expedition der Nordpol war praktisch unerreichbar. Heute haben vor allem die Russen hochmoderne Atomeisbrecher in Betrieb. Locker brechen sie sich durch das vier Meter dicke Eis. An Bord auch das Team von „planet e.“ Das Ziel: der Nordpol.
    Ist dieser im Sommer überhaupt noch gefroren? Der Kapitän des größten Eisbrechers der Welt erzählt unserem Team exklusiv über seine Erfahrungen am Nordpol und überrascht mit neuen Plänen der Russen. Sobald die Rohstoffpreise ansteigen, können die Unternehmen sofort loslegen. Mit der „Songa Enabler“, einer hochmodernen Bohrplattform, die für den arktischen Betrieb ausgelegt wurde, lässt das Unternehmen Statoil Probebohrungen durchführen, schafft Fakten, hält den Rekord für die nördlichste Bohrung.
    Man hofft auf gigantische Ressourcen in der arktischen See. Sollte dies stimmen, dann könnte Norwegen zur führenden Ölnation weltweit werden. Dabei sind die Grenzen in der Arktis längst nicht festgeschrieben, ein Rohstoffkrieg noch lange nicht abgewendet. Der Klimawandel, der eine Förderung der arktischen Rohstoffe erst ermöglicht, stellt das empfindliche Ökosystem der Arktis zudem vor große Probleme. Eisbären sind auf eine geschlossene Eisdecke angewiesen, sie finden kaum noch Nahrung.
    Die Packeisdecke hat sich in den vergangenen 30 Jahren halbiert. Robben können ihre Jungen nur auf Eisflächen zur Welt bringen. In den eisigen Gewässern laufen alle biologischen Prozesse auf Sparflamme. Müll, der sich in der Arktis sammelt, kann nur sehr langsam abgebaut werden und vergiftet die Tierwelt. Fast alle in der Arktis untersuchten Sturmtaucher hatten große Mengen unverdaulichen Mülls in ihren Mägen vor allem Plastik.
    Jämmerlich verhungern die Seevögel, weil ihre Verdauung durch den Müll blockiert ist. Auch die Wale leiden unter dem Müll in ihren Mägen. Besonders internationale Fischtrawler sind für den Müll verantwortlich. Greenpeace sammelt ihn ein. Vor Spitzbergen schwimmt das Schiff der Umweltorganisation, die „Arctic Sunrise“. „planet e.“ begleitet die Aktivisten bei ihrem Kampf gegen die skrupellosen Fischereinationen, die mit ihren Schleppnetzen den arktischen Meeresboden auf Jahre zerstören.
    Speisefische finden in den arktischen Gewässern noch gute Lebensbedingungen, aber die See ist kalt, der natürliche Zuwachs an Fischen ist begrenzt. Der arktische Fisch wird immer leichter erreichbar, für die modernen Fischtrawler eine leichte Beute. Eine Überfischung ist programmiert, denn der Hunger nach hochwertigem Speisefisch ist ungebrochen und die Produktivität der arktischen Gewässer wegen der Kälte begrenzt. Der Kampf um die Arktis: Ist dieser einmalige Lebensraum schon verloren? „planet e.“ begibt sich auf die frostige Suche nach Antworten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.11.2017ZDF

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